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Ein Sommer in Berlin. In einem alten Mietshaus wohnen die Freundinnen Katrin (Inka Friedrich) und Nike (Nadja Uhl). Nike hat einen Balkon, Katrin hat einen Sohn, Ronald fährt einen Truck, Tina ist Kellnerin, Oskar und Helene sind alt und allein. Ob mitten im Leben oder fast am Ende, sie alle fragen sich das Gleiche: Dauert die Liebe über die Jahreszeiten? Oder ist sie nur ein Botenstoff im Hirn, der kommt und geht? Es wird gelebt und geliebt, und es ist immer noch Sommer in Berlin.
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DVD-Ausstattung / Bonusmaterial: - Kapitel- / Szenenanwahl - Animiertes DVD-Menü - DVD-Menü mit Soundeffekten
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Produktbeschreibung
Ein Sommer in Berlin. In einem alten Mietshaus wohnen die Freundinnen Katrin (Inka Friedrich) und Nike (Nadja Uhl). Nike hat einen Balkon, Katrin hat einen Sohn, Ronald fährt einen Truck, Tina ist Kellnerin, Oskar und Helene sind alt und allein. Ob mitten im Leben oder fast am Ende, sie alle fragen sich das Gleiche: Dauert die Liebe über die Jahreszeiten? Oder ist sie nur ein Botenstoff im Hirn, der kommt und geht? Es wird gelebt und geliebt, und es ist immer noch Sommer in Berlin.

Bonusmaterial

DVD-Ausstattung / Bonusmaterial: - Kapitel- / Szenenanwahl - Animiertes DVD-Menü - DVD-Menü mit Soundeffekten
Autorenporträt
Dr. Andreas Schmidt war Assistent am Lehrstuhl für Finanzierung von Prof. Dr. Wolfgang Bühler an der Universität Mannheim. Er ist derzeit als Risiko-Controller für die Dresdner Bank AG in Frankfurt am Main tätig.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 22.09.2005

Eine kurze Botschaft zum langen Abschied
Robert Wise läßt grüßen: Filme von Michael Winterbottom und Andreas Dresen beim Festival in San Sebastián

SAN SEBASTIÁN, 21. September

Zur Begrüßung sprach ein Toter. "Es ist eine große Ehre für mich", sagte er mit kratziger Stimme und blickte geradewegs in die Kamera, "daß in San Sebastián meine Filme gezeigt werden. Leider kann ich selbst in diesem Jahr der Einladung nach Spanien nicht folgen. Aber vielleicht klappt es später einmal." Robert Wise, der diese Videobotschaft an die baskische Atlantikküste geschickt hatte, weil ihm hier eine Retrospektive gewidmet ist, war am Morgen der Festivaleröffnung zweiundneunzigjährig gestorben. Abends bei der Eröffnungsfeier konnten wir ihm noch einmal ins Gesicht schauen, und am nächsten Abend in seinem Film "Executive Suite" aus dem Jahr 1954 uns in Erinnerung rufen, wofür er in den Nachrufen, die an diesem Tag überall erschienen, gepriesen wurde. Ökonomischer als Wise in diesem Film die Mechanik von Macht und Geschäft in einer amerikanischen Möbelfabrik sichtbar macht, kann man vom Kapitalismus nicht erzählen. Annähernd vierzig seiner Filme umfaßt die Retrospektive, ein langer Abschied.

San Sebastián, das sich wie Locarno gleich hinter den drei großen Festivals in Berlin, Cannes und Venedig plaziert und ebenfalls in die Kategorie der A-Festivals mit einem internationalen Wettbewerb gehört, ist nicht nur, weil es hinter saftig bewaldeten Hügeln am Meer liegt, ein Festival mit einem freundlichen Ruf. Die Filmauswahl ist übersichtlich, und die Vorstellungen sind so terminiert, daß sich keine Hektik verbreitet. Die Organisation läuft reibungslos, die Einwohner der Stadt zeigen sich kinobegeistert, jedenfalls während des Festivals, so daß die Kinos auch früh am Morgen und spät abends voll sind und die Veranstaltung tatsächlich Festcharakter hat.

