Marktplatzangebote
8 Angebote ab € 0,99 €
  • DVD

1998 - ALFS Award: British Supporting Actress of the Year - Minnie Driver / 2. Auflage! Endlich im richtigem Bildformat und sehr guter Bild- und Tonqualitat!
Der Hells Kitchen Bezirk in New York, vier Freunde und ein Jungenstreich mit üblen Folgen. Am schwärzesten Tag ihres Lebens werden die vier aus ihrer heilen Welt in die Abgründe der staatlichen Erziehungsanstalt gestoßen. Ein Jahr in der verrufenen Jugendstrafanstalt Wilkinson setzt ihrer Jugend für immer ein Ende. Sie werden zu SLEEPERS, auf ewig zu einem Leben voller Wut und Schmerz verurteilt. Als sich die Freunde Jahre später…mehr

  • Anzahl: 1 DVD
Produktbeschreibung
1998 - ALFS Award:
British Supporting Actress of the Year - Minnie Driver / 2. Auflage! Endlich im richtigem Bildformat und sehr guter Bild- und Tonqualitat!
Der Hells Kitchen Bezirk in New York, vier Freunde und ein Jungenstreich mit üblen Folgen. Am schwärzesten Tag ihres Lebens werden die vier aus ihrer heilen Welt in die Abgründe der staatlichen Erziehungsanstalt gestoßen. Ein Jahr in der verrufenen Jugendstrafanstalt Wilkinson setzt ihrer Jugend für immer ein Ende. Sie werden zu SLEEPERS, auf ewig zu einem Leben voller Wut und Schmerz verurteilt. Als sich die Freunde Jahre später schließlich als Männer wiederfinden, haben sie nur noch eines im Sinn: sie wollen Rache für die verlorene Jugend. Vereint durch den Hass auf das, was ihnen angetan wurde, nehmen sie das Gesetz in die eigene Hand...
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 29.08.1996

In Teufels Küche
Beichtväter in der Besserungsanstalt: Barry Levinsons "Sleepers" eröffnen die Biennale in Venedig

VENEDIG, 28. August

Eigentlich hätte Roman Polanski in diesen Tagen an seinem Film "The Double" arbeiten wollen. Doch weil er sich mit den Hauptdarstellern John Travolta und Isabelle Adjani in die Wolle gekriegt hatte, stand der Regisseur von einem Drehtag auf den nächsten vor den Trümmern einer verlorenen Schlacht - unversehens nun bei den Filmfestspielen von Venedig zum Präsidenten einer flugs besetzten Jury berufen. Polanski hat Erfahrung mit der Rolle des Jurypräsidenten, den er 1991 beim Festival von Cannes schon einmal mit Verve gab. Wie damals wird es ihm auch jetzt darum zu tun gewesen sein, sich nicht mit lauter Spezialisten seines Metiers zu umgeben. So gehören der Jury nur noch zwei Regisseure an, Souleyman Cissé und Mrinal Sen, eine Schauspielerin, Anjelica Houston, die freilich ihr Regiedebüt absolviert hat, aber gleich drei Autoren, Paul Auster, Miriam Mafay und Antonio Skármeta, sowie zwei Filmkritiker, Callisto Cosulich und Hülya Ucansu.

Warum soll schließlich, wo rund um den Schauplatz der 53. Filmbiennale noch gehämmert und gezimmert, blaue Farbe aufgetragen und kübelweise zierendes Grün umhergeschoben wird, die Riege der Kunstrichter auf Anhieb und wohlvorbereitet zur Stelle sein? Die Schonfrist wenigstens einer Vorstellung wurde ihnen zuteil, denn der Festivalauftakt "Sleepers" von Barry Levinson lief außer Konkurrenz. Nach dem autobiographischen Roman Lorenzo Carcatteras singt der amerikanische Film ein Hoheslied der Freundschaft, wie es aufrüttelnder kaum denkbar ist. Der Sprung von der Kindheit ins Erwachsenendasein bedeutet für die vier Jungen im Zentrum des Films einen Riß, der sie fürs Leben zeichnet. Zwei enden als Killer, gewaltsam zu Tode gekommen, bevor sie dreißig wurden; einer, zum Staatsanwalt ausgebildet, hängt seine Berufung an den Nagel, weil ihm sein Wirken nichts als Albdrücken verheißt. Nur einer, Lorenzo, der Schriftsteller, findet die Worte der Erinnerung, die vielleicht einmal Erlösung bedeuten dürfen.

