Fünf Jahre nach Saturday Night Fever ist Tony Manero immer noch im Discofieber. Er steht vor seiner bisher größten Herausforderung: Wird er es als professioneller Tänzer am Broadway schaffen? John Travolta, für Saturday Night Fever Oscar-nominiert, gibt eine mitreißende Vorstellung und erweckt Tony Manero zu neuem Leben. Cynthia Rhodes (Flashdance) und Finola Hughes, die Frauen in Tonys Leben, bringen die Atmosphäre zum Knistern. Und der Soundtrack heizt die Stimmung weiter an - mit fünf unvergesslichen Bee Gees-Songs und Frank Stallones Erfolgshit "Far From Over".
Bonusmaterial
DVD-Ausstattung / Bonusmaterial: KapitelmenüFrankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 26.11.2009Shoppen, schießen, sterben
Das Filmfestival Cottbus erkundet die neue osteuropäische Büchse der Pandora
Der Festivalanfang und der Beginn der Narrenzeit fielen diesmal zusammen. "Cottbus, helau!" riefen ein paar Dutzend bunt kostümierte Jecken vor der Stadthalle, bevor sie zum Rathaus zogen, um sich den Stadtschlüssel aushändigen zu lassen. Drinnen im großen Saal ging es einige Male ebenfalls recht lustig zu, zum Beispiel, als Katarzyna Roslaniec in ihrem gelungenen Debütfilm "Shopping Girls" (Galerianki) Jargon und Coolness polnischer junger Mädchen ausbreitete, die gern durch die Einkaufsgalerien toben und ungern die Schulbank drücken. Ein den Ton angebendes Trio will an dem Landei Alicija demonstrieren, wie man lernen kann, frech und sexy aufzutreten. Dass dieses durch das modernste Handy und den kräftigsten Lippenstift ausgezeichnete "Leben auf hohem Niveau" nur Flucht aus der Tristesse unguter familiärer Verhältnisse ist und die Angeberei ein böses Ende nehmen wird, bestätigt der Film prompt.
Eine ähnlich krude Mischung aus Humor und Schrecken breitet die ebenso junge Slowakin Mira Forney mit der Tour de force eines slowakischen Kindermädchens aus, das es in "Listicky" (Kleine Füchse) nach Dublin verschlagen hat. Im Zorn wird die Stellung aufgegeben, nun lösen Liebschaften, Abenteuer und Gelegenheitsjobs einander rasch ab. Die fremde Stadt flößt Alzebetes das Gefühl eines Dschungels ein, der sie zu verschlingen droht, wenn sie sich nicht aus jeder Bindung schnell wieder löst. Und ebenso wenig wie die jüngere polnische Alicija vermag sie den Schleudergang ihres Lebens einmal anzuhalten. In diesem Punkt nun gleichen sich gegenwärtig viele neue Filme junger Regisseure aus Osteuropa, die hinter das Handeln oder Nichthandeln, das Auf-der-Stelle-Treten oder das böse Mitmachen ihrer Figuren ein Fragezeichen, aber keinen Schlusspunkt setzen.
Die jungen Männer trifft es da weit schlimmer. Dzoni, einen jungen serbischen Soldaten, könnte man sich leicht als Freund eines der leichtlebigen Shopping Girls vorstellen, auch wenn seine Geschichte einige Zeit zurückliegt. Mehr aus Verlegenheit denn aus eigener Entscheidung ist er bei der Truppe gelandet, die eines Morgens zu einem "Spezialeinsatz" gegen nicht näher beschriebene "Terroristen" befohlen wird. Das Gelände einer aufgegebenen landwirtschaftlichen Einrichtung wird zum Tatort, wo der Junge anfangs seine Angst kaum unterdrücken kann, dann aber dem Gruppendruck nachgibt und aufhört - oder aufhören will -, über jene Männer nachzudenken, die dort in kleinen Gruppen erschossen werden. Vladimir Perisic' minimalistisches Drama besticht durch den kühlen Blick eines hier aus den Zeitumständen herausgehobenen Dramas, das davon handelt, wie Anpassung und Rudelverhalten das Gewissen niederhalten, wann immer es sich meldet. Der Film trägt deutlich Beispielcharakter und will alles andere als Schuld und Sühne im Balkankrieg aufarbeiten. Aber er nähert sich dem in einigen serbischen und kroatischen Filmen wiederkehrenden großen Thema auf eine undramatische Weise, die in der Gegenwärtigkeit dieses Tagesverlaufs, in den Gesichtern und Handbewegungen der Männer unter einer gleißend hellen Sonne und vor allem des großartigen Hauptdarstellers schon genug hat. Der Hauptpreis für "Obicni ljudi" war wohlverdient. Und auch der zweite große Preisträger des Festivals handelte vom Krieg. In den letzten Tagen des serbisch-kroatischen Feldzuges, 1993, zieht ein kleiner Trupp der Ustascha-Miliz aus, um Kameraden aus einem Minenfeld zu befreien. Zvonimir Juric und Goran Devic, die beiden kroatischen Regisseure, lassen der selbstmörderischen Haupthandlung die Vorbereitung in den Fluren der Kaserne folgen und blättern so das Endspiel einer Ideologie auf, die keinen anderen Gegner mehr findet als unter ihren eigenen Gefolgsleuten. Sie zeigen dies mit einer starken dramaturgischen Konzentration und stilistischen Meisterschaft, die für ihre Zukunft viele Hoffnungen weckt. "Die Schwarzen" (Crnci) erhielt zu Recht einen Regiepreis und den Preis der Filmkritik.
