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Drei Zeitperioden, drei Frauen und ihre drei Geschichten, die ineinander fließen. Jede Frau ist mit den beiden anderen eng verbunden. Doch keine von ihnen ahnt, wie ein großartiges Stück Literatur ihr Leben unwiderruflich verändern wird.
Virginia Woolf (Nicole Kidman), die berühmte Schriftstellerin, kämpft in einem Londoner Vorort gegen ihre kranke Psyche. Aber heute wird sie dennoch schreiben: die Anfangssequenz ihres bedeutenden Romans und dessen Hauptfigur "Mrs. Dalloway".
Laura Brown (Julianne Moore) fristet ein Dasein, das nur noch von der Macht der Gewohnheit bestimmt wird. Statt
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Produktbeschreibung
Drei Zeitperioden, drei Frauen und ihre drei Geschichten, die ineinander fließen. Jede Frau ist mit den beiden anderen eng verbunden. Doch keine von ihnen ahnt, wie ein großartiges Stück Literatur ihr Leben unwiderruflich verändern wird.

Virginia Woolf (Nicole Kidman), die berühmte Schriftstellerin, kämpft in einem Londoner Vorort gegen ihre kranke Psyche. Aber heute wird sie dennoch schreiben: die Anfangssequenz ihres bedeutenden Romans und dessen Hauptfigur "Mrs. Dalloway".

Laura Brown (Julianne Moore) fristet ein Dasein, das nur noch von der Macht der Gewohnheit bestimmt wird. Statt an diesem Tag ihrem Mann zu seinem Geburtstag das Frühstück zu bereiten, liest sie lieber in ihrem Buch "Mrs. Dalloway". Gemeinsam mit ihrem Sohn und ihrer Nachbarin durchlebt sie einen Tag, der ihr endgültig die Augen öffnet.

Clarissa Vaughan (Meryl Streep) will für ihren alten Freund Richard (Ed Harris), einen begnadeten und an AIDS leidenden Dichter, eine Überraschungsparty organisieren. Doch als "Mrs. Dalloway" - wie Richard seine Freundin nennt - kommt um ihn abzuholen, ist Richard bereit für sie zu sterben.

Bonusmaterial

Booklet
Autorenporträt
Die rothaarige US-Schauspielerin Julianne Moore ist durch zahlreiche Filme (aktuell "Die Stadt der Blinden") weltbekannt und wurde bereits viermal für den Oscar nominiert. Mit dem Regisseur Bart Freundlich hat sie zwei Kinder.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 11.02.2003

Und ewig blühen die Blumen des Bösen
Die Frauen, das Fernsehen und die französische Familie: Filme von Stephen Daldry, George Clooney und Claude Chabrol im Wettbewerb

Wie macht sie das? Woher nimmt sie das? Ist sie das wirklich? Wenn man Nicole Kidman in Stephen Daldrys Film "The Hours" die Schriftstellerin Virginia Woolf spielen sieht, glaubt man, einer Halluzination zu erliegen. Aber es ist nicht die künstliche Nase (F.A.Z. vom 21. Januar), die das Wunder dieser Verwandlung vollbringt - es ist die Stimme. Eine Stimme, mit der man Tote aufwecken könnte. Eine Stimme, die mit Toten gesprochen hat. Sie kommt von ganz unten, von dort, wo die Vernunft nicht mehr hinreicht. Und mit dieser Stimme spricht Virginia Woolf ihr eigenes Todesurteil: "Der Dichter muß sterben."

Ein Dichter, David Hare, hat das Drehbuch zu diesem Film geschrieben, nach einem Roman von Michael Cunningham, und der Engländer Daldry ("Billy Elliott") hat es sorgfältig verfilmt, vielleicht ein wenig zu sorgfältig; man spürt das literarische Konstrukt hinter den filmischen Bildern. "The Hours" ist ein Episoden- und Generationenfilm: Eine Frau in den fünfziger (Julianne Moore) und eine in den zweitausender Jahren (Meryl Streep) lesen und leben Virginia Woolfs Roman "Mrs. Dalloway", während die Dichterin ihn gerade schreibt. Ihr Selbstmord im Fluß Ouse im März 1941, mit dem der Film beginnt, gibt der Geschichte ihren düsteren Grundton.

