In einem kleinen Stadtviertel von Barcelona: Raquel ist Anfang 40 und hat seit einem Jahr eine "stabile Internet-Beziehung". Der Wirt Lolo merkt erst, dass er ohne seine Frau nicht glücklich werden kann, als sie ihn eines Tages einfach mit dem Abwasch sitzen lässt. César und Opo füllen die Regale im Supermarkt auf, aber sind in Gedanken bereits am Strand, umgeben von hübschen Mädchen. Und dann gibt es noch den neuen Koch, der sich Mao nennt und ein großer Fan von Bruce Lee ist. Das ganz normale Leben halt...
Bonusmaterial
DVD-Ausstattung / Bonusmaterial: - Kinotrailer - Kapitel- / Szenenanwahl - Making Of - Animiertes DVD-Menü - DVD-Menü mit Soundeffekten - Bei den Dreharbeiten - BildergalerieFrankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 03.01.2008Doch Mao ist von Herzen froh
Spanien an der Ecke: Die Filmkomödie "Tapas" von José Corbacho und Juan Cruz
Sieht so "eine wunderbare Sommerkomödie" aus, als welche der Verleih das Debüt eines katalanischen Regieduos anpreist (und dann zum Jahresauftakt in die Kinos bringt)? Dem Bistrowirt Lolo läuft die Frau aus der Küche davon, ein Krebskranker nimmt sich das Leben, und die Liebesaffäre eines jungen Mannes mit einer doppelt so alten Frau scheitert, kaum dass sie begonnen hat. Als wäre das nicht schon genug Grund zur Traurigkeit, muss noch der Hund, den in der ersten Szene eine mitleidige Seele aus einem abgestellten Auto befreit hat, wenig später unter die Räder kommen. Nur Mao, Lolos chinesischer Aushilfskoch, kassiert fröhlichen Herzens das Lob von Wirt und Gästen. Wer darin einen Fingerzeig auf das müde Europa und das Licht im Osten sehen will, könnte richtig liegen.
José Corbacho und Juan Cruz, zwei Theater- und Filmregisseure, haben die drei durcheinandergewürfelten Geschichten an einer Straßenecke in Hospitalet de Llobegrat, einem Arbeiterviertel von Barcelona, angesiedelt. Hier sind sie aufgewachsen, hier soll auch ihr nächster Film spielen. "Tapas", im Jahr 2005 mit einem "Goya" für die beste Regie eines Debütwerks ausgezeichnet, ist auf den ersten Blick eine Typenkomödie: der dicke, brummige Wirt, das einander auch im Leid herzlich zugetane alte Paar und das junge, das nicht zueinanderpasst. Dazu die schnatternden Nachbarinnen und eine Schar Jugendlicher, die nichts will als sich amüsieren.
Aus jeder einzelnen Geschichte ließe sich ein herzerweichendes Melodram formen, doch weil nun mal die Figuren aus dem Arsenal der Commedia dell'arte stammen, bleibt für Sentimentalität kaum Raum. Bei Raquel (Elvira Minguez) geht es ohne lange Vorrede zur Sache, als der Nachbarsjunge César (Rubén Ochandiano) ihren Videorekorder reparieren soll. Der Wirt (Angel de Andrés) kann seiner Frau lediglich hilflos hinterherschauen, als sie den Oktopus hinschmeißt und verschwindet. Allein Don Mariano (Alberto de Mendoza) und seiner von Sorgen erfüllten Concho (Maria Galiana), den beiden Alten, räumt der Film einige rührende Szenen ein, die freilich auch ein wenig komisch wirken - vor allem, wenn der Mann im schwarzen Anzug, gleichsam sargfertig, aus dem Leben geht.
