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Auf der Suche nach dem großen Glück wandert der Kleinganove und Straßensänger Bruno S. kurz nach seiner erneuten Entlassung aus dem Berliner Gefängnis samt Streuner-Freundin Eva und Nachbar Scheitz nach Amerika aus. Das ungewöhnliche Trio will auf der anderen Seite vom großen Ozean sein Glück versuchen. In einem gemütlich warmen 21 Meter langen Wohnwagen in Wisconsin finden sie es, doch es ist nicht von langer Dauer. Nach Zahlungsschwierigkeiten wird der Wohnwagen versteigert und der Traum zerplatzt. Zu allem Unglück wird Stroszek auch noch von Eva verlassen. Wird die Glückssuche im Fiasko…mehr

Produktbeschreibung
Auf der Suche nach dem großen Glück wandert der Kleinganove und Straßensänger Bruno S. kurz nach seiner erneuten Entlassung aus dem Berliner Gefängnis samt Streuner-Freundin Eva und Nachbar Scheitz nach Amerika aus. Das ungewöhnliche Trio will auf der anderen Seite vom großen Ozean sein Glück versuchen. In einem gemütlich warmen 21 Meter langen Wohnwagen in Wisconsin finden sie es, doch es ist nicht von langer Dauer. Nach Zahlungsschwierigkeiten wird der Wohnwagen versteigert und der Traum zerplatzt. Zu allem Unglück wird Stroszek auch noch von Eva verlassen. Wird die Glückssuche im Fiasko enden?

Bonusmaterial

DVD-Ausstattung / Bonusmaterial: - Kinotrailer - Biographien Crew - Kapitel- / Szenenanwahl - Audiokommentar von Werner Herzog und Laurens Straub - Dokumentation „How Much Wood Would a Woodchuck Chuck“ - Fotogalerie
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 25.01.2002

Vorm Bierhimmel wird eindringlich gewarnt
Energien, die sich in der Landschaft verlieren: "Stroszek" von Werner Herzog (1976)

Werner Herzogs Stroszek ist einer jener Menschen, denen auf Erden nicht zu helfen ist. Und so sieht dieser neue deutsche Film auch aus: Wie nicht ganz von dieser Welt, entsprungen einer Krümmung von Raum und Zeit, in der ein Berliner Hinterhof von den Weiten der amerikanischen Prärie nur einen Entschluß und einen Schnitt entfernt ist. Freiräume finden sich da wie dort nicht, denn diese Räume muß man sich erkämpfen. Das ist das Gesetz jeder Vergesellschaftung, deren Gnadenlosigkeit Werner Herzog in seinen frühen Filmen betrauerte. Stroszek ist ein Mensch, dem es nicht gegeben ist, sich durchzusetzen. Bevor er aus dem Gefängnis entlassen wird, in dem er wegen harmloser Rauschdelikte gesessen hatte, wird er eindringlich gewarnt vor den Gefahren von Bier und Schnaps.

Wo soll einer wie er aber hingehen, wenn nicht in den Bierhimmel? Er trifft Eva dort, die sich vor ihren Zuhältern in seine Wohnung flüchtet. "Ich hab' jetzt die Eva bei mir", sagt Stroszek, als er Obst einkauft, und selten hat man einen stolzeren Liebhaber gesehen. Mit dem Nachbarn Scheitz bildet er ein kongeniales Paar: Am gründlich verstimmten Klavier spielen sie ihre entstellten Klassiker, während sie von den Zuhältern verhöhnt werden. Amerika legt sich diesen Menschen nahe als einzig möglicher Ort, weil sich keine Vorstellung damit verbindet: Es ist ein Land, in dem Wohnmobile für Heimat stehen, und Weidezäune für Grenzen. Alles andere ist groß. Es ist die Hoffnung, in einer Mythologie aufgehen zu können, die von den cinephilen Filmemachern der siebziger Jahre ausdrücklich geteilt wird.

"Stroszek" ist für den neuen deutschen Film, was Kafkas Roßmann für die Literatur bedeutet hatte: Ein Aufbruch, dessen Energien sich in der Landschaft verlieren. Das Signalhorn, das Stroszek bei der Entlassung ausgehändigt bekommt, tut auf dem Empire State Building noch einmal gute Dienste, doch in den Weiten des Mittleren Westens wird Stroszek selbst zu einem Signal, bei dem die Amerikaner vorsichtig werden. Wie von selbst schlägt er sich auf die Seite der Indianer, nachdem Eva sich auf die Seite der Männer geschlagen hat, denen sie für Geld zu Diensten ist. In einem Reservat, dessen Trostlosigkeit nur durch das Bild eines in der Zwischensaison stillstehenden Sessellifts übertroffen wird, kommt Stroszek, der zuvor den Nebel durchqueren mußte wie so viele Herzog-Helden, zu sich. Er ist allein angekommen. Er kann sich in dem Federvieh, das in kuriosen Apparaturen auf Miniaturinstrumenten herumhackt, nicht wiedererkennen - für einen Moment tritt Herzog aus der Empathie für seine Figur, die von Bruno S. gespielt wird, heraus und präsentiert dieses rührende Bild der Entfremdung, vor der Stroszek nur deswegen gefeit ist, weil er über gar keine Selbstdistanz verfügt. Er besitzt aber die Fähigkeit, zu leiden. Von den vielen Stunden der wahren Empfindung, die in der deutschen Literatur und im Film seit den siebziger Jahren gesammelt wurden, sind die zwei Stunden mit Stroszek die kostbarsten, die es gibt.

BERT REBHANDL

Heute abend um 22 Uhr im Filmkunsthaus Babylon, Rosa-Luxemburg-Straße 30, Mitte. Weitere Vorführung: 29. Januar um 22.15 Uhr.

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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