Die behütete Kindheit von Tommy und John, Michael und Lorenzo, den alle wegen seines Lesehungers und in Anspielung auf den großen Elisabethaner "Shakes" rufen, verdankt sich der eigentümlichen Koalition von Gangstern und Priestern. Nachbarschaftsgeist schließt hier Fürsorge und gegenseitige Achtung ein. Hell's Kitchen heißt in New York die berüchtigte Gegend nördlich der 34th Street, vom Hudson River und der 8th Avenue eingeschlossen. Die allzeit emotional hohen Temperaturen lassen auch jugendlichen Übermut über die Stränge schlagen. Daß die Jungen sich in den Beichtstuhl schleichen und Sündern die "Beichte" abnehmen, mag als Streich hingehen. Daß sie aber einem Hot-dog-Verkäufer den Karren abjagen, geht nicht mehr aufs Konto juveniler Unschuld. Sie verlieren nämlich die Kontrolle über das Gefährt, lassen es die Stufen zur Untergrundbahn hinabpoltern und einen Passanten beinahe zu Tode quetschen. Besserungsanstalt heißt die Strafe für alle vier, und weil das Urteil mehr als neun Monate umfaßt, die ein Kind bis zur Geburt braucht, nennt man sie im Jargon von Hell's Kitchen künftig "Sleepers".

Die intendierte Läuterung wächst sich für die vier zur grausamsten Erfahrung ihres Lebens aus. Die sadistische Willkür sogenannter Erzieher in Uniform schließt Demütigung, Torturen und sexuelle Übergriffe ein. Aus physisch Wehrlosen werden psychische Krüppel. Noch Jahre nach ihrer Entlassung ist das Racheverlangen virulent, und als den in die Kriminalität abgestürzten Freunden Tommy und John der schlimmste ihrer Peiniger zufällig begegnet, richten sie ihn kaltblütig hin. Vor Gericht dann muß sich zeigen, was die Freundschaft der vier wert ist. Denn Michael, Ankläger gegen Tommy und John, kann ihren Freispruch nur bewirken, wenn er den Prozeß verliert. Und verlieren kann er ihn nur, wenn Shakes den priesterlichen Vertrauten ihrer Kindheit dazu bringt, vor Gericht zu lügen, womöglich einen Meineid zu schwören.

Das Recht der Straße gegen den Richtspruch des Gesetzes auf die Waagschalen zu legen und nicht zu verhehlen, wohin sie sich zu neigen haben, darin zuvörderst liegt der Anspruch von Barry Levinson. Ihm dienen die atmosphäresicheren Bilder der Kamera von Michael Ballhaus, das sorgsame Beschwören der Zeit ausgangs der sechziger Jahre mit dem Sprung in die achtziger und eine typgenaue Besetzung der jugendlichen Darsteller, die einen Film der großen Namen prägen, welche sich, nach Auftrittsdauer bemessen, mit Nebenrollen bescheiden. Dustin Hoffman hat als Verteidiger nach achtzig Filmminuten seinen ersten Auftritt, Vittorio Gassman verkörpert eine Gangstereminenz am Rande, Robert de Niro glänzt als Priester in wenigen, entscheidenden Szenen, und nur Kevin Bacon bleibt größerer Spielraum, die Lust am Sadismus eines verrotteten "Pädagogen" auszutoben. Daß "Sleepers" der Verführung zum Starkino entsagt und Lorenzo Carcaterras Intentionen der Rückbesinnung treu bleibt, ist ein großer Vorzug des Films und kein Widerspruch zu dem Bemühen, unmittelbar an die Gefühle des Zuschauers zu appellieren. Kein schlechtes Maß für ein Festival, das allzu rasch, wie der Blick ins Programm nahelegt, verführt scheint, es mit großen Namen genug sein zu lassen. HANS-DIETER SEIDEL

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
…mehr