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Mitte der 80er Jahre ist Compton, gelegen am Stadtrand von L.A., einer der gefährlichsten Orte der USA. Der Konflikt zwischen den rivalisierenden Gangs eskaliert zunehmend, der Handel mit Crack gehört zum Alltag und fast täglich sterben junge Afroamerikaner in den Straßen. Das als rassistisch bekannte Los Angeles Police Department greift hart durch und die Gewaltspirale dreht sich unaufhörlich weiter. Eine Thematik, die erschreckender Weise bis heute nichts an Aktualität verloren hat.
Die Hauptstadt der Gangs mit der höchsten Kriminalitätsrate des Landes prägt fünf junge Männer nachhaltig.
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Produktbeschreibung
Mitte der 80er Jahre ist Compton, gelegen am Stadtrand von L.A., einer der gefährlichsten Orte der USA. Der Konflikt zwischen den rivalisierenden Gangs eskaliert zunehmend, der Handel mit Crack gehört zum Alltag und fast täglich sterben junge Afroamerikaner in den Straßen. Das als rassistisch bekannte Los Angeles Police Department greift hart durch und die Gewaltspirale dreht sich unaufhörlich weiter. Eine Thematik, die erschreckender Weise bis heute nichts an Aktualität verloren hat.

Die Hauptstadt der Gangs mit der höchsten Kriminalitätsrate des Landes prägt fünf junge Männer nachhaltig. Sie beginnen, ihre bitteren Erfahrungen in radikal ehrlicher Musik zu verarbeiten. In ihren Texten rebellieren sie gegen den brutalen Alltag, die Polizeiwillkür und ihre scheinbar aussichtslose Lage. Mit dem Album Straight Outta Compton geben N.W.A. (Niggaz Wit Attitudes) einer unterdrückten Generation eine explosive Stimme und einen neuen Sound, die das Land und die gesamte Musikindustrie bis heute nachhaltig aufmischen.

Bonusmaterial

N.W.A - Die Anfänge Einfluss N.W.A - Werdegang
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 23.08.2015

Straight outta Frauenfeindlichkeit
Dr. Dre und Ice Cube haben es geschafft und darüber einen Film gemacht. Mit dem Film stimmt etwas nicht, aber das ist genau richtig

Zunächst: Der Film "Straight outta Compton" (Regisseur F. Gary Gray, "The Italian Job", zum Beispiel) ist ziemlich normal. Normal gut erzählt, keine Experimente, bisschen ausgefranst am Ende. Was er aber erzählt, ist insofern nicht normal, als es nicht die Regel ist. Mitte der achtziger Jahre wachsen ein paar schwarze Jungs mit absolut beschissener Perspektive im kalifornischen Compton auf, was damals wie heute in etwa das Gleiche bedeutet. Denn das von Hollywood etwa 22 Meilen entfernte Compton gilt noch immer als eine der gefährlichsten Städte Amerikas, insbesondere für Schwarze, denn sie werden dort geboren, kommen meistens nicht mehr raus und haben gute Chancen, Gangmitglied, erschossen und/oder drogenabhängig zu werden. Den Jungs aber gelingt die "Mission Impossible" (so nennt der Rapper Kendrick Lamar, ebenfalls aus Compton, den Versuch, der Stadt zu entkommen). Es gelingt den Jungs also, und zwar indem sie von dem Leben in Compton erzählen, das heißt rappen. Mit ihrer Crew N.W.A werden sie zu Legenden, drei der ehemals fünf Jungs sind heute Berühmtheiten (Dr. Dre, Eazy-E und Ice Cube), und mindestens einer von ihnen ist schwer reich (Dre).

