Ausgerechnet an seinem letzten Arbeitstag wartet auf Nathan Muir der schwerste Fall seiner langjährigen CIA Karriere. Bei einer mißlungenen Befreiungsaktion in einem chinesischen Gefängnis wurde sein einstiger Schüler Tom Bishop geschnappt, und nun droht ihm dort die Todesstrafe. In genau 24 Stunden! Aus Angst vor einem internationalen Eklat beschließt man jedoch in der CIA-Chefetage, Bishops Leben zu Gunsten der diplomatischen Beziehungen zu opfern. Heimlich setzt der Top-Agent Muir hinter dem Rücken der CIA-Führung präzise und raffiniert alle Hebel in Bewegung, um seinen Schützling doch noch zu retten. Ein spannender Wettlauf mit der Zeit beginnt. Wie in einem Schachspiel zieht Muir geschickt die Fäden. Doch bei diesem Spiel geht es um Leben und Tod. In Rückblenden erzählt der Agententhriller die Geschichte von Bishops Rekrutierung durch Muir und zeigt die erbarmungslose Schule auf dem steinigen Weg zum Elite-Agenten. Gemeinsam erleben Bishop und Muir den Krieg in Vietnam, schleusen deutsche Agenten von Ost nach West und umgekehrt. Bei einem gemeinsamen Einsatz im vom Bürgerkrieg gebeutelten Beirut droht die Freundschaft der beiden an Bishops Liebe zu der geheimnisvollen Elizabeth zu zerbrechen.
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 16.03.2002Spione, höret die Vokale: Tony Scotts Film "Spy Game" mit Robert Redford und Brad Pitt
Wer einsprachig aufwächst, hat bisweilen Mühe sich vorzustellen, daß die Fremdsprachen, die zu lernen man ihn nötigt, anderen Muttersprachen sind und genauso zur Verständigung taugen wie die eigene. Hollywood befördert diesen kleinen Denkfehler mit der Figur des krakeelenden Ausländers. Das sind jene Gestalten, die nicht nur Unkundigen, sondern auch den eigenen Landsleuten bloß abgehackte Laute zubrüllen, wenn es etwas zu sagen gibt. Auf Untertitel wird da verzichtet. Der Zuschauer weiß ja, daß viel mehr als "Tötet die Amerikaner" in diesem Idiom ohnedies nicht ausgedrückt werden kann. Das wiederum verleiht ihm eine gewisse Universalität.
Doch nicht viele verstehen es so flächendeckend einzusetzen wie Tony Scott in seinem Film "Spy Game". Aus dem Libanon, China und natürlich Vietnam ertönt darin das einschlägige Geschrei, stets gefolgt von Faustschlägen, Schüssen oder Detonationen. Es sind drei der Länder, in denen der CIA-Agent Tom Bishop (Brad Pitt auf unserem Foto) seinem üblicherweise blutigen Geschäft nachging. Doch nun wartet er in einem chinesischen Gefängnis auf seine Hinrichtung, und sein einstiger Ausbilder Nathan Muir (Robert Redford) erfährt es am letzten Tag vor dem Ruhestand.
Die beiden gehen getrennte Wege, seit ein Betriebsunfall vierundsiebzig Leben und eine Liebe zerstörte. Trotzdem ist es Ehrensache, daß Muir auch gegen den Willen der CIA seinem Schüler zu Hilfe kommt. Clevere Agenten, Detektive und Reporter haben Robert Redford in einem Alter berühmt gemacht, das Brad Pitt heute erreicht hat - nicht zuletzt, weil Redford den verbissensten Rollen Leichtigkeit abgewann. Hier jedoch spielt er einen Mann, der nicht lächelt und auch dem Zuschauer keinen Anlaß dazu gibt. Das muß so sein, denn die Gewalt verherrlichen will dieser Film nicht. Er stellt die CIA als brutalen, unmoralischen Haufen dar.
