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Florida, 1835: Häuptling Osceola (Anthony Quinn) und sein Volk der Seminolen weigern sich, in ein Indianerreservat umzusiedeln. Doch die US-Armee schreckt vor Gewalttaten nicht zurück, um ihr Ziel durchzusetzen. Nur einer bemüht sich um eine friedliche Lösung des Konfliktes und setzt alles daran, ein Blutvergießen zu verhindern: Leutnant Caldwell (Rock Hudson), der Osceola noch aus seiner Jugendzeit kennt.
Bonusmaterial
DVD-Ausstattung / Bonusmaterial: - Kapitel- / Szenenanwahl - Animiertes DVD-Menü - DVD-Menü mit Soundeffekten - 4-seitiges Booklet - Bildergalerie

Produktbeschreibung
Florida, 1835: Häuptling Osceola (Anthony Quinn) und sein Volk der Seminolen weigern sich, in ein Indianerreservat umzusiedeln. Doch die US-Armee schreckt vor Gewalttaten nicht zurück, um ihr Ziel durchzusetzen. Nur einer bemüht sich um eine friedliche Lösung des Konfliktes und setzt alles daran, ein Blutvergießen zu verhindern: Leutnant Caldwell (Rock Hudson), der Osceola noch aus seiner Jugendzeit kennt.

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Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 06.08.2008

Wo getrommelt wird, haben Weiße nichts zu suchen
Mehrwert des Systems: Drei Filme von Budd Boetticher, einem der großen Profis der Studio-Ära

Budd Boetticher: "Die Stadt unter dem Meer"; "Fluch der Verlorenen"; "Seminola".

Koch Media, außer bei "Fluch..." keine Extras

Der amerikanische Regisseur Budd Boetticher (1916 bis 2001) hat zwischen 1942 und 1985 die stolze Zahl von zweiundvierzig Filmen gedreht. Er war einer jener "professionals", die keine Aufgabe scheuten, solange sie auf ein Abenteuer hinauslief. Seine Western mit dem Schauspieler Randolph Scott gehören zu den Höhepunkten in diesem Genre. Boetticher war ein ironischer Macho, er liebte den Stierkampf und das Meer, er war lieber in Mexiko als in den Vereinigten Staaten, und das Kino war für ihn das Medium eines aufregenden Lebens. Es wirkt ein wenig willkürlich, wenn ein deutsches Label nun drei seiner Filme aus den Jahren 1952/53 herausgreift und veröffentlicht: "Fluch der Verlorenen" ("Horizons West"), "Die Stadt unter dem Meer" ("The City Beneath the Sea") und "Seminola" - zwei Western und ein Tauchabenteuer in der Karibik - zählen auf den ersten Blick nicht zu den ganz großen Arbeiten von Boetticher. Und doch ist dies eine sehr interessante Wahl, die man sich wie ein Exzerpt aus dem Studiosystem ansehen kann - drei Filme, aus denen ersichtlich wird, wie die Produzenten damals aus der Kombination von Stoffen, Stars, technischem Personal und Regie ein Höchstmaß an Effizienz zu gewinnen suchten.

Boetticher war an dieser Effizienz selbst gelegen. Noch wichtiger aber war ihm, den Filmen seinen eigenen Stempel aufzudrücken: Männlichkeit und Romantik sind jeweils vermittelt über konkrete, physische Details. In "Fluch der Verlorenen" spielt Robert Ryan Dan, den älteren Sohn der texanischen Rancherfamilie Hammond. Er kehrt mit seinem jüngeren Bruder Neil (Rock Hudson) aus dem Bürgerkrieg zurück, ein Verlierer, der es nun mit aller Macht auf die Seite der Gewinner schaffen möchte. Sein Vater und sein Bruder singen ihm das Lob des Rinderbauernlebens, sie sehen aber gar nicht hin, als Dan gerade unter einem Stacheldraht hindurchkriechen muss und ihnen sarkastisch nachruft: "Yeah, what a life, ranchin'!"

Im Spätwestern wird gewöhnlich erzählt, welche Schwierigkeiten die Heimkehrer aus dem amerikanischen Bürgerkrieg hatten, wieder irgendwo Fuß zu fassen - man bekommt in diesen Filmen auch ein Gefühl für die Territorialität der Vereinigten Staaten, die Mitte des neunzehnten Jahrhunderts für ein Individuum noch endlos erscheinen mochten. Texas ist in "Fluch der Verlorenen" ein Staat mit "very little law", begrenzt nicht von Mexiko, sondern von einer "zona libre", in der ein mexikanischer General wie ein "warlord" herrscht. Boetticher kontrastiert diese schwach entwickelte Zivilisation mit den Ambitionen von Dan Hammond, der ein westliches "Imperium" schaffen will und dabei die Eigentumsrechte der anständigen Bürger rücksichtslos verletzt.

