"The Life and Death of Peter Sellers" zeigt die turbulente Karriere des britischen Komödianten, seinen Aufstieg vom beliebten BBC-Radiosprecher zu einem der talentiertesten Filmkomiker der Welt.
Getrieben von seiner sehr dominanten Mutter, versucht Sellers sich mit seinen Frauenbeziehungen, seiner Popularität und seinen vielen Persönlichkeiten zu arrangieren. Obwohl er schöne Frauen heiratete, von den Kritikern gefeiert wurde und als Schauspieler große Erfolge verbuchte, gelang es ihm nie, zu sich selbst zu finden.
Geoffrey Rush verkörpert grandios den begabten, charismatischen Schauspieler, der einmal sagte: "Ich hasse alles, was ich tue." Es wird deutlich, warum das Publikum sein komisches Genie liebte und ihn zur internationalen Kulturikone machte.
Getrieben von seiner sehr dominanten Mutter, versucht Sellers sich mit seinen Frauenbeziehungen, seiner Popularität und seinen vielen Persönlichkeiten zu arrangieren. Obwohl er schöne Frauen heiratete, von den Kritikern gefeiert wurde und als Schauspieler große Erfolge verbuchte, gelang es ihm nie, zu sich selbst zu finden.
Geoffrey Rush verkörpert grandios den begabten, charismatischen Schauspieler, der einmal sagte: "Ich hasse alles, was ich tue." Es wird deutlich, warum das Publikum sein komisches Genie liebte und ihn zur internationalen Kulturikone machte.
Bonusmaterial
DVD-Ausstattung / Bonusmaterial: - Kapitel- / Szenenanwahl - Making Of - Animiertes DVD-Menü - DVD-Menü mit Soundeffekten - Audiokommentare - Nicht verwendete SzenenFrankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 27.04.2005Dr. Nobody oder Das Leben ist ein Film
Die bonbonbunte Kinophantasie "The Life and Death of Peter Sellers" von Stephen Hopkins
Normalerweise werden die Biographien von Prominenten verfilmt, um jenseits ihrer öffentlichen Wirkung ihr wahres Wesen zu erforschen - um also den Menschen hinter der Maske zu erkennen. Bei Peter Sellers ist das jedoch ein hoffnungsloses Unterfangen, denn jenseits seiner Rollen tut sich eine einzige große Leere auf. So zumindest zeigt es der Film "The Life and Death of Peter Sellers", der auf der gleichnamigen Biographie von Roger Lewis basiert, die auf mehr als tausend Seiten zu demselben Ergebnis kam. Sellers selbst hat mal wie im Scherz gesagt, er habe seine Persönlichkeit chirurgisch entfernen lassen - und dabei natürlich gewußt, daß dies die bittere Wahrheit seines Lebens ist.
Für den Hauptdarsteller Geoffrey Rush, der schon David Helfgott, Leon Trotzki und den Marquis de Sade gespielt hat, ist das eine interessante Vorlage, weil er völlig aufgehen kann in den Rollen, die man von Sellers vor Augen hat. Er sieht seinem Vorbild nicht wirklich ähnlich, aber zwischen Inspektor Clouseau und Dr. Strangelove schafft er es, das Timing jenes Mannes einzufangen, der immer irgendwie aus dem Takt geraten war und am Ende dem Puls der Zeit stets seinen eigenen Rhythmus aufzwingen konnte. Sellers war ein hyperaktives großes Kind, das in seiner Begriffsstutzigkeit nie zu realisieren schien, daß es selbst das Chaos verursacht hatte, von dem es umgeben war. Vom Inspektor im "Rosaroten Panther" bis zum Gärtner in "Willkommen, Mr. Chance" lautete seine Losung, daß in einer verrückten Welt nur ein Verrückter es zu etwas bringen kann. All das fängt Rush großartig ein, den mal flackernden, mal erloschenen Blick, das mal idiotische, mal maliziöse Grinsen, die ganze Asynchronität einer Figur, die immer aus der Reihe tanzte.
Regisseur Stephen Hopkins, dessen Karriere zwischen Filmen wie "Lost in Space" und "Under Suspicion" schwankte und mit der Fernsehserie "24" einen seltenen Höhepunkt erreichte, hat sich in diesem Projekt offenbar einen langgehegten bonbonbunten Poptraum erfüllt. Zwischen den britischen Anfängen des Komikers und Sellers' frühem Tod 1980 taucht Hopkins mit besonderer Hingabe in die psychedelischen Farben von "2001" oder "Yellow Submarine" ein, in jenes Flair, von dem Sellers in Hy Averbacks unterschätzter Filmkomödie "I Love You, Alice B. Toklas" sagte: "Ich bin so hip, daß es schon weh tut." Wobei der deutsche Verleihtitel "Laß mich küssen deinen Schmetterling" den Hippie-Irrsinn jener Jahre womöglich noch viel besser einfing.
Von Anfang an hatte Sellers als Stimmenimitator auf der Bühne Erfolg. Seine Lust, in Verkleidungen zu schlüpfen, setzte sich in Clouseau fort und gipfelte in den drei Rollen, die er für Kubrick in "Dