FBI Agent Thomas Mackelway steht vor einer auf den ersten Blick unzusammenhängenden Reihe von Mordfällen. Die Aufklärung wird für ihn immer mehr zu einer persönlichen Angelegenheit, um nicht zu sagen Besessenheit, als ihm der Killer Hinweise per Fax zukommen lässt und ihn auf die Fährte des abtrünnigen Spezial-Agenten Benjamin ORyan lockt. Zusammen mit seiner Partnerin Fran Kulock kommt Mackelway dem Verdächtigen näher, doch in diesem Moment scheint sich das Spiel zu wenden: Aus den Jägern werden Gejagte.
Bonusmaterial
DVD-Ausstattung / Bonusmaterial: - Kinotrailer - Trailer von anderen Filmen - Kapitel- / Szenenanwahl - Animiertes DVD-Menü - DVD-Menü mit SoundeffektenFrankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 18.10.2004Die schwarze Null
Killt den Serienkillerkiller: E. Elias Merhiges Film "Suspect Zero" dreht das Genre ein Stück weiter
Manchmal erfährt man viel über einen Film, wenn man die Geschichte seines Drehbuchs kennt. Zak Penns Skript zu "Suspect Zero" entstand 1997, ein Jahr nachdem David Finchers "Seven" ins Kino gekommen war und sechs Jahre nach Jonathan Demmes "Schweigen der Lämmer". Damals war die Serienkillerwelle der neunziger Jahre auf ihrem Höhepunkt; es gab kaum einen Polizeifilm oder Thriller, der ohne die Figur des mörderischen Niemands aus dem Limbus der Massengesellschaft auszukommen glaubte. Danach trat der Fließbandkiller eine Weile hinter dem Gentlemangangster à la "Thomas Crown" und dem wiedergeborenen James Bond zurück, und selbst Anthony Hopkins gab sich in "Hannibal" kultivierter, als es seiner Figur guttat.
In jüngster Zeit aber sind die Leinwandkannibalen wieder da, wenn auch vorerst ohne große kommerzielle Resonanz: Weder Philip Kaufmans "Twisted" noch William Friedkins "The Hunted" war an der Kinokasse erfolgreich, und auch E. Elias Merhiges "Suspect Zero" ist nach sechs Wochen wieder aus den Kinos verschwunden, ohne seine Produktionskosten annähernd eingespielt zu haben. Es geht um einen Serienkiller, der andere Serienkiller tötet, also um eine Inversion des Motivs, von dem das Genre ausgeht. Lange Zeit sieht man von diesem Mann nur Bruchstücke, eine Hand, ein Auge, den Hinterkopf, dann bekommt er allmählich einen Namen, O'Ryan, und ein Gesicht. Es ist das Gesicht von Ben Kingsley. Kingsley hat schon viele Bösewichte gespielt, in "Sexy Beast", in "Bugsy" und "Sneakers", in Polanskis "Der Tod und das Mädchen", aber dies hier hätte seine größte Bad-guy-Rolle werden können: der Würgeengel, der seinesgleichen jagt. Daß sie es nicht wurde, liegt nicht zuletzt am Drehbuch, das fünf Jahre lang in den Regalen der Filmindustrie schmorte, mehrmals überarbeitet und auf die Konfektionsgröße von Superstars wie Sylvester Stallone und Tom Cruise zurechtgeschneidert wurde, bevor es in einer abermals revidierten Version in den Händen des Videoclip- und Vampirfilmregisseurs Merhige ("Shadow of the Vampire") landete.
Denn schon der Autor Zak Penn scheint nicht so genau gewußt zu haben, ob er eher eine Variation auf das "Schweigen der Lämmer" (der Killer als Einflüsterer der Polizistin) oder auf Finchers "Seven" (der Killer als Künstler, dessen Zeichenschrift von den Cops gelesen werden will) schreiben wollte. Also nahm er ein wenig von beiden: zuwenig und zuviel. Man sieht also einen detective (Aaron Eckhart) und seine Kollegin und Exfreundin (Carrie-Anne Moss) auf der Suche nach einem Täter, welcher scheinbar unbescholtene Bürger hinmetzelt, die in Wahrheit viehische Sexualmörder sind; und zugleich, irgendwo in einem düsteren Kämmerchen, den geheimnisvollen O'Ryan, der, von Visionen geplagt, eine Landkarte der Kapitalverbrechen zeichnet, ein Spinngewebe des Todes und der Qualen. Aber bis die zwei Männer - die Frau bleibt Zuschauerin - endlich zusammenkommen, vergeht eine Ewigkeit. Und dann gibt es nichts mehr, was man wissen möchte. "Suspect Zero" gehört zu jenen Geschichten, aus denen in dem Augenblick, da man sie begreift, die Luft raus ist. Bilanz: zero. Ein Nullsummenkillerspiel.
Aber Edmund Elias Merhige, der schon in seinem Kinodebüt "Begotten" nicht davor zurückschreckte, Gottvater und Mutter Erde persönlich vor die Kamera zu holen, und in "Shadow of the Vampire" John Malkovich in die Kleider Friedrich Wilhelm Murnaus steckte, hat die wirre Jagd optisch ordentlich aufgemöbelt. Merhige verwandelt die Kritzeleien des Serienkillerkillers, dem die Gabe des zweiten Gesichts Zutritt zu den entferntesten Tatorten verschafft, in zuckendes, blutendes, zerspringendes Zelluloid, in eine Art Bilderdelirium, wie man es zuletzt in Tarsem Singhs überstilisiertem Jennifer-Lopez-Vehikel "The Cell" gesehen hat. Richtig wiederbeleben kann er die untote Story damit nicht. Aber wenigstens sieht die Leiche gut aus.
