-> Spy Kids 1 - Cool bleiben ist alles! (USA 2001, 88 Min., FSK 6):
Ultracoole Geheimagenten, die mit der unfassbarsten Ausrüstung in den exotischsten Winkeln der Welt die niederträchtigsten Mistkerle des Universums jagen - das gibt es doch nur in Geschichten, wie sie die Mutter der beiden Geschwister Carmen (Alexa Vega) und Juni Cortez (Daryl Sabara) erzählt, oder?
Denkste! Denn ausgerechnet ihre Eltern Gregorio (Antonio Banderas) und Ingrid (Carla Gugino) entpuppen sich als die besten Leute der Superagenten-Organisation OSS. Was ihre Sprößlinge dummerweise erst erfahren, als ihre Eltern vom durchgeknallten Superhirn Fegan Floop (Alan Cumming) entführt werden, der offiziell ein Star des Kinderfernsehens ist und von seinem mysteriösen Schloß aus die Weltbeherrschung plant.Wozu er unzählige gemeingefährliche Erfindungen einsetzt.Verwandlungen von Gegnern in Cartoonwesen etwa oder ein Heer ultrastarker Roboter-Gören. Doch die Tricks von Carmen und Juni sind auch nicht schlecht, als sie die Schularbeiten und die Videospielkonsole für eine Weile verstauben lassen, um als SPY KIDS ihre Eltern zu retten. Ach ja, und die Welt. Mit Mut,Witz,Tempo und einer Reihe Geheimwaffen vom Raketenrucksack bis zum Elektroschock-Kaugummi machen sie sich auf, Floop zu besiegen. Und lassen James Bond, Austin Powers oder andere Agentenrentner verdammt alt aussehen.
-> Spy Kids 2 - Die Rückkehr der Superspione (USA 2002, 96 Min., FSK 6):
Diesmal ist es nicht nur die Welt, die auf dem Spiel steht - es geht vor allem um die Familienehre der Cortez! Schlimm genug, dass eine undurchsichtige Bande von Magna-Men, die sich mittels Magnetkraft fortbewegen, dem amerikanischen Nachdem Carmen und Juni Cortez in Teil 1 des Agentenabenteuers ihre Eltern - und ganz nebenbei die ganze Welt - gerettet haben, sind sie nun zu aktiven und angesehenen Spy Kids der OSS (Superagenten-Organisation) herangewachsen.
In ihrer zweiten Mission sollen sie den so genannten "Transmooker" suchen, eine geheime Vorrichtung, die aus der Obhut des Präsidenten der Vereinigten Staaten gestohlen wurde. Wer ihn besitzt, kann die Elektrizität der ganzen Welt außer Kraft setzen; befindet sich der Transmooker in falschen Händen, ist der gesamte Planet in Gefahr. Ärgerlicherweise bekommen unsere Spione auch noch Konkurrenz: Die unerträglichen Geschwister Gary und Gerti Giggles, die Kinder des zwielichtigen Leiters der OSS, kommen ihnen immer wieder in die Quere.
Die Suche nach dem Transmooker führt die Kinder auf eine geheimnisvolle Insel, auf der sie zunächst auf den verwirrten Wissenschaftler Romero treffen, der Mini-Zoos für Kinder entwickeln will. Allerdings sind einige seiner Experimente schiefgelaufen, so dass abenteuerliche Kreaturen das Eiland bevölkern und eine ernsthafte Gefahr für Carmen und Juni darstellen. Außerdem ist diese Insel für Radar und auch für jeden Satelliten unsichtbar und so müssen Carmen und Juni feststellen zu ihrem Schrecken feststellen, dass hier all ihre kostbaren Geräte völlig unbrauchbar sind.
