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Identische Verleihversion am 06.07.2007 mit EAN 7321925005141
Steven Soderberghs "The Good German" ist die Verfilmung des Romans "In den Ruinen von Berlin" von Joseph Kanon: ein undurchschaubarer romantischer Thriller in der Tradition des klassischen Film noir. Intime menschliche Schicksale entfalten sich vor den turbulenten, weltpolitischen Intrigen. Der Film spielt nicht nur im Jahr 1945, sondern wurde auch mit der Kameratechnik der damaligen Zeit gedreht - ein zeitnahes Thema kombiniert mit der unverwechselbaren Atmosphäre und dem Filmstil, der die Fantasie der Nachkriegszuschauer…mehr

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Produktbeschreibung
Identische Verleihversion am 06.07.2007 mit EAN 7321925005141

Steven Soderberghs "The Good German" ist die Verfilmung des Romans "In den Ruinen von Berlin" von Joseph Kanon: ein undurchschaubarer romantischer Thriller in der Tradition des klassischen Film noir. Intime menschliche Schicksale entfalten sich vor den turbulenten, weltpolitischen Intrigen. Der Film spielt nicht nur im Jahr 1945, sondern wurde auch mit der Kameratechnik der damaligen Zeit gedreht - ein zeitnahes Thema kombiniert mit der unverwechselbaren Atmosphäre und dem Filmstil, der die Fantasie der Nachkriegszuschauer anregte. Für eine Geschichte, in der die Vergangenheit der Menschen und ihre Motive oft undurchsichtig bleiben, ist sicher eine Palette aus Schwarzweiß-Nuancen am besten geeignet, um die Grauzonen ins rechte Licht zu rücken. "Du hättest nicht nach Berlin zurückkehren sollen", sagt Lena zu Jake. Wahrscheinlich ist das der einzige wahre Satz, den er von ihr zu hören bekommt.
Ein amerikanischer Journalist soll nach dem Zweiten Weltkrieg über die Potsdamer Konferenz berichten. Der eigentliche Grund, aus dem er diesen Job angenommen hat, ist die Suche nach seiner verschollenen Geliebten. Doch kurz nachdem er angekommen ist, wird er in einen Mordfall hineingezogen, den die Alliierten gerne unter den Teppich kehren würden.

Der amerikanische Kriegskorrespondent Jake Geismer ist eben angekommen, um über die bevorstehende Potsdamer Friedenskonferenz zu berichten: Die Führer der Alliierten treffen sich, um über das Schicksal des besiegten Deutschen Reiches und ein neues, freiheitliches Europa zu entscheiden... und dabei alles, was noch irgendeinen Wert besitzt, unter sich aufzuteilen.

Jake kennt Berlin bereits - einst hat er hier ein Nachrichtenbüro geleitet. Einst hat er sich hier verliebt. Das scheint aber schon Ewigkeiten her zu sein, als er jetzt auf der Jeep-Fahrt vom Flughafen zu seinem Hotel in der amerikanischen Zone die erschütternde Ruinenlandschaft durchquert.

Jakes Fahrer, Corporal Tully, hat den Charme eines Kleinstadtamerikaners - ein bemühter, unbekümmerter und gutmütiger Junge aus dem Mittelwesten. Doch in Wirklichkeit ist er durch und durch korrupt - er handelt mit allem und jedem, spielt alle Seiten gegeneinander aus, um den besten Preis zu erzielen. Doch das ist durchaus nicht ungewöhnlich. In Berlin hat dieser Tage jeder etwas zu verbergen. Jeder verfolgt bestimmte Strategien, um seine Bedürfnisse zu befriedigen: Geld, Macht, das nackte Leben... oder auch nur einen Ausweg.

Jake ist an Tullys Schwarzmarktschiebereien nicht interessiert, dafür aber Tullys Freundin umso mehr: Lena Brandt ist jene Frau, die Jake einst geliebt hat. Aber irgendwie hat sie sich verändert. Der Krieg, das entbehrungsreiche Leben in den Ruinen und das Trauma ihrer persönlichen Vergangenheit haben unauslöschliche Spuren in ihr hinterlassen.

Als Tully mit 100.000 Mark in der Tasche und einer Kugel im Rücken in der russischen Zone aufgefunden wird, fühlt sich Jake mehr und mehr von den Umständen dieses Mordes angezogen. Vor allem fragt er sich, warum sowohl die amerikanischen als auch die russischen Behörden auffällig wenig Interesse an dem Fall bekunden.

Je mehr Jake nachforscht, desto deutlichere Spuren führen zu Lena. Jake stellt jedoch bald fest, dass man hier und jetzt der Wahrheit kaum auf den Grund gehen kann, denn die Menschen leiden immer noch unter dem Grauen des Krieges - verzweifelt versuchen sie das bisschen Menschlichkeit zusammenzukratzen, das ihnen angesichts der oft unerträglichen Erinnerungen geblieben ist, während sie verdrängen, was sie getan haben, um ihr Leben zu retten.

Bonusmaterial

DVD-Ausstattung / Bonusmaterial: - Kapitel- / Szenenanwahl
Autorenporträt
Joseph Kanon war viele Jahre Verlagsleiter bei Houghton Mifflin. Der Autor lebt mit seiner Frau, der Literaturagentin Robin Straus, in New York.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 28.02.2007

Ich hab' noch eine Lena in Berlin
Steven Soderberghs "The Good German" ist eine künstliche Ruine der Filmgeschichte

Ein Regisseur, der seine Filme nicht nur dreht, sondern auch schreibt oder produziert, darf sich guten Gewissens "Autor" nennen, in Deutschland ebenso wie in Amerika. Steven Soderbergh aber tut noch mehr. Bei "The Good German" beispielsweise hat er neben seiner Regisseursarbeit nicht nur als Produzent gearbeitet, sondern auch unter seinem nom de plume Peter Andrews die Kamera geführt und sogar, wie in vielen seiner Filme seit "Sex, Lügen und Video", den Schnitt besorgt. Wenn es so etwas wie einen Autorenfilmer vom Dienst in Hollywood gäbe, dann wäre Soderbergh genau der richtige Mann für den Job.

Dennoch fehlt etwas in Steven Soderberghs scheinbar perfektem Autorenkino. Man könnte es ein Thema nennen: irgendein grundsätzliches Interesse, eine Leidenschaft, eine Sache, der sich der Regisseur restlos verschrieben hätte. Soderbergh besitzt nichts dergleichen. Stattdessen hat er einen rastlosen Appetit auf alles Mögliche, auf jede Art von visueller Extravaganz, solange sie nicht allzu experimentell wirkt. Die Studios geben Soderbergh immer wieder gern Geld für seine Projekte, und die Stars fühlen sich geschmeichelt, in seinen Filmen mitspielen zu dürfen. Steven Soderbergh verkörpert genau den Typus von frei flottierendem Genie, den Hollywood braucht, um seine Produktpalette zur Arthouse-Szene hin abzurunden. Vielleicht ist sogar der gelegentliche kommerzielle Misserfolg von Soderberghs Kunststücken, etwa bei seinem "Solaris"-Remake und seiner Nouvelle-Vague-Hommage "Full Frontal", ein Teil der Kalkulation: Kleine Flops am Rande bestätigen den Mainstream in der Mitte.

Für "The Good German" hat Steven Soderbergh nun etwas getan, was seiner Virtuosität hohnspricht: Er hat sich selbst die Hände gebunden, bevor er an die Arbeit ging. Der Film wurde vollständig auf entfärbtem Filmmaterial mit monofokalen Linsen und alten Glühscheinwerfern gedreht, die ein hartes, grelles Licht verbreiteten. Moderne Funkmikrofone waren verboten, stattdessen kamen klassische Mikrofongalgen zum Einsatz, wodurch die Schauspieler gezwungen wurden, ihre Dialogzeilen laut und theatralisch aufzusagen. Bei den Autofahrten wurde eine antiquierte Rückprojektionstechnik verwendet, und die Kulissen - der Film spielt in Berlin - standen in den Hallen und auf dem Freigelände zweier Filmstudios in Los Angeles.

Und dies alles, um - ja, warum eigentlich? Weil Soderbergh beweisen wollte, dass man auch heute noch Filme drehen kann wie in den vierziger Jahren? Nein, weil er zeigen will, dass er es kann. Die Geschichte sei das Unwichtigste in "The Good German", hat Soderbergh in Interviews erklärt, und wer den Film gesehen hat, muss ihm recht geben. Es geht nicht darum, dass George Clooney Cate Blanchett liebt und Cate Blanchett ihren Film-Mann Christian Oliver, oder dass die Russen hinter den Amerikanern her sind und alle beide hinter den Nazi-Wissenschaftlern aus dem Team Wernher von Brauns. Es geht darum, dass Steven Soderbergh "Casablanca" und "Eine auswärtige Affäre" und den "Dritten Mann" gesehen hat und dass er dieser Erfahrung ein Denkmal setzen will. Ein laufendes, tönendes, schwarzweißes. Einen Film.