Wie so oft im Western ist die Geschichte der Sühne zweifach gestrickt: Dan bringt nicht nur die Gesellschaft von Austin gegen sich auf, sondern vor allem auch seine eigene Familie. Sein Vater Ira (John McIntire, einer der zahllosen beeindruckenden Hollywood-Recken aus dem zweiten Glied, die bei Boetticher auftauchen) sieht sich gezwungen, ihn zu stellen. Das Bruderdrama ist in "Fluch der Verlorenen" über Starpolitik vermittelt. Robert Ryan hatte wenige Jahre davor in Edward Dmytryks großem Film noir "Crossfire" schon stark für die Rolle des amoralischen Übermenschen vorgearbeitet, während für die Rolle des gut integrierten Neil in Rock Hudson ein aufstrebender Schauspieler bereit stand, der erst viele Jahre später in den Melodramen von Douglas Sirk ein wenig abgründiger werden durfte. Hudson wird unverhohlen ethnisch konnotiert, er ist der perfekte, weiße Sohn. Seine Homosexualität wurde damals noch verheimlicht, Boetticher scheint aber darauf schon einzugehen, indem er Hudson eine Schauspielerin an die Seite stellt, die zu den konsequentesten "Tomboy"-Figuren im Western zu zählen ist: Judith Braun ist mehr als burschikos.

Es sind diese Facetten, die selbst durchschnittliche Hollywood-Filme der Fünfzigerjahre im Rückblick so interessant machen. Auch in "Seminola", in dem Rock Hudson wieder die einwandfreie Hauptrolle eines friedfertigen Offiziers im Indianerkrieg einnahm, arbeitet Boetticher diskret gegen die "screen persona" seines Stars. Hier geht es nicht so sehr um sexuelle als um ethnische Politik. Ein starrsinniger Befehlshaber führt eine Truppe von Soldaten in die Sümpfe, um gegen aufständische Seminolen zu kämpfen. Den Häuptling Osceola (Anthony Quinn) und den Lt. Caldwell (Hudson) verbindet eine gemeinsame, zu Beginn noch unenthüllte Geschichte: Sie waren in Westpoint, sie waren die besten Freunde, beinahe wäre ein Indianer an die amerikanische Eliteschule angenommen worden. Dann verschwand er aber spurlos, nun taucht er bei seinem Volk wieder auf.

Zwischen den beiden Männern steht traditionell eine Frau, in diesem Fall eine brünette Schönheit mit dem klingenden Namen Revere Maldoon. Sie sieht aus wie eine Weiße, sie fühlt sich aber den Indianern verbunden. Die Kanufahrt, die sie an einer Stelle unternimmt, um zu Osceola zu kommen, inszeniert Boetticher als mythische Passage zwischen zwei Welten, und der Kuss, mit dem sie in die Arme des Häuptlings fällt, erscheint im ersten Moment fast skandalös. Die Geschichte von "Seminola" muss diesen Moment dann erst einholen. Beim Feldzug der Soldaten in ihren viel zu förmlichen Uniformen im Sumpf ist Boetticher ganz in seinem (physischen) Element. Nur flüsternd dürfen sich die Männer verständigen, während sie sich gegen Insekten, Hitze, Treibsand zu wappnen versuchen. Dann aber gellt ein Schrei durch die Landschaft, ein Soldat wurde von dem Kanonenwagen überrollt, und der heimliche Aufmarsch steht in Gefahr, entdeckt zu werden.

In "Stadt unter dem Meer" setzt sich der kleine Starreigen, den Boetticher in diesen Jahren veranstaltete, fort mit der Paarung von Robert Ryan und Anthony Quinn, nun wieder ganz eindeutig aufgrund ethnischer Stereotypie unterschieden. Der dunkelhäutige Quinn ist der draufgängerischere von zwei Tauchern, die nach Jamaika kommen, um nach der Goldfracht eines untergegangenen Schiffs zu suchen. Auf der karibischen Insel gibt es jede Menge Versuchungen und Gefahren (Trommeln waren schon in "Seminola" ein sicheres Indiz für die Grenze, die Weiße nicht überschreiten sollten). Die nichtssagenden Namen der beiden Taucher (Robert Ryan ist Brad Carlton, Anthony ist Tony Bartlett) verraten nicht, dass zwischen ihnen ein Temperamentunterschied besteht, der an ihrem Teint abzulesen ist und der sie zu zwei ganz unterschiedlichen Frauen prädisponiert: Brad verliebt sich in eine weiße Schifferin, die Unternehmergeist hat und von dubiosen Geschäften nichts wissen will; Tony lässt sich mit einer exotischen Barfrau ein, die aber ein Doppelleben führt. Hinter der Verführerin Venita verbirgt sich ein "all american girl" namens Mary Lou Beetle aus Indiana, die eigentlich nur auf einen Mann wartet, der sie zurück in die Heimat bringt. So lässt sich schon an den Namen im Drehbuch im Grunde ablesen, wie die Geschichte ausgeht, denn weiße Amerikaner beiderlei Geschlechts waren in diesen Jahren nur dann "opferbar", wenn sie sich etwas zuschulden hatten kommen lassen.

Budd Boetticher schaffte es immer wieder, diesen Konventionen ein wenig überschüssigen Sinn einzuschreiben, ohne dass er deswegen von der Formel abgewichen wäre. In der Karriere von Anthony Quinn, der später von Attila bis Quasimodo viel rücksichtsloses "type casting" über sich ergehen ließ, zählen die Auftritte bei Boetticher zu den besten: Auch hier kommt er um Klischees nicht herum, aber seinen Figuren eignet eine diskrete zusätzliche Dimension, die man den Mehrwert des Studiokinos nennen könnte, den Profis wie Budd Boetticher schufen.

BERT REBHANDL

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