Trotz ihrer beachtlichen Leistungen wird jedoch bald klar, dass sie nicht ganz ohne die Hilfe ihrer Superagenten-Eltern auskommen. Gregorio und Ingrid Cortez machen sich auf, um ihre Kinder zu retten, den "Transmooker" wieder zu erlangen und den geheimnisvollen Fall aufzuklären. Dieses Mal sind es die Eltern - und sogar die Großeltern Cortez, die sich unbemerkt in das U-Boot der Eltern geschmuggelt haben - die Carmen und Juni aus der Patsche helfen.
Ultracoole Geheimagenten, die mit der unfassbarsten Ausrüstung in den exotischsten Winkeln der Welt die niederträchtigsten Mistkerle des Universums jagen - das gibt es doch nur in Geschichten, wie sie die Mutter der beiden Geschwister Carmen (Alexa Vega) und Juni Cortez (Daryl Sabara) erzählt, oder?
Denkste! Denn ausgerechnet ihre Eltern Gregorio (Antonio Banderas) und Ingrid (Carla Gugino) entpuppen sich als die besten Leute der Superagenten-Organisation OSS. Was ihre Sprößlinge dummerweise erst erfahren, als ihre Eltern vom durchgeknallten Superhirn Fegan Floop (Alan Cumming) entführt werden, der offiziell ein Star des Kinderfernsehens ist und von seinem mysteriösen Schloß aus die Weltbeherrschung plant.Wozu er unzählige gemeingefährliche Erfindungen einsetzt.Verwandlungen von Gegnern in Cartoonwesen etwa oder ein Heer ultrastarker Roboter-Gören. Doch die Tricks von Carmen und Juni sind auch nicht schlecht, als sie die Schularbeiten und die Videospielkonsole für eine Weile verstauben lassen, um als SPY KIDS ihre Eltern zu retten. Ach ja, und die Welt. Mit Mut,Witz,Tempo und einer Reihe Geheimwaffen vom Raketenrucksack bis zum Elektroschock-Kaugummi machen sie sich auf, Floop zu besiegen. Und lassen James Bond, Austin Powers oder andere Agentenrentner verdammt alt aussehen.
-> Spy Kids 2 - Die Rückkehr der Superspione (USA 2002, 96 Min., FSK 6):
Diesmal ist es nicht nur die Welt, die auf dem Spiel steht - es geht vor allem um die Familienehre der Cortez! Schlimm genug, dass eine undurchsichtige Bande von Magna-Men, die sich mittels Magnetkraft fortbewegen, dem amerikanischen Nachdem Carmen und Juni Cortez in Teil 1 des Agentenabenteuers ihre Eltern - und ganz nebenbei die ganze Welt - gerettet haben, sind sie nun zu aktiven und angesehenen Spy Kids der OSS (Superagenten-Organisation) herangewachsen.
In ihrer zweiten Mission sollen sie den so genannten "Transmooker" suchen, eine geheime Vorrichtung, die aus der Obhut des Präsidenten der Vereinigten Staaten gestohlen wurde. Wer ihn besitzt, kann die Elektrizität der ganzen Welt außer Kraft setzen; befindet sich der Transmooker in falschen Händen, ist der gesamte Planet in Gefahr. Ärgerlicherweise bekommen unsere Spione auch noch Konkurrenz: Die unerträglichen Geschwister Gary und Gerti Giggles, die Kinder des zwielichtigen Leiters der OSS, kommen ihnen immer wieder in die Quere.
Die Suche nach dem Transmooker führt die Kinder auf eine geheimnisvolle Insel, auf der sie zunächst auf den verwirrten Wissenschaftler Romero treffen, der Mini-Zoos für Kinder entwickeln will. Allerdings sind einige seiner Experimente schiefgelaufen, so dass abenteuerliche Kreaturen das Eiland bevölkern und eine ernsthafte Gefahr für Carmen und Juni darstellen. Außerdem ist diese Insel für Radar und auch für jeden Satelliten unsichtbar und so müssen Carmen und Juni feststellen zu ihrem Schrecken feststellen, dass hier all ihre kostbaren Geräte völlig unbrauchbar sind.
