Neuauflage mit gleicher EAN ab 17.10.2011
Eigentlich will die smarte Archäologin Alice Carter (Morena Baccarin) nur die Kulissen des berühmten Films "Die Zehn Gebote" ausgraben. Regisseur Cecille B. DeMille hatte diese nach Abschluss der Dreharbeiten seltsamer Weise in der Wüste vergraben lassen. Plötzlich taucht Noch-Ehemann Jesse (Adam Baldwin) am Ort des Geschehens auf und als Alice bemerkt, dass die angeblichen Dekostücke aus dem Film alte Relikte aus dem antiken Ägypten sind, wird ein echter Horrortrip ausgelöst.
Eigentlich will die smarte Archäologin Alice Carter (Morena Baccarin) nur die Kulissen des berühmten Films "Die Zehn Gebote" ausgraben. Regisseur Cecille B. DeMille hatte diese nach Abschluss der Dreharbeiten seltsamer Weise in der Wüste vergraben lassen. Plötzlich taucht Noch-Ehemann Jesse (Adam Baldwin) am Ort des Geschehens auf und als Alice bemerkt, dass die angeblichen Dekostücke aus dem Film alte Relikte aus dem antiken Ägypten sind, wird ein echter Horrortrip ausgelöst.
Bonusmaterial
- Beyond the Dunes: Making of Sands of Oblivion - Behind the Scenes - Interviews mit Cast und Crew - Trailer - BildergalerieFrankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 10.04.2013Schwerter zu Drohnen zu Plattenspielern
Unser Nachfahr in Not: Tom Cruise schlägt sich in Joseph Kosinskis Kino-Mahnfabel "Oblivion" für alles, was wir, wenn es so weitergeht, bald vergessen und verloren haben werden.
Etwas fällt aus großer Höhe. Sporenkapsel, Träne Gottes, Astronautenschrott? Der Aufräumarbeiter im Gummi-Overall, der mit beiden Beinen fest auf der verheerten Erde steht, legt mit dem Hightech-Gewehr auf das Objekt an. Die Geste ist hilflos; das Ziel liegt außer Reichweite. Was er da ins Visier nimmt, während es abstürzt, ist seine eigene Vergangenheit und die der Menschheit.
Jack Harper - Tom Cruise als mehrfach fotokopiertes (nein, eben nicht: gescanntes), zerknittertes Mängelexemplar seiner selbst, bei aller Spannkraft eindrucksvoll kriegsversehrt wie selten, ein guter Schauspieler eben - arbeitet im verseuchten Dreck. Dafür wohnt er in den Wolken, mit seiner Partnerin Victoria (Andrea Riseborough, so verlässlich britisch, dass sie im Fernsehen sogar schon mal Margaret Thatcher war). Die steht ihm als Leitstelle für halbautonome, hypermobile Drohnen bei, wenn sein menschlicher Zugriff nicht hinreicht, Trümmerstätten zu sichern und erdverankerte Maschinen zu warten. Ihr Blick ist klar wie Glas, kurz vorm Zerspringen.
Wie diese beiden arbeiten, wie sie leben, wie sie einander im Swimmingpool liebhaben, sieht man von oben und unten, mit den Augen von Vögeln, Fröschen, Insekten, Gespenstern und Satelliten. Über unsere Metropolen ist längst Gras gewachsen, Häuserfronten sind gespalten wie stehende Wellen eines Meeres, das ein wütender Moses geteilt hat, dazwischen pfeift schwärzestes Vergessen, auf Englisch: "Oblivion", so heißt der Film, richtig.
