Ben (Matthias Schweighöfer) führt ein Leben, von dem die meisten von uns nur träumen können: Der 24-jährige ist umschwärmter Redakteur beim angesagtesten Musikmagazin Berlins, Dauergast auf den coolsten Partys der Stadt und mit den Stars der Branche auf Du und Du. Lässig gekleidet schlendert er durch die hip designte Redaktion, selbst als er von seinem Freund und Kollegen Christian (Christian Näthe), dem wohl größten Britpop-Fan aller Zeiten gemahnt wird, ja den Geburtstag seiner Freundin Katharina (Nora Tschirner) nicht zu vergessen, bringt seine arrogante Selbstinszenierung nicht ins Wanken.
Katharina muss eben etwas länger im Restaurant warten, zumal der Chefredakteur (Leander Haussmann) gerade verkündet hat, dass seinem Magazin ein exklusives Oasis-Interview zugesprochen wurde. Und führen soll es sein bester Mann - Ben!
Mit dem Auftrag in der Tasche und Christian an seiner Seite besteigt Ben ein Taxi, das auf dem Weg allerdings von einer sexy Blondine (Sandy Mölling), die sich auf Soul-Sirene Anastacia gestylt hat, gekapert wird. Gegen Christians Rat lässt sich Ben von ihr überreden, mit auf eine Party zu kommen. Während sich Christian um die Musik kümmert und Ben sich mit dem Partyluder vergnügt, beschließt Katharina, dass das Maß nun voll ist und macht auf die denkbar schnellste und kürzeste Art Schluss: per SMS. Und das nach drei Jahren Beziehung! Mit einer Songzeile von den Smashing Pumpkins - "...the killer in me is the killer in you!" - abserviert zu werden, ist für einen Musikredakteur natürlich doppelt schmerzhaft.
Mit Hilfe seiner Kumpels Christian und dem ständig zugedröhnten Alf (Oliver Wnuk) versucht er nun alles Mögliche, um Katharina zu vergessen und gleichzeitig alles Unmöglich, um sie wieder zurückzugewinnen. Denn wie so oft weiß man etwas erst zu schätzen, wenn es verloren ist. Doch es ist gar nicht so einfach, sein Leben als "Soloalbum" zu bestreiten, weder Alfs Spezial-Drogenmix, noch gutgemeinte Ratschläge der Freunde oder wilde Sexabenteuer können Ben aus seiner existentiellen Sinnkrise helfen. Das könnte nur einer gelingen...
Katharina muss eben etwas länger im Restaurant warten, zumal der Chefredakteur (Leander Haussmann) gerade verkündet hat, dass seinem Magazin ein exklusives Oasis-Interview zugesprochen wurde. Und führen soll es sein bester Mann - Ben!
Mit dem Auftrag in der Tasche und Christian an seiner Seite besteigt Ben ein Taxi, das auf dem Weg allerdings von einer sexy Blondine (Sandy Mölling), die sich auf Soul-Sirene Anastacia gestylt hat, gekapert wird. Gegen Christians Rat lässt sich Ben von ihr überreden, mit auf eine Party zu kommen. Während sich Christian um die Musik kümmert und Ben sich mit dem Partyluder vergnügt, beschließt Katharina, dass das Maß nun voll ist und macht auf die denkbar schnellste und kürzeste Art Schluss: per SMS. Und das nach drei Jahren Beziehung! Mit einer Songzeile von den Smashing Pumpkins - "...the killer in me is the killer in you!" - abserviert zu werden, ist für einen Musikredakteur natürlich doppelt schmerzhaft.
Mit Hilfe seiner Kumpels Christian und dem ständig zugedröhnten Alf (Oliver Wnuk) versucht er nun alles Mögliche, um Katharina zu vergessen und gleichzeitig alles Unmöglich, um sie wieder zurückzugewinnen. Denn wie so oft weiß man etwas erst zu schätzen, wenn es verloren ist. Doch es ist gar nicht so einfach, sein Leben als "Soloalbum" zu bestreiten, weder Alfs Spezial-Drogenmix, noch gutgemeinte Ratschläge der Freunde oder wilde Sexabenteuer können Ben aus seiner existentiellen Sinnkrise helfen. Das könnte nur einer gelingen...