Trotz ihrer beachtlichen Leistungen wird jedoch bald klar, dass sie nicht ganz ohne die Hilfe ihrer Superagenten-Eltern auskommen. Gregorio und Ingrid Cortez machen sich auf, um ihre Kinder zu retten, den "Transmooker" wieder zu erlangen und den geheimnisvollen Fall aufzuklären. Dieses Mal sind es die Eltern - und sogar die Großeltern Cortez, die sich unbemerkt in das U-Boot der Eltern geschmuggelt haben - die Carmen und Juni aus der Patsche helfen.
Bonusmaterial
DVD-Ausstattung / Bonusmaterial: - Kapitel- / Szenenanwahl - Siehe Einzel-DVDsFrankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 09.11.1995Nirgendwohin, schnell
Der Fotograf Larry Clark und sein Debütfilm "Kids"
Am Anfang steht ein Kuß. Er hat schon begonnen, bevor das erste Bild zu sehen ist, und will kein Ende nehmen. Zwei Teenager kosten den Augenblick und einander lustvoll aus. Beide, so scheint es, erkunden fremdes Terrain. Doch wenige Minuten später erfahren wir, daß der Junge kein zärtlicher Entdecker, sondern ein brutaler Eroberer ist und das unschuldige Vorspiel nur ein kalkuliertes Vor-Spiel war. Telly ist besessen davon, Jungfrauen zu besitzen, nur wenn Blut fließt, macht ihm der Sex Spaß. Das Gefühl, etwas für immer zu zerstören, verschafft ihm die größte Befriedigung. Doch Telly nimmt den Mädchen nicht nur die Unschuld, sondern vielleicht sogar das Leben. Er weiß es nicht, aber er ist HIV-positiv.
Casper ist Tellys bester Freund. Das Skateboard hat er sich zu einem weiteren Körperteil assimiliert. Doch auch wenn er damit nicht über die Straßen von Manhattan rast, ist der Boden der Tatsachen für ihn nur dazu da, sich von ihm abzustoßen. Ob Klebstoff, Alkohol oder Gras - jede Droge ist ihm recht, den Rausch zu verlängern. Nach einer Party gießt er am frühen Morgen die Reste aus den angebrochenen Flaschen in sich hinein, gleichmütig und mechanisch. Mag der Schlaf auch zu Ende sein, wach wird Casper nie. Er führt ein Leben am Rande des Bewußtseins. Noch bevor seine Kindheit zu Ende war, wurde er in die künstlichen Paradiese vertrieben, aus denen es kein Zurück mehr geben wird.
Jennie irrt in ohnmächtiger Verzweiflung durch die Stadt. Soeben hat sie erfahren, daß sie HIV-positiv ist. Dabei hatte sie nur mit einem einzigen Jungen geschlafen: Telly. Nun sucht sie ihn überall. Rote, blaue, gelbe und grüne Lichter zucken in einem Club über ihr regloses Gesicht. Doch auch wenn die Farben noch so lebhaft sind und heftig pulsieren - auf Jennies Zügen wirkt dies wie der falsche Schein, der die Wahrheit übertünchen soll, wie Leichenschminke. Gingen die Lichter aus, würde man dem Tod ins Antlitz blicken, und das will in dieser Umgebung niemand. Kurz vor Morgengrauen hat Jennie Telly gefunden, doch sie warnt ihn nicht. Als Casper mit ihr schlafen will, läßt sie ihn willenlos gewähren.
