Paraguay, 30 Jahre nach Ende des Zweiten Weltkriegs: Der Nazi-Jäger Barry Kohler (Steve Guttenberg) spürt eine Gruppe ehemaliger SS-Offiziere auf. Er kontaktiert seinen Kollegen Ezra Lieberman (Laurence Olivier), der sich geradewegs an die Spur der Alt-Nazis heftet. Unter der Führung des berüchtigten Dr. Josef Mengele (Gregory Peck) schmieden diese einen Plan für die Wiedergeburt des personifizierten Grauens: Adolf Hitler. Eine Schar von Klonen aus dessen Erbmasse soll unsere Welt erneut zu einem Albtraum werden lassen.
Bonusmaterial
DVD-Ausstattung / Bonusmaterial: - Kapitel- / Szenenanwahl - Animiertes DVD-Menü - DVD-Menü mit SoundeffektenFrankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 21.02.1998Das Elend im Winkel
Wo rohe Kräfte sinnlos walten: "The Boys" von Rowan Woods
Sydney, irgendwo in den Außenbezirken, Gegenwart. Das Licht ist verschmiert, die Stimmung verschwommen. Nach zwölf Monaten Haft kommt Brett Sprague auf Bewährung aus dem Gefängnis frei, doch zu Hause, wo er unwidersprochen das Sagen hatte, ist nichts mehr wie gewohnt. Seine Mutter hat sich einen wenig umgänglichen Maori an ihre Seite geholt. Sein Bruder Glen ist unter die Fuchtel von dessen Freundin Jackie geraten und ausgezogen. Nola, die Freundin seines anderen Bruders Stevie, ist schwanger und hat sich dafür im Haus eingenistet, neben Michelle, Bretts Freundin, die seine lauernden Verdächtigungen, ihn betrogen zu haben, immer aufgebrachter machen. Im Bemühen, die alte Rolle des Leitwolfs wieder an sich zu reißen, sät Brett Zwietracht, wo er kann. Seine Brüder leisten nur bedingt Widerstand, doch die Frauen rebellieren aufs entschiedenste und suchen dann außer Bretts Mutter, weil sie sich körperlich den Männern nicht widersetzen können, das Weite. Die diffuse Wut der Unterlegenen braucht ihr Ventil. An ihren Frauen können sie sich nicht mehr vergreifen. Dem Wirt aber könnten sie es heimzahlen, der Brett ins Gefängnis brachte, doch dessen Kneipe liegt finster da. Vielleicht sollten sie eine Tankstelle überfallen?
Auf dem Weg dahin streift der Lichtkegel des Autoscheinwerfers eine junge Fremde, die alles zu verkörpern scheint, von dem die Brüder nicht ohne Grund meinen, es werde ihnen vorenthalten: "Die holen wir uns."
"The Boys", dem ersten von zwei australischen Wettbewerbsbeiträgen, geht es um die elendesten Winkel der Gesellschaft und um Gewalt in ihrer am wenigsten zu beherrschenden Ausprägung, dem wahllos-exzessiven Umsichschlagen. Das Regiedebüt von Rowan Woods, Jahrgang 1959, kann das Theaterstück Gordon Grahams, das dem Film die Vorlage liefert, nicht leugnen: eng eingegrenzt der Fokus auf die desolaten Familienverhältnisse der Spragues, wortlastig deren Auseinandersetzungen, den brutal handgreiflichen Argumenten zum Trotz (Drehbuch Stephen Sewell). Dennoch ist das auf konkrete Lebensumstände an einem bestimmten Ort verpflichtete Soziogramm filmisch von bestechender Dichte. Nicht nur, daß die ruhelose Handkamera von Tristan Milani den Figuren stets so nahe wie möglich zu kommen sucht. Mehr noch imponiert die Strukturierung der erzählten Zeit, wobei das im Kino geläufige Prinzip der Rückblenden exakt ins Gegenteil verkehrt wird.
Die knapp vierundzwanzig Stunden Bretts in Freiheit, bevor er samt Brüdern aufs neue verhaftet wird, sind streng chronologisch vom Tag in die Nacht hinein die Erzählgegenwart des Films, von der aus gleichsam Vorausblenden der Entwicklung elliptisch vorgreifen. Die Zeitsprünge dieser Einschübe werden immer größer und dem Zuschauer mittels Inserts verdeutlicht: von achtzehn Stunden nach Bretts Heimkehr aus dem Gefängnis über drei Tage, drei Wochen und sechs Monate später bis zum Tag vor der neuerlichen Verhandlung und dem seiner Verurteilung. Die Spanne vom Überfall auf die junge Fremde, den der Film einzig in die Worte "Die holen wir uns" faßt, bis zum neuerlichen Verschwinden Bretts hinter Gittern, ist allein der Vorstellungskraft des Zuschauers überantwortet und wird doch Stück für Stück gegenwärtiger.
Schonungslos und wüst im Blick auf seine Figuren, durch den formalen Kunstgriff aber gefeit gegen stupid realistisches Abbilden eins zu eins, zeigt dieser Umgang des Kinos mit einer Wirklichkeit, die weit über Australien hinausweist, sich den genrekundigen Drohgebärden und Gewaltausbrüchen der Tarantino & Co. weitgehend überlegen. Dort ein Spiegel, aus dem einem die Selbstverliebtheit der Regie entgegenstarrt und ihre Lust an ironiegesättigter Spielastik. Hier dagegen spiegelt sich eine Verdichtung, die mit ihrem Grad von Wahrhaftigkeit das Fiktive aufbricht. Erschrecken und Erkenntnis greifen ineinander. HANS-DIETER SEIDEL
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Wo rohe Kräfte sinnlos walten: "The Boys" von Rowan Woods
Sydney, irgendwo in den Außenbezirken, Gegenwart. Das Licht ist verschmiert, die Stimmung verschwommen. Nach zwölf Monaten Haft kommt Brett Sprague auf Bewährung aus dem Gefängnis frei, doch zu Hause, wo er unwidersprochen das Sagen hatte, ist nichts mehr wie gewohnt. Seine Mutter hat sich einen wenig umgänglichen Maori an ihre Seite geholt. Sein Bruder Glen ist unter die Fuchtel von dessen Freundin Jackie geraten und ausgezogen. Nola, die Freundin seines anderen Bruders Stevie, ist schwanger und hat sich dafür im Haus eingenistet, neben Michelle, Bretts Freundin, die seine lauernden Verdächtigungen, ihn betrogen zu haben, immer aufgebrachter machen. Im Bemühen, die alte Rolle des Leitwolfs wieder an sich zu reißen, sät Brett Zwietracht, wo er kann. Seine Brüder leisten nur bedingt Widerstand, doch die Frauen rebellieren aufs entschiedenste und suchen dann außer Bretts Mutter, weil sie sich körperlich den Männern nicht widersetzen können, das Weite. Die diffuse Wut der Unterlegenen braucht ihr Ventil. An ihren Frauen können sie sich nicht mehr vergreifen. Dem Wirt aber könnten sie es heimzahlen, der Brett ins Gefängnis brachte, doch dessen Kneipe liegt finster da. Vielleicht sollten sie eine Tankstelle überfallen?
Auf dem Weg dahin streift der Lichtkegel des Autoscheinwerfers eine junge Fremde, die alles zu verkörpern scheint, von dem die Brüder nicht ohne Grund meinen, es werde ihnen vorenthalten: "Die holen wir uns."
"The Boys", dem ersten von zwei australischen Wettbewerbsbeiträgen, geht es um die elendesten Winkel der Gesellschaft und um Gewalt in ihrer am wenigsten zu beherrschenden Ausprägung, dem wahllos-exzessiven Umsichschlagen. Das Regiedebüt von Rowan Woods, Jahrgang 1959, kann das Theaterstück Gordon Grahams, das dem Film die Vorlage liefert, nicht leugnen: eng eingegrenzt der Fokus auf die desolaten Familienverhältnisse der Spragues, wortlastig deren Auseinandersetzungen, den brutal handgreiflichen Argumenten zum Trotz (Drehbuch Stephen Sewell). Dennoch ist das auf konkrete Lebensumstände an einem bestimmten Ort verpflichtete Soziogramm filmisch von bestechender Dichte. Nicht nur, daß die ruhelose Handkamera von Tristan Milani den Figuren stets so nahe wie möglich zu kommen sucht. Mehr noch imponiert die Strukturierung der erzählten Zeit, wobei das im Kino geläufige Prinzip der Rückblenden exakt ins Gegenteil verkehrt wird.
Die knapp vierundzwanzig Stunden Bretts in Freiheit, bevor er samt Brüdern aufs neue verhaftet wird, sind streng chronologisch vom Tag in die Nacht hinein die Erzählgegenwart des Films, von der aus gleichsam Vorausblenden der Entwicklung elliptisch vorgreifen. Die Zeitsprünge dieser Einschübe werden immer größer und dem Zuschauer mittels Inserts verdeutlicht: von achtzehn Stunden nach Bretts Heimkehr aus dem Gefängnis über drei Tage, drei Wochen und sechs Monate später bis zum Tag vor der neuerlichen Verhandlung und dem seiner Verurteilung. Die Spanne vom Überfall auf die junge Fremde, den der Film einzig in die Worte "Die holen wir uns" faßt, bis zum neuerlichen Verschwinden Bretts hinter Gittern, ist allein der Vorstellungskraft des Zuschauers überantwortet und wird doch Stück für Stück gegenwärtiger.
Schonungslos und wüst im Blick auf seine Figuren, durch den formalen Kunstgriff aber gefeit gegen stupid realistisches Abbilden eins zu eins, zeigt dieser Umgang des Kinos mit einer Wirklichkeit, die weit über Australien hinausweist, sich den genrekundigen Drohgebärden und Gewaltausbrüchen der Tarantino & Co. weitgehend überlegen. Dort ein Spiegel, aus dem einem die Selbstverliebtheit der Regie entgegenstarrt und ihre Lust an ironiegesättigter Spielastik. Hier dagegen spiegelt sich eine Verdichtung, die mit ihrem Grad von Wahrhaftigkeit das Fiktive aufbricht. Erschrecken und Erkenntnis greifen ineinander. HANS-DIETER SEIDEL
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