Joseph Kosinski, das fliegende Auge hinter alledem, hat "Oblivion" ursprünglich als Comic konzipiert, die establishing shots, die seinen Szenen den Kompass einrichten, sehen tatsächlich oft genug aus wie splash pages auf Papier. Sobald indes eine Sequenz in Fahrt kommt, erkennt man den Regisseur wieder, der mit "Tron: Legacy" 2010 gezeigt hat, dass das Leitmedium der beschleunigten Raumerfahrung für ihn weder der Film noch der gezeichnete Strip ist, sondern das Computerspiel - von "Wolfenstein" bis "Assassin's Creed", "Pacman" bis zu den "Sims". Das Ergebnis der Verrechnung dieses Ansatzes mit den Spannungserfordernissen eines postapokalyptischen Mahndramas ist ein Hindernispark, in dem Tom Cruise sich nur mit Mühe behaupten kann: Hürdenlauf ohne Hinsehen, prellungsresistentes Abrollen, freihändiges Hüpfducken - und dann stolpert er doch, wird von einem Automaten durch die Gegend gewischt wie eine Lumpenpuppe, von einem Stahlkabel eingefangen wie ein Fohlen mit dem Lasso. Denn die Kompetenz des Helden hat Lücken, die Orientierung muss ins Trudeln geraten, damit Kosinski bebildern kann, was er sich als Endprodukt der maschinenangepassten Mobilisierung der allerletzten Humanreserven im postindustriellen Überlebenskampf ausmalt.
Im Vietnamkrieg war das Exoskelett der amerikanischen Kriegerberweglichkeit der Iroquois-Hubschrauber ("Huey"), nach dem Kalten Krieg war's die Lockheed F-117 ("Nighthawk"). Derzeit läuft ihr eine gründlich entmenschte Variante der Idee Luftraumbeherrschungsmaschine den Rang ab: die Drohne. Dieser Rüstungswettlauf hat seine Systemgrenze: "Menschen sehen wie früher, egal, wie viele Videospiele sie erlebt haben. Aber die Maschinenaugen werden immer schärfer, klarer, durchdringender" (Tim Blackmore) - und deshalb bleibt Tom Cruise, der in "Oblivion" als Ausputzer nur Hilfskraft für die Apparate ist, nicht viel mehr übrig als die semitransparente Libelle, mit der er von Job zu Job saust, mit einem Wackelkopfmännchen auf der Armaturenleiste notdürftig zu humanisieren. Die Drohnen wirken dagegen springlebendig; wenn sie angeschossen sind, fauchen und brüllen sie wie gekränkte Raubkatzen.
Die amerikanische Science-Fiction, einst als patriotisches Jungsvergnügen erfunden, hat ihr Männerbild mehrfach übermalen müssen. Am Anfang stand der Eroberer, der an die Parole Robert Brownings glauben musste: "Man's reach should exceed his grasp, or what's a heaven for?"- ein Mann soll weiter streben, als seine Hand greifen kann, wozu ist sonst ein Himmel da? Jener strebsame abstrakte Mann, wie ihn die Romane von Robert A. Heinlein schilderten, war daher einer, der als Scharfschütze, Pilot und Physiker gleichermaßen glänzen konnte. Bald danach jedoch mussten "The Falling Astronauts" (wie der große Barry Malzberg seinen besten Roman 1971 prophetisch nannte) mit Energiekrisen, vietnamesischen Niederlagen und dem Ausbleiben des versprochenen "Space Age" fertig werden. Die Paranoia und die Fortschrittsskepsis eines Philip K. Dick und seiner Wegbegleiter bahnten danach der rundum ernüchterten Perspektive von Cyberpunk und "Second SF" den Weg: Die Instrumente der Technozivilisation sind nicht die Verlängerungen heroisch männlichen Willens, sondern wir hängen zappelnd an ihnen, während wir neu formatiert werden, wie der Sachzwang (zu Deutsch: das Renditediktat einer von jedem Gebrauchswertmaß gesäuberten Ökonomie) es verlangt.
"Sie schießen auf die Überlebenden", entsetzt sich Jack Harper, und von der Diagnose "friendly fire" bis zur Lesart des Films als Selbstanalyse der Vereinigten Staaten nach der Riesenpanne George W. Bush ist der Weg denkbar kurz: Man hat uns über einen Krieg belogen und unsere besten Eigenschaften missbraucht; aus dieser Schande kann uns nur ein schwarzer Motivationsredner befreien (erstklassig als verknarzter, durch jede denkbare Mangel genudelter Obama im Futur II: Morgan Freeman).
