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Ist sein neuer algerischer Kollege wirklich ein Schläfer, fragt sich der junge Wissenschaftler Johannes, als ihn der Verfassungsschutz um Mithilfe bittet. Er soll den vermeintlichen Terroristen ausspionieren. Erst wiegelt er ab. Doch dann verlieben sich beide Männer in dieselbe Frau ...
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Produktbeschreibung
Ist sein neuer algerischer Kollege wirklich ein Schläfer, fragt sich der junge Wissenschaftler Johannes, als ihn der Verfassungsschutz um Mithilfe bittet. Er soll den vermeintlichen Terroristen ausspionieren. Erst wiegelt er ab. Doch dann verlieben sich beide Männer in dieselbe Frau ...

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Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 20.05.2005

Das Phantom des Westens
Deutsche an der Croisette: Wim Wenders überzeugt mit "Don't Come Knocking" im Wettbewerb

CANNES, 19. Mai

Filmfestivals sind Orte des Zufalls, der unerwarteten Begegnungen, überraschenden Entdeckungen, der planlos sich ergebenden Verbindungslinien. Man muß also nicht lange rätseln, warum Jim Jarmusch und Wim Wenders, die mit ihren letzten Filmen nicht viel Glück hatten und an ihren Wettbewerbsbeiträgen zum diesjährigen Festivals lange gearbeitet haben, beide eine Geschichte erzählen, in denen ein Vater, der von seiner Vaterschaft erst Jahrzehnte später erfährt, sich auf die Suche nach seinem Nachwuchs macht. Zerfallene Familien, das ist das Thema, dessen sich ein überwiegender Teil der Filme in Cannes annimmt. Der besondere Fall der Männer aber, die einen wesentlichen Teil ihres Lebens verpaßt haben, wie bei Jarmusch und Wenders, markiert sicherlich keinen Trend. Ein Zufall, weiter nichts. Daß beide ihre besten Filme seit langem hier vorstellten, ist ebenfalls ein Zufall, ein glücklicher.

Nach einem cleveren Drehbuch von Sam Shepard, der auch die Hauptrolle übernommen hat, beginnt "Don't Come Knocking" wie ein Western. Ein Mann, Shepard, mit Hut, Lederjacke, Sporen an den Stiefeln und der makellosen Haltung eines alten Cowboys auf dem Pferd, reitet wie der Teufel durch die Landschaft, durch Utah in der Gegend des Monument Valley, durch die berühmteste Westernlandschaft des Kinos. Der Mann heißt Howard. Er ist kein Cowboy, sondern ein alternder Filmstar, und er reitet im Kostüm mit einem Pferd vom Set. Er reitet lange, zu vertrauten Westernklängen, er rastet, er macht ein Feuer, er tut alles, was immer im amerikanischen Kino den Ton für Aufbrüche gesetzt hat, und Wim Wenders und sein Kameramann Franz Lustig filmen das so, wie es immer war, das rote Licht des Westens, die menschenleere Weite, den Blick unter den Hut ins feuerbeschienene Gesicht des Helden, dazu klingt die Gitarrenmusik von T-Bone Burnett, die von Anfang an den Film mitträgt. Aber Wenders bleibt nicht bei den Reminiszenzen, wir wissen schnell, woher Howard kommt, und seine Geschichte entwickelt sich fort vom Western zu einer Art Roadmovie und dann wieder zurück ins Western-Territorium und bleibt dabei immer frisch, und manchmal kann man sogar lachen. Wenders, der in Cannes geliebt wird, hat einen erstaunlich entspannten Film vorgelegt.

Auf Howards Fersen heftet sich ein Beauftragter der Filmgesellschaft (Tim Roth), der ihn zurückbringen soll. So kommen wir an alle Orte zweimal: zu Howards Mutter (Eva Marie Saint), die Howard von der ihm bis dahin unbekannten Existenz eines Kindes erzählt, das inzwischen über zwanzig sein muß, von dort ins Kasino, in dem er sich betrinkt, weiter in das gottverlassene Kaff in Montana, wo er die Mutter seines Sohnes findet - auch dies ein Zufall: Jessica Lange, die schon als eine der vergangenen Lieben von Jarmuschs Held Don zu sehen war, spielt diese Rolle -, seinen Sohn und auch, in einer Parallelhandlung entwickelt, eine Tochter, und schließlich kommen wir zurück zum Set und zum Sonnenuntergang, der den Film beschließt.

Immer wieder im Lauf des Films erbietet "Don't Come Knocking" einer Kinotradition seine Reverenz, in der Figuren und ihre Geschichten und der Raum, in dem sie spielen, im Zentrum stehen. Und dann kommt eine Szene, in der alles stillsteht und die sich noch lange in der Erinnerung festkrallen wird. Earl, Howards Sohn (Gabriel Mann), hat aus Wut über das Auftauchen seines Vaters zu einem Zeitpunkt, zu dem er ihn nicht brauchen kann, sein ganzes Mobiliar aus dem Fenster auf die Straße geworfen. Auch ein Sofa liegt da nun, und Howard, ohne jede Ahnung, was er jetzt tun soll, setzt sich auf diese Coach mitten auf dieser einsamen Straße, die nirgendwo hinführt. Die Kamera umkreist ihn viele Male, das Licht wechselt mit den Tageszeiten, Howard legt sich nieder, zieht den Hut ins Gesicht und schläft, während die Kamera weiterkreist. Es ist ein groteskes Bild, ein komisches, ein tief verlassenes Bild und eines der stärksten, die bisher in Cannes zu sehen waren.

Das deutsche Kino präsentierte sich in Cannes auch in den Nebenreihen mit einigen beachtlichen Beiträgen, von denen vor allem "Schläfer" von Benjamin Heisenberg und "Falscher Bekenner" von Christoph Hochhäusler Aufmerksamkeit auf sich zogen. Die beiden jungen Regisseure gelten hier als Vorreiter eines neuen deutschen Kinos, von dem in Frankreich mehr die Rede ist als bei uns. "Falscher Bekenner" ist der düsterere der beiden Filme, er erzählt davon, wie Armin, der gerade die Schule abgeschlossen hat, in seinem ordentlichen Elternhaus an der Fürsorge der Mutter, den Erwartungen der Brüder, der Ungeduld des Vaters langsam zu ersticken droht. Armin hat keine Ahnung, was er vom Leben will. Er treibt sich auf einer Autobahntoilette herum, wobei nicht ganz klar ist, ob alles, was dort geschieht, real ist, er ist fasziniert von Unglücksfällen, und er beginnt, Bekennerbriefe an die Polizei zu schreiben, obwohl er nichts Unrechtes getan hat, sondern genaugenommen überhaupt nichts tut. Das Drehbuch ist zu unklar, als daß eine verständliche und glaubwürdige Geschichte sich entwickeln könnte, aber die Szenerie ist von so abgründiger Trostlosigkeit, und die Personen (neben Constantin von Jascheroff als Armin spielen Devid Striesow und Florian Panzner seine Brüder) werden so real (wenn auch nicht sympathisch), daß man Deutschland, wie es sein kann, fast physisch zu spüren meint. Diese Präzision zeichnet auch Heisenbergs "Schläfer" aus, der eine Geschichte von Freundschaft und Bespitzelung zwischen einem deutschen und einem iranischen Chemiker erzählt. Wie es sich heute lebt in Deutschland, das ist das Interesse dieser beiden Filmemacher, und es ist an der Zeit, daß die deutschen Kinogänger die Chance bekommen, sich davon ein Bild zu machen.

VERENA LUEKEN

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