Selten hat ein Film dem Motto, man solle sich im Kino ein paar schöne Stunden machen, deutlicher widersprochen. Larry Clark, der sich in seinen drei Fotobänden "Tulsa" (1971), "Teenage Lust" (1982) und "The Perfect Childhood" (1995) Bilder von der Jugend gemacht hat, verfilmte bei seinem Regiedebüt "Kids" das Drehbuch des erst neunzehnjährigen Harmony Korine. Es ist der Nähe des Autors zu seinen Figuren, der Vertrautheit des Regisseurs mit ihnen und den vielen Laiendarstellern zu verdanken, die die dargestellte Welt von innen kennen, daß "Kids" eine so große Unmittelbarkeit entfaltet. (Die Synchronfassung zeugt zwar von Sorgfalt, die deutsche Sprache richtet sich aber dennoch wie eine kaum überwindbare Mauer zwischen Film und Publikum auf.) Die Zuschauer haben kein Erlebnis, sondern machen eine Erfahrung; der Film berührt sie nicht bloß, sondern er packt sie. Man kommt aus dem Kino, fühlt sich elend und hat einen der besten Filme des Jahres gesehen.
In der zweiten Sequenz begleitet die von Eric Alan Edwards geführte Kamera Telly und Casper bei ihrem Streifzug durch die Stadt. Nowhere fast, nirgendwohin, aber schnell, bewegen sie sich über den Asphalt. Die statischen Einstellungen, die sich mit den Fahrtaufnahmen abwechseln, wurden meist mit langen Brennweiten gefilmt. So wahrt der Zuschauer Distanz und kann sich dieser kinetischen Energie immer wieder für Momente entziehen. Als die beiden Jungen an einer Straßenecke anhalten, läßt die Handkamera die Bilder erstmals aus dem Gleichgewicht geraten: Es ist der Stillstand, der Telly und Casper mit Unruhe erfüllt. Man merkt, daß Larry Clark die Möglichkeiten des für ihn neuen Mediums auszuschöpfen versucht, um den äußeren und inneren Bewegungsdrang seiner Figuren, der sich in der Photographie nur festhalten läßt, direkt nachzuvollziehen.
In seinem neusten Bildband "The Perfect Childhood" (erschienen im Zürcher Scalo Verlag) widmet er sich jenen Jugendlichen, von denen auch sein Film erzählt. Doch diese Arbeiten verraten oft mehr über ihn selbst als über die Teenager, die er abbildet: Angesichts der knabenhaften Skateboarder wurde die Kameralinse gelegentlich zum Objektiv der Begierde. Die Stärke von "Kids" liegt darin, daß sich Clark mit seinen persönlichen Obsessionen weitgehend zurücknimmt und den Figuren unterordnet. Während er in "The Perfect Childhood" über gut dreißig Seiten einen Jungen bei einer Fellatio zeigt, verzichtet er in "Kids" fast ganz auf Nacktheit. Es geht ihm darum, die Gefühle bloßzulegen, nicht die Körper.
Jungen und Mädchen reden über ihre sexuellen Vorlieben, rastlos hetzt die Kamera zwischen ihnen hin und her. Wie bei seinen Fotos nimmt Clark auch hier die Unschärfe billigend in Kauf, um den Augenblick einzufangen. Manch Zuschauer mag schockiert sein, wenn er hört, wie unverblümt diese Teenager die Dinge beim Namen nennen. Doch der Film bringt das Kunststück fertig, diese Schamlosigkeit meist wie die natürlichste Sache der Welt erscheinen zu lassen. Clark will nicht beurteilen, sondern beschreiben. Er wirft seinen Figuren nicht vor, daß sie im Taumel der Sinne den Sinn aus den Augen verlieren, sondern beobachtet sie dabei so genau wie möglich. Daß er Telly zu einem Antipathieträger aufbaut, den die Zuschauer am Ende fast hassen, gehört zu den wenigen Schwachpunkten seines Films.
