Seit Mrs. Doubtfire war Robin Williams nicht mehr so komisch wie in dieser atemlos übermütigen Komödie, die Publikum und Kritik gleichermaßen zu Begeisterungsstürmen hinriß. Williams spielt Armand, den überdrehten Besitzer eines Nachtclubs in Miami Beach. Sein Geschäftspartner ist gleichzeitig der Star des Clubs. Gene Hackmann (Crimson Tide) tritt als stockkonservativer US-Senator Keeley auf, dem ein Skandal droht, als sein engster politischer Verbündeter neben einer Prostituierten im Bett stirbt.
Als Armands Sohn Val seine Verlobung mit Keeleys Tochter bekanntgibt, kommt die ausgelassene Komödie der Irrungen richtig in Fahrt. Keeley sieht in der Hochzeit die Chance, sein politisches Image zu kitten, indem er traditionelle Familienwerte hochhält. Wenn er bloß wüßte, in was für eine Familie seine Tochter da einheiratet! Lassen Sie die zwei Familien einfach kollidieren und beobachten Sie, wie in diesem abgedrehten Kampf der drei Geschlechter die Funken fliegen!
Als Armands Sohn Val seine Verlobung mit Keeleys Tochter bekanntgibt, kommt die ausgelassene Komödie der Irrungen richtig in Fahrt. Keeley sieht in der Hochzeit die Chance, sein politisches Image zu kitten, indem er traditionelle Familienwerte hochhält. Wenn er bloß wüßte, in was für eine Familie seine Tochter da einheiratet! Lassen Sie die zwei Familien einfach kollidieren und beobachten Sie, wie in diesem abgedrehten Kampf der drei Geschlechter die Funken fliegen!
Bonusmaterial
DVD-Ausstattung / Bonusmaterial: - Kinotrailer - Kapitel- / Szenenanwahl - Animiertes DVD-Menü - BookletFrankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 22.05.1996Willkommen im Club der schrägen Vögel
Klamotte mit Ätsch-Effekt: "The Birdcage" von Mike Nichols im Kino
Schmutzkampagnen für ein sauberes Amerika: Der republikanische Senator Keeley (Gene Hackman) hetzt im Wahlkampf gegen Randgruppen, während gleichzeitig Heerscharen von Reportern nicht vor üblen Tricks zurückschrecken, um seine "Coalition for Moral Order" der Unmoral zu überführen. Und tatsächlich gefährdet bald eine Affäre den Wahlerfolg. Keeleys Mitstreiter verröchelt im Bett einer minderjährigen farbigen Prostituierten. Prompt wird auch der unbeteiligte Keeley in Mitleidenschaft gezogen und auf seinem Familiensitz von Kamerateams belagert. Ob jetzt eine weiße Hochzeit der Tochter auch seine weiße Weste zur Schau stellen könnte? Keeley macht seine Rechnung, ohne die Herkunft des Heiratskandidaten zu kennen, dessen Vater (Robin Williams) einen Nachtclub betreibt und mit dem Star seiner Transvestitenshow zusammenlebt.
Der Film "The Birdcage" von Mike Nichols lockt mit einer Politsatire, die freilich bald im name dropping von Kennedy bis Nancy Reagan versickert. Dieser Versuch zur Aktualität unterscheidet das amerikanische Remake vom französischen Vorbild "Le cage aux folles" (Ein Käfig voller Narren), mit dem Edouard Molinaro 1978 Boulevardtheater auf die Leinwand brachte. Mit hochkarätiger Starbesetzung will Nichols nun das routinierte Lustspiel auffrischen. Das Drehbuch stammt von Elaine May, mit der Nichols nach langer Trennung erstmals wieder zusammenarbeitet, um an gemeinsame Broadway-Erfolge der frühen sechziger Jahre anzuknüpfen. Freilich setzt das fixierte Handlungsgerüst von "The Birdcage" dem einst vielgerühmten kabarettistischen Improvisationstalent des Duos May/Nichols hier enge Grenzen. In modischer Konfliktfärbung geht es wieder einmal um einen der ältesten Komödienstoffe der Welt: Über Hindernisse, die problematische Eltern jungem Glück in den Weg legen, siegt schließlich die Liebe.
Mit flotten Schnitten reißt Nichols eine Reihe von Konflikt- und Krisensituationen an. Nur um dem Medientribunal vor der Haustür zu entkommen, fahren Keeley und seine Frau (Dianne Wiest) nach Florida zur ihnen unbekannten Familie Vals, des Freundes ihrer Tochter. Natürlich machen clevere Reporter diese Flucht bald wieder zur Verfolgungsjagd. Zudem erwartet den Senator in South Beach mit Vals Vater Armand die nächste Herausforderung. Armand seinerseits sieht durch die Heiratspläne und den angekündigten Besuch sich selbst und seine Lebensweise in Frage gestellt. Soll er Val zuliebe seine Homosexualität, seinen Partner Albert und sein Metier verleugnen? Plakativ kontrastiert der Regisseur von Anfang an die Milieuunterschiede der Senatoren- und der Bohemienseite in Parallelmontagen, in deren beiden Brennpunkten nur Gene Hackman und Robin Williams manchmal differenzierte Auftritte haben, der eine als Weltverbesserer auf Abwegen, der andere als Boß im Club der schrägen Vögel.
