Was ist wahre Schönheit? Philosophen, Dichter, Wissenschaftler und Theologen stellten quer durch die Epochen Betrachtungen über das Wesen der Schönheit an. Steckt sie in den Wundern der Natur oder in einem ansteckenden Lächeln? Auf der Suche nach wahrer Schönheit reisen Menschen bis ans Ende der Welt und weiter. Und dann gibt es da noch Hal Larsen (Jack Black), dessen Reise am Busen der Frau gegenüber endet.
Für Hal ist Schönheit nur in einer Form manifest: dem Look eines Supermodels. Das Erste und Einzige, was Hal an einer Frau wahrnimmt, ist ihr Aussehen. Mit einer Frau auszugehen, die nicht mindestens das ultimative Lächeln, den perfekten Körper und Stil aufweist, käme ihm nie in den Sinn. Ach ja, Hal selbst ist eher klein, wurde gerade bei der Beförderung übergangen, neigt zu Bauchansatz - und die Zahl seiner Dates geht gegen Null.
Nach einer Hypnose durch Persönlichkeitstrainer Tony Robbins erkennt er fortan nur noch die innere Schönheit der Menschen. Und sein Frauenbild wandelt sich um 180 Grad. Prompt trifft Hal die Traumfrau Rosemary Shanahan (Gwyneth Paltrow), eine fettsüchtige Mitarbeiterin des Friedenskorps, in Hals Augen aber eine überirdische Schönheit. Hingerissen von Rosemarys freundlichem Wesen und ihrem Humor, nimmt eine zarte Romanze ihren Anfang. Selbst Rosemarys gestrenger Vater Steve (Joe Viterelli) sieht in Hal bald seinen zukünftigen Schwiegersohn. Doch dann reißt Hals bester Freund Mauricio (Jason Alexander) ihn aus der Hypnose. Hal sieht sich mit der schwabbeligen Realität konfrontiert und muss eine der wichtigsten Lektionen im Leben lernen...
Für Hal ist Schönheit nur in einer Form manifest: dem Look eines Supermodels. Das Erste und Einzige, was Hal an einer Frau wahrnimmt, ist ihr Aussehen. Mit einer Frau auszugehen, die nicht mindestens das ultimative Lächeln, den perfekten Körper und Stil aufweist, käme ihm nie in den Sinn. Ach ja, Hal selbst ist eher klein, wurde gerade bei der Beförderung übergangen, neigt zu Bauchansatz - und die Zahl seiner Dates geht gegen Null.
Nach einer Hypnose durch Persönlichkeitstrainer Tony Robbins erkennt er fortan nur noch die innere Schönheit der Menschen. Und sein Frauenbild wandelt sich um 180 Grad. Prompt trifft Hal die Traumfrau Rosemary Shanahan (Gwyneth Paltrow), eine fettsüchtige Mitarbeiterin des Friedenskorps, in Hals Augen aber eine überirdische Schönheit. Hingerissen von Rosemarys freundlichem Wesen und ihrem Humor, nimmt eine zarte Romanze ihren Anfang. Selbst Rosemarys gestrenger Vater Steve (Joe Viterelli) sieht in Hal bald seinen zukünftigen Schwiegersohn. Doch dann reißt Hals bester Freund Mauricio (Jason Alexander) ihn aus der Hypnose. Hal sieht sich mit der schwabbeligen Realität konfrontiert und muss eine der wichtigsten Lektionen im Leben lernen...
Bonusmaterial
DVD-Ausstattung / Bonusmaterial: - Kinotrailer - Kapitel- / Szenenanwahl - Animiertes DVD-Menü - Audiokommentar von den Farelly-Brüdern - 3 Featurettes - Hinter-den-Kulissen-Featurette - 11 unveröffentlichte Szenen + Kommentar - Musikvideo: "Wall in your Heart" - Hidden FeatureFrankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 15.02.2002Ich sehe was, was du nicht siehst
Schönheit liegt im Hirnlappen des Betrachters: "Shallow Hal" ist "Schwer verliebt" in einer Komödie von Bobby und Peter Farrelly
Das Vermächtnis des Reverend ist eine "Mission Impossible": Niemals, so vernimmt es der kleine Hal am Sterbebett seines Vaters, sollst du durchschnittlich sein. Und niemals sollst du dich mit "routine poontang" zufriedengeben. Hal ahnt wohl schon, daß es sich bei diesem rätselhaften Wort um einen Begriff aus dem Reich der Sinne handelt. Als er aus dem Krankenhaus ins Freie tritt, lasten die letzten Worte seines Vaters schon wie ein Charakterpanzer auf seinem Körper. Denn Hal ist nicht einfach Durchschnitt, er ist der "All-American guy", und glorreicher Sex mit hinreißenden Frauen ist in diesem Leben nicht vorgesehen. Zumindest nicht, solange Hal Larson jener "Shallow Hal" ist, von dessen wundersamer Heilung die Brüder Bobby und Peter Farrelly in ihrer jüngsten Komödie erzählen.