Clark zeigt uns, wie Telly Genuß empfindet, wenn er einem Mädchen Schmerz zufügt, oder wie die Kids aus einer Laune heraus einen Menschen fast totschlagen. Aber wir sehen auch, wie sie nachts ausgelassen im Becken eines Freibades herumtollen, wie sie nach einer Party in den Schlaf sinken, sich aneinanderschmiegen und Wärme spenden. Die Zärtlichkeit und die Brutalität liegen in den vierundzwanzig Stunden, die der Film in das Leben dieser Kids eintaucht, sehr dicht beieinander. Am Ende blickt Casper in die Kamera und stammelt: "Jesus Christ! What happened?" Als habe die Wirklichkeit dem Rausch einen winzigen Augenblick abgetrotzt, als gäbe es die Hoffnung, daß am nächsten Tag nicht wieder alles genauso laufen wird wie zuvor. LARS-OLAV BEIER
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Der Fotograf Larry Clark und sein Debütfilm "Kids"
Am Anfang steht ein Kuß. Er hat schon begonnen, bevor das erste Bild zu sehen ist, und will kein Ende nehmen. Zwei Teenager kosten den Augenblick und einander lustvoll aus. Beide, so scheint es, erkunden fremdes Terrain. Doch wenige Minuten später erfahren wir, daß der Junge kein zärtlicher Entdecker, sondern ein brutaler Eroberer ist und das unschuldige Vorspiel nur ein kalkuliertes Vor-Spiel war. Telly ist besessen davon, Jungfrauen zu besitzen, nur wenn Blut fließt, macht ihm der Sex Spaß. Das Gefühl, etwas für immer zu zerstören, verschafft ihm die größte Befriedigung. Doch Telly nimmt den Mädchen nicht nur die Unschuld, sondern vielleicht sogar das Leben. Er weiß es nicht, aber er ist HIV-positiv.
Casper ist Tellys bester Freund. Das Skateboard hat er sich zu einem weiteren Körperteil assimiliert. Doch auch wenn er damit nicht über die Straßen von Manhattan rast, ist der Boden der Tatsachen für ihn nur dazu da, sich von ihm abzustoßen. Ob Klebstoff, Alkohol oder Gras - jede Droge ist ihm recht, den Rausch zu verlängern. Nach einer Party gießt er am frühen Morgen die Reste aus den angebrochenen Flaschen in sich hinein, gleichmütig und mechanisch. Mag der Schlaf auch zu Ende sein, wach wird Casper nie. Er führt ein Leben am Rande des Bewußtseins. Noch bevor seine Kindheit zu Ende war, wurde er in die künstlichen Paradiese vertrieben, aus denen es kein Zurück mehr geben wird.
Jennie irrt in ohnmächtiger Verzweiflung durch die Stadt. Soeben hat sie erfahren, daß sie HIV-positiv ist. Dabei hatte sie nur mit einem einzigen Jungen geschlafen: Telly. Nun sucht sie ihn überall. Rote, blaue, gelbe und grüne Lichter zucken in einem Club über ihr regloses Gesicht. Doch auch wenn die Farben noch so lebhaft sind und heftig pulsieren - auf Jennies Zügen wirkt dies wie der falsche Schein, der die Wahrheit übertünchen soll, wie Leichenschminke. Gingen die Lichter aus, würde man dem Tod ins Antlitz blicken, und das will in dieser Umgebung niemand. Kurz vor Morgengrauen hat Jennie Telly gefunden, doch sie warnt ihn nicht. Als Casper mit ihr schlafen will, läßt sie ihn willenlos gewähren.
Selten hat ein Film dem Motto, man solle sich im Kino ein paar schöne Stunden machen, deutlicher widersprochen. Larry Clark, der sich in seinen drei Fotobänden "Tulsa" (1971), "Teenage Lust" (1982) und "The Perfect Childhood" (1995) Bilder von der Jugend gemacht hat, verfilmte bei seinem Regiedebüt "Kids" das Drehbuch des erst neunzehnjährigen Harmony Korine. Es ist der Nähe des Autors zu seinen Figuren, der Vertrautheit des Regisseurs mit ihnen und den vielen Laiendarstellern zu verdanken, die die dargestellte Welt von innen kennen, daß "Kids" eine so große Unmittelbarkeit entfaltet. (Die Synchronfassung zeugt zwar von Sorgfalt, die deutsche Sprache richtet sich aber dennoch wie eine kaum überwindbare Mauer zwischen Film und Publikum auf.) Die Zuschauer haben kein Erlebnis, sondern machen eine Erfahrung; der Film berührt sie nicht bloß, sondern er packt sie. Man kommt aus dem Kino, fühlt sich elend und hat einen der besten Filme des Jahres gesehen.
