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Florenz 1934: Eine Gruppe feiner britischer Damen nimmt sich des italienischen Halbwaisen Luca an, dessen Vater ihn verstoßen hat. Da sich die Frauen auch fernab ihrer Heimat eher mit ihren britischen Gepflogenheiten als mit der politischen Entwicklung in Europa beschäftigen, erkennen sie die Bedrohung durch den nahenden Krieg erst sehr spät. Und schließlich hat Mussolini bei einer Audienz versichert, dass sie unter seinem persönlichen Schutz stehen. Doch kurz darauf werden sie interniert.
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Produktbeschreibung
Florenz 1934: Eine Gruppe feiner britischer Damen nimmt sich des italienischen Halbwaisen Luca an, dessen Vater ihn verstoßen hat. Da sich die Frauen auch fernab ihrer Heimat eher mit ihren britischen Gepflogenheiten als mit der politischen Entwicklung in Europa beschäftigen, erkennen sie die Bedrohung durch den nahenden Krieg erst sehr spät. Und schließlich hat Mussolini bei einer Audienz versichert, dass sie unter seinem persönlichen Schutz stehen. Doch kurz darauf werden sie interniert.

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Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 08.01.2000

Jedenfalls Muskelschmalz
Was aber bleibt den Frauen? In Franco Zeffirellis Film "Tee mit Mussolini" welkt die Schönheit

"Wie schön ist die Jugend", sang Lorenzo der Prächtige, "die dennoch flieht." Darf man vermuten, dass einem Mann diese Verse leicht über die Lippen gehen, weil er sie insgeheim gar nicht auf sich und sein Geschlecht bezieht? Die Stadt der Medici mit ihren mächtigen Palästen, stolzen Kirchen, strengen Farben und klaren Linien steht emblematisch für eine Jugendkraft, die eindeutig männlich ist. Ein nackter Held ist ihr Schutzpatron, die Verkörperung der bloßen Natur; er braucht keinen allegorischen Mantel, um der Zeit zu widerstehen. Die schöne Florentinerin, die Botticelli Modell gestanden haben mag, überlebt nur, weil sie in eine Olympierin verwandelt wird. Die Welt ist ungerecht: Die alte Dame, die Michelangelos oder Donatellos David anhimmelt, macht eine lächerliche Figur, aber niemand findet es seltsam, wenn ein Herr im Herbst des Lebens Botticellis Frühlingsgöttin huldigt.

Arabella Delancey, eine der Heldinnen von Franco Zeffirellis Film "Tee mit Mussolini", ist eine Priesterin der Kunstreligion, deren Gaben die Götter beleidigen müssen. Sie malt so, wie niemand in ihrem Zeitalter mehr malt, und sie kleidet sich so, wie sich niemand in ihrem Alter mehr kleidet. Arabella, die wohl niemand je "Bella" gerufen hat, wird von Judi Dench gespielt, und Judi Dench wirkt Wunder. Der Verirrten gibt sie Selbstbewusstsein, die schmerzliche Ahnung, dass sie aus der perfekten Welt, die sie konstruiert, herausfallen muss. Es ist ihr peinlich, dass ihre Jugend flieht, weil sie sie festzuhalten sucht, und in den devoten Blicken und raschen Bewegungen, die anzeigen, dass sie sich schämt, gewinnt die Peinlichkeit Grazie.

Sie habe alle ihre Gefühle der Kunst gewidmet, rechtfertigt sie sich einmal. Der Spott von Lady Hester Random, der Botschafterwitwe, es sei nur schade, dass die Kunst ihre Gefühle nie erwidert habe, verletzt sie und kann sie doch nicht treffen. Die Vollkommenheit der Liebe liegt in der Hingabe. Lady Hester ist selbst Opfer einer ästhetischen Passion. Ihr Wahn, sie stehe unter dem Schutz Mussolinis, weil sie einmal von ihm zum Tee empfangen worden ist, entspringt blinder Verehrung der Männlichkeit. Was immer man gegen die Faschisten sagen mag, sie haben jedenfalls Muskelschmalz und reichen alten Damen den Arm, um sie über die Straße zu geleiten.

Denn Lady Hester besitzt im Herzen die diplomatische Immunität gar nicht, die sie vorzuspiegeln beliebt. Fabelhaft deutet Maggie Smith die mädchenhafte Unsicherheit unter dem herrischen Gehabe an: Wenn Lady Hester Hof hält bei den Teezeremonien der englischen Kolonie, muss sie sich vergewissern, dass auch wirklich alle Augen auf sie gerichtet sind. Es ist Lady Hesters Überschätzung der eigenen Wichtigkeit, die sie befähigt, ihre Rolle bis zum guten Ende zu spielen und alle Misshelligkeiten wie die Internierung der Engländerinnen nach dem Kriegseintritt Italiens als Missverständnisse abzutun. So erzählt Zeffirelli von der lebensrettenden Kraft der Illusionen, von der Überlistung der Gewalt der Zeit durch einen Traum der Schönheit.

Und er erzählt von seiner eigenen Initiation in die Welt der Kunst. Denn Zeffirelli selbst war jener unehelich geborene Junge, der im Film Luca heißt, ein Fremdling in seiner Vaterstadt, den die Ausländerinnen in ihre Obhut nehmen. Wer weiß, vielleicht hat schon der kleine Franco an seinen Schutzengeln eine Sicherheit im Auftreten bewundert, die nicht ganz von dieser Welt war. Dass die Weltfremdheit die Phantasie stimuliert, wäre immerhin eine elegante Rechtfertigung für den Eskapismus von Zeffirellis Lebenswerk.

Auch der Realismus, für den im Kreis der aus eigenem Antrieb Verbannten Lucas Ziehmutter steht, ist hier eine Variante des ungelebten Lebens, als wäre der Rückzug aus der Wirklichkeit die Bedingung ihrer Erkenntnis. Joan Plowright lässt die Augen und die ungeöffneten Lippen dieser Mary Wallace sprechen, deren Verlobter aus dem Ersten Weltkrieg nicht zurückgekommen ist: Wenn sie sich dem Jungen zuwendet, bleibt zwischen ihnen eine unüberbrückbare Distanz, die Zeit. Sie ist eben schon alt geworden.

Ist Zeffirelli immer jung geblieben? Luca macht keine Entwicklung durch. Das wäre kein Schade, wenn er nur der Vertreter von Regisseur und Zuschauern wäre. Aber er soll ein Held sein, schließt sich sofort der Resistenza an, nachdem Jahre in einem österreichischen Internat keine Spuren hinterlassen haben. Natürlich wollte sich Zeffirelli keine Vergangenheit als Widerstandskämpfer andichten, sondern nur die Zeitatmosphäre verdichten. Aber indem er Krieg und Judenverfolgung so nahe an seine entrückten alten Damen heranholt, nehmen sich ihre Obsessionen in gesellschaftlichen und künstlerischen Stilfragen wieder kleinlich und grotesk aus.

Die Frauen erliegen der Zeit. Ist es ein Zufall, dass die einzige Darstellerin, die das Verführerische verkörpern darf, Cher als amerikanische Kunstsammlerin, ihre schimmernde Haut der plastischen Chirurgie verdankt, einem Betrug an der Natur? Die letzte Einstellung des Films zeigt die heilige Serafina, gemalt von Ghirlandaio, dessen Fresken im Dom von San Gimignano Arabella mit Sandsäcken bedeckt hat und im Frieden wieder enthüllt. Die ewige Jugend erlangt die Frau erst im Tod und in der Kunst.

PATRICK BAHNERS

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