Bonusmaterial
Kinotrailer Hinter den Kulissen Cast & Crew Infos Musikvideo von Sportfreunde Stiller Solo-Jingles von Autor v. Stuckrad-Barre & Friends Audiokommentar von Matthais Schweighöfer und Nora Tschirner Audiokommentar von Gregor Schnitzler und Christoph MüllerFrankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 23.03.2003Operation Liebeskummer
Wer seine Beziehungskrisen pflegt, hat keine Zeit für einen Krieg: "Soloalbum", jetzt als Film
"Die Deutschen sind heute ein Volk, das sein Glück im Privaten sucht", sagte Helmut Kohl gern, um die Nachbarstaaten zu beruhigen. Statt Angriffskriege auszuhecken, wollte er damit ausdrücken, kümmern sie sich nahezu rund um die Uhr um ihren Beziehungskram. Historisch gesehen war das ein gewaltiger Fortschritt: Nur wirklich aufgeklärte, stabile und offene Gesellschaften schaffen Verhältnisse, in denen sich alle immerzu ihren amourösen Verwicklungen hingeben und allfällige Konflikte wirklich auskosten können. Und was für den privaten Bereich gilt - um einen weiteren Gedanken des Altbundeskanzlers aufzunehmen -, das gilt genauso in der großen Politik. Nie ist der Westen mehr bei sich und somit am stärksten, als wenn er sich mit sich selbst streitet. So war das ja auch mit dem Irak. Nie wurde da so effizient abgerüstet wie in der Phase, als der Streit unter den Nato-Staaten tobte, als die Vereinigten Staaten schon mit Krieg drohten und die Europäer noch mit zeitlichem Aufschub lockten. Der gewöhnliche Beziehungskrach ist also ein komplexes Thema mit vielfältigen zivilisatorischen und diplomatischen Implikationen.
Eine handbuchartige Einführung in die gesamte Problematik des Beziehungswahnsinns bietet jetzt der Film "Soloalbum", der auf Motiven des gleichnamigen Romans von Benjamin von Stuckrad-Barre basiert. Es geht darum, daß der junge Musikjournalist Ben von seiner Freundin Katharina verlassen wird. Das klingt nicht sehr komplex, und genau darin liegt die Stärke des Films. Er will nicht mehr sein, als er ist. Er flüstert nicht dauernd, daß er eigentlich eine Milieustudie sei, ein Sozialdrama, ein Thriller oder gar eine Parodie all dieser Genres. Erfreulicherweise ist auch die Geschichte angemessen elementar angelegt. Weder Ben noch Katharina beanspruchen größere analytische Zuwendung. Sie hat ihn verlassen, weil er dauernd mit anderen Mädchen geschlafen hat, unter anderem am Abend ihres Geburtstags - auch für diese nahezu klassische Schlichtheit der Ausgangsproblematik ist der Zuschauer sehr dankbar, weil es den Blick freimacht für die Obsession, die sich nun des Verlassenen bemächtigt. Er agiert sein Leid umfassend aus, kommt tagelang nicht aus der Wohnung, strapaziert die Geduld von Freunden und Kollegen und hat dabei aber ohnehin nur noch und weit stärker als je zuvor seine Exfreundin im Sinn; kurz: er nervt tierisch. Dabei spielt Matthias Schweighöfer den Ben eher mit einem erstaunten als einem wirklich verzweifelten Ausdruck und so umwerfendem Charme, daß der Zuschauer das alles nachvollziehen kann, ohne sich peinlich berührt zu fühlen. Nora Tschirner mischt ihrem selbstbewußten Auftreten als Katharina - die im Roman so gut wie gar nicht vorkommt - eine gewisse Unsicherheit und Sprödigkeit unter, so daß man schnell eigentlich nicht mehr sagen kann, ob man eine wirkliche Katharina kennengelernt hat oder bloß im Kino gewesen ist. Die beiden jedenfalls machen das sehr gut und verleihen dem Film eine verführerische Qualität, die