In der zweiten Sequenz begleitet die von Eric Alan Edwards geführte Kamera Telly und Casper bei ihrem Streifzug durch die Stadt. Nowhere fast, nirgendwohin, aber schnell, bewegen sie sich über den Asphalt. Die statischen Einstellungen, die sich mit den Fahrtaufnahmen abwechseln, wurden meist mit langen Brennweiten gefilmt. So wahrt der Zuschauer Distanz und kann sich dieser kinetischen Energie immer wieder für Momente entziehen. Als die beiden Jungen an einer Straßenecke anhalten, läßt die Handkamera die Bilder erstmals aus dem Gleichgewicht geraten: Es ist der Stillstand, der Telly und Casper mit Unruhe erfüllt. Man merkt, daß Larry Clark die Möglichkeiten des für ihn neuen Mediums auszuschöpfen versucht, um den äußeren und inneren Bewegungsdrang seiner Figuren, der sich in der Photographie nur festhalten läßt, direkt nachzuvollziehen.
In seinem neusten Bildband "The Perfect Childhood" (erschienen im Zürcher Scalo Verlag) widmet er sich jenen Jugendlichen, von denen auch sein Film erzählt. Doch diese Arbeiten verraten oft mehr über ihn selbst als über die Teenager, die er abbildet: Angesichts der knabenhaften Skateboarder wurde die Kameralinse gelegentlich zum Objektiv der Begierde. Die Stärke von "Kids" liegt darin, daß sich Clark mit seinen persönlichen Obsessionen weitgehend zurücknimmt und den Figuren unterordnet. Während er in "The Perfect Childhood" über gut dreißig Seiten einen Jungen bei einer Fellatio zeigt, verzichtet er in "Kids" fast ganz auf Nacktheit. Es geht ihm darum, die Gefühle bloßzulegen, nicht die Körper.
Jungen und Mädchen reden über ihre sexuellen Vorlieben, rastlos hetzt die Kamera zwischen ihnen hin und her. Wie bei seinen Fotos nimmt Clark auch hier die Unschärfe billigend in Kauf, um den Augenblick einzufangen. Manch Zuschauer mag schockiert sein, wenn er hört, wie unverblümt diese Teenager die Dinge beim Namen nennen. Doch der Film bringt das Kunststück fertig, diese Schamlosigkeit meist wie die natürlichste Sache der Welt erscheinen zu lassen. Clark will nicht beurteilen, sondern beschreiben. Er wirft seinen Figuren nicht vor, daß sie im Taumel der Sinne den Sinn aus den Augen verlieren, sondern beobachtet sie dabei so genau wie möglich. Daß er Telly zu einem Antipathieträger aufbaut, den die Zuschauer am Ende fast hassen, gehört zu den wenigen Schwachpunkten seines Films.
Clark zeigt uns, wie Telly Genuß empfindet, wenn er einem Mädchen Schmerz zufügt, oder wie die Kids aus einer Laune heraus einen Menschen fast totschlagen. Aber wir sehen auch, wie sie nachts ausgelassen im Becken eines Freibades herumtollen, wie sie nach einer Party in den Schlaf sinken, sich aneinanderschmiegen und Wärme spenden. Die Zärtlichkeit und die Brutalität liegen in den vierundzwanzig Stunden, die der Film in das Leben dieser Kids eintaucht, sehr dicht beieinander. Am Ende blickt Casper in die Kamera und stammelt: "Jesus Christ! What happened?" Als habe die Wirklichkeit dem Rausch einen winzigen Augenblick abgetrotzt, als gäbe es die Hoffnung, daß am nächsten Tag nicht wieder alles genauso laufen wird wie zuvor. LARS-OLAV BEIER
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