ANDREAS KILB
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Killt den Serienkillerkiller: E. Elias Merhiges Film "Suspect Zero" dreht das Genre ein Stück weiter
Manchmal erfährt man viel über einen Film, wenn man die Geschichte seines Drehbuchs kennt. Zak Penns Skript zu "Suspect Zero" entstand 1997, ein Jahr nachdem David Finchers "Seven" ins Kino gekommen war und sechs Jahre nach Jonathan Demmes "Schweigen der Lämmer". Damals war die Serienkillerwelle der neunziger Jahre auf ihrem Höhepunkt; es gab kaum einen Polizeifilm oder Thriller, der ohne die Figur des mörderischen Niemands aus dem Limbus der Massengesellschaft auszukommen glaubte. Danach trat der Fließbandkiller eine Weile hinter dem Gentlemangangster à la "Thomas Crown" und dem wiedergeborenen James Bond zurück, und selbst Anthony Hopkins gab sich in "Hannibal" kultivierter, als es seiner Figur guttat.
In jüngster Zeit aber sind die Leinwandkannibalen wieder da, wenn auch vorerst ohne große kommerzielle Resonanz: Weder Philip Kaufmans "Twisted" noch William Friedkins "The Hunted" war an der Kinokasse erfolgreich, und auch E. Elias Merhiges "Suspect Zero" ist nach sechs Wochen wieder aus den Kinos verschwunden, ohne seine Produktionskosten annähernd eingespielt zu haben. Es geht um einen Serienkiller, der andere Serienkiller tötet, also um eine Inversion des Motivs, von dem das Genre ausgeht. Lange Zeit sieht man von diesem Mann nur Bruchstücke, eine Hand, ein Auge, den Hinterkopf, dann bekommt er allmählich einen Namen, O'Ryan, und ein Gesicht. Es ist das Gesicht von Ben Kingsley. Kingsley hat schon viele Bösewichte gespielt, in "Sexy Beast", in "Bugsy" und "Sneakers", in Polanskis "Der Tod und das Mädchen", aber dies hier hätte seine größte Bad-guy-Rolle werden können: der Würgeengel, der seinesgleichen jagt. Daß sie es nicht wurde, liegt nicht zuletzt am Drehbuch, das fünf Jahre lang in den Regalen der Filmindustrie schmorte, mehrmals überarbeitet und auf die Konfektionsgröße von Superstars wie Sylvester Stallone und Tom Cruise zurechtgeschneidert wurde, bevor es in einer abermals revidierten Version in den Händen des Videoclip- und Vampirfilmregisseurs Merhige ("Shadow of the Vampire") landete.
Denn schon der Autor Zak Penn scheint nicht so genau gewußt zu haben, ob er eher eine Variation auf das "Schweigen der Lämmer" (der Killer als Einflüsterer der Polizistin) oder auf Finchers "Seven" (der Killer als Künstler, dessen Zeichenschrift von den Cops gelesen werden will) schreiben wollte. Also nahm er ein wenig von beiden: zuwenig und zuviel. Man sieht also einen detective (Aaron Eckhart) und seine Kollegin und Exfreundin (Carrie-Anne Moss) auf der Suche nach einem Täter, welcher scheinbar unbescholtene Bürger hinmetzelt, die in Wahrheit viehische Sexualmörder sind; und zugleich, irgendwo in einem düsteren Kämmerchen, den geheimnisvollen O'Ryan, der, von Visionen geplagt, eine Landkarte der Kapitalverbrechen zeichnet, ein Spinngewebe des Todes und der Qualen. Aber bis die zwei Männer - die Frau bleibt Zuschauerin - endlich zusammenkommen, vergeht eine Ewigkeit. Und dann gibt es nichts mehr, was man wissen möchte. "Suspect Zero" gehört zu jenen Geschichten, aus denen in dem Augenblick, da man sie begreift, die Luft raus ist. Bilanz: zero. Ein Nullsummenkillerspiel.
Aber Edmund Elias Merhige, der schon in seinem Kinodebüt "Begotten" nicht davor zurückschreckte, Gottvater und Mutter Erde persönlich vor die Kamera zu holen, und in "Shadow of the Vampire" John Malkovich in die Kleider Friedrich Wilhelm Murnaus steckte, hat die wirre Jagd optisch ordentlich aufgemöbelt. Merhige verwandelt die Kritzeleien des Serienkillerkillers, dem die Gabe des zweiten Gesichts Zutritt zu den entferntesten Tatorten verschafft, in zuckendes, blutendes, zerspringendes Zelluloid, in eine Art Bilderdelirium, wie man es zuletzt in Tarsem Singhs überstilisiertem Jennifer-Lopez-Vehikel "The Cell" gesehen hat. Richtig wiederbeleben kann er die untote Story damit nicht. Aber wenigstens sieht die Leiche gut aus.
ANDREAS KILB
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