Unmoralisch handeln in "Spy Game" allerdings alle, allein die Amerikaner tun es in höchster Verfeinerung. Sie verfügen über eine Idee von Gerechtigkeit, die so fortgeschritten ist, daß es mit der Umsetzung bisweilen hapert. Den Libanesen, Vietnamesen, Chinesen des Films geht es umgekehrt. Sie haben offenkundig nie gelernt, daß der Besitz einer Waffe nicht schon das Recht einschließt, sie auch zu verwenden. Ein beredtes Beispiel dafür geben die Gefängniswärter. Sie haben an ihren Verhörmethoden so viel Spaß, daß sie auf die Fragen gut verzichten können. Auch sie wären gewiß brave Bürger, wenn man ihnen nur rechtzeitig Englisch beigebracht hätte. Denn rassistisch sein will dieser Film auch nicht. Es wäre ihm nur lieb, wenn der Feind noch im Feindesland wohnte. "Es gab mal eine Zeit, als wir die Guten noch von den Bösen unterscheiden konnten", sagt Muir, nachdem seine Vorgesetzten entschieden haben, Bishop zu opfern. Man kann ihn beruhigen. Es geht immer noch erstaunlich leicht: Die Bösen schreien "Hua! Hua!", und die Guten klopfen Sprüche.
al
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Wer einsprachig aufwächst, hat bisweilen Mühe sich vorzustellen, daß die Fremdsprachen, die zu lernen man ihn nötigt, anderen Muttersprachen sind und genauso zur Verständigung taugen wie die eigene. Hollywood befördert diesen kleinen Denkfehler mit der Figur des krakeelenden Ausländers. Das sind jene Gestalten, die nicht nur Unkundigen, sondern auch den eigenen Landsleuten bloß abgehackte Laute zubrüllen, wenn es etwas zu sagen gibt. Auf Untertitel wird da verzichtet. Der Zuschauer weiß ja, daß viel mehr als "Tötet die Amerikaner" in diesem Idiom ohnedies nicht ausgedrückt werden kann. Das wiederum verleiht ihm eine gewisse Universalität.
Doch nicht viele verstehen es so flächendeckend einzusetzen wie Tony Scott in seinem Film "Spy Game". Aus dem Libanon, China und natürlich Vietnam ertönt darin das einschlägige Geschrei, stets gefolgt von Faustschlägen, Schüssen oder Detonationen. Es sind drei der Länder, in denen der CIA-Agent Tom Bishop (Brad Pitt auf unserem Foto) seinem üblicherweise blutigen Geschäft nachging. Doch nun wartet er in einem chinesischen Gefängnis auf seine Hinrichtung, und sein einstiger Ausbilder Nathan Muir (Robert Redford) erfährt es am letzten Tag vor dem Ruhestand.
Die beiden gehen getrennte Wege, seit ein Betriebsunfall vierundsiebzig Leben und eine Liebe zerstörte. Trotzdem ist es Ehrensache, daß Muir auch gegen den Willen der CIA seinem Schüler zu Hilfe kommt. Clevere Agenten, Detektive und Reporter haben Robert Redford in einem Alter berühmt gemacht, das Brad Pitt heute erreicht hat - nicht zuletzt, weil Redford den verbissensten Rollen Leichtigkeit abgewann. Hier jedoch spielt er einen Mann, der nicht lächelt und auch dem Zuschauer keinen Anlaß dazu gibt. Das muß so sein, denn die Gewalt verherrlichen will dieser Film nicht. Er stellt die CIA als brutalen, unmoralischen Haufen dar.
Unmoralisch handeln in "Spy Game" allerdings alle, allein die Amerikaner tun es in höchster Verfeinerung. Sie verfügen über eine Idee von Gerechtigkeit, die so fortgeschritten ist, daß es mit der Umsetzung bisweilen hapert. Den Libanesen, Vietnamesen, Chinesen des Films geht es umgekehrt. Sie haben offenkundig nie gelernt, daß der Besitz einer Waffe nicht schon das Recht einschließt, sie auch zu verwenden. Ein beredtes Beispiel dafür geben die Gefängniswärter. Sie haben an ihren Verhörmethoden so viel Spaß, daß sie auf die Fragen gut verzichten können. Auch sie wären gewiß brave Bürger, wenn man ihnen nur rechtzeitig Englisch beigebracht hätte. Denn rassistisch sein will dieser Film auch nicht. Es wäre ihm nur lieb, wenn der Feind noch im Feindesland wohnte. "Es gab mal eine Zeit, als wir die Guten noch von den Bösen unterscheiden konnten", sagt Muir, nachdem seine Vorgesetzten entschieden haben, Bishop zu opfern. Man kann ihn beruhigen. Es geht immer noch erstaunlich leicht: Die Bösen schreien "Hua! Hua!", und die Guten klopfen Sprüche.
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