In diesem Jahr ist der Wettbewerb bisher zwar ohne Entdeckungen oder wirklich Atemraubendes vorübergezogen, aber die Filme sind allemal interessanter, als es die mäßige Ausbeute der anderen europäischen Festivals in diesem Jahr vermuten ließ. Vielleicht ist es für die kleineren Festivals mit etwas Glück einfacher, passende Filme zu finden als für die großen. Während in Berlin, Cannes und auch Venedig Filme im internationalen Wettbewerb möglichst von berühmten Regisseuren gedreht, mit großen Stars besetzt sein und dennoch den Anspruch erfüllen müssen, keine Konfektionsware zu sein, können die kleineren Festivals beobachten, was eine Aufgeregtheitsstufe tiefer geschieht.

Für Locarno hatte die Auswahlkommission in diesem Jahr nicht viel Sehenswertes gefunden (F.A.Z. vom 11. und 15. August), die Verantwortlichen in San Sebastián hatten eine etwas bessere Hand. Daß, obwohl es hier nicht so darauf ankommt, außerdem auch noch zwei Dutzend Stars erschienen, die täglich von einer wohlerzogenen Menge vor ihrem Hotel geduldig erwartet werden, hat mit diesem guten Ruf, der angenehmen Atmosphäre und dann vielleicht doch auch mit den saftig bewaldeten Hügeln am kantabrischen Meer zu tun.

Michael Winterbottom präsentiert regelmäßig seine Filme auf dem Festival, und in diesem Jahr setzte seine leichthändige Quasi-Verfilmung von Laurence Sternes "Tristram Shandy" mit dem Titel "A Cock and Bull Story" gleich zu Beginn einen gutgelaunten Ton. Winterbottom, der bald alle Genres bedient haben wird, hat mit diesem Film seine "Amerikanische Nacht" gedreht, eine Film-im-Film-Geschichte, die mit all ihrem Witz wahrscheinlich nur versteht, wer die englische Klatschpresse verfolgt und mit dem dort geschaffenen Bild der Film- und vor allem Fernsehberühmtheiten Großbritanniens vertraut ist. Doch auch wer sich in diesen Dingen nicht so sicher ist, hat immer noch genug zu lachen.

Nach einem Drehbuch von Martin Hardy spielt Steve Coogan drei Rollen, den Tristram Shandy, dessen Vater Walter und einen Darsteller namens Steve Coogan. Sein Widersacher am Tristram-Shandy-Set ist Rob Brydon, den Rob Brydon spielt, der außerdem in der Rolle des Onkel Toby zu sehen ist. Kompliziert ist das bei Winterbottom alles nicht, denn natürlich sind die Szenen des Films-im-Film, der Kulissen und Kostüme braucht, weil er im achtzehnten Jahrhundert spielt, und die Szenen am Set jenseits der Dreharbeiten auf den ersten Blick zu unterscheiden. Letztlich geht es darum, berühmt zu sein - darum ging es auch Laurence Sterne - und auf intelligente Weise absoluten Nonsens zu erzählen, wie es der Titel verspricht. Schließlich ist, wie Steve Coogan erklärt, der "Tristram Shandy" ein "postmoderner Klassiker, der lange vor jeder Moderne geschrieben wurde, zu der er post hätte sein können". Gut die Hälfte des Festivals ist vorbei, und "A Cock and Bull Story" belegt auf den Kritikerlisten immer noch den ersten Platz.

