Technische Angaben:
Bildformat: 16:9 Vollbild
Sprachen / Tonformate: Deutsch (Dolby Digital 2.0 / 5.1)
Untertiel: Deutsch, Englisch, Spanisch u. a.
Ländercode: 2
Extras: Trailer, Trailershow
In den 70er Jahren war Wolfgang Lötzsch das DDR-Radsporttalent. Alles andere als ein Revoluzzer, wollte er jedoch kein Opportunist sein. Das genügte, um in die Schusslinie eines übermächtigen Staates zu geraten. Siebzehn Jahre fuhr er gegen den eisigen Wind der Stasi, von Sieg zu Sieg, deklassierte z.T. die Kaderfahrer, wurde ungewollt ein Symbol des Widerstandes, des Kampfes gegen Verlogenheit und Opportunismus. Aber nie über die Grenzen der DDR hinaus, nie bei einem wirklich großen Rennen.
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Untertiel: Deutsch, Englisch, Spanisch u. a.
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In den 70er Jahren war Wolfgang Lötzsch das DDR-Radsporttalent. Alles andere als ein Revoluzzer, wollte er jedoch kein Opportunist sein. Das genügte, um in die Schusslinie eines übermächtigen Staates zu geraten. Siebzehn Jahre fuhr er gegen den eisigen Wind der Stasi, von Sieg zu Sieg, deklassierte z.T. die Kaderfahrer, wurde ungewollt ein Symbol des Widerstandes, des Kampfes gegen Verlogenheit und Opportunismus. Aber nie über die Grenzen der DDR hinaus, nie bei einem wirklich großen Rennen.
Bonusmaterial
DVD-Ausstattung / Bonusmaterial: - Trailer - weiteres Archivmaterial - TrailershowFrankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 21.07.2008Ein Radsportkrimi um Sportsfreund Lötzsch im Kino
Ohne mich wird es nicht gehen", dachte Wolfgang Lötzsch, wenn er auf seinem Rennrad wieder einmal triumphierend am Hauptfeld vorbeizog. Sein damaliger Trainer im Radsportverein Karl-Marx-Stadt, heute wieder Chemnitz, hielt ihn schlichtweg für "begnadet". Aber nicht jeder durfte in und für die DDR Siegestrophäen erringen, schon gar nicht im westlichen Ausland. Die Mitgliedschaft in der SED war das Eintrittsbillett auch in die höhere Sportgesellschaft. Als Lötzsch sich nicht unterwarf, für große Rennen, selbst für die nur nach Polen und die Tschechoslowakei führende Friedensfahrt, gesperrt blieb und, von kleinlichen Schikanen zusätzlich in staatsfeindliche Rage versetzt, 1971 einen westdeutschen Korrespondenten kontaktierte, war es ganz aus. Zehn Monate lang durfte er im Gefängnis der einst "sächsisches Manchester" genannten Stadt über sein weiteres Schicksal nachdenken.
Von nun an hatte die Bezirksbehörde der Staatssicherheit den Mann fest im Griff. Als Gnadenbeweis konnte er täglich auf dem Gefängnishof seine Muskeln fit halten und nach der Entlassung anfangs an kleineren Rennen, später wieder an der DDR-Rundfahrt teilnehmen. Als Gärtner und als Testfahrer der ortsansässigen volkseigenen Fahrradfabrik "Dynamo" bekam er die nötige Freistellung zum Training. Den Preis für diese eingeschränkte Karriere hatte der einst ungestüme junge Mann entrichtet: den Eintritt in die Partei.
Sandra Prechtels und Sascha Hilperts bewegender Dokumentarfilm "Sportsfreund Lötzsch" kommt ohne Kommentar aus. Die Fakten sind erschütternd und bedrückend genug. Kein strahlender Dissident der sozialistischen Sportbewegung tritt vor die Kamera, sondern ein Mann, der sich beugte, um nicht alles zu verlieren. Ihm wäre niemals die Ausreise gestattet worden. Heute gehört der begnadete Rennfahrer, seit kurzem arbeitslos, eher zu den Verlierern. Der seinerzeit für ihn zuständige Stasi-Offizier, der Lötzsch und viele andere "vor sich selbst bewahren" wollte, Ex-Major Engelhardt, führt dagegen ein Reisebüro in Berlin. Cleverness, nicht die Moral war schon immer auf Seiten der Sieger der Geschichte. "Wir hatten ja fast eine seelsorgerische Aufgabe", lobt Engelhardt im Film sein Tun und fügt nicht ohne Stolz hinzu: "Wir konnten tief ins Innere der Menschen sehen."
