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Fight Night in Atlantic City! Als Ehrengast dieses wichtigen Boxkampfes begrüßt der Detective Rick Santoro (Nicolas Cage) den Verteidigungsminister. Mit dabei ist auch dessen Sicherheitsberater Kevin Dunne (Gary Sinise), ein alter Kumpel von Santoro, der eine blitzsaubere Offizierskarriere hingelegt hat. Doch die Wiedersehensfreude ist nur von kurzer Dauer – der Minister wird bei einem Attentat erschossen, und plötzlich werden 14.000 Zuschauer zu Zeugen, Verdächtigen oder möglichen Komplizen. Für Santoro und Dunne beginnt ein Wettrennen gegen die Zeit, denn es gilt, aus Aussagen und…mehr

Produktbeschreibung
Fight Night in Atlantic City! Als Ehrengast dieses wichtigen Boxkampfes begrüßt der Detective Rick Santoro (Nicolas Cage) den Verteidigungsminister. Mit dabei ist auch dessen Sicherheitsberater Kevin Dunne (Gary Sinise), ein alter Kumpel von Santoro, der eine blitzsaubere Offizierskarriere hingelegt hat. Doch die Wiedersehensfreude ist nur von kurzer Dauer – der Minister wird bei einem Attentat erschossen, und plötzlich werden 14.000 Zuschauer zu Zeugen, Verdächtigen oder möglichen Komplizen. Für Santoro und Dunne beginnt ein Wettrennen gegen die Zeit, denn es gilt, aus Aussagen und Überwachungsbändern den Tathergang zu rekonstruieren. Doch je mehr Puzzle-Teile zusammenkommen, desto unglaublicher wird der Fall …

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Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 19.04.2012

Türkische Filmfrauen vor!

Von der Geschlechter- bis zur Kurdenfrage: Beim Filmfestival von Istanbul zeigt das türkische Kino mit erfreulichen Arbeiten, dass es oft klüger ist als die Gesellschaft, in der es entsteht.

ISTANBUL im April

Nicht lächeln bitte!", gebietet der Fotograf. Wir sehen nur das Antlitz der jungen Frau im Objektiv, vor einer hellen, gesichtslosen Wand. Sie heißt Mina, es soll ihr Visumsfoto werden. Und vielleicht liegt es ja schon an diesem Bild, an dem zu gleichmäßig blassen, ausdrucksarmen Licht und der irgendwie spröden Atmosphäre, dass es den ganzen Film über nichts werden wird mit der Ausreise nach Amerika. Sie hofft sehr darauf, denn sie ist jung und sehnt sich nach etwas anderem als ihrem bisherigen Leben. Einem Neuanfang nach der Scheidung vom ungeliebten Mann. Immerhin ein neuer Job ist dann drin in einem Café, wo sie anderen, nicht minder Bedürftigen das Glück aus dem Kaffeesatz liest.

"Present Tense", Belmin Sölyemez' elegisch erzähltes, sehr geglücktes Spielfilmdebüt im Wettbewerb des Internationalen Filmfestivals von Istanbul, das am Sonntag zu Ende ging, steht gleich für mehrere Tendenzen, die in den allein 40 türkischen Filmen sichtbar wurden: Noch nie gab es so viele Filmemacherinnen im Programm. Damit einher geht ein erkennbar stärkeres Interesse an Frauenfiguren. Hier ist es mit Mina eine junge, ganz der Moderne zugewandte Figur, durchaus repräsentativ für das urbane, bildungsbürgerliche Publikum, dem man auf dem Festival begegnet. Zugleich lebt sie in prekären Verhältnissen: arbeitslos, unglücklich und als frisch Geschiedene allein gelassen von einer Gesellschaft, die sich zurzeit eher rückwärts orientiert. Die jüngeren türkischen Filmemacher blicken auf ihre Heimat in ausdrucksstarken, kräftigen Bildern, selbst wenn die Filme ansonsten missglückt sind, und schauen auch dann nicht weg, wenn es unbequem wird. So griff gleich eine Handvoll Filme die offene Kurdenfrage auf. Sogar zum Komödienstoff taugte dieses Sujet überraschenderweise: Murat Saracoglus "In Flames" erzählt von einem Feuerwehrmann von der Schwarzmeerküste. Er soll aus dem kurdischen Dyabakir einen Feuerwehrwagen holen, ein Geschenk des dortigen Bürgermeisters. Mit dem rotlackierten Fahrzeug, auf dem dick noch der Name der Kurdenmetropole steht, fährt er dann durch die halbe Türkei, begegnet den Vorurteilen der anderen und legt die eigenen ab. Saracoglu, der auch das Drehbuch schrieb, hat einen Weg gefunden, um das Plädoyer für Verständigung und Großherzigkeit in eine amüsante Form zu gießen, eine clevere Balance zwischen schlichteren und hintergründigen Witzen, von denen manche genau betrachtet dann gar nicht so sehr zum Lachen sind: Dauernd wird der Wagen von einer paranoiden Armee angehalten, irgendwann kommt gar ein Bombenentschärfungsteam und sperrt einen ganz Platz ab, um das kurz geparkte Fahrzeug zu untersuchen.