auch manche eifrig ins Genre Teenagerkomödie schielende Zwischengags übersteht. Zu Bedauern ist nämlich, daß die ethnologische Präzision und die historische Stimmigkeit des Romans so gar nicht gerettet werden konnten. Das Berlin, in dem sich die beiden bewegen, die angeblichen Redaktionsräume, die Parties - kurz, der gesamte soziokulturelle Kontext der Geschichte, wirkt unecht und konstruiert. So redet, arbeitet, tanzt da niemand. Das wäre bei jedem anderen Film kaum erwähnenswert, aber der namensgleiche Roman hatte hier eine außerordentliche Stärke. Keiner hat die Sitten und Gebräuche der bundesrepublikanischen Jugend- und Medienszene der New-Economy-Jahre so scharf gezeichnet wie Stuckrad-Barre. Auch an anderen Stellen scheint das Herumgedoktere der Script Doctors am Drehbuch auf; man merkt die Absicht, mit allen Mitteln der Comedykunst mehr Teenager in den Film zu schaffen, und ist verstimmt. Trotz allem Glätten und Feilen bleibt "Soloalbum" immer noch ein lehrreiches Stück über Liebeskummer und den hellen Wahn, in den er den Alltag zu transformieren versteht, besser noch als die Hustensaftmixgetränke des kleinen Pharmaziestudenten im Film; und wegen dieser erstaunlich subtilen Eigenschaft ist Liebeskummer, so überzeitlich er auch scheinen mag, doch immer auch nur ein ganz individueller, örtlich und zeitlich bestimmter Kummer. Und darum eignet er sich auch so gut dazu, die eigene Geschichte zu erinnern und zu erzählen. Liebeskummer ist der Anfang jeder persönlichen Geschichtsschreibung. Im Film wird das wenigstens strukturell ganz gut dadurch dargestellt, daß sich die Handlung in zehn mehr oder weniger einsichtige Regelsätze gliedert ("Regel 8: Der Verzweiflung davonlaufen!"), als erzähle hier jemand diese Geschichte, der auch "aus der Geschichte gelernt" hat.
Vielleicht hat Helmut Kohl genau das gemeint, daß die nationale Geschichte heute eher von den vielen Bens und Katharinas handeln muß als, sagen wir: von ihm. Und wenn das so wäre, muß er das keineswegs selbstlos gemeint haben, schließlich hat er nur davon gesprochen, wo gesucht wird, nicht wie; und schon gar nicht davon, was man da findet.
NILS MINKMAR
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Wer seine Beziehungskrisen pflegt, hat keine Zeit für einen Krieg: "Soloalbum", jetzt als Film
"Die Deutschen sind heute ein Volk, das sein Glück im Privaten sucht", sagte Helmut Kohl gern, um die Nachbarstaaten zu beruhigen. Statt Angriffskriege auszuhecken, wollte er damit ausdrücken, kümmern sie sich nahezu rund um die Uhr um ihren Beziehungskram. Historisch gesehen war das ein gewaltiger Fortschritt: Nur wirklich aufgeklärte, stabile und offene Gesellschaften schaffen Verhältnisse, in denen sich alle immerzu ihren amourösen Verwicklungen hingeben und allfällige Konflikte wirklich auskosten können. Und was für den privaten Bereich gilt - um einen weiteren Gedanken des Altbundeskanzlers aufzunehmen -, das gilt genauso in der großen Politik. Nie ist der Westen mehr bei sich und somit am stärksten, als wenn er sich mit sich selbst streitet. So war das ja auch mit dem Irak. Nie wurde da so effizient abgerüstet wie in der Phase, als der Streit unter den Nato-Staaten tobte, als die Vereinigten Staaten schon mit Krieg drohten und die Europäer noch mit zeitlichem Aufschub lockten. Der gewöhnliche Beziehungskrach ist also ein komplexes Thema mit vielfältigen zivilisatorischen und diplomatischen Implikationen.