In jeder Weise bewundernswert war auch ein Erstlingswerk aus einem Land, das fünfzig Jahre fast völlig von der Landkarte der europäischen Kultur verschwunden war: aus Albanien. Artan Minarolli, 1958 in Tirana geboren, hat lange warten müssen, bis er als Regisseur zum Zuge kam. "Alive!", so der Originaltitel, erzählt in bester neorealistischer Manier von Koli, einem Studenten, der in der Hauptstadt das Leben genießt, bis ihn der Tod seines Vaters in die Berge zurückruft. Nun soll er das nächste Opfer der Fehde sein, die seit Jahrzehnten zwischen seiner und einer anderen Familie blutig ausgetragen wird. Vergeblich bittet Koli "die Feinde", die nicht seine sind, um Versöhnung, vergeblich auch glaubt er sich, mit einer Pistole ausgerüstet, in der Anonymität der Großstadt in Sicherheit. Man findet ihn, er schießt zurück und muss, in der tödlichen Kette selbst zum Täter geworden, fliehen. Aber die See, über die er nach Italien hinüber will, wird sein Grab.
Der gut strukturierte und von einer kühl distanzierten Kamera (Jacques Bouquin) geprägte Film blickt in die archaischen Abgründe einer nur an der Oberfläche modernisierten Gesellschaft, in der zwar der Kapitalismus gesiegt hat, das Mittelalter aber wieder aus der Versenkung aufgetaucht ist.
HANS-JÖRG ROTHER
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Das Filmfestival Cottbus erkundet die neue osteuropäische Büchse der Pandora
Der Festivalanfang und der Beginn der Narrenzeit fielen diesmal zusammen. "Cottbus, helau!" riefen ein paar Dutzend bunt kostümierte Jecken vor der Stadthalle, bevor sie zum Rathaus zogen, um sich den Stadtschlüssel aushändigen zu lassen. Drinnen im großen Saal ging es einige Male ebenfalls recht lustig zu, zum Beispiel, als Katarzyna Roslaniec in ihrem gelungenen Debütfilm "Shopping Girls" (Galerianki) Jargon und Coolness polnischer junger Mädchen ausbreitete, die gern durch die Einkaufsgalerien toben und ungern die Schulbank drücken. Ein den Ton angebendes Trio will an dem Landei Alicija demonstrieren, wie man lernen kann, frech und sexy aufzutreten. Dass dieses durch das modernste Handy und den kräftigsten Lippenstift ausgezeichnete "Leben auf hohem Niveau" nur Flucht aus der Tristesse unguter familiärer Verhältnisse ist und die Angeberei ein böses Ende nehmen wird, bestätigt der Film prompt.
Eine ähnlich krude Mischung aus Humor und Schrecken breitet die ebenso junge Slowakin Mira Forney mit der Tour de force eines slowakischen Kindermädchens aus, das es in "Listicky" (Kleine Füchse) nach Dublin verschlagen hat. Im Zorn wird die Stellung aufgegeben, nun lösen Liebschaften, Abenteuer und Gelegenheitsjobs einander rasch ab. Die fremde Stadt flößt Alzebetes das Gefühl eines Dschungels ein, der sie zu verschlingen droht, wenn sie sich nicht aus jeder Bindung schnell wieder löst. Und ebenso wenig wie die jüngere polnische Alicija vermag sie den Schleudergang ihres Lebens einmal anzuhalten. In diesem Punkt nun gleichen sich gegenwärtig viele neue Filme junger Regisseure aus Osteuropa, die hinter das Handeln oder Nichthandeln, das Auf-der-Stelle-Treten oder das böse Mitmachen ihrer Figuren ein Fragezeichen, aber keinen Schlusspunkt setzen.
