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Technische Angaben: Bildformat: 2.35:1 anamorph Sprachen / Tonformate: Deutsch, Englisch (Dolby Digital 5.1) Untertitel: Deutsch, Deutsch für Hörgeschädigte Ländercode: 2 Extras: Deleted Scenes; Fotogalerie; Interviews; Making of; Prodiktionsnotizen; TV-Spot; Teaser; Featurettes
Bonusmaterial
DVD-Ausstattung / Bonusmaterial: - Kapitel- / Szenenanwahl

Produktbeschreibung
Technische Angaben:
Bildformat: 2.35:1 anamorph
Sprachen / Tonformate: Deutsch, Englisch (Dolby Digital 5.1)
Untertitel: Deutsch, Deutsch für Hörgeschädigte
Ländercode: 2
Extras: Deleted Scenes; Fotogalerie; Interviews; Making of; Prodiktionsnotizen; TV-Spot; Teaser; Featurettes

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Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 02.02.1996

Die Errettung der äußeren Wirklichkeit
"Strange Days": Kathryn Bigelows düstere Zukunftsvision im Kino

Über Los Angeles ist die ewige Nacht hereingebrochen. Wir schreiben das Jahr 1999, und die Tage des Jahrtausends sind gezählt. Mord und Totschlag bestimmen das Bild der Stadt, Kämpfe toben auf den Straßen, viele Menschen taumeln besinnungslos dem keineswegs nur kalendarischen Ende entgegen. Nicht einmal die Sonne möchte Zeuge sein und hält sich die ganze Zeit über bedeckt.

In der ersten Hälfte des Films gibt es nur eine Szene, die bei Tage spielt, doch es handelt sich um die Erinnerungen einer Figur an eine bessere Zeit. Gegen Ende, als der letzte Tag des Jahres beginnt, sehen wir zum zweitenmal die Sonne. Doch es ist nur ein kurzer Hoffnungsschimmer, denn unmittelbar danach herrscht wieder Finsternis. Wie der letzte Tag des alten Jahrtausends endet, erleben wir bald darauf mit. Wie der Morgen danach anbricht, sehen wir nicht mehr.

Die Hauptfiguren der Filme von Kathryn Bigelow waren immer schon recht lichtscheu, angefangen bei den Vampiren in "Near Dark" (1987). Doch selbst diese lebten noch am Rande der Nacht, in der die Protagonisten in "Strange Days" gänzlich versinken. Für Lenny Nero (Ralph Fiennes) liegt dies nahe, denn bei seinen dunklen Geschäften darf er sich nicht erwischen lassen. Er bringt die neueste Droge unter die Leute: Laserdiscs, auf denen subjektive Erfahrungen anderer Menschen aufgezeichnet sind. Mit Hilfe einer speziellen Apparatur kann man sie nachempfinden, als würde man sie selbst erleben. Männer können sich fühlen wie Frauen, Greise wie Jungen, Bankangestellte wie Bankräuber. Doch Lenny ist nicht nur Dealer, sondern auch Pusher. Immer wieder sieht er sich Aufzeichnungen der glücklichen Momente mit seiner Freundin Faith (Juliette Lewis) an. Schon vor Jahren hat sie ihn verlassen, doch virtuell schläft er noch immer mit ihr.

Mace (Angela Bassett) lebt davon, Geschäftsleute sicher durch die Stadt zu bringen. Mit ihrem gepanzerten Straßenkreuzer durchquert sie das Häusermeer, und manchmal hat sie das Gefühl, durch Abwasserkanäle zu treiben. Mal legt sie an, um zu be- oder entladen, dann fährt sie weiter. Dennoch hat sie noch einen Blick für die Welt, die um sie herum zusammenbricht. Lenny hingegen, dessen wahres Leben nur noch vor dem geistigen Auge stattfindet, ist dafür blind. Als er in seinem Mercedes auf dem Weg zu einem Kunden ist und währenddessen telefoniert, schneiden die Regisseurin und ihr Cutter Howard Smith immer wieder sehr schnell zwischen Profil- und Frontalaufnahmen ihres Helden hin und her. Lenny wird hier mit seinen eigenen Mitteln desavouiert. Die Sequenz erweckt den Eindruck, als würde jemand unentwegt zwischen zwei Einstellungen hin- und herzappen: So spüren wir fast physisch, wie hektisch und nervös Lenny ist und daß sich alles nur um ihn dreht.