Spekulative Historie wirft Kosinski in breiten Pinselstrichen hin: Andrew Wyeths berühmtes Kitschgemälde "Christina's World" steht für alles, was wir verloren haben werden - wogende Graslandschaften, einfache Mädchen, distinkte Horizonte, Idylle.
Der Held versucht, danach zu leben: In einem verschwiegenen grünen Tal hat er sich ein bukolisches Versteck eingerichtet - Holzhütte, New Yorker Baseballkäppchen, Plattenspieler und Vinyl voller phallischer Rock-Reminiszenzen: Rolling Stones, Moody Blues, Led Zep sowie, geschmackliches sacrificium intellectus für die Göttin Nostalgie, sogar Asia. Dass das alles uncoolste Jeansjacken-Macker-Knacker-Platten sind, ist vollste Absicht; für "Tron: Legacy" hat Kosinski ja Daft Punk engagiert, die Musik folgt bei ihm der Erzählfunktion - Jack Harper ist nun mal nicht cool.
Sein Liebesleben ist es noch viel weniger: ein gestauchtes Dreieck unter neofamiliären Bedingungen (die Partnerschaft ist hier keine Keimzelle des Staates mehr, sondern ein ultramodular neoliberal "effektives Team") - Liebling, ich hab' von der Arbeit eine Hübschere im luftdichten Schneewittchensarg mitgebracht, machst du mal eben die Tür auf? Nö.
Das Dreieck ist im Erzählgang von "Oblivion" überhaupt das wichtigste Satzzeichen: Als Logo der anonymen Macht, als Vorzeichen des "Delta-Schlafs", physikalisch auch als Differenzmarkierung des Unterschieds zwischen der von jener Macht ausradierten Geschichtstiefe einerseits und dem akuten Jetzt der Handlung andererseits.
Mit dem Ende der patrilinearen Chronik - und Heinlein zeugte Malzberg, Malzberg zeugte Dick, Dick zeugte paranoide Skeptiker, und die waren unfruchtbar - hört mehr auf als ein Stammbaum: Die schlimme Zukunft, die "Oblivion" zeigt, dementiert Geschichte überhaupt.
Ihre Wiedergewinnung durch Jack Harper und seine große, aber ein bisschen püppchenhafte Liebe Julia (Olga Kurylenko) samt einem rührenden Häuflein Renitenter ist heroisch. Nachdem der Turm zu Babel eingestürzt ist, bleibt nur die Wiedergeburt der menschlichen Gesellschaft als Hippie-Urhorde.
Postpatriarchale Versöhnung, ein bisschen pelzig, ein bisschen cheesy, aber allemal humaner als die Parolen der Goldgräber-Nerds und Konquistadoren der Datensphäre: Papa Jack darf zurückkommen, wenn er versteht, dass das Universum ihn als Eroberer satthat. Wozu der Himmel da ist? Zum Hochgucken und Staunen, nicht als Zielscheibe.
DIETMAR DATH
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Unser Nachfahr in Not: Tom Cruise schlägt sich in Joseph Kosinskis Kino-Mahnfabel "Oblivion" für alles, was wir, wenn es so weitergeht, bald vergessen und verloren haben werden.
Etwas fällt aus großer Höhe. Sporenkapsel, Träne Gottes, Astronautenschrott? Der Aufräumarbeiter im Gummi-Overall, der mit beiden Beinen fest auf der verheerten Erde steht, legt mit dem Hightech-Gewehr auf das Objekt an. Die Geste ist hilflos; das Ziel liegt außer Reichweite. Was er da ins Visier nimmt, während es abstürzt, ist seine eigene Vergangenheit und die der Menschheit.
Jack Harper - Tom Cruise als mehrfach fotokopiertes (nein, eben nicht: gescanntes), zerknittertes Mängelexemplar seiner selbst, bei aller Spannkraft eindrucksvoll kriegsversehrt wie selten, ein guter Schauspieler eben - arbeitet im verseuchten Dreck. Dafür wohnt er in den Wolken, mit seiner Partnerin Victoria (Andrea Riseborough, so verlässlich britisch, dass sie im Fernsehen sogar schon mal Margaret Thatcher war). Die steht ihm als Leitstelle für halbautonome, hypermobile Drohnen bei, wenn sein menschlicher Zugriff nicht hinreicht, Trümmerstätten zu sichern und erdverankerte Maschinen zu warten. Ihr Blick ist klar wie Glas, kurz vorm Zerspringen.
