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Ein kleiner Mann wartet jeden Abend auf seine schöne Nachbarin, um sie heimlich zu beobachten. Dabei sind im alle Mittel recht um seine Liebe zu gewinnen. Auch ein schlauer Fremder wird ziemlich skrupellos, als er mit einem Mann um einen teuren Wagen wettet. Teuer sind auch einer Gruppe Fans, die begehrten Tickets für die letzte Show ihres Idols. Doch was sie dann zu sehen bekommen übertrifft ihre Erwartungen. So geht es auch einem Supermarktbesitzer, der in seinem Laden feststellen muss, dass äußerst bekannte Schauspieler jede Möglichkeit nützen ihr Können zu demonstrieren. Jede Chance nützt…mehr

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Produktbeschreibung
Ein kleiner Mann wartet jeden Abend auf seine schöne Nachbarin, um sie heimlich zu beobachten. Dabei sind im alle Mittel recht um seine Liebe zu gewinnen. Auch ein schlauer Fremder wird ziemlich skrupellos, als er mit einem Mann um einen teuren Wagen wettet. Teuer sind auch einer Gruppe Fans, die begehrten Tickets für die letzte Show ihres Idols. Doch was sie dann zu sehen bekommen übertrifft ihre Erwartungen. So geht es auch einem Supermarktbesitzer, der in seinem Laden feststellen muss, dass äußerst bekannte Schauspieler jede Möglichkeit nützen ihr Können zu demonstrieren. Jede Chance nützt ebenso ein minderjähriges Mädchen, das auf einer Silvesterparty anfängt, einen älteren Mann zu verführen. Eine andere Frau versucht ihre eigene Mutter zu kochen und ein ahnungsloser Mann muss nach einem Trinkgelage feststellen, dass ihn die Frau samt Kindern verlassen hat...

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Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 20.01.2001

Kratzer am Kanalrohr
Wieder einmal schlägt der Welt das Totenglöcklein: Janusz Kaminskis "Lost Souls"

Als sie das Irrenhaus betreten, gleicht ihr Gang einem letzten: fast schon tote Menschen, die noch eine einzige Aufgabe vor sich haben. Soeben hat Pater Lareaux (John Hurt) die junge Maya (Winona Ryder) auf einem Kinderspielplatz heimgesucht, wo sie gedankenverloren über eine tobende Horde die Aufsicht führen sollte. Bleich ist sie wie der angeschaute Tod, eine Davongekommene, die es selbst nicht glauben kann. Und ihre Vergangenheit ist nicht vorüber. Denn wieder muß Lareaux den Teufel austreiben, wie er es vor Jahren bei Maya tat. Und gemeinsam betreten beide jetzt die Zelle des Frauenmörders, schnallen ihn an, verhängen die Fenster, versperren die Tür.

Mit dem Wärter ist auch der Zuschauer ausgeschlossen. Als er die Zelle nach Einschlagen der Tür wieder betreten kann, bis ins Gebein erschüttert von den herausgedrungenen Schreien, sind beide Helfer vom Entsetzen überwältigt. Maya hockt wie ein Käfigvogel in der Ecke, den Pater schüttelt ein Starrkrampf, und nur der Mörder strahlt die vollkommene Ruhe eines erhörten Kirchgängers aus. So schnell gibt der Teufel einen wie ihn nicht auf.

Diese Anfangssequenz ist die beste des Films, sie ist die einzig wirklich gute. Regisseur Janusz Kaminski, der bei Spielbergs Erfolgen "Schindlers Liste" und "Der Soldat Ryan" die Kamera führte, hat sich hier seiner Erfahrungen erinnert und das Zuschauerauge geködert. Seine Figuren läßt er immer wieder in die Zeitlupe hineinfallen, als wollten sie ihre Begegnung mit dem Teufel hinausschieben und Sekunden schinden für den letzten Atemzug. So zeigt die Kamera ihr Mitgefühl für die Austreibungstäter, die einer widerspenstigen Macht ihr Ohr öffnen müssen. Kaminski erinnert sich an das ausgeblutete Blau in der Bucht von Omaha, wo Spielbergs Soldaten Leben, Gliedmaßen oder den Verstand lassen mußten. In "Lost Souls" filtert Kaminski aus den Dingen lediglich ihre Brauntöne heraus, ein Braun, das aussieht wie der Bodensatz eines ausgekratzten Kanalrohrs. So hat das Auge in den ersten Minuten genug zu tun, um sich an das deprimierte Zwielicht zu gewöhnen. Hat es sich aber auf diesen Seelendreck eingestellt, muß es unabgelenkt der Handlung folgen. Und damit ist es so gestraft, daß es sich zuweilen einen friedlicheren Exorzismus wünscht - die Kinoaustreibung.

Das Genrekino ist wahrlich vom Jahrtausendwechsel heimgesucht worden. Abgeflaut ist die Welle der neurasthenischen Yuppie-Filme, mit denen Winona Ryder großgeworden ist, die Seelenmassagen über das Mobiltelefon. Vorbei sind erst einmal die Leidenszeiten getrennt vereinter Liebespaare, die Beinahehochzeitsdesaster. Endkampfzeit hat geschlagen, die Hochzeitsglocken schlagen der Welt ihr letztes Stündlein. In den Vereinigten Staaten - und demnächst auch bei uns - ist William Friedkins urväterlicher "Exorzist" wieder in die Kinos gekommen, der seinen anämischen Nachfahren vormacht, wie man Gift und Galle über die Unschuldigen erbrechen konnte. Und vom "Exorzisten" ist auch zu lernen, daß der Schrecken nicht in der Teufelsfratze selbst liegt, sondern in der ganz langsam anlaufenden Grimasse. Vor den Spezialeffekten muß das Drehbuch den Horror verstehen, die kleinen Verschiebungen der Normalität, aus denen zuletzt der Höllenfürst zur letzten Zeugung hervortritt.

"Lost Souls" aber hat sich an der Farbgestaltung verausgabt, hat die Zeitlupe als Denkpause mißverstanden, nach der es irgendwie und besser weitergehen soll. Doch das Wunder bleibt aus, und nicht einmal in Winona Ryders verschreckten Rehaugen spiegelt sich eine Ahnung. Die schmächtige Exorzistin muß nach dem ersten Fehlschlag den Schriftsteller Peter Kelson (Ben Chaplin) alleine davon überzeugen, daß er Satans Auserwählter sein wird. Obwohl der junge Mann sein Geld mit Psychogrammen von Serienmördern verdient, glaubt er nicht an das absolut Böse: "there is no evil with a capital E". Das Wörterbuch aber meint es anders mit ihm. Langsam weicht der Alltag vor ihm zurück, und alles wird zur Fassade, die ihn für die höllische Wiedergeburt vorbereiten sollte. Sein Onkel steht ihm blutsmäßig näher, als es dem Inzestverbot lieb sein kann, seine Freundin ist eine langbeinige Teufelseintreiberin. Das ist mehr übernatürliche Aufmerksamkeit, als ein Verstandesmensch ertragen kann. Die Welt ist aus den Fugen, und nur die Nägel des Gekreuzigten könnten sie wieder zusammenhalten.

Winona Ryder beeindruckt durch die Blässe ihres Gesichts, Ben Chaplin erschreckt mit der seines Charakters. Daß seinem Helden die Welt verlorengeht, ist kein wirklicher Grund zur Sorge. Kurz klammert er sich an den Laternenpfahl, dann übt er wieder den aufrechten Gang. Das verdient aus bürgerlicher Sicht ein Lob für gute Haltung, verschafft dem Horror aber keinen guten Anfang. "Lost Souls" reiht sich unauffällig ein in die Endkampfkette, die mitten hinein ins Desaster führt. Er ist ein wenig besser als Kim Basingers vor kurzem gezeigtes Vehikel "Die Prophezeiung", das ohnehin den absoluten Tiefpunkt erreichte, weit unter Höllenniveau. "Lost Souls" überrascht noch einmal, wenn er ganz lakonisch mit einem einsamen Pistolenschuß endet. Das ist für einen Horrorfilm von beachtlicher Zurückhaltung, rettet aber auch nichts mehr. In der Endkampfwertung war das Aus schon längst verhängt.

THOMAS WIRTZ

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