Der amerikanische Alltag ist dabei der Verblendungszusammenhang, aus dem Hal (Jack Black) erwachen muß. Sein Schönheitsideal kommt direkt aus den Männermagazinen, deswegen tanzt Hal in der Diskothek immer an den erreichbaren Frauen vorbei und endet schließlich, Hinterteil an Hinterteil, bei seinem Leidensgenossen Mauricio (Jason Alexander) und einem letzten Bier im Stehen. Die schöne Nachbarin geht zwar einmal mit Hal aus, aber sie besteht danach darauf, daß der Abend "kein Date" war. Und selbstverständlich ist sie "not attracted".
Die Idee der Farrelly-Brüder zur Lösung dieses Entfremdungsproblems ist genial einfach: Sie verordnen ihrem Helden Solipsismus als Therapie. Hal trifft auf einen Selbsthilfe-Guru, der durch eine schlichte Handauflegung das Wahrnehmungszentrum im Gehirn so manipuliert, daß Hal fortan nicht mehr die äußere, sondern die innere Schönheit der Frauen sieht. Da wundert er sich dann nicht einmal mehr, warum unter der hinreißenden Blondine, mit der er im Restaurant sitzt, plötzlich die Bank zusammenbricht.
Hal ist mit sich und seinen Wünschen identisch, er liebt und wird (ein wenig zögerlich, denn die neuen Objekte seiner Begierde sind an Verehrer nicht gewöhnt) wieder geliebt, er geht auf in der verkehrten Welt des symbolischen Überschusses. Für das Publikum aber beginnt ein seltsamer Rorschach-Test, denn zumeist verhalten sich die äußere und die innere Gestalt der Frauen, auf die Hal nun trifft, zueinander ein wenig wie ein Rätsel zu seiner Lösung. Jede einzelne dieser Schönheiten ist perfekt gewählt. Alle tragen noch eine Andeutung der Verletzungen mit sich herum, die sie in ihrem "richtigen" Leben wohl einstecken mußten. Ihrer inneren Schönheit eignet ein Moment der Überkompensation, während sich die sichtbar ansehnlichen Frauen in ihren Herzen in einer Weise gehen lassen, daß die Farrelly-Brüder immer wieder für Sekunden ihrer Lust an grotesken Entstellungen nachgeben.
Gwyneth Paltrow versöhnt mit ihrem Spiel diese Widersprüche, deren Nähe zum Unheimlichen die Farrellys nicht verhehlen. Für Hal sieht Paltrow aus wie Paltrow: groß und blond, gertenschlank und strahlend. Da ist aber noch mehr: Die Frau bewegt sich in einer Weise, als hätte sie mehr zu tragen, als zu sehen ist, und ihre Stimme verrät, daß sie aus anderen Erfahrungen spricht, als der Wahrnehmung zugänglich sind. Das Mädchen Rosemary ist in Wahrheit dramatisch übergewichtig. Als die Farrellys ihre tatsächliche Gestalt zum ersten Mal preisgeben, ist dies ein Schock. Natürlich ein heilsamer.
Der Witz und seine Beziehung zum Unbewußten ist das zentrale Thema der beiden Filmemacher, die in dem Körperkomiker Jim Carrey lange Zeit einen extrem belastbaren Helden hatten. Mit "Shallow Hal" bekommt ihr Gesamtwerk erstmals eine Kontur, die von den Anfängen im Infantilen ("Dumb and Dumber") über die sorgfältige Erforschung der Partialtriebe ("There's Something About Mary", "Me, Myself & Irene") zu einer Integration führt, in der nicht nur der oberflächliche Hal ein wenig näher an das wirkliche Leben heranrückt. "Shallow Hal" ist auch eine Reaktion darauf, daß die sprichwörtlichen kleinen Leute im gegenwärtigen Hollywood-Kino, anders als in den klassischen Komödien der dreißiger und vierziger Jahre, nicht mehr vorkommen.
Die Farrellys haben jahrelang Exzentriker und Behinderte um sich gesammelt, sie haben in "Kingpin" einen religiösen Einfaltspinsel auf den Weg nach Westen geschickt, und sie haben in "Me, Myself & Irene" alle Feindifferenzierungen der politischen Korrektheit übererfüllt. Mit der Figur des "Shallow Hal" aber bekommt dieses Werk erstmals ein Ziel im allgemeinen, bei dem deutlich wird, daß es nicht darum geht, die Freaks mit sich selbst zu versöhnen, sondern den amerikanischen Alltag mit seinen monströsen Zügen.
"Shallow Hal" ist deswegen der erste richtige Mainstream-Film der Farrelly-Brüder. Manche Kritiker haben daraus den falschen Schluß gezogen und beklagt, die Radikalität eines obszönen Werks wie "Me, Myself & Irene" wäre verlorengegangen. Das Gegenteil ist der Fall: Die Geschichte des hohlen Hal, der in der deutschen Fassung einfach nur "Schwer verliebt" ist, ist radikal nicht mehr nur wegen der Gags, sondern wegen einer Konzeption, die für die amerikanischen Schönheitsproduktionsverhältnisse eine Umwertung alle Werte vorschlägt, die beinahe demokratisch zu nennen wäre. Die entscheidende Erfahrung des "Shallow Hal" ist nämlich nicht, daß er schönere Frauen sieht als seine Mitmenschen, sondern daß er mit seinem Blick allein ist. Erst als er aus diesem Narzißmus, den das Hollywood-Mainstream-Kino ungebrochen feiert, erwacht, tritt er aus der Urszene mit seinem Vater heraus und hinein in das richtige Leben. Neil Young singt dazu den passenden Song: "After the Goldrush". Nach dem Goldrausch ist vor der Liebe. Daß diese Behauptung schließlich auch angesichts einer Gwyneth Paltrow glaubhaft bleibt, die ihre "star quality" die ganze zweite Hälfte von "Shallow Hal" hindurch hinter enormem Übergewicht verbirgt, erweist den Rang dieser großen amerikanischen Komödie.
BERT REBHANDL
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Schönheit liegt im Hirnlappen des Betrachters: "Shallow Hal" ist "Schwer verliebt" in einer Komödie von Bobby und Peter Farrelly
Das Vermächtnis des Reverend ist eine "Mission Impossible": Niemals, so vernimmt es der kleine Hal am Sterbebett seines Vaters, sollst du durchschnittlich sein. Und niemals sollst du dich mit "routine poontang" zufriedengeben. Hal ahnt wohl schon, daß es sich bei diesem rätselhaften Wort um einen Begriff aus dem Reich der Sinne handelt. Als er aus dem Krankenhaus ins Freie tritt, lasten die letzten Worte seines Vaters schon wie ein Charakterpanzer auf seinem Körper. Denn Hal ist nicht einfach Durchschnitt, er ist der "All-American guy", und glorreicher Sex mit hinreißenden Frauen ist in diesem Leben nicht vorgesehen. Zumindest nicht, solange Hal Larson jener "Shallow Hal" ist, von dessen wundersamer Heilung die Brüder Bobby und Peter Farrelly in ihrer jüngsten Komödie erzählen.
Der amerikanische Alltag ist dabei der Verblendungszusammenhang, aus dem Hal (Jack Black) erwachen muß. Sein Schönheitsideal kommt direkt aus den Männermagazinen, deswegen tanzt Hal in der Diskothek immer an den erreichbaren Frauen vorbei und endet schließlich, Hinterteil an Hinterteil, bei seinem Leidensgenossen Mauricio (Jason Alexander) und einem letzten Bier im Stehen. Die schöne Nachbarin geht zwar einmal mit Hal aus, aber sie besteht danach darauf, daß der Abend "kein Date" war. Und selbstverständlich ist sie "not attracted".
Die Idee der Farrelly-Brüder zur Lösung dieses Entfremdungsproblems ist genial einfach: Sie verordnen ihrem Helden Solipsismus als Therapie. Hal trifft auf einen Selbsthilfe-Guru, der durch eine schlichte Handauflegung das Wahrnehmungszentrum im Gehirn so manipuliert, daß Hal fortan nicht mehr die äußere, sondern die innere Schönheit der Frauen sieht. Da wundert er sich dann nicht einmal mehr, warum unter der hinreißenden Blondine, mit der er im Restaurant sitzt, plötzlich die Bank zusammenbricht.
