Eine global operierende Organisation ist kurz davor, in den Besitz einer Waffe zu gelangen, welche die Welt in großes Chaos stürzen würde. Um sie aufzuhalten, muss sich CIA-Agentin Mason Browne (Jessica Chastain) mit ihren größten Konkurrentinnen verbünden: der britischen Technikspezialistin Khadijah (Lupita Nyong´o), der kolumbianischen Psychologin Graciela (Penélope Cruz), der chinesischen Computerexpertin Lin mi Sheng (Bingbing Fan) und der draufgängerischen Marie (Diane Kruger) aus Deutschland. Ihre hochriskante Mission führt die fünf Frauen um die ganze Welt - von den Pariser Cafés, über die marokkanischen Souks bis in das glamouröse Shanghai. Doch nur wenn sie es schaffen, ihre Rivalitäten zu überwinden und ihre besonderen Fähigkeiten zu vereinen, können sie ihren mächtigen Gegner besiegen. Gemeinsam bilden sie eine neue Agenteneinheit: Codename "355".
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InterviewsFrankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 17.02.2024Spionieren im Team
Wenn eine Schauspielerin in einer Festivaljury sitzt, hat das Folgen: in diesem Fall einen Agententhriller.
Manchmal ist der Film, über den ein ganzes Festival redet, einer, der noch gar nicht gedreht wurde. So war das 2018 in Cannes, als Jessica Chastain gemeinsam mit Penélope Cruz, Marion Cotillard, Fan Bingbing und Lupita Nyong'o (seit dieser Woche Jurypräsidentin in Berlin) zur Präsentation ihres Filmprojekts "355" ins Luxushotel Majestic lud. Im Raum standen mehr als 300 internationale Filmeinkäufer - die Presse war nicht zugelassen, was die Gerüchteküche nur noch mehr anheizte (eine US-Journalistin, die sich eingeschlichen hatte, wurde umgehend nach draußen befördert).
Auch wenn zu den großen Festivals in Cannes, Venedig oder Berlin immer der Filmmarkt gehört, auf dem Produzenten die internationalen Ausspielungsrechte an ihren neuesten Projekten verhandeln, ist es äußerst ungewöhnlich, dass die Hauptdarstellerinnen zum Pitch anreisen. Hier lag der Fall anders, da die amerikanische Schauspielerin Chastain selbst an der Produktion beteiligt war. 2017 hatte sie sich als Mitglied der Wettbewerbsjury in Cannes enttäuscht von den fehlenden interessanten Hauptrollen für Frauen gezeigt und beschlossen, die Sache selbst in die Hand zu nehmen.
Als Regisseur holte sie Simon Kinberg an Bord, mit dem sie bereits für die Comicverfilmung "X-Men: Dark Phoenix" zusammengearbeitet hatte. Ihre Mitstreiterinnen sammelte sie ähnlich ein, wie es später auch ihre Figur im Film tut. Da erklärt Chastain als amerikanische Geheimagentin ihren vier zukünftigen Komplizinnen: Wenn man etwas erreichen will, muss man zusammenarbeiten. Was für den Spionagethriller gilt, lässt sich auch auf den Filmmarkt anwenden: Wer in den etablierten Institutionen keine Unterstützung erhält, muss sich sein Team selbst zusammensuchen.
Chastains Mut zahlte sich aus. Noch in Cannes kaufte Universal die Rechte für den US-Markt für rund 20 Millionen Dollar, das restliche Geld, das noch im Budget für die Produktion fehlte, füllte man mit anderen internationalen Käufern auf, darunter auch aus China, immerhin hatte Chastain sich vorausschauend ihre ehemalige Jurykollegin Fan Bingbing dazugeholt, die in ihrer Heimat ein Filmstar ist. Cotillard hingegen verließ das Team bis zum Drehstart aus persönlichen Gründen, stattdessen heuerte Diane Kruger an.