Um die Macht der Paranoia, der Väter und der Tradition ging es auch in Emin Alpers "Beyond the Hill", dem hintergründigsten, facettenreichsten und reifsten Film im türkischen Wettbewerb, der vollkommen zu Recht neben dem Hauptpreis auch noch den Preis der internationalen Filmkritik (Fipresci) sowie den fürs beste Drehbuch erhielt. Gezeigt wird eine archaische Männergesellschaft, irgendwo in der Türkei. Drei Generationen, ein Vater, zwei Söhne, drei Enkel, lauter Inglourious Basterds im Hier und Jetzt, in einem Niemandsland jenseits unseres Alltags. Sie leben mit der Natur, mit den Tieren, zwischen Fluss und Wäldern, in einem Tal inmitten einer atemberaubend wilden Berglandschaft - und mit "den anderen", den unsichtbaren Feinden hinter den Bergen. Die Geschichte beginnt sehr ruhig und konzentriert, ganz in der Tradition jener "Neuen Welle" des türkischen Kinos, für die Namen wie Nuri Bilge Ceylan (zuletzt "Once Upon a Time in Anatolia"), Reha Erdem ("Five Times") und Semih Kaplanoglu ("Honig") stehen. Im Laufe des Films nimmt sie dann aber zunehmend Fahrt und Spannung auf, wird immer schneller und dichter. Fortwährend wechselt die Blickrichtung. Man lernt die einzelnen Personen kennen, zugleich die innere Dynamik der drei Generationen mit starken Vätern und Söhnen, die nicht so wollen, wie sie sollen - Alpers Familienaufstellung mit filmischen Mitteln besitzt zugleich eine surreale Ebene aus offenkundigen Halluzinationen und Projektionen. Auch die Kamera selbst wirkt mitunter wie ein Besucher aus einer anderen Welt, ein Voyeur, der versteckt, von außen dem Treiben zusieht. So verbindet "Beyond the Hill" Phantastik, Sinn für Irrsinn und ironischen Humor mit einem soziologischen Blick auf die türkische Gegenwartsgesellschaft und deren inhärente Gewalt.

Die bekannten Gegensatzpaare des türkischen Kinos - Väter versus Söhne; Stadt versus Land; Tradition versus Moderne -- wurden auch in anderen Filmen mit frischem Leben und Bildern erfüllt: Caner Erzincans "Snake" erzählt vom zurückgebliebenen Grenzland des türkischen Ostens, wo die Menschen vom Schmuggel leben oder vom Sammeln von Schnecken. Der Held ist ein etwas träger Schlangenfänger, der von Zahnschmerzen geplagt wird, und sich völlig unglücklich in die schöne Zahnärztin in der Provinzstadt verliebt. Um diesen Kern herum wird die Szenerie des Dorfes entfaltet, in dem sechs Zehnjährige um ein Mädchen werben, ein Kapitalist die Bauern ausbeutet, wilde Pferde in den Bergen leben, und sich regelmäßig eine Schlange durch die Gegend ringelt. Gegenüber diesem Film, der Ernstes mit gescheiter Leichtigkeit verhandelte, blieb Tayfur Ardins "The Trace" in bedeutungsschwerer Tristesse stecken: Schöne Landschaftsbilder rahmten eine Story, die lebende Kurden, untote Armeniern und eine unbeerdigte Mutter verknüpfte und daher wie gemacht war für den masochistischen Teil des typischen westlichen Festivalpublikums - linkes Blut-und-Boden-Kino.

Dass sich auch ältere Republiken schwer tun, mit vergangenen Sünden ins Reine zu kommen, belegten in diesem Jahr gleich mehrere Beiträge des gewohnt starken französischen Kinos. Neben Vincents Garenqs Todesstrafenmelo "Présumé coupable" muss man zwei ausgezeichnete Beiträge besonders herausheben: Da ist zum einen der neue Film von Matthieu Kassowitz: "L'Ordre et la Morale" ("Rebellion") ist ein hitzig inszenierter Politthriller, der auf einer historischen Episode beruht: 1988, kurz vor der Wahl zwischen Mitterrand und Chirac nahmen Unabhängigkeitsaktivisten in Neukaledonien ein paar Geiseln. Die Armee beendete die Sache blutig. Wie brutal und verbrecherisch auch demokratisch gewählte Regierungen agieren, wenn man sie nur lässt, zeigt auch Yasmina Adis Dokumentarfilm "Ici on noie les Algériens" ("Hier ertränkt man Algerier"): Adi erzählt die erschütternde Geschichte eines der dunkelsten Ereignisse der französischen Nachkriegsgeschichte - der Ertränkung von bis zu 200 algerischen Demonstranten am 17. Oktober 1961 in der Pariser Seine - und das skandalöse Totschweigen dieses Massakers bis in die heutigen Tage.

Beide Filme zeigen passend zu den bevorstehenden Präsidentschaftswahlen die Wirklichkeit hinter idyllischen Multikultimärchen à la "Ziemlich beste Freunde": Es ist die Mehrheitsgesellschaft, die ihre Machtposition nicht preisgeben und in der Integrationsdebatte keine Kompromisse machen will.

RÜDIGER SUCHSLAND

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