"Sportsfreund Lötzsch", auf dem vorjährigen Leipziger Dokumentarfilmfestival mit dem Publikumspreis ausgezeichnet, lässt aus Archivaufnahmen die populäre Radsportszene der siebziger und achtziger Jahre wiederauferstehen, deren meist aus einem proletarischen Milieu stammende Helden den unterdrückten Traum von Weite und Freiheit beim Tritt in die Pedalen auslebten. Gespräche mit Lötzsch, den ebenso kräftig sächselnden Sportkameraden und Ex-Freundinnen sowie dem Mann von der Stasi (dessen Gesicht die Kamera nicht derart nahe heranzuholen brauchte, um es als unsympathisch zu kennzeichnen) vermitteln einen tiefen Eindruck von der hinter den Kulissen herrschenden politischen Drangsal. Allerdings hätte man sich mehr optische Einfälle gewünscht, um starre Gesprächsszenen zu vermeiden. Das Erschrecken über die miese Manipulation und die hier gleichsam stellvertretend vorgeführte systemtypische Verbiegung eines Menschenlebens in der DDR mag solche formalen Einwände zurückdrängen - vor allem bei jenen Zuschauern, die ähnliche Eingriffe miterlebt haben. "Sportsfreund Lötzsch" dürfte darum in ostdeutschen Kinos der Erfolg fast sicher sein.
HANS-JÖRG ROTHER
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Ohne mich wird es nicht gehen", dachte Wolfgang Lötzsch, wenn er auf seinem Rennrad wieder einmal triumphierend am Hauptfeld vorbeizog. Sein damaliger Trainer im Radsportverein Karl-Marx-Stadt, heute wieder Chemnitz, hielt ihn schlichtweg für "begnadet". Aber nicht jeder durfte in und für die DDR Siegestrophäen erringen, schon gar nicht im westlichen Ausland. Die Mitgliedschaft in der SED war das Eintrittsbillett auch in die höhere Sportgesellschaft. Als Lötzsch sich nicht unterwarf, für große Rennen, selbst für die nur nach Polen und die Tschechoslowakei führende Friedensfahrt, gesperrt blieb und, von kleinlichen Schikanen zusätzlich in staatsfeindliche Rage versetzt, 1971 einen westdeutschen Korrespondenten kontaktierte, war es ganz aus. Zehn Monate lang durfte er im Gefängnis der einst "sächsisches Manchester" genannten Stadt über sein weiteres Schicksal nachdenken.
Von nun an hatte die Bezirksbehörde der Staatssicherheit den Mann fest im Griff. Als Gnadenbeweis konnte er täglich auf dem Gefängnishof seine Muskeln fit halten und nach der Entlassung anfangs an kleineren Rennen, später wieder an der DDR-Rundfahrt teilnehmen. Als Gärtner und als Testfahrer der ortsansässigen volkseigenen Fahrradfabrik "Dynamo" bekam er die nötige Freistellung zum Training. Den Preis für diese eingeschränkte Karriere hatte der einst ungestüme junge Mann entrichtet: den Eintritt in die Partei.
Sandra Prechtels und Sascha Hilperts bewegender Dokumentarfilm "Sportsfreund Lötzsch" kommt ohne Kommentar aus. Die Fakten sind erschütternd und bedrückend genug. Kein strahlender Dissident der sozialistischen Sportbewegung tritt vor die Kamera, sondern ein Mann, der sich beugte, um nicht alles zu verlieren. Ihm wäre niemals die Ausreise gestattet worden. Heute gehört der begnadete Rennfahrer, seit kurzem arbeitslos, eher zu den Verlierern. Der seinerzeit für ihn zuständige Stasi-Offizier, der Lötzsch und viele andere "vor sich selbst bewahren" wollte, Ex-Major Engelhardt, führt dagegen ein Reisebüro in Berlin. Cleverness, nicht die Moral war schon immer auf Seiten der Sieger der Geschichte. "Wir hatten ja fast eine seelsorgerische Aufgabe", lobt Engelhardt im Film sein Tun und fügt nicht ohne Stolz hinzu: "Wir konnten tief ins Innere der Menschen sehen."
"Sportsfreund Lötzsch", auf dem vorjährigen Leipziger Dokumentarfilmfestival mit dem Publikumspreis ausgezeichnet, lässt aus Archivaufnahmen die populäre Radsportszene der siebziger und achtziger Jahre wiederauferstehen, deren meist aus einem proletarischen Milieu stammende Helden den unterdrückten Traum von Weite und Freiheit beim Tritt in die Pedalen auslebten. Gespräche mit Lötzsch, den ebenso kräftig sächselnden Sportkameraden und Ex-Freundinnen sowie dem Mann von der Stasi (dessen Gesicht die Kamera nicht derart nahe heranzuholen brauchte, um es als unsympathisch zu kennzeichnen) vermitteln einen tiefen Eindruck von der hinter den Kulissen herrschenden politischen Drangsal. Allerdings hätte man sich mehr optische Einfälle gewünscht, um starre Gesprächsszenen zu vermeiden. Das Erschrecken über die miese Manipulation und die hier gleichsam stellvertretend vorgeführte systemtypische Verbiegung eines Menschenlebens in der DDR mag solche formalen Einwände zurückdrängen - vor allem bei jenen Zuschauern, die ähnliche Eingriffe miterlebt haben. "Sportsfreund Lötzsch" dürfte darum in ostdeutschen Kinos der Erfolg fast sicher sein.
HANS-JÖRG ROTHER
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