Die Konfrontation der disparaten Erwartungen und Charaktere an einem Tisch, eine Zerreißprobe für das junge Liebespaar, wird zum Prüfstein für den Anspruch des Films überhaupt. Statt in Verstellungen und Mißverständnissen Verdrängtes zutage zu fördern, verplempert Nichols das Konfliktpotential in groben Gags. Wenn das Dinner die Gäste anekelt, der Butler über die eigenen Füße stolpert und Alberts Perücke fast in die Suppe fällt, rutscht auch der Film ab in Klamauk und wird ungenießbar. Und wenn die bunt zusammengewürfelte Großfamilie in Kostümen aus dem Nachtclub schließlich gemeinsam die Reporter überlistet, besiegelt der aufgedonnerte Ätsch-Effekt endgültig die Klamotte. EVA-MARIA LENZ
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Klamotte mit Ätsch-Effekt: "The Birdcage" von Mike Nichols im Kino
Schmutzkampagnen für ein sauberes Amerika: Der republikanische Senator Keeley (Gene Hackman) hetzt im Wahlkampf gegen Randgruppen, während gleichzeitig Heerscharen von Reportern nicht vor üblen Tricks zurückschrecken, um seine "Coalition for Moral Order" der Unmoral zu überführen. Und tatsächlich gefährdet bald eine Affäre den Wahlerfolg. Keeleys Mitstreiter verröchelt im Bett einer minderjährigen farbigen Prostituierten. Prompt wird auch der unbeteiligte Keeley in Mitleidenschaft gezogen und auf seinem Familiensitz von Kamerateams belagert. Ob jetzt eine weiße Hochzeit der Tochter auch seine weiße Weste zur Schau stellen könnte? Keeley macht seine Rechnung, ohne die Herkunft des Heiratskandidaten zu kennen, dessen Vater (Robin Williams) einen Nachtclub betreibt und mit dem Star seiner Transvestitenshow zusammenlebt.
Der Film "The Birdcage" von Mike Nichols lockt mit einer Politsatire, die freilich bald im name dropping von Kennedy bis Nancy Reagan versickert. Dieser Versuch zur Aktualität unterscheidet das amerikanische Remake vom französischen Vorbild "Le cage aux folles" (Ein Käfig voller Narren), mit dem Edouard Molinaro 1978 Boulevardtheater auf die Leinwand brachte. Mit hochkarätiger Starbesetzung will Nichols nun das routinierte Lustspiel auffrischen. Das Drehbuch stammt von Elaine May, mit der Nichols nach langer Trennung erstmals wieder zusammenarbeitet, um an gemeinsame Broadway-Erfolge der frühen sechziger Jahre anzuknüpfen. Freilich setzt das fixierte Handlungsgerüst von "The Birdcage" dem einst vielgerühmten kabarettistischen Improvisationstalent des Duos May/Nichols hier enge Grenzen. In modischer Konfliktfärbung geht es wieder einmal um einen der ältesten Komödienstoffe der Welt: Über Hindernisse, die problematische Eltern jungem Glück in den Weg legen, siegt schließlich die Liebe.
Mit flotten Schnitten reißt Nichols eine Reihe von Konflikt- und Krisensituationen an. Nur um dem Medientribunal vor der Haustür zu entkommen, fahren Keeley und seine Frau (Dianne Wiest) nach Florida zur ihnen unbekannten Familie Vals, des Freundes ihrer Tochter. Natürlich machen clevere Reporter diese Flucht bald wieder zur Verfolgungsjagd. Zudem erwartet den Senator in South Beach mit Vals Vater Armand die nächste Herausforderung. Armand seinerseits sieht durch die Heiratspläne und den angekündigten Besuch sich selbst und seine Lebensweise in Frage gestellt. Soll er Val zuliebe seine Homosexualität, seinen Partner Albert und sein Metier verleugnen? Plakativ kontrastiert der Regisseur von Anfang an die Milieuunterschiede der Senatoren- und der Bohemienseite in Parallelmontagen, in deren beiden Brennpunkten nur Gene Hackman und Robin Williams manchmal differenzierte Auftritte haben, der eine als Weltverbesserer auf Abwegen, der andere als Boß im Club der schrägen Vögel.
Die Konfrontation der disparaten Erwartungen und Charaktere an einem Tisch, eine Zerreißprobe für das junge Liebespaar, wird zum Prüfstein für den Anspruch des Films überhaupt. Statt in Verstellungen und Mißverständnissen Verdrängtes zutage zu fördern, verplempert Nichols das Konfliktpotential in groben Gags. Wenn das Dinner die Gäste anekelt, der Butler über die eigenen Füße stolpert und Alberts Perücke fast in die Suppe fällt, rutscht auch der Film ab in Klamauk und wird ungenießbar. Und wenn die bunt zusammengewürfelte Großfamilie in Kostümen aus dem Nachtclub schließlich gemeinsam die Reporter überlistet, besiegelt der aufgedonnerte Ätsch-Effekt endgültig die Klamotte. EVA-MARIA LENZ
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