Spurlos verschwindet die schöne Jessica King, Verlobte des Schuldirektors Collins. Nachdem es keine Hinweise gibt und die Polizei völlig ratlos ist, wird Annie Wilson um Rat gebeten; denn sie besitzt eine ungewöhnlich Gabe. Von ihrer Großmutter erbte sie die Fähigkeit, Karten zu lesen. Annies Eingebung führt die Polizei zu der ertrunkenen Jessica. Man verhaftet Donnie Barksdale, Annies Erzfeind. Aber Annie ahnt, dass der Spuk noch lange nicht vorbei ist, der wahre Mörder noch nicht gefasst ist. Sie wir verfolgt werden von den Lebenden, wie auch von den Toten...
Ein fesselnder Thriller von Oscar-Preisträger Billy Bob Thornton mit Starbesetzung: Cate Blanchett, Giovanni Ribisi, Keanu Reeves, Katie Holmes, Greg Kinnear und Hilary Swank.
Ein fesselnder Thriller von Oscar-Preisträger Billy Bob Thornton mit Starbesetzung: Cate Blanchett, Giovanni Ribisi, Keanu Reeves, Katie Holmes, Greg Kinnear und Hilary Swank.
Bonusmaterial
DVD-Ausstattung / Bonusmaterial: - Kinotrailer - Trailer von anderen Filmen - Biographien Crew - Kapitel- / Szenenanwahl - Making Of - Animiertes DVD-Menü - Musikvideo(s) - Interviews - FilmografienFrankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 06.10.2001Sprechstunden im Garten von Gut und Böse
Wie man im trüben fischt und dabei das Fürchten lernt: Cate Blanchett hat das Zweite Gesicht in Sam Raimis Thriller "The Gift"
Die Menschen, die zu Annie Wilson kommen, gehen immer geradewegs ins Hinterzimmer ihres Hauses. Dort steht ein Tisch, auf dem Karten liegen, und wenn Annie Wilson sie gemischt und neu aufgelegt hat, dann sieht sie mehr als nur eine Ordnung von Symbolen. Sie sieht das verborgene Schicksal ihrer Klienten - eine Krankheit, von der ein Mann noch nichts weiß, oder ein Ehedrama, das eine Frau sogar vor den Freunden geheimhält. Manchmal sieht Annie Wilson sogar Ereignisse, die noch nicht geschehen sind. Sie hat das "zweite Gesicht". Durch diese Fähigkeit wird Annie zu einer zentralen Figur, aber auch zu einer Außenseiterin in der amerikanischen Südstaatengemeinde Brixton, in der sie mit drei kleinen Kindern lebt. Ihr Mann starb bei einem Unglück, das sie geahnt hatte. Doch nicht einmal ihre Gabe konnte ihn retten.
Zu Beginn von Sam Raimis Thriller "The Gift" ist in Brixton alles alltäglich. Selbst die Wahrsagerei von Annie ist nicht mehr als eine Form des Trostes über die Unwägbarkeiten des Lebens in einer Gegend, in der die Männer selten ganz friedlich und die Frauen niemals frei sind. An die Verhaltensauffälligen hat man sich gewöhnt: Der Mechaniker Buddy Cole (Giovanni Ribisi) gilt als verrückt, aber von Annie läßt er sich jederzeit beruhigen. Donnie Barksdale (Keanu Reeves) ist eifersüchtig und rabiat, aber nur Annie weiß, welche Verletzungen seine Frau Valerie (Hillary Swank) davonträgt. Am anderen Ende der Brixtoner Klassenverhältnisse stehen die angesehenen Bürger, zu denen der Schuldirektor Wayne Collins (Greg Kinnear) gehört, dessen Verlobte Jessica (Katie Holmes) aus gutem Hause ist, sich aber nicht so benimmt.
Annie blickt hinter diesen Schein, ohne den Brixton ins Chaos sinken würde. Sie ist das Medium nicht nur für viele Menschen, sondern auch für Billy Bob Thornton und Tom Epperson, die Autoren des Drehbuchs. Annie erschließt den kleinstädtischen Kosmos, und sie öffnet ihn zugleich auf seine irrationalen Dimensionen hin. Thornton hatte mit "Sling Blade" schon einmal eine Geschichte erzählt, die im amerikanischen Süden eine Welt des Unheimlichen und die Heimat zerrütteter Seelen fand. Der skeptische Blick, den er auf Kommunen richtet, die in Hollywood viele Jahre vor allem idyllisch gezeichnet wurden, schließt eher an ein literarisches Erbe an, von Faulkner bis Walker Percy. Mit "All the Pretty Horses" war Thornton dann aber bereits in die Mühlen des Hollywood-Systems geraten. Das Ergebnis war ein Film ohne Handschrift und eine Schnittfassung ohne Verantwortlichen.
Der Regisseur Sam Raimi kommt eigentlich vom Splatter-Horrorfilm, ist aber mittlerweile bei Football-Dramen mit Kevin Costner angelangt. In "The Gift" sah er nun offensichtlich vor allem einen Genrefilm, deswegen liegt Brixton in seiner Sicht näher an Twin Peaks, und es sind auch keine Idioten des Südens mehr, die dort leben, sondern die ganz normalen Freaks des Hollywood-Kinos: Sie tragen Bart und fettiges Haar, und ihr Blick flackert irre, wenn sie den eigenen Vater anzünden. Keanu Reeves ist besonders unglaubwürdig in der Rolle des jähzornigen Donnie Barksdale, der schließlich unter Verdacht gerät, einen Mord begangen zu haben.