Zurück zum Normalen: Die Geschichte, dass der diskriminierte schwarze Teil Amerikas es schafft, Geld und ein Leben zu haben, indem er entweder Basketball-Spieler oder Rapper wird, ist das, was man sich in Compton, Detroit, in Ferguson und sonst wo immer wieder erzählt, und das kann man, als Mensch, der nicht dazugehört, wissen, wenn man Rap-Musik aus Amerika hört. Jene Erzählung ist ein berühmtes Märchen geworden, Allgemeingut, der American Dream in Schwarz. "The only way out the ghetto, you know the stereotype", rappt Kendrick Lamar über den Traum, der in dem Film erzählt wird und der draußen in der Wirklichkeit leider nur in seltensten Fällen wahr wird. Jener Traum wird in "Straight outta Compton" nicht nur erzählt, er wird gefeiert, der Film ist eine Art Gottesdienst für diesen Traum. Wesentlicher Teil dieses Gottesdienstes ist ein großer und nachvollziehbarer Mittelfinger, der sich gegen die Polizei richtet, die junge schwarze Männer festnimmt, weil sie zu glauben scheint, dass das eben ist, was man mit jungen schwarzen Männern zu tun hat. Nach wenigen Minuten Film sieht man ein panzerartiges Polizeiauto durch Comptons Straßen und die Nacht fahren, an dessen Schnauze ein Rammbock befestigt ist, was bedrohlich und ziemlich nach Vergewaltigung aussieht. Das gefährliche Fahrzeug fährt auf ein Haus zu, und im Kino sitzend, denkt man, nicht im Ernst, das macht ihr jetzt nicht wirklich, oder? Aber das polizeiliche Kampfgerät fährt weiter und zerschmettert die Haustüre und den Menschen, der dahintersteht und versucht, seine Drogen zu verstecken. Später wird Dr. Dres Gesicht (gespielt von Corey Hawkins) von einem Polizisten auf eine Motorhaube geknallt, als wäre er kein Mensch, sondern ein gefährliches Tier, das man in den Griff bekommen muss. Noch später halten sich N.W.A in einem Viertel auf, das überwiegend von Weißen bewohnt wird, zwei Cops kommen vorbei und befehlen den jungen Männern, sich auf den Boden zu legen, weil sich das so gehört. Und wenn man das sieht, diese unerträgliche Unerträglichkeit, die da ist, weil sie sich bewährt hat, und die sich immer weiter perpetuiert; und wenn dann noch der N.W.A-Sound durch die Kino-Boxen ballert und man den Mitgliedern dieser Crew dabei zusieht, wie sie erfolgreich und immer erfolgreicher werden, wie sie in Detroit auf der Bühne stehen, trotz Verbots "Fuck tha Police" rappen und die Menge ausrastet; wie sie schließlich richtig Geld verdienen und sich Häuser und Schlitten leisten können - dann sitzt man da und denkt: Ja, ich kann verstehen, dass ihr euch die fettesten Goldketten um eure Hälse hängt, die ihr finden konntet. Jeder, wirklich jeder und auch die, die es nicht wissen wollen, sollen sehen, wie reich ihr seid und dass ihr es geschafft habt. Und das ist die Geschichte, darum geht es bei Rap, schon immer. Auf unterschiedlichste Arten und mit allen möglichen sprachlichen Tricks und Vergleichen sagen, dass man es schaffen wird oder geschafft hat, obwohl es unmöglich war und immer wieder ist und alle das Gegenteil behaupten.

Der Film erzählt diese Geschichte auf ziemlich konventionelle Weise, und natürlich macht ihn das nicht schlecht. Interessant ist aber, dass diese Geschichte die ganze Zeit da war, die Rezeption des Films jedoch nahelegt, dass hier gerade eine gesellschaftskritische Sternschnuppe vom Himmel auf uns runtergefallen ist. Dabei war doch alles da, immer, seit es Rap gibt. Es ist blöd und kleinlich, als Kritikerin zu sagen: Ihr Penner, würdet ihr den Rappern mal ein bisschen zuhören, müsstet ihr euch beim Ausdeuten des Filmes jetzt nicht so anstrengen. Und natürlich fällt sein Erscheinen mit den ständigen Gewalttaten amerikanischer Polizisten gegenüber schwarzen Männern und den Protesten dagegen zusammen (und damit, dass Rap cool ist und Gewalt sexy, und möglicherweise auch damit, dass Amerika und nicht nur Amerika ein schlechtes Gewissen hat).

Dennoch: Es ist toll und wichtig, dass es diesen Film gibt. Weil es als Betroffener wichtig ist, auf etwas zeigen zu können, um zu sagen, genau das meine ich; und weil viele Menschen in Amerika jetzt vielleicht genau das gebrauchen können. Es ist toll, dass es diesen Film gibt, weil er Spaß und starke Gefühle macht. Und schließlich ist es Blödsinn, einem Film vorzuwerfen, dass er nichts Neues erzählt. Denn man kann nichts Neues erzählen, man kann nur neu erzählen, was der Film eben, na ja, nicht so richtig macht. Wirklich interessant wird er erst, wenn man sich ansieht, was er nicht erzählt, was ihm unterläuft und was er nur andeutet (blöder Satz, der viel schlauer klingt, als er ist, jedenfalls stimmt er hier).