Trotzdem triumphiert am Ende des Films die Melancholie über die Heiterkeit. Kein Lüftchen bringt den unter der Sommerhitze stöhnenden Anwohnern Linderung. Die Jugend fiebert dem Vergnügen mit italienischen Touristinnen am Strand entgegen, als hätte sie, weil die eigenen Liebesgeschichten misslingen, den Import von Lebenslust dringend nötig. Indessen zahlen die Alten den bitteren Preis für erfüllte Jahre. Gänzlich unbeschwert von spanischen Sorgen kann nur der Meisterkoch Mao (Alberto Jo Lee in einer wunderbaren Parodie auf die chinesische Dynamik) seine Hände gebrauchen. Aber das ist schließlich nicht minder komisch. Und traurig zugleich.
HANS-JÖRG ROTHER
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Spanien an der Ecke: Die Filmkomödie "Tapas" von José Corbacho und Juan Cruz
Sieht so "eine wunderbare Sommerkomödie" aus, als welche der Verleih das Debüt eines katalanischen Regieduos anpreist (und dann zum Jahresauftakt in die Kinos bringt)? Dem Bistrowirt Lolo läuft die Frau aus der Küche davon, ein Krebskranker nimmt sich das Leben, und die Liebesaffäre eines jungen Mannes mit einer doppelt so alten Frau scheitert, kaum dass sie begonnen hat. Als wäre das nicht schon genug Grund zur Traurigkeit, muss noch der Hund, den in der ersten Szene eine mitleidige Seele aus einem abgestellten Auto befreit hat, wenig später unter die Räder kommen. Nur Mao, Lolos chinesischer Aushilfskoch, kassiert fröhlichen Herzens das Lob von Wirt und Gästen. Wer darin einen Fingerzeig auf das müde Europa und das Licht im Osten sehen will, könnte richtig liegen.
José Corbacho und Juan Cruz, zwei Theater- und Filmregisseure, haben die drei durcheinandergewürfelten Geschichten an einer Straßenecke in Hospitalet de Llobegrat, einem Arbeiterviertel von Barcelona, angesiedelt. Hier sind sie aufgewachsen, hier soll auch ihr nächster Film spielen. "Tapas", im Jahr 2005 mit einem "Goya" für die beste Regie eines Debütwerks ausgezeichnet, ist auf den ersten Blick eine Typenkomödie: der dicke, brummige Wirt, das einander auch im Leid herzlich zugetane alte Paar und das junge, das nicht zueinanderpasst. Dazu die schnatternden Nachbarinnen und eine Schar Jugendlicher, die nichts will als sich amüsieren.
Aus jeder einzelnen Geschichte ließe sich ein herzerweichendes Melodram formen, doch weil nun mal die Figuren aus dem Arsenal der Commedia dell'arte stammen, bleibt für Sentimentalität kaum Raum. Bei Raquel (Elvira Minguez) geht es ohne lange Vorrede zur Sache, als der Nachbarsjunge César (Rubén Ochandiano) ihren Videorekorder reparieren soll. Der Wirt (Angel de Andrés) kann seiner Frau lediglich hilflos hinterherschauen, als sie den Oktopus hinschmeißt und verschwindet. Allein Don Mariano (Alberto de Mendoza) und seiner von Sorgen erfüllten Concho (Maria Galiana), den beiden Alten, räumt der Film einige rührende Szenen ein, die freilich auch ein wenig komisch wirken - vor allem, wenn der Mann im schwarzen Anzug, gleichsam sargfertig, aus dem Leben geht.
Trotzdem triumphiert am Ende des Films die Melancholie über die Heiterkeit. Kein Lüftchen bringt den unter der Sommerhitze stöhnenden Anwohnern Linderung. Die Jugend fiebert dem Vergnügen mit italienischen Touristinnen am Strand entgegen, als hätte sie, weil die eigenen Liebesgeschichten misslingen, den Import von Lebenslust dringend nötig. Indessen zahlen die Alten den bitteren Preis für erfüllte Jahre. Gänzlich unbeschwert von spanischen Sorgen kann nur der Meisterkoch Mao (Alberto Jo Lee in einer wunderbaren Parodie auf die chinesische Dynamik) seine Hände gebrauchen. Aber das ist schließlich nicht minder komisch. Und traurig zugleich.
HANS-JÖRG ROTHER
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main