Eine handbuchartige Einführung in die gesamte Problematik des Beziehungswahnsinns bietet jetzt der Film "Soloalbum", der auf Motiven des gleichnamigen Romans von Benjamin von Stuckrad-Barre basiert. Es geht darum, daß der junge Musikjournalist Ben von seiner Freundin Katharina verlassen wird. Das klingt nicht sehr komplex, und genau darin liegt die Stärke des Films. Er will nicht mehr sein, als er ist. Er flüstert nicht dauernd, daß er eigentlich eine Milieustudie sei, ein Sozialdrama, ein Thriller oder gar eine Parodie all dieser Genres. Erfreulicherweise ist auch die Geschichte angemessen elementar angelegt. Weder Ben noch Katharina beanspruchen größere analytische Zuwendung. Sie hat ihn verlassen, weil er dauernd mit anderen Mädchen geschlafen hat, unter anderem am Abend ihres Geburtstags - auch für diese nahezu klassische Schlichtheit der Ausgangsproblematik ist der Zuschauer sehr dankbar, weil es den Blick freimacht für die Obsession, die sich nun des Verlassenen bemächtigt. Er agiert sein Leid umfassend aus, kommt tagelang nicht aus der Wohnung, strapaziert die Geduld von Freunden und Kollegen und hat dabei aber ohnehin nur noch und weit stärker als je zuvor seine Exfreundin im Sinn; kurz: er nervt tierisch. Dabei spielt Matthias Schweighöfer den Ben eher mit einem erstaunten als einem wirklich verzweifelten Ausdruck und so umwerfendem Charme, daß der Zuschauer das alles nachvollziehen kann, ohne sich peinlich berührt zu fühlen. Nora Tschirner mischt ihrem selbstbewußten Auftreten als Katharina - die im Roman so gut wie gar nicht vorkommt - eine gewisse Unsicherheit und Sprödigkeit unter, so daß man schnell eigentlich nicht mehr sagen kann, ob man eine wirkliche Katharina kennengelernt hat oder bloß im Kino gewesen ist. Die beiden jedenfalls machen das sehr gut und verleihen dem Film eine verführerische Qualität, die auch manche eifrig ins Genre Teenagerkomödie schielende Zwischengags übersteht. Zu Bedauern ist nämlich, daß die ethnologische Präzision und die historische Stimmigkeit des Romans so gar nicht gerettet werden konnten. Das Berlin, in dem sich die beiden bewegen, die angeblichen Redaktionsräume, die Parties - kurz, der gesamte soziokulturelle Kontext der Geschichte, wirkt unecht und konstruiert. So redet, arbeitet, tanzt da niemand. Das wäre bei jedem anderen Film kaum erwähnenswert, aber der namensgleiche Roman hatte hier eine außerordentliche Stärke. Keiner hat die Sitten und Gebräuche der bundesrepublikanischen Jugend- und Medienszene der New-Economy-Jahre so scharf gezeichnet wie Stuckrad-Barre. Auch an anderen Stellen scheint das Herumgedoktere der Script Doctors am Drehbuch auf; man merkt die Absicht, mit allen Mitteln der Comedykunst mehr Teenager in den Film zu schaffen, und ist verstimmt. Trotz allem Glätten und Feilen bleibt "Soloalbum" immer noch ein lehrreiches Stück über Liebeskummer und den hellen Wahn, in den er den Alltag zu transformieren versteht, besser noch als die Hustensaftmixgetränke des kleinen Pharmaziestudenten im Film; und wegen dieser erstaunlich subtilen Eigenschaft ist Liebeskummer, so überzeitlich er auch scheinen mag, doch immer auch nur ein ganz individueller, örtlich und zeitlich bestimmter Kummer. Und darum eignet er sich auch so gut dazu, die eigene Geschichte zu erinnern und zu erzählen. Liebeskummer ist der Anfang jeder persönlichen Geschichtsschreibung. Im Film wird das wenigstens strukturell ganz gut dadurch dargestellt, daß sich die Handlung in zehn mehr oder weniger einsichtige Regelsätze gliedert ("Regel 8: Der Verzweiflung davonlaufen!"), als erzähle hier jemand diese Geschichte, der auch "aus der Geschichte gelernt" hat.
Vielleicht hat Helmut Kohl genau das gemeint, daß die nationale Geschichte heute eher von den vielen Bens und Katharinas handeln muß als, sagen wir: von ihm. Und wenn das so wäre, muß er das keineswegs selbstlos gemeint haben, schließlich hat er nur davon gesprochen, wo gesucht wird, nicht wie; und schon gar nicht davon, was man da findet.
NILS MINKMAR
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main