"Straight outta Compton" wurde von Ice Cube und Dr. Dre mitproduziert. Beide kommen selbstverständlich extrem gut weg. Ice Cube (gespielt von O'Shea Jackson) als eigensinniger Checker, der sich von niemandem etwas erzählen lässt und wahnsinnig intelligente und wütende Interviews gibt. Dre als feinsinniger und stiller Musikfan, dem es ausschließlich darum geht, friedlich Beats zu bauen. Mit dem Film erzählen sie den Zuschauern und sich selbst, wer sie sind, und das ist zunächst völlig okay. Funktioniert halt so, wenn man Filme oder Bücher über sich selbst macht. Und natürlich ist bei denen im Kopf maßstabsmäßig ein bisschen was verschoben, und darüber hinaus hat ihre Geschichte ja auch eine gesellschaftspolitische Dimension. Wenn man aber den Film nicht als langen und recht unterhaltsamen, aber mittelmäßigen Raptrack betrachtet, sondern als sozialkritischen Kommentar der Stunde, wie einige Rezensenten und Ice Cube in einem Interview nahelegen, muss man darauf hinweisen, dass da ein paar gesellschaftskritische Dimensionen zu kurz gekommen sind. Frauen etwa gibt es in dem Film in genau zwei Varianten: die Mutter (oder die mütterliche Freundin) und die Bitch, die oben ohne tanzt. Das ist nicht schön, könnte man sagen, aber vielleicht nur folgerichtig, denn wenn man sich die Texte von N.W.A anhört, weiß man, dass ihre Welt voll ist von Bitches, die nur zum Ficken da sind. Es ist aber eine der idiotischsten Reaktionen auf frauen- und schwulenfeindlichen Rap, den Rappern ihre frauen- und schwulenfeindlichen Texte zu verbieten, damit man ihre Musik entspannter hören kann. Denn die frauen- und schwulenfeindliche Realität, die die Texte hervorbringt, existiert ja weiter. Es wäre also, könnte man meinen, eine Lüge gewesen, wenn der Film plötzlich eine andere Geschichte erzählte. Die Sache ist jedoch, dass der Film diesen Aspekt überhaupt nicht erzählt, er passiert. Komisch beiläufig und ohne Haltung, was, wenn man sich mit den Kommentaren derjenigen Frauen befasst, die im Umfeld von N.W.A eine Rolle spielten, völlig falsch wirkt.

Dee Barnes, Ende der Achtziger Moderatorin einer Rap-Sendung, veröffentlichte am vergangenen Dienstag einen langen Text im Online-Magazin "Gawker", in dem sie beschreibt, wie sie von Dr. Dre schwer verprügelt wurde. Sie zitiert außerdem dessen ehemalige Verlobte, die R-'n'-B-Sängerin Michel'le, die ebenfalls von ihm verprügelt wurde, mit den Worten: "I was just a quiet girlfriend who got beat up." Im Film wird keine Frau von Dre zusammengeschlagen, aber die Frauen sind still, sie spielen keine Rolle. Dee Barnes schreibt weiter, dass sie, wie viele Frauen, die N.W.A kannten und mit ihnen etwa als Sängerinnen zusammengearbeitet haben, aus der Geschichte dieser Rap-Crew ganz einfach gestrichen worden sei. Und sie sieht einen Zusammenhang zwischen der ständigen Gewalt, mit der schwarze Männer aufwachsen, und der Gewalt, die sie ihren Frauen zufügen. Das Erleben der Männer wird im Film umrissen: ohne Vater aufwachsen, kein Geld haben, Scheißjobs machen, Drogen verkaufen, Drogen nehmen, von Polizisten und Schwarzen "Nigga" genannt werden, von Polizisten und Schwarzen bedroht und schlimmstenfalls erschossen werden. Schwarz bedeutet arm, und man hat dort zu bleiben, wo man ist, bei der Armut, bei den Schwarzen. Die von Dee Barnes angedeutete Reaktion auf diese konstante Kränkung, nämlich sich die noch schwächere Gruppe auszusuchen, um die zu erniedrigen, kommt im Film nicht vor, es wird sich nur schlampig an ihr vorbeigedrückt. Dee Barnes: "That's what they're trying to do with ,Straight outta Compton': They're trying to stay hard, and look like good guys."

Dr. Dre und Ice Cube haben also einen Film gemacht, der ihre Version von sich erzählt. Dass sie zwischendurch keine Frauenrechtler geworden sind, ist keine Überraschung, genauso wenig wie die Tatsache, dass eine Autobiographie niemals korrekt sein kann, weil diese Kategorie für dieses Genre Quatsch ist. Dennoch wirkt ihre Sicht auf sich selbst limitiert und stellenweise dumm. Aber wahrscheinlich, nein, sicher funktioniert Geschichtsschreibung anders, das heißt, der Film musste genau so sein, damit Dee Barnes und andere Frauen ihre Variante erzählen und die Geschichte vervollständigen konnten. Dr. Dre hat sich am Freitag öffentlich entschuldigt. Nicht dafür, dass Frauen in dem Film keine Rolle spielen, sondern dafür, dass er Frauen geschlagen hat.

ANTONIA BAUM

Ab Donnerstag im Kino

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