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Will und Jake Grimm (Matt Damon und Heath Ledger) sind Geschichtenerzähler und Hochstapler aus Leidenschaft. Gemeinsam reisen die beiden Brüder von Ort zu Ort und geben sich als Geister- und Hexenaustreiber aus. Sie führen Exorzismen vermeintlicher Gespenster durch und befreien die Dorfbewohner von angeblich verzauberten Kreaturen. Als die beiden Betrüger jedoch eines Tages auf ein Dorf stoßen, das von einem echten Fluch im nahe gelegenen verwunschenen Wald bedroht wird, müssen sie ihren ganzen Mut zusammennehmen und ihre wahren Fähigkeiten unter Beweis…mehr

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Produktbeschreibung
Will und Jake Grimm (Matt Damon und Heath Ledger) sind Geschichtenerzähler und Hochstapler aus Leidenschaft. Gemeinsam reisen die beiden Brüder von Ort zu Ort und geben sich als Geister- und Hexenaustreiber aus. Sie führen Exorzismen vermeintlicher Gespenster durch und befreien die Dorfbewohner von angeblich verzauberten Kreaturen. Als die beiden Betrüger jedoch eines Tages auf ein Dorf stoßen, das von einem echten Fluch im nahe gelegenen verwunschenen Wald bedroht wird, müssen sie ihren ganzen Mut zusammennehmen und ihre wahren Fähigkeiten unter Beweis stellen...

Bonusmaterial

DVD-Ausstattung / Bonusmaterial: - Kapitel- / Szenenanwahl - Audiokommentar des Regisseurs Terry Gilliam
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 05.10.2005

Krawallmacher im deutschen Wald
Die Märchensammler als Meister filmischer Spezialeffekte: Terry Gilliams "The Brothers Grimm"

Tief im Thüringer Wald steht ein Turm, rund und hoch und ohne Eingang. Niemand kann hinein, niemand kommt heraus. Die wenigen Menschen, die sich überhaupt in den Wald wagen, stehen vor einem Rätsel. Sie haben eine dunkle Ahnung, daß die mysteriösen Vorgänge in ihrer Gegend mit diesem Turm zu tun haben. Vielleicht sind die abgängigen Mädchen aus dem Dorf Marbaden ja hier eingesperrt. Vielleicht sind sie nicht beim bösen Wolf oder bei den sieben Zwergen, sondern dort, wo der britische Regisseur Terry Gilliam die vielen Erzählfäden aus den Märchen der Brüder Grimm zusammenlaufen läßt wie in einem kleinen Themenpark - vor diesem Turm, der zugleich eine sportliche und eine intellektuelle Herausforderung darstellt.

Es ist der ideale Ort der Bewährung für zwei so unterschiedliche Brüder wie Jakob und Wilhelm Grimm. Bei Terry Gilliam heißen sie Jake und Will Grimm, und der Film über die beiden Märchensammler trägt auch in Deutschland den englischen Titel "Brothers Grimm". Vielleicht will der Verleih damit gleich klarstellen, daß es nicht um historische Figuren geht, sondern um eine trademark, um die Namen hinter "Snow White" und "Cinderella", um ein Proto-Disney im neunzehnten Jahrhundert.

Die Brüder Grimm werden bei Gilliam als Meister des Spezialeffekts eingeführt. Sie reisen durch die deutschen Lande, inszenieren kleine Spuks und vertreiben die Geister und Hexen, für deren Darstellung sie zwei Komparsen in ihrer Truppe haben. Immer beziehen sie sich bei ihren Darbietungen auf lokale Überlieferung. Jake (Heath Ledger) ist an diesen Geschichten mehr interessiert als Will (Matt Damon). Wären sie nicht Brüder, sie wären ideale buddies, ein gegensätzliches Duo, mit geteilten Zuständigkeiten für das Fiktive und für das Handfeste.

Als Provinz-Entertainer haben Jake und Will Grimm ein Auskommen. Sie könnten wohl noch lange ihre gutgläubigen Landsleute hinters Licht führen, gäbe es da nicht noch den größeren historischen Zusammenhang. Die Franzosen haben sich in Deutschland breitgemacht. Bei den Besatzern paart sich Aufklärung mit Arroganz. Der General Delatombe (Jonathan Pryce) sieht den Turm als Hort des Widerstands. Die Brüder Grimm sind für ihn nur Handlanger. Sie sollen die verschwundenen Mädchen finden, bevor die einheimische Bevölkerung ein Verbrechen der Franzosen vermuten könnte. Der italienische Soldat Cavaldi (Peter Stormare) führt die Aufsicht über die Expedition in den deutschen Wald. Er ist der groteske Held neben den "Brothers Grimm", ein Krawallmacher in einer verwunschenen Gegend.

Für das Geheimnis des Turms müssen Terry Gilliam und Drehbuchautor Ehren Kruger den anfänglichen Rationalismus suspendieren. Ein Film über die Brüder Grimm kann nur auf ein Märchen hinauslaufen. Aber worauf läuft heutzutage ein Märchen hinaus? Wer findet sich darin noch wieder? Das volkskundliche Wissen, das die schöne Jägerin Angelika (Lena Headey) vertritt, stiftet ja nicht nur Verwirrung bei den Franzosen, sondern auch nationale Identität bei den Deutschen. Diesen Aspekt streift Gilliam nur. Seine Typenkomik würde dadurch unnötig kompliziert, und sein primäres Interesse gilt nun einmal den Bäumen, die sich bewegen, den Tieren, die sich auffällig verhalten, und natürlich dem Turm, zu dem sich schließlich doch noch ein Zugang auftut.

In den sechziger Jahren gab es schon einmal einen Film über die Brüder Grimm. Laurence Harvey spielte damals den Jakob und Karlheinz Böhm den Wilhelm. Regie führten Henry Levin und George Pal, zwei Fachmänner für das naive Buntkino, das sich nach dem Aufkommen des Fernsehens in exotische Abenteuer und technische Spielereien wie Cinerama flüchtete. Die Märchen der Brüder Grimm erschienen bei Pal und Levin bar ihres archetypischen Gehalts als reiner Schauwert, als Spektakel ohne Unbewußtes. Terry Gilliam schließt an dieses Vorbild nahtlos an, und vermutlich ist das der Grund, warum "Brothers Grimm" in erster Linie anachronistisch wirkt - nicht das neunzehnte Jahrhundert ist sein Bezugspunkt, sondern es sind die frühen sechziger Jahre des zwanzigsten, als das Kino sich einer Situation der verschärften Medienkonkurrenz ausgesetzt sah.

Gilliam ist ein Romantiker der visuellen Attraktion. Er setzt nicht auf Stars, sondern auf Kulissen. Die wuchernden Bilder, die er in "Brazil" oder "Fear and Loathing in Las Vegas" entwarf, stehen immer unter einem Täuschungsvorbehalt, dessen Widerlegung die eigentliche Gilliam-Mission ist. In "Brothers Grimm" versucht er nun, das Anliegen aus seinem gescheiterten Don-Quijote-Projekt doch noch einzulösen: Die Hoffnung, daß die Fiktion der Märchen sich als eigentliche Wahrheit erweist, erfüllt sich. Aber sie erfüllt sich nur technisch, als große Show, in die kein Motiv führt. Der Film gleicht selbst dem Turm im Wald: Er ist schön anzusehen, hat aber keinen Eingang, und sein Geheimnis hat mit den Wünschen, die das Kino erfüllen kann, nichts zu tun.

BERT REBHANDL

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