Hal ist mit sich und seinen Wünschen identisch, er liebt und wird (ein wenig zögerlich, denn die neuen Objekte seiner Begierde sind an Verehrer nicht gewöhnt) wieder geliebt, er geht auf in der verkehrten Welt des symbolischen Überschusses. Für das Publikum aber beginnt ein seltsamer Rorschach-Test, denn zumeist verhalten sich die äußere und die innere Gestalt der Frauen, auf die Hal nun trifft, zueinander ein wenig wie ein Rätsel zu seiner Lösung. Jede einzelne dieser Schönheiten ist perfekt gewählt. Alle tragen noch eine Andeutung der Verletzungen mit sich herum, die sie in ihrem "richtigen" Leben wohl einstecken mußten. Ihrer inneren Schönheit eignet ein Moment der Überkompensation, während sich die sichtbar ansehnlichen Frauen in ihren Herzen in einer Weise gehen lassen, daß die Farrelly-Brüder immer wieder für Sekunden ihrer Lust an grotesken Entstellungen nachgeben.
Gwyneth Paltrow versöhnt mit ihrem Spiel diese Widersprüche, deren Nähe zum Unheimlichen die Farrellys nicht verhehlen. Für Hal sieht Paltrow aus wie Paltrow: groß und blond, gertenschlank und strahlend. Da ist aber noch mehr: Die Frau bewegt sich in einer Weise, als hätte sie mehr zu tragen, als zu sehen ist, und ihre Stimme verrät, daß sie aus anderen Erfahrungen spricht, als der Wahrnehmung zugänglich sind. Das Mädchen Rosemary ist in Wahrheit dramatisch übergewichtig. Als die Farrellys ihre tatsächliche Gestalt zum ersten Mal preisgeben, ist dies ein Schock. Natürlich ein heilsamer.
Der Witz und seine Beziehung zum Unbewußten ist das zentrale Thema der beiden Filmemacher, die in dem Körperkomiker Jim Carrey lange Zeit einen extrem belastbaren Helden hatten. Mit "Shallow Hal" bekommt ihr Gesamtwerk erstmals eine Kontur, die von den Anfängen im Infantilen ("Dumb and Dumber") über die sorgfältige Erforschung der Partialtriebe ("There's Something About Mary", "Me, Myself & Irene") zu einer Integration führt, in der nicht nur der oberflächliche Hal ein wenig näher an das wirkliche Leben heranrückt. "Shallow Hal" ist auch eine Reaktion darauf, daß die sprichwörtlichen kleinen Leute im gegenwärtigen Hollywood-Kino, anders als in den klassischen Komödien der dreißiger und vierziger Jahre, nicht mehr vorkommen.
Die Farrellys haben jahrelang Exzentriker und Behinderte um sich gesammelt, sie haben in "Kingpin" einen religiösen Einfaltspinsel auf den Weg nach Westen geschickt, und sie haben in "Me, Myself & Irene" alle Feindifferenzierungen der politischen Korrektheit übererfüllt. Mit der Figur des "Shallow Hal" aber bekommt dieses Werk erstmals ein Ziel im allgemeinen, bei dem deutlich wird, daß es nicht darum geht, die Freaks mit sich selbst zu versöhnen, sondern den amerikanischen Alltag mit seinen monströsen Zügen.
"Shallow Hal" ist deswegen der erste richtige Mainstream-Film der Farrelly-Brüder. Manche Kritiker haben daraus den falschen Schluß gezogen und beklagt, die Radikalität eines obszönen Werks wie "Me, Myself & Irene" wäre verlorengegangen. Das Gegenteil ist der Fall: Die Geschichte des hohlen Hal, der in der deutschen Fassung einfach nur "Schwer verliebt" ist, ist radikal nicht mehr nur wegen der Gags, sondern wegen einer Konzeption, die für die amerikanischen Schönheitsproduktionsverhältnisse eine Umwertung alle Werte vorschlägt, die beinahe demokratisch zu nennen wäre. Die entscheidende Erfahrung des "Shallow Hal" ist nämlich nicht, daß er schönere Frauen sieht als seine Mitmenschen, sondern daß er mit seinem Blick allein ist. Erst als er aus diesem Narzißmus, den das Hollywood-Mainstream-Kino ungebrochen feiert, erwacht, tritt er aus der Urszene mit seinem Vater heraus und hinein in das richtige Leben. Neil Young singt dazu den passenden Song: "After the Goldrush". Nach dem Goldrausch ist vor der Liebe. Daß diese Behauptung schließlich auch angesichts einer Gwyneth Paltrow glaubhaft bleibt, die ihre "star quality" die ganze zweite Hälfte von "Shallow Hal" hindurch hinter enormem Übergewicht verbirgt, erweist den Rang dieser großen amerikanischen Komödie.
BERT REBHANDL
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