Vielleicht liegt das auch daran, daß es ansonsten bisher nicht viel zu lachen gab. Wie bei jedem Festival verbringt man auch in San Sebastián die Tage und halben Nächte in Gesellschaft von verqueren Gestalten, von Drogensüchtigen, Verrückten, Unglücklichen, Enttäuschten, Betrogenen, Alkoholikern und sonstigen Problemfällen, denen sich das Kino gern widmet. Bei alldem läßt sich aber in diesen Tagen kein übergreifendes Thema ausmachen, das die Filmemacher in den verschiedenen Ländern und Erdteilen beschäftigen würde, wie es in Cannes etwa die versprengten Familien und ihre Sehnsucht nach Versöhnung waren. Nach San Sebastián aber kamen aus Argentinien ein Kriegsfilm, aus Brasilien eine Literaturverfilmung, aus China die Geschichte einer Jugend nach der Kulturrevolution, aus Korea eine Liebesgeschichte, aus Frankreich ein Tango-Märchen, aus Spanien ein Melodram aus Tanger. Dänemark war mit einem halbpolitischen Midlife-Drama dabei, England und Kanada mit einer nervenzerreißenden "Alice-im-Wunderland"-Geschichte von Terry Gilliam. Und aus Deutschland kam Andreas Dresens "Sommer vorm Balkon", der sich in dieser Vielfalt von Themen, Stilen und Stimmungen beim Publikum und der Kritik gut behauptete.

Dresen erzählt von zwei Frauen im Osten Berlins. Die eine hat Arbeit, die andere nicht, vor allem eine trinkt zuviel, und zwar diejenige, die einen Sohn hat, die andere findet vorübergehend einen Liebhaber. Der Sommer in Berlin strahlt nicht, und beide treiben in ihren Leben herum, in eine Katastrophe die eine, die andere nur in ein merkwürdiges Verhältnis. Doch am Ende, wenn die Katastrophe und auch das Verhältnis vorüber sind, läßt Dresen seinen beiden Frauen in ihren Schwierigkeiten einen so starken Willen zur Lebensfreude, daß man als Zuschauer nur halbdeprimiert das Kino verläßt und sich wundert, daß es draußen tatsächlich stürmt.

Das Wetter wurde besser im Verlauf des Festivals, die Filme immer düsterer. "Iluminados por el fuego" (Vom Feuer beleuchtet) aus Argentinien war der einzige Kriegsfilm im offiziellen Programm. Es soll der erste sein, der den Falklandkrieg in einer Spielhandlung auf die Leinwand bringt, Regie führte Tristán Bauer. Wegen seines Themas hatte der Film einige Erwartungen geweckt. Aber es zeigte sich, daß auch ein Krieg, der bisher im Kino nicht präsent war, nicht anders aussieht als die vielen, die wir von den Anfängen des Films bis heute in immer brillanteren, erschreckenderen, realistischeren Bildern und Tönen über uns haben ergehen lassen. Männer versinken im Dreck, fürchten den Kampf, in dem niemand den Überblick behält, die Offiziere sind brutal, die Fußsoldaten heimwehkrank und ahnungslos, worum sie kämpfen sollen. Zweihundertneunzig argentinische Soldaten, so Bauer, sollen 1982 auf den kargen Inseln gefallen sein, dieselbe Anzahl von Veteranen beging in den folgenden zwanzig Jahren Selbstmord. Mit dieser erschütternden Statistik beginnt "Iluminados". Die strapaziösen Bilder, zerrissen von brutalen Schwenks, fügen dem außer der Strapaze nichts hinzu.

Wenn man direkt im Anschluß daran "Stesi" (Something Like Happiness) sah, einen Film aus Tschechien von Bohdan Sláma über Menschen aus einer kleinen, dreckigen Stadt mit Blick auf die rauchenden Türme einer Fabrik, Menschen, die nichts haben, zu viel trinken, einander verletzen, verrückt werden und doch zusammenhalten, konnte man später kaum glauben, daß draußen die Sonne schien. Doch sie schien und wärmte sogar, und das soll in den nächsten Tagen so bleiben.

VERENA LUEKEN

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