"Strange Days" beginnt mit einer Szene, die scheinbar in einer einzigen Einstellung gedreht wurde. Aus der subjektiven Perspektive eines Mannes erleben wir mit, wie ein Raubüberfall begangen wird, die Polizei auf der Bildfläche erscheint und eine Verfolgungsjagd durch Treppenhäuser und über Dächer stattfindet, die schließlich mit dem Todessturz des Mannes endet. Wahrscheinlich ist noch nie ein Film bei der Subjektivierung von Bild und Ton so weit gegangen. Sieht man sich jedoch Kathryn Bigelows frühere Filme an, wirkt diese Sequenz wie eine Fortentwicklung jener Einstellungen in "Point Break" (1991), in denen die Kamera bei einer Verfolgungsjagd nicht nur über Tisch und Bänke, sondern auch über Hecken und Zäune geht. Tatsächlich hat man bei "Strange Days" das Gefühl, Kathryn Bigelow habe den Film in Angriff genommen wie eine Sportlerin, die eigene Rekorde brechen will.

Blickte sie in "Blue Steel" (1989) wie durch ein Teleskop auf New York und arbeitete mit extrem langen Brennweiten, die die Stadt visuell fast vollständig zum Verschwinden brachten, so avanciert Los Angeles in "Strange Days" zu einem weiteren Protagonisten, und bei den Straßenszenen bordet sogar das Panavision-Bild über. Seit "Near Dark" hat die Regisseurin jeden neuen Film als eine weitere Stilübung betrachtet, und so waren die Drehbücher für sie weniger eine Grundlage als vielmehr ein Sprungbrett. Der narrativen Erfordernisse entledigte sie sich oft wie eines überflüssigen Ballastes. Noch nie allerdings war die Kluft zwischen der Qualität des Drehbuchs und der Inszenierung so groß wie bei "Strange Days". Der Krimi-Plot kommt nicht von der Stelle, Figuren tauchen - Deus ex machina - stets da auf, wo sie gerade benötigt werden, und das Finale nimmt kein Ende. Was James Cameron und Jay Cocks hier verfaßt haben, ist eine Stümperei (seit dieser Woche in Berlin, der sogenannte Bundesstart folgt kommenden Donnerstag).

Vom Verlust und von der Errettung der äußeren Wirklichkeit könnte dieser Film erzählen, doch er unterbricht sich immer wieder selbst und schweift ab. Zu Beginn sehen wir einen wichtigen politischen Aktivisten bei einem Fernsehinterview. Das grelle Licht eines Scheinwerfers bricht sich in der Linse, und die Reflexion über dem Kopf des Mannes wirkt fast wie ein Heiligenschein. Viel später sehen wir, wie er in eine Polizeikontrolle gerät. Er muß niederknien. Das Licht eines Autoscheinwerfers spiegelt sich wieder kreisförmig im Objektiv. Im nächsten Moment ertönt ein Schuß, und der Mann ist tot. In einer Welt, in der jemand wie er einfach exekutiert werden kann, ist niemand mehr sicher.

Von diesen visuellen Details gibt es in "Strange Days" einige, doch es sind nur Bruchstücke, die sich zu keinem Gesamtbild zusammenfügen - auf der Leinwand nicht und wohl auch nicht im Kopf des Zuschauers. In einer Szene macht Lenny einen letzten Anlauf bei Faith und verschafft sich Zutritt zur Garderobe des Nachtclubs, in dem sie arbeitet. Er redet auf sie ein; sie weicht ihm aus. Nur durch zwei Spiegel, die in dem Raum hängen, werden sie vereint - visuell, und das bedeutet: virtuell. Jetzt ist unübersehbar, daß Lenny einem Bild von Faith nachjagt, das von der Wirklichkeit nicht mehr gedeckt wird. Und wir erkennen, was aus dem Film hätte werden können: eine präzise und tiefe Reflexion in Bildern. LARS-OLAV BEIER

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