Fight Night in Atlantic City! Als Ehrengast dieses wichtigen Boxkampfes begrüßt der Detective Rick Santoro (Nicolas Cage) den Verteidigungsminister. Mit dabei ist auch dessen Sicherheitsberater Kevin Dunne (Gary Sinise), ein alter Kumpel von Santoro, der eine blitzsaubere Offizierskarriere hingelegt hat. Doch die Wiedersehensfreude ist nur von kurzer Dauer - der Minister wird bei einem Attentat erschossen, und plötzlich werden 14.000 Zuschauer zu Zeugen, Verdächtigen oder möglichen Komplizen.
Für Santoro und Dunne beginnt ein Wettrennen gegen die Zeit, denn es gilt, aus Aussagen und Überwachungsbändern den Tathergang zu rekonstruieren. Doch je mehr Puzzle-Teile zusammenkommen, desto unglaublicher wird der Fall.
Für Santoro und Dunne beginnt ein Wettrennen gegen die Zeit, denn es gilt, aus Aussagen und Überwachungsbändern den Tathergang zu rekonstruieren. Doch je mehr Puzzle-Teile zusammenkommen, desto unglaublicher wird der Fall.
Bonusmaterial
DVD-Ausstattung / Bonusmaterial: - Kapitel- / SzenenanwahlDem Augenblick geopfert: Brian De Palma verliert im Kino sein "Spiel auf Zeit"
Ein Mann verfolgt eine Frau durch ein Hotel. Es ist für ihn lebenswichtig, sie als erster zu finden. Er schaut sich um, doch ein Flur sieht aus wie der andere. Mit jeder Sekunde, die ungenutzt verstreicht, wächst für den Mann der Druck. In dem Moment aber nimmt sich der Regisseur eine Auszeit. In aller Seelenruhe läßt er die Kamera aus einer Neunzig-Grad-Aufsicht über die Hotelzimmer gleiten. Nach dieser gänzlich abwegigen Fahrt, in der sich Saufgelage und ähnlich packende Alltagsszenen zu einem Panorama der dramaturgischen Nutzlosigkeit summieren, bekommen wir schließlich die gesuchte Frau zu sehen. Viel zu spät. Denn während die Kamera durch die Decke ging, sank die Spannung unter Null. Das kommt davon, wenn man in einem Thriller auf Zeit spielt.
Brian De Palma ist ein Regisseur, der stets alles dem Augenblick opfert. Hochspannung konnte er seit jeher immer nur in einzelnen Sequenzen erzeugen, die Geschichten und die Figuren vernachlässigte er darüber meist sträflich. Der Hitchcock-Epigone De Palma, der noch heute mit geradezu pubertärem Eifer dem master of suspense nacheifert, gleicht einem ewigen Gesellen, der endlos an einem Stück Metall herumfeilt, um ein Meister zu werden, während die Maschine, für die es gedacht ist, langsam vor sich hin rostet.
Alles ist möglich. Das gilt bei De Palma in erster Linie für die Perspektiven der Kamera, die Hitchcock mit geradezu rigoristischer Strenge festlegte und einschränkte. Bei De Palma dagegen sieht man das Bild oft vor lauter Bildern nicht. In "Spiel auf Zeit" ist der Regisseur in der Überwachungszentrale eines Spielcasinos in seinem Element. Hunderte von Kameras bieten Hunderte von Einstellungen, zu sehen auf Hunderten von Monitoren, die bis unter die Decke reichen. Doch wer alles sieht, sieht nichts. So entgeht es einem Millionenpublikum an den Fernsehschirmen, daß ein Boxer vom Schlag seines Gegners weit verfehlt wurde, bevor er k. o. ging. Da muß sich erst der scharfsinnige Cop Rick Santoro (Nicolas Cage) die Bilder noch einmal ansehen, um den Betrug aufzudecken.
Wie schon der Held in De Palmas gelungenstem Thriller "Blow out - der Tod löscht alle Spuren" (1981) gerät auch Santoro in eine politische Intrige. Der Verteidigungsminister wird ermordet, als er sich einen Boxkampf anschaut. Umgeben war er von De Palmas üblichen Verdächtigen: falschen Blondinen und richtigen Bösewichtern, deren sinstre Absichten schon an der Nasenspitze zu erkennen sind. Doch wer, um sich ein Bild von der Verschwörung zu machen, sich die Mühe macht, ein wenig Ordnung in die Erzählung zu bringen, die sich raffiniert gibt, aber leider nur konfus ist, kommt zu dem Ergebnis: Verglichen mit diesem Attentat, könnte man den Plan, Fidel Castro mit explodierenden Zigarren aus der Welt zu schaffen, noch heute für eine zündende Idee halten.
Zu den betrüblichen Entwicklungen, die das Genre des Actionthrillers im letzten Jahrzehnt genommen hat, gehört die Unfähigkeit oder das Desinteresse der Drehbuchautoren und Regisseure, die Topographie ihrer Schauplätze transparent zu machen. Oft hat der Zuschauer nicht einmal mehr eine vage Ahnung, wer wo steht und auf wen schießt. Obwohl "Spiel auf Zeit" in einem einzigen Gebäude spielt, das Arena, Casino und Hotel unter einem Dach vereint, fühlt man sich wie in einem Labyrinth, in dem sich auch der Regisseur heillos verirrt hat. Das ist um so erstaunlicher, als De Palma zu Beginn des Films mit einer zwanzigminütigen, scheinbar ununterbrochenen Einstellung, in der er seinem Helden folgt, einen Ariadnefaden spannen könnte.
Tatsächlich jedoch verstellt Nicolas Cage dem Zuschauer in dieser Sequenz mit verbalem, gestischem und mimischem Aktionismus den Blick. So multiplizieren sich schon in den ersten Minuten Defizite und Fehlentscheidungen: Ein Darsteller, der grundsätzlich zur Übertreibung neigt, wird von einem Regisseur, der noch nie in der Lage war, seine Schauspieler sicher zu führen, in langen Einstellungen von der Leine gelassen. Wenn später unvermittelt ganze Passagen des Films aus der subjektiven Sicht einiger Figuren erzählt werden, wenn Rückblenden in die Handlung einfallen, wenn der Schnitt sich zunehmend als verzweifeltes Flickwerk erweist, wird immer deutlicher, daß dem Regisseur De Palma letztlich nicht nur sein Star, sondern der gesamte Film entglitten ist. LARS-OLAV BEIER
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