Wie diese beiden arbeiten, wie sie leben, wie sie einander im Swimmingpool liebhaben, sieht man von oben und unten, mit den Augen von Vögeln, Fröschen, Insekten, Gespenstern und Satelliten. Über unsere Metropolen ist längst Gras gewachsen, Häuserfronten sind gespalten wie stehende Wellen eines Meeres, das ein wütender Moses geteilt hat, dazwischen pfeift schwärzestes Vergessen, auf Englisch: "Oblivion", so heißt der Film, richtig.
Joseph Kosinski, das fliegende Auge hinter alledem, hat "Oblivion" ursprünglich als Comic konzipiert, die establishing shots, die seinen Szenen den Kompass einrichten, sehen tatsächlich oft genug aus wie splash pages auf Papier. Sobald indes eine Sequenz in Fahrt kommt, erkennt man den Regisseur wieder, der mit "Tron: Legacy" 2010 gezeigt hat, dass das Leitmedium der beschleunigten Raumerfahrung für ihn weder der Film noch der gezeichnete Strip ist, sondern das Computerspiel - von "Wolfenstein" bis "Assassin's Creed", "Pacman" bis zu den "Sims". Das Ergebnis der Verrechnung dieses Ansatzes mit den Spannungserfordernissen eines postapokalyptischen Mahndramas ist ein Hindernispark, in dem Tom Cruise sich nur mit Mühe behaupten kann: Hürdenlauf ohne Hinsehen, prellungsresistentes Abrollen, freihändiges Hüpfducken - und dann stolpert er doch, wird von einem Automaten durch die Gegend gewischt wie eine Lumpenpuppe, von einem Stahlkabel eingefangen wie ein Fohlen mit dem Lasso. Denn die Kompetenz des Helden hat Lücken, die Orientierung muss ins Trudeln geraten, damit Kosinski bebildern kann, was er sich als Endprodukt der maschinenangepassten Mobilisierung der allerletzten Humanreserven im postindustriellen Überlebenskampf ausmalt.
Im Vietnamkrieg war das Exoskelett der amerikanischen Kriegerberweglichkeit der Iroquois-Hubschrauber ("Huey"), nach dem Kalten Krieg war's die Lockheed F-117 ("Nighthawk"). Derzeit läuft ihr eine gründlich entmenschte Variante der Idee Luftraumbeherrschungsmaschine den Rang ab: die Drohne. Dieser Rüstungswettlauf hat seine Systemgrenze: "Menschen sehen wie früher, egal, wie viele Videospiele sie erlebt haben. Aber die Maschinenaugen werden immer schärfer, klarer, durchdringender" (Tim Blackmore) - und deshalb bleibt Tom Cruise, der in "Oblivion" als Ausputzer nur Hilfskraft für die Apparate ist, nicht viel mehr übrig als die semitransparente Libelle, mit der er von Job zu Job saust, mit einem Wackelkopfmännchen auf der Armaturenleiste notdürftig zu humanisieren. Die Drohnen wirken dagegen springlebendig; wenn sie angeschossen sind, fauchen und brüllen sie wie gekränkte Raubkatzen.
Die amerikanische Science-Fiction, einst als patriotisches Jungsvergnügen erfunden, hat ihr Männerbild mehrfach übermalen müssen. Am Anfang stand der Eroberer, der an die Parole Robert Brownings glauben musste: "Man's reach should exceed his grasp, or what's a heaven for?"- ein Mann soll weiter streben, als seine Hand greifen kann, wozu ist sonst ein Himmel da? Jener strebsame abstrakte Mann, wie ihn die Romane von Robert A. Heinlein schilderten, war daher einer, der als Scharfschütze, Pilot und Physiker gleichermaßen glänzen konnte. Bald danach jedoch mussten "The Falling Astronauts" (wie der große Barry Malzberg seinen besten Roman 1971 prophetisch nannte) mit Energiekrisen, vietnamesischen Niederlagen und dem Ausbleiben des versprochenen "Space Age" fertig werden. Die Paranoia und die Fortschrittsskepsis eines Philip K. Dick und seiner Wegbegleiter bahnten danach der rundum ernüchterten Perspektive von Cyberpunk und "Second SF" den Weg: Die Instrumente der Technozivilisation sind nicht die Verlängerungen heroisch männlichen Willens, sondern wir hängen zappelnd an ihnen, während wir neu formatiert werden, wie der Sachzwang (zu Deutsch: das Renditediktat einer von jedem Gebrauchswertmaß gesäuberten Ökonomie) es verlangt.