Weil aber das Kino eine erzählende Kunst ist und weil es zu "The Good German" sogar eine Romanvorlage von Joseph Kanon gibt, kommt man an der Geschichte dann doch nicht vorbei. Sie handelt davon, wie der Zeitschriftenkorrespondent Jake Geismer (Clooney) im Sommer 1945 ins zerstörte Berlin kommt, um über die Potsdamer Konferenz der Siegermächte zu berichten. Nebenbei will er auch noch Lena Brandt (Blanchett) wiederfinden, seine Geliebte aus goldenen Vorkriegstagen. Als Geismers Fahrer Tully (Tobey Maguire), der rein zufällig sein Nachfolger in der Gunst Lenas ist, als Wasserleiche endet, gerät der Zeitungsmann in ein Netz staatlicher und privater Intrigen und Interessen. Lenas Ehemann, der sich in der Kanalisation unter der Trümmerstadt verbirgt, weiß mehr über die Vorgänge im Raketenwerk "Dora", als den neuen Herren der Welt lieb sein kann.

Aber auch Lena musste für ihr Überleben unter den Nazis einen Preis zahlen, der das Happy End mit Geismer in letzter Minute abwürgt. Cate Blanchett hat für ihren Auftritt die Mimik und Gestik von Ingrid Bergman studiert, doch ein Geständnis, wie sie es am Ende von "The Good German" hervorpresst, wäre Bergmans Figuren nie über die Lippen gekommen. Es liegt eben doch ein Abgrund zwischen Original und Hommage.

Man soll die Qualität dieses Films nicht unterschätzen. Die Mühelosigkeit, mit der er dokumentarisches Archivmaterial, darunter Aufnahmen William Wylers und Billy Wilders aus dem Nachkriegsberlin, mit seiner Erzählung verwebt, die Eleganz des Spiels mit Licht und Schatten, der fließende Wechsel von Innen- und Außeneinstellungen, die Körperlichkeit der schwarzweißen Bilder, all das hebt "The Good German" aus dem Durchschnitt zeitgenössischer amerikanischer Geschichts-Epen heraus. Aber es ist doch etwas anderes, ob man eine Figur, eine Szene oder einen ganzen Film als Hommage anlegt. Gerade weil "The Good German" mit der Retromode Hollywoods, die auch George Clooneys vielgelobten, von Soderbergh produzierten Film "Good Night, and Good Luck" hervorgebracht hat, wirklich Ernst macht, kommt er unvermeidlich an den Endpunkt des Retrokinos, die pure Beliebigkeit. Man glaubt der Geschichte nichts mehr, weil sie nur Vehikel für die Bilder ist statt umgekehrt. Die Tunnelblicke in die Kanalisation à la "Dritter Mann", die Wiederholung des Schlussbilds aus "Casablanca" haben nichts zu bedeuten, weil sie bloß Wiederholungen sind, Postkarten des Regisseurs an die Kinogeschichte.

So stürzt Soderbergh in die Falle, die er sich selbst aufgebaut hat. Der Eifer, mit dem er die Klassiker auf Augenhöhe nachahmt, macht ihn blind für seine eigene Geschichte, der starre Blick auf die Vorbilder lähmt seine Phantasie. Einmal, kurz vor dem Showdown, verirren sich Geismer und Lena in ein zerbombtes Kino. Da hat der Film seine eigene Metapher gefunden. Die künstliche Ruine, in der er spielt, ist ein treffendes Bild seiner selbst.

In Nordamerika war "The Good German" ein Flop. Das Publikum von "Turner Classic Movies" muss nicht ins Kino gehen, um zu sehen, was der Film ihm zeigen will. Um den genialen Handwerker Steven Soderbergh braucht man sich dennoch keine Sorgen zu machen. Während die Kritiker noch mit seiner Fingerübung im Studiostil beschäftigt sind, hat er bereits "Ocean's Thirteen" abgedreht, den dritten Teil seiner erfolgreichen Gangster-Epopöe nach Mustern der sechziger Jahre. So wird ihm Hollywood auch weiterhin seine Extravaganzen finanzieren. Bis er selbst entweder vergessen oder ein Klassiker ist.

ANDREAS KILB

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