+++Zwei Morde (?) im Spreewald+++
Im Spreewald sterben kurz hintereinander zwei Menschen. Doch obwohl sich einer der beiden Todesfälle bei Forstarbeiten zugetragen hat und der andere bei einem Motorradunfall, vermutet Fichte, dass es einen Zusammenhang gibt. Er glaubt, dass die kurz vorher aus
Süddeutschland hierher gezogene Rockerbande "Die Wölfe" dahintersteckt. Um dieser Spur nachzugehen,…mehr+++Zwei Morde (?) im Spreewald+++
Im Spreewald sterben kurz hintereinander zwei Menschen. Doch obwohl sich einer der beiden Todesfälle bei Forstarbeiten zugetragen hat und der andere bei einem Motorradunfall, vermutet Fichte, dass es einen Zusammenhang gibt. Er glaubt, dass die kurz vorher aus Süddeutschland hierher gezogene Rockerbande "Die Wölfe" dahintersteckt. Um dieser Spur nachzugehen, braucht Fichte Unterstützung von Kommissar Krüger. Der jedoch weigert sich, in der Sache aktiv zu werden.
Grund dafür ist seine schwere Sinnkrise – und Krügers Verweigerung wiederum führt zum Bruch zwischen ihm und Fichte. Der tut sich daraufhin mit der ehrgeizigen Polizeianwärterin Luise Bohn zusammen, um die Todesfälle aufzuklären. Krüger indes zieht sich mehr denn je zurück. Aber schon bald wird sein Einsiedlerdasein durch den Jäger Drilling gestört, der einen eingewanderten Wolf erschießen will. Krüger glaubt, dass ihm das Schicksal eine Metapher für die zunehmende Vereinsamung und Verrohung in der Gesellschaft und sich selbst vor die Füße legt …
Mit Pia Strietmann inszeniert zum zweiten Mal einen Teil der «Spreewaldkrimi»-Reihe. Die «Sturköpfe»- und «Endlich Witwer»-Regisseurin kreiert eine Bildsprache, die sich sehr gut mit den Voraussetzungen für einen gelungenen «Spreewaldkrimi» fügt. Sie zeigt einen dichten Wald, an dem es selbst tagsüber zumeist aussieht, als würde jeden Augenblick die Nacht einbrechen, die raren Sonnenstrahlen die Wahrnehmung verzerren und zwischendurch sattgrüne Oasen eine heile Märchenwelt vorgaukeln. In den Landschaftsaufnahmen blitzen zuweilen sanft an David Lynch anmutende, verzerrte Visionen von Menschen in Hasenmasken auf, oder aber das gegenwärtige Geschehen gleitet nahezu nahtlos in eine Rückblende oder einen Tagtraum über.
Strietmann erzeugt so eine packend-desolate Grundstimmung, dessen ungeachtet setzt sie nicht darauf, das Publikum zu verwirren: Wer darauf achtet, kann anhand der Farbsättigung und Lichttemperatur jederzeit den Überblick behalten, was auf welcher Ebene geschieht. So bringt sie das Publikum, obwohl sie das Grundgemüt der Filmreihe aufrecht erhält, subtil in die Position Krügers, dem seine Eingebung abhanden gekommen ist.
Auf thematischer Ebene entwirft der neue «Spreewaldkrimi» derweil ein zerrüttetes, besorgniserregendes Politbild – durchzogen vom metaphorisch mehrfach aufgeladenen Bild des Wolfs. Der im Film behandelte Wolf ist aus dem Osten eingewandert und bringt somit eine Immigrationskomponente mit, gleichwohl dient der Wolf auch als Vorbote eines anderen, urdeutschen Problems: In «Zeit der Wölfe» geht es nämlich auch um zornige Bürger, die ihre eigene, engstirnige Deutung von Recht und Ordnung durchsetzen wollen.
Fazit: Ein gelungener Krimi mit überwiegend sehr guten Darstellern, allen voran einem überragenden Christian Redl. Das brisante Rocker-Thema kommt m.E. etwas zu kurz. Freue mich schon auf weitere Fälle der Reihe.