Sara (Julia Stiles) lebt in einer Kleinstadt und hat einen großen Traum: Sie will eine weltberühmte Ballerina werden. Als ihre Mutter plötzlich stirbt, muss Sara ihre Pläne aufgeben und zu ihrem Vater (Terry Kinney) an die raue South Side von Chicago ziehen. Ein weißes Mädchen in einer zumeist schwarzen Nachbarschaft. Sara fühlt sich fehl am Platz - bis sie sich mit ihrer schwarzen Klassenkameradin Chenille (Kerry Washington), und deren hübschen Bruder Derek (Sean Patrick Thomas) anfreundet. Zwischen Sara und Derek funkt es. Sie entdecken die gemeinsame Leidenschaft für das Tanzen und verlieben sich. Je stärker ihre Beziehung wird, desto mehr wächst der Widerstand von Familie und Freunden. Jetzt müssen Sara und Derek die größte Herausforderung in ihrem jungen Leben bestehen - ihren Träumen treu zu bleiben und einander.
Bonusmaterial
DVD-Ausstattung / Bonusmaterial: - Kapitel- / Szenenanwahl - Making Of - Animiertes DVD-Menü - Musikvideo(s) - Interviews - Kommentar von Regisseur Thomas Carter - unveröffentlichte SzenenFrankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 27.06.1996Angst vor dem Ende, Sehnsucht nach Erlösung
Noch einmal das Thema Todesstrafe im Film: Sharon Stone in "Last Dance" von Bruce Beresford
Seit zwölf Jahren teilt sie mit ihm ihre Zelle im Gefängnis. Anfangs konnte sie seine Gegenwart, die ihr fast die Luft zum Atmen nahm, kaum ertragen, doch mit der Zeit hat sie sich daran gewöhnt. Sie hat gelernt, damit zu leben, daß er niemals müde wird, daß er noch aufbleibt, wenn sie schlafen geht, daß er schon wach ist, wenn sie geweckt wird. So wurde aus ihrem größten Feind ihr engster Vertrauter. Statt ihm auszuweichen, fand sie den Mut, sich ihm zu stellen: Cindy Ligget führt ein Leben im Angesicht des Todes.
Vor zwölf Jahren wurde sie des Doppelmordes für schuldig befunden und zum Tode verurteilt. Nun scheint der Tag zu nahen, an dem die Hinrichtung vollzogen wird. Der junge Anwalt Rick Hayes bekommt durch Protektion seines Bruders John diesen Fall übertragen und soll ein Gnadengesuch einreichen. Doch Cindy Ligget ist schon zu lange vom Tode umgeben, als daß er nicht von ihr Besitz ergriffen hätte. Durch ihre geistige Agonie ist jede Lebensfreude abgestorben. Als Rick sie zum erstenmal im Gefängnis besucht, weist sie ihn brüsk zurück, weil sie das Gefühl hat, nun werde ihr auch noch der letzte Ausweg versperrt: der zur Erlösung.
Vor fast vierzig Jahren verfilmte Robert Wise den authentischen Kriminalfall der wegen Mordes zum Tode verurteilten Barbara Graham, die 1955 in der Gaskammer von San Quentin hingerichtet worden war. Schon der Titel "I Want to Live!" liest sich wie ein Kontrastprogramm zu dem Film "Last Dance", den Bruce Beresford nun in Szene setzte. Dem unbändigen Überlebenswillen der Hauptfigur, der in Wises Film selbst durch den Tod nicht gebrochen werden kann, steht hier eine durch quälendes Warten bedingte Todessehnsucht gegenüber. So sieht sich der Anwalt zu einer Doppelstrategie gezwungen: Er will seine Mandantin nicht nur vor einer unbarmherzigen Rechtsprechung schützen, sondern auch vor sich selbst. Doch wie Rick Hayes, leidet auch der Film daran, daß er seine Kraft aufteilen muß.
Zwar eröffnen sich durch diese Konstellation für Beresford und seinen Autor Ron Koslow neue Möglichkeiten der Charakterzeichnung und Beziehungsstudie, den Mangel an einem starken dramatischen Konflikt macht dies jedoch nicht wett. Auch die Filmemacher scheinen dies gemerkt zu haben und verlagern das Geschehen oft zu moralischen Nebenkriegsschauplätzen. So muß sich Rick von seinem Bruder mehrfach sagen lassen, daß es seiner beruflichen Zukunft schade, wenn er sich zu sehr für Cindy Ligget einsetze, da der Gouverneur des Staates ein entschiedener Befürworter der Todesstrafe sei. Karriere oder Gewissen - ein Drehbuchautor, der noch immer diesen Konflikt bemüht, setzt fürwahr auf einen hoffnungslosen Fall.
Im Vergleich mit "Dead Man Walking", dem Film von Tom Robbins, wirken einige Szenen sehr halbherzig. Ricks Besuche bei den Eltern der Getöteten werden nicht annähernd bis zu jenem Punkt getrieben, an welchem dem Anwalt das Leid und der Schmerz der Hinterbliebenen die Sprache verschlagen könnten. Eher hakt der Film diese Szenen ab wie ein schlechter Anwalt seine Checkliste. Diese - wohlwollend formuliert - beiläufige Erzählhaltung beugt andererseits auch der Gefahr vor, wie "Dead Man Walking" am Ende in Symbolismen und Zeitlupenpathos abzugleiten.
Leider beweist dieser Film aufs neue, wie gering das inszenatorische Surplus ist, das Beresford zu einem Drehbuch und zur Besetzung beisteuern kann. Ebenso karg und phantasielos wie das Gefängnis sind die Bilder, die der Regisseur von ihm macht. Daß die Kamera mehr leisten kann, als das Geschehen nur abzulichten, spürt man immer dann, wenn die Räume zum Reden gebracht werden: Wenn wir das klassizistische Gerichtsgebäude durchmessen, gewinnen wir den Eindruck, es habe eher die Funktion, Recht zu repräsentieren, statt zu sprechen. Das Gefängnis, in das Cindy Ligget für die Hinrichtung verlegt wird, erscheint in nächtlicher Beleuchtung wie eine mittelalterliche Festung. Hochmodern dagegen ist der Trakt, in dem sie die Giftspritze erhalten soll. Die Kluft zwischen der archaischen Institution der Todesstrafe und ihrem Vollzug, der auf dem neuesten Stand der Technik ist, wird unübersehbar.
Von dem nahezu vollständigen Verzicht des Regisseurs auf Beiwerk profitiert die Schauspielerin Sharon Stone. Nichts lenkt ab von ihrer Darstellung, in der sie erstmals auf jeglichen Glamour verzichtet und niemals ihren Körper ausstellen muß. Sie läßt uns den Mut und die Kraft dieser Frau bewundern, die seit Jahren mit dem Tod vor Augen lebt, und zugleich spüren, daß Cindy Ligget nur deshalb nicht verzweifelt, weil ihr Wille minimal stärker ist. Wenn ihre Nerven am Ende der Belastung dann doch nicht standhalten und in ihrem verzerrten Gesicht Wut und Angst miteinander ringen, haben wir fast das Gefühl, die ungeschminkte Wahrheit zu erfahren. LARS-OLAV BEIER
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Noch einmal das Thema Todesstrafe im Film: Sharon Stone in "Last Dance" von Bruce Beresford
Seit zwölf Jahren teilt sie mit ihm ihre Zelle im Gefängnis. Anfangs konnte sie seine Gegenwart, die ihr fast die Luft zum Atmen nahm, kaum ertragen, doch mit der Zeit hat sie sich daran gewöhnt. Sie hat gelernt, damit zu leben, daß er niemals müde wird, daß er noch aufbleibt, wenn sie schlafen geht, daß er schon wach ist, wenn sie geweckt wird. So wurde aus ihrem größten Feind ihr engster Vertrauter. Statt ihm auszuweichen, fand sie den Mut, sich ihm zu stellen: Cindy Ligget führt ein Leben im Angesicht des Todes.
Vor zwölf Jahren wurde sie des Doppelmordes für schuldig befunden und zum Tode verurteilt. Nun scheint der Tag zu nahen, an dem die Hinrichtung vollzogen wird. Der junge Anwalt Rick Hayes bekommt durch Protektion seines Bruders John diesen Fall übertragen und soll ein Gnadengesuch einreichen. Doch Cindy Ligget ist schon zu lange vom Tode umgeben, als daß er nicht von ihr Besitz ergriffen hätte. Durch ihre geistige Agonie ist jede Lebensfreude abgestorben. Als Rick sie zum erstenmal im Gefängnis besucht, weist sie ihn brüsk zurück, weil sie das Gefühl hat, nun werde ihr auch noch der letzte Ausweg versperrt: der zur Erlösung.
Vor fast vierzig Jahren verfilmte Robert Wise den authentischen Kriminalfall der wegen Mordes zum Tode verurteilten Barbara Graham, die 1955 in der Gaskammer von San Quentin hingerichtet worden war. Schon der Titel "I Want to Live!" liest sich wie ein Kontrastprogramm zu dem Film "Last Dance", den Bruce Beresford nun in Szene setzte. Dem unbändigen Überlebenswillen der Hauptfigur, der in Wises Film selbst durch den Tod nicht gebrochen werden kann, steht hier eine durch quälendes Warten bedingte Todessehnsucht gegenüber. So sieht sich der Anwalt zu einer Doppelstrategie gezwungen: Er will seine Mandantin nicht nur vor einer unbarmherzigen Rechtsprechung schützen, sondern auch vor sich selbst. Doch wie Rick Hayes, leidet auch der Film daran, daß er seine Kraft aufteilen muß.
Zwar eröffnen sich durch diese Konstellation für Beresford und seinen Autor Ron Koslow neue Möglichkeiten der Charakterzeichnung und Beziehungsstudie, den Mangel an einem starken dramatischen Konflikt macht dies jedoch nicht wett. Auch die Filmemacher scheinen dies gemerkt zu haben und verlagern das Geschehen oft zu moralischen Nebenkriegsschauplätzen. So muß sich Rick von seinem Bruder mehrfach sagen lassen, daß es seiner beruflichen Zukunft schade, wenn er sich zu sehr für Cindy Ligget einsetze, da der Gouverneur des Staates ein entschiedener Befürworter der Todesstrafe sei. Karriere oder Gewissen - ein Drehbuchautor, der noch immer diesen Konflikt bemüht, setzt fürwahr auf einen hoffnungslosen Fall.
Im Vergleich mit "Dead Man Walking", dem Film von Tom Robbins, wirken einige Szenen sehr halbherzig. Ricks Besuche bei den Eltern der Getöteten werden nicht annähernd bis zu jenem Punkt getrieben, an welchem dem Anwalt das Leid und der Schmerz der Hinterbliebenen die Sprache verschlagen könnten. Eher hakt der Film diese Szenen ab wie ein schlechter Anwalt seine Checkliste. Diese - wohlwollend formuliert - beiläufige Erzählhaltung beugt andererseits auch der Gefahr vor, wie "Dead Man Walking" am Ende in Symbolismen und Zeitlupenpathos abzugleiten.
Leider beweist dieser Film aufs neue, wie gering das inszenatorische Surplus ist, das Beresford zu einem Drehbuch und zur Besetzung beisteuern kann. Ebenso karg und phantasielos wie das Gefängnis sind die Bilder, die der Regisseur von ihm macht. Daß die Kamera mehr leisten kann, als das Geschehen nur abzulichten, spürt man immer dann, wenn die Räume zum Reden gebracht werden: Wenn wir das klassizistische Gerichtsgebäude durchmessen, gewinnen wir den Eindruck, es habe eher die Funktion, Recht zu repräsentieren, statt zu sprechen. Das Gefängnis, in das Cindy Ligget für die Hinrichtung verlegt wird, erscheint in nächtlicher Beleuchtung wie eine mittelalterliche Festung. Hochmodern dagegen ist der Trakt, in dem sie die Giftspritze erhalten soll. Die Kluft zwischen der archaischen Institution der Todesstrafe und ihrem Vollzug, der auf dem neuesten Stand der Technik ist, wird unübersehbar.
Von dem nahezu vollständigen Verzicht des Regisseurs auf Beiwerk profitiert die Schauspielerin Sharon Stone. Nichts lenkt ab von ihrer Darstellung, in der sie erstmals auf jeglichen Glamour verzichtet und niemals ihren Körper ausstellen muß. Sie läßt uns den Mut und die Kraft dieser Frau bewundern, die seit Jahren mit dem Tod vor Augen lebt, und zugleich spüren, daß Cindy Ligget nur deshalb nicht verzweifelt, weil ihr Wille minimal stärker ist. Wenn ihre Nerven am Ende der Belastung dann doch nicht standhalten und in ihrem verzerrten Gesicht Wut und Angst miteinander ringen, haben wir fast das Gefühl, die ungeschminkte Wahrheit zu erfahren. LARS-OLAV BEIER
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main