"Sie schießen auf die Überlebenden", entsetzt sich Jack Harper, und von der Diagnose "friendly fire" bis zur Lesart des Films als Selbstanalyse der Vereinigten Staaten nach der Riesenpanne George W. Bush ist der Weg denkbar kurz: Man hat uns über einen Krieg belogen und unsere besten Eigenschaften missbraucht; aus dieser Schande kann uns nur ein schwarzer Motivationsredner befreien (erstklassig als verknarzter, durch jede denkbare Mangel genudelter Obama im Futur II: Morgan Freeman).
Spekulative Historie wirft Kosinski in breiten Pinselstrichen hin: Andrew Wyeths berühmtes Kitschgemälde "Christina's World" steht für alles, was wir verloren haben werden - wogende Graslandschaften, einfache Mädchen, distinkte Horizonte, Idylle.
Der Held versucht, danach zu leben: In einem verschwiegenen grünen Tal hat er sich ein bukolisches Versteck eingerichtet - Holzhütte, New Yorker Baseballkäppchen, Plattenspieler und Vinyl voller phallischer Rock-Reminiszenzen: Rolling Stones, Moody Blues, Led Zep sowie, geschmackliches sacrificium intellectus für die Göttin Nostalgie, sogar Asia. Dass das alles uncoolste Jeansjacken-Macker-Knacker-Platten sind, ist vollste Absicht; für "Tron: Legacy" hat Kosinski ja Daft Punk engagiert, die Musik folgt bei ihm der Erzählfunktion - Jack Harper ist nun mal nicht cool.
Sein Liebesleben ist es noch viel weniger: ein gestauchtes Dreieck unter neofamiliären Bedingungen (die Partnerschaft ist hier keine Keimzelle des Staates mehr, sondern ein ultramodular neoliberal "effektives Team") - Liebling, ich hab' von der Arbeit eine Hübschere im luftdichten Schneewittchensarg mitgebracht, machst du mal eben die Tür auf? Nö.
Das Dreieck ist im Erzählgang von "Oblivion" überhaupt das wichtigste Satzzeichen: Als Logo der anonymen Macht, als Vorzeichen des "Delta-Schlafs", physikalisch auch als Differenzmarkierung des Unterschieds zwischen der von jener Macht ausradierten Geschichtstiefe einerseits und dem akuten Jetzt der Handlung andererseits.
Mit dem Ende der patrilinearen Chronik - und Heinlein zeugte Malzberg, Malzberg zeugte Dick, Dick zeugte paranoide Skeptiker, und die waren unfruchtbar - hört mehr auf als ein Stammbaum: Die schlimme Zukunft, die "Oblivion" zeigt, dementiert Geschichte überhaupt.
Ihre Wiedergewinnung durch Jack Harper und seine große, aber ein bisschen püppchenhafte Liebe Julia (Olga Kurylenko) samt einem rührenden Häuflein Renitenter ist heroisch. Nachdem der Turm zu Babel eingestürzt ist, bleibt nur die Wiedergeburt der menschlichen Gesellschaft als Hippie-Urhorde.
Postpatriarchale Versöhnung, ein bisschen pelzig, ein bisschen cheesy, aber allemal humaner als die Parolen der Goldgräber-Nerds und Konquistadoren der Datensphäre: Papa Jack darf zurückkommen, wenn er versteht, dass das Universum ihn als Eroberer satthat. Wozu der Himmel da ist? Zum Hochgucken und Staunen, nicht als Zielscheibe.
DIETMAR DATH
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main