Das Motiv dafür ist natürlich ein irdisches, und die trüben Gewässer rund um Brixton, in denen Freund und Feind nach der Leiche stochern, sind dafür ein bewährtes Sinnbild. Annie Wilson ist die einzige Zeugin, die Barksdale noch Gerechtigkeit wiederfahren lassen könnte, aber dazu muß sie erst einmal den Ort des Verbrechens finden. Spätestens an diesem Punkt sitzt "The Gift" ausweglos in der Falle der Konventionen. Was als Milieustudie begann, endet im Spuk, und selbst die Klarheit des Ausdrucks von Cate Blanchett verdüstert sich unter den lärmenden Schreckensvisionen, zu denen Raimi sich versteigt.
BERT REBHANDL
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Wie man im trüben fischt und dabei das Fürchten lernt: Cate Blanchett hat das Zweite Gesicht in Sam Raimis Thriller "The Gift"
Die Menschen, die zu Annie Wilson kommen, gehen immer geradewegs ins Hinterzimmer ihres Hauses. Dort steht ein Tisch, auf dem Karten liegen, und wenn Annie Wilson sie gemischt und neu aufgelegt hat, dann sieht sie mehr als nur eine Ordnung von Symbolen. Sie sieht das verborgene Schicksal ihrer Klienten - eine Krankheit, von der ein Mann noch nichts weiß, oder ein Ehedrama, das eine Frau sogar vor den Freunden geheimhält. Manchmal sieht Annie Wilson sogar Ereignisse, die noch nicht geschehen sind. Sie hat das "zweite Gesicht". Durch diese Fähigkeit wird Annie zu einer zentralen Figur, aber auch zu einer Außenseiterin in der amerikanischen Südstaatengemeinde Brixton, in der sie mit drei kleinen Kindern lebt. Ihr Mann starb bei einem Unglück, das sie geahnt hatte. Doch nicht einmal ihre Gabe konnte ihn retten.
Zu Beginn von Sam Raimis Thriller "The Gift" ist in Brixton alles alltäglich. Selbst die Wahrsagerei von Annie ist nicht mehr als eine Form des Trostes über die Unwägbarkeiten des Lebens in einer Gegend, in der die Männer selten ganz friedlich und die Frauen niemals frei sind. An die Verhaltensauffälligen hat man sich gewöhnt: Der Mechaniker Buddy Cole (Giovanni Ribisi) gilt als verrückt, aber von Annie läßt er sich jederzeit beruhigen. Donnie Barksdale (Keanu Reeves) ist eifersüchtig und rabiat, aber nur Annie weiß, welche Verletzungen seine Frau Valerie (Hillary Swank) davonträgt. Am anderen Ende der Brixtoner Klassenverhältnisse stehen die angesehenen Bürger, zu denen der Schuldirektor Wayne Collins (Greg Kinnear) gehört, dessen Verlobte Jessica (Katie Holmes) aus gutem Hause ist, sich aber nicht so benimmt.
Annie blickt hinter diesen Schein, ohne den Brixton ins Chaos sinken würde. Sie ist das Medium nicht nur für viele Menschen, sondern auch für Billy Bob Thornton und Tom Epperson, die Autoren des Drehbuchs. Annie erschließt den kleinstädtischen Kosmos, und sie öffnet ihn zugleich auf seine irrationalen Dimensionen hin. Thornton hatte mit "Sling Blade" schon einmal eine Geschichte erzählt, die im amerikanischen Süden eine Welt des Unheimlichen und die Heimat zerrütteter Seelen fand. Der skeptische Blick, den er auf Kommunen richtet, die in Hollywood viele Jahre vor allem idyllisch gezeichnet wurden, schließt eher an ein literarisches Erbe an, von Faulkner bis Walker Percy. Mit "All the Pretty Horses" war Thornton dann aber bereits in die Mühlen des Hollywood-Systems geraten. Das Ergebnis war ein Film ohne Handschrift und eine Schnittfassung ohne Verantwortlichen.
Der Regisseur Sam Raimi kommt eigentlich vom Splatter-Horrorfilm, ist aber mittlerweile bei Football-Dramen mit Kevin Costner angelangt. In "The Gift" sah er nun offensichtlich vor allem einen Genrefilm, deswegen liegt Brixton in seiner Sicht näher an Twin Peaks, und es sind auch keine Idioten des Südens mehr, die dort leben, sondern die ganz normalen Freaks des Hollywood-Kinos: Sie tragen Bart und fettiges Haar, und ihr Blick flackert irre, wenn sie den eigenen Vater anzünden. Keanu Reeves ist besonders unglaubwürdig in der Rolle des jähzornigen Donnie Barksdale, der schließlich unter Verdacht gerät, einen Mord begangen zu haben.
Das Motiv dafür ist natürlich ein irdisches, und die trüben Gewässer rund um Brixton, in denen Freund und Feind nach der Leiche stochern, sind dafür ein bewährtes Sinnbild. Annie Wilson ist die einzige Zeugin, die Barksdale noch Gerechtigkeit wiederfahren lassen könnte, aber dazu muß sie erst einmal den Ort des Verbrechens finden. Spätestens an diesem Punkt sitzt "The Gift" ausweglos in der Falle der Konventionen. Was als Milieustudie begann, endet im Spuk, und selbst die Klarheit des Ausdrucks von Cate Blanchett verdüstert sich unter den lärmenden Schreckensvisionen, zu denen Raimi sich versteigt.
BERT REBHANDL
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