Sie spielt eine deutsche Agentin, die wie ihre internationale Konkurrenz hinter einem Gerät her ist, mit dem sich weltweit jede Software manipulieren lässt. Sollte es Terroristen in die Hände fallen, könnten diese innerhalb kürzester Zeit vom Aktienmarktcrash bis zum Flugzeugabsturz allerlei Unheil anrichten. Natürlich will jede Regierung die Technik für sich haben. Und selbstverständlich, wir sind hier ja in einem Spionagethriller, lassen sich in jedem Geheimdienst ein paar Kollegen von viel Geld auf Abwege locken. Sodass die Agentinnen irgendwann in einem Pariser Safehouse aufeinandertreffen und eben feststellen, dass ihre Kontakte sie verraten haben und nun nur das Zusammenarbeiten bleibt.
Dass die Idee zu diesem Film von den Schauspielerinnen kam, ist nicht zu übersehen. Jede der Frauen will zeigen, dass sie sowohl das Actiongenre beherrscht als auch emotionale Bandbreite mitbringt. So sträubt sich etwa Lupita Nyong'o als ehemalige britische Agentin zunächst, überhaupt wieder ins Geschäft einzusteigen - sie hat sich mittlerweile auf Cybersicherheit spezialisiert und in die Beratungstätigkeit zurückgezogen. Doch Chastain muss ihr nur vor Augen führen, was auf dem Spiel steht. Nyong'o gibt das technische Genie der Gruppe, schleicht sich in Überwachungsfeeds, sichert Fluchtrouten, vor allem verkörpert sie die Vernunft der Gruppe. Als sich Chastain und Kruger zu Beginn mit gezückten Pistolen gegenüberstehen und keine der anderen einen Millimeter weichen will, ist es Nyong'o, die sie an die gemeinsamen Feinde erinnert.
Nicht weniger bedacht geht sie mit den Menschen um, die sie liebt, denn Nyong'os Figur schleppt die Bürde des Privatlebens mit auf die Mission. Schauspielerisch zeigt sie hier ihr Können: Wenn der Freund abends anruft, ändert sich ihre Stimmlage, die Schultern fallen, alles an ihr wird weicher, lässt für einen kurzen Augenblick Entspannung zu, bevor sie zurück in die Person wechselt, die mit gezogener Waffe Mördern hinterherjagt und Zugangscodes knackt.
Ähnliche Gelegenheiten nutzen auch Penélope Cruz, als Polizeipsychologin die Zivilistin im Team, Jessica Chastain und Diane Kruger. Jede ihrer Figuren hat eine Vergangenheit, jede ein Leben außerhalb der Mission, eine Schwäche, die diese Schauspielerinnen zur Stärke auszubauen wissen. Es ist ein kluger Dreh, der Actionfilmen um männliche Helden oftmals fehlt (in der Bond-Reihe hat erst Daniel Craig den Spion das Lieben gelehrt). Dass die fünf auch in bodenlangen Abendkleidern kämpfen können oder in Highheels einen Lüftungsschacht entlangkriechen, versteht sich von selbst. MARIA WIESNER
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Wenn eine Schauspielerin in einer Festivaljury sitzt, hat das Folgen: in diesem Fall einen Agententhriller.
Manchmal ist der Film, über den ein ganzes Festival redet, einer, der noch gar nicht gedreht wurde. So war das 2018 in Cannes, als Jessica Chastain gemeinsam mit Penélope Cruz, Marion Cotillard, Fan Bingbing und Lupita Nyong'o (seit dieser Woche Jurypräsidentin in Berlin) zur Präsentation ihres Filmprojekts "355" ins Luxushotel Majestic lud. Im Raum standen mehr als 300 internationale Filmeinkäufer - die Presse war nicht zugelassen, was die Gerüchteküche nur noch mehr anheizte (eine US-Journalistin, die sich eingeschlichen hatte, wurde umgehend nach draußen befördert).
Auch wenn zu den großen Festivals in Cannes, Venedig oder Berlin immer der Filmmarkt gehört, auf dem Produzenten die internationalen Ausspielungsrechte an ihren neuesten Projekten verhandeln, ist es äußerst ungewöhnlich, dass die Hauptdarstellerinnen zum Pitch anreisen. Hier lag der Fall anders, da die amerikanische Schauspielerin Chastain selbst an der Produktion beteiligt war. 2017 hatte sie sich als Mitglied der Wettbewerbsjury in Cannes enttäuscht von den fehlenden interessanten Hauptrollen für Frauen gezeigt und beschlossen, die Sache selbst in die Hand zu nehmen.