Die jungen Männer trifft es da weit schlimmer. Dzoni, einen jungen serbischen Soldaten, könnte man sich leicht als Freund eines der leichtlebigen Shopping Girls vorstellen, auch wenn seine Geschichte einige Zeit zurückliegt. Mehr aus Verlegenheit denn aus eigener Entscheidung ist er bei der Truppe gelandet, die eines Morgens zu einem "Spezialeinsatz" gegen nicht näher beschriebene "Terroristen" befohlen wird. Das Gelände einer aufgegebenen landwirtschaftlichen Einrichtung wird zum Tatort, wo der Junge anfangs seine Angst kaum unterdrücken kann, dann aber dem Gruppendruck nachgibt und aufhört - oder aufhören will -, über jene Männer nachzudenken, die dort in kleinen Gruppen erschossen werden. Vladimir Perisic' minimalistisches Drama besticht durch den kühlen Blick eines hier aus den Zeitumständen herausgehobenen Dramas, das davon handelt, wie Anpassung und Rudelverhalten das Gewissen niederhalten, wann immer es sich meldet. Der Film trägt deutlich Beispielcharakter und will alles andere als Schuld und Sühne im Balkankrieg aufarbeiten. Aber er nähert sich dem in einigen serbischen und kroatischen Filmen wiederkehrenden großen Thema auf eine undramatische Weise, die in der Gegenwärtigkeit dieses Tagesverlaufs, in den Gesichtern und Handbewegungen der Männer unter einer gleißend hellen Sonne und vor allem des großartigen Hauptdarstellers schon genug hat. Der Hauptpreis für "Obicni ljudi" war wohlverdient. Und auch der zweite große Preisträger des Festivals handelte vom Krieg. In den letzten Tagen des serbisch-kroatischen Feldzuges, 1993, zieht ein kleiner Trupp der Ustascha-Miliz aus, um Kameraden aus einem Minenfeld zu befreien. Zvonimir Juric und Goran Devic, die beiden kroatischen Regisseure, lassen der selbstmörderischen Haupthandlung die Vorbereitung in den Fluren der Kaserne folgen und blättern so das Endspiel einer Ideologie auf, die keinen anderen Gegner mehr findet als unter ihren eigenen Gefolgsleuten. Sie zeigen dies mit einer starken dramaturgischen Konzentration und stilistischen Meisterschaft, die für ihre Zukunft viele Hoffnungen weckt. "Die Schwarzen" (Crnci) erhielt zu Recht einen Regiepreis und den Preis der Filmkritik.
In jeder Weise bewundernswert war auch ein Erstlingswerk aus einem Land, das fünfzig Jahre fast völlig von der Landkarte der europäischen Kultur verschwunden war: aus Albanien. Artan Minarolli, 1958 in Tirana geboren, hat lange warten müssen, bis er als Regisseur zum Zuge kam. "Alive!", so der Originaltitel, erzählt in bester neorealistischer Manier von Koli, einem Studenten, der in der Hauptstadt das Leben genießt, bis ihn der Tod seines Vaters in die Berge zurückruft. Nun soll er das nächste Opfer der Fehde sein, die seit Jahrzehnten zwischen seiner und einer anderen Familie blutig ausgetragen wird. Vergeblich bittet Koli "die Feinde", die nicht seine sind, um Versöhnung, vergeblich auch glaubt er sich, mit einer Pistole ausgerüstet, in der Anonymität der Großstadt in Sicherheit. Man findet ihn, er schießt zurück und muss, in der tödlichen Kette selbst zum Täter geworden, fliehen. Aber die See, über die er nach Italien hinüber will, wird sein Grab.
Der gut strukturierte und von einer kühl distanzierten Kamera (Jacques Bouquin) geprägte Film blickt in die archaischen Abgründe einer nur an der Oberfläche modernisierten Gesellschaft, in der zwar der Kapitalismus gesiegt hat, das Mittelalter aber wieder aus der Versenkung aufgetaucht ist.
HANS-JÖRG ROTHER
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main