Auf Woolfs Freitod folgt spiegelbildlich ein zweiter, der des aidskranken Schriftstellers Richard (Ed Harris); sonst passiert wenig in "The Hours". Frauen und Männer reden über das Leben und die Liebe und leben und lieben aneinander vorbei. Daß der Film damit durchkommt, verdankt er seinen Schauspielerinnen, neben Moore und Streep auch Claire Danes, Miranda Richardson und Toni Collette in Nebenrollen. Aber ohne Nicole Kidman wäre dennoch alles nichts. Sie gibt der Geschichte ein Gesicht: ihr Gesicht. Und wieder ist es nicht die Nase, es sind die Augen, der Mund, die Drehung des Halses, es ist die Balance von Härte und Verletzlichkeit. Für diesen Auftritt hat Kidman alle Preise der Welt verdient, den Goldenen Bären sowieso.

Auch George Clooneys Regiedebüt "Confessions of a Dangerous Mind" dreht sich um eine Halluzination. Chuck Barris (Sam Rockwell), Clooneys Held, geht ihr auf den Leim: Sie ist sein Leben. Ende der fünfziger Jahre kommt der junge Chuck nach Philadelphia, um als Fernsehmann berühmt zu werden. Eine Weile zappelt er sich vergeblich ab, doch dann tritt ein CIA-Agent (Clooney himself) mit einem verlockenden Angebot an ihn heran, und von da an steigt Chuck Barris wie eine Rakete in die Höhe, mit den Berufsfeldern des Showmasters und des staatlichen Auftragsmörders als parallel geschalteten Antriebsstufen. Die vor siebzehn Jahren erschienene "unauthorisierte Autobiographie" des tatsächlichen Barris ist mit Aufschneidereien und Lügengeschichten gespickt wie ein Fernsehstudio mit Kabeln, und Clooneys Film greift mit vollen Händen in den Memoirensalat; Julia Roberts (als Agentin!), Drew Barrymore und Rutger Hauer helfen mit, das Ganze noch ein wenig glamouröser und irrealer aussehen zu lassen.

Dennoch fühlt man sich von diesem falschen Heldenleben keinen Moment lang getäuscht - es sieht einfach genauso aus wie die amerikanische Wirklichkeit, nur vielleicht noch ein wenig interessanter. Das Interessanteste an Clooneys Film ist die Tatsache, daß das Drehbuch von demselben Charlie Kaufman stammt, der in Spike Jonzes "Adaptation" sein eigenes Innenleben mit nervtötender Selbstgefälligkeit auf die Leinwand kippt. In "Confessions" mußte Kaufman die Konfessionen eines anderen bearbeiten, und das hat seinem Stil gutgetan: Jede Szene ist auf den Punkt hin geschrieben, George Clooney mußte sie nur noch inszenieren. Daß er dabei keinen Fehler gemacht hat, spricht für seine Cleverness - und für die hilfreiche Hand seines executive producer Steven Soderbergh.

Einer der cleversten Spieler auf den Tasten der Täuschungsmaschine Kino heißt Claude Chabrol. Seine Themen sind seit Jahrzehnten dieselben: Mord in der Familie; Eifersucht, Betrug und Schuld; Wahrheit und Lüge im außermoralischen Sinn. Und dennoch gibt er ihnen immer wieder eine interessante Wendung, einen neuen Dreh. In "La Fleur du Mal" schleicht sich die Kamera am Anfang einen Gartenweg entlang in ein Herrenhaus; drinnen liegt mit blutiger Schläfe der Hausherr, die leblosen Finger in eine Bettdecke gekrallt, und im Zimmer nebenan kauert verschreckt eine junge Frau. Am Ende des Films wird dieselbe Frau, inzwischen zur Greisin gealtert, die Todesszene ihres Vaters mit einer anderen Leiche nachstellen, um ihre Großnichte zu schützen, und einen Mord auf sich nehmen, den sie nicht begangen hat. "Was für ein Spaß!" sagt Tante Line (Suzanne Flon) zu Michèle (Mélanie Doutey). "Wir werden die ganze Welt belügen!"

Die Lüge ist, wie in den meisten Filmen des Berlinale-Wettbewerbs, auch bei Chabrol der Kitt, der die Story zusammenhält. Doch der französische Regisseur interessiert sich, anders als viele seiner Kollegen, auch für die Wirklichkeit, in der das Lügen weiterhilft. Anne (Nathalie Baye), seine Heldin, kandidiert in einer Kleinstadt im Bordelais für das Bürgermeisteramt. Ein Flugblatt, in dem ihre Familiengeschichte ausgebreitet wird, droht Annes Chancen zu zerstören. In dem Skandal, der schließlich knapp verhindert wird, verbinden sich persönliche und historische Schuld. Auch so kann man von Täuschungen erzählen: mit einem Blick, der die Schrecken der Welt außerhalb des Kinos nicht ausblendet. Aber vielleicht kann das zur Zeit nur ein Mann wie Chabrol.

ANDREAS KILB

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