Als Regisseur holte sie Simon Kinberg an Bord, mit dem sie bereits für die Comicverfilmung "X-Men: Dark Phoenix" zusammengearbeitet hatte. Ihre Mitstreiterinnen sammelte sie ähnlich ein, wie es später auch ihre Figur im Film tut. Da erklärt Chastain als amerikanische Geheimagentin ihren vier zukünftigen Komplizinnen: Wenn man etwas erreichen will, muss man zusammenarbeiten. Was für den Spionagethriller gilt, lässt sich auch auf den Filmmarkt anwenden: Wer in den etablierten Institutionen keine Unterstützung erhält, muss sich sein Team selbst zusammensuchen.
Chastains Mut zahlte sich aus. Noch in Cannes kaufte Universal die Rechte für den US-Markt für rund 20 Millionen Dollar, das restliche Geld, das noch im Budget für die Produktion fehlte, füllte man mit anderen internationalen Käufern auf, darunter auch aus China, immerhin hatte Chastain sich vorausschauend ihre ehemalige Jurykollegin Fan Bingbing dazugeholt, die in ihrer Heimat ein Filmstar ist. Cotillard hingegen verließ das Team bis zum Drehstart aus persönlichen Gründen, stattdessen heuerte Diane Kruger an.
Sie spielt eine deutsche Agentin, die wie ihre internationale Konkurrenz hinter einem Gerät her ist, mit dem sich weltweit jede Software manipulieren lässt. Sollte es Terroristen in die Hände fallen, könnten diese innerhalb kürzester Zeit vom Aktienmarktcrash bis zum Flugzeugabsturz allerlei Unheil anrichten. Natürlich will jede Regierung die Technik für sich haben. Und selbstverständlich, wir sind hier ja in einem Spionagethriller, lassen sich in jedem Geheimdienst ein paar Kollegen von viel Geld auf Abwege locken. Sodass die Agentinnen irgendwann in einem Pariser Safehouse aufeinandertreffen und eben feststellen, dass ihre Kontakte sie verraten haben und nun nur das Zusammenarbeiten bleibt.
Dass die Idee zu diesem Film von den Schauspielerinnen kam, ist nicht zu übersehen. Jede der Frauen will zeigen, dass sie sowohl das Actiongenre beherrscht als auch emotionale Bandbreite mitbringt. So sträubt sich etwa Lupita Nyong'o als ehemalige britische Agentin zunächst, überhaupt wieder ins Geschäft einzusteigen - sie hat sich mittlerweile auf Cybersicherheit spezialisiert und in die Beratungstätigkeit zurückgezogen. Doch Chastain muss ihr nur vor Augen führen, was auf dem Spiel steht. Nyong'o gibt das technische Genie der Gruppe, schleicht sich in Überwachungsfeeds, sichert Fluchtrouten, vor allem verkörpert sie die Vernunft der Gruppe. Als sich Chastain und Kruger zu Beginn mit gezückten Pistolen gegenüberstehen und keine der anderen einen Millimeter weichen will, ist es Nyong'o, die sie an die gemeinsamen Feinde erinnert.
Nicht weniger bedacht geht sie mit den Menschen um, die sie liebt, denn Nyong'os Figur schleppt die Bürde des Privatlebens mit auf die Mission. Schauspielerisch zeigt sie hier ihr Können: Wenn der Freund abends anruft, ändert sich ihre Stimmlage, die Schultern fallen, alles an ihr wird weicher, lässt für einen kurzen Augenblick Entspannung zu, bevor sie zurück in die Person wechselt, die mit gezogener Waffe Mördern hinterherjagt und Zugangscodes knackt.
Ähnliche Gelegenheiten nutzen auch Penélope Cruz, als Polizeipsychologin die Zivilistin im Team, Jessica Chastain und Diane Kruger. Jede ihrer Figuren hat eine Vergangenheit, jede ein Leben außerhalb der Mission, eine Schwäche, die diese Schauspielerinnen zur Stärke auszubauen wissen. Es ist ein kluger Dreh, der Actionfilmen um männliche Helden oftmals fehlt (in der Bond-Reihe hat erst Daniel Craig den Spion das Lieben gelehrt). Dass die fünf auch in bodenlangen Abendkleidern kämpfen können oder in Highheels einen Lüftungsschacht entlangkriechen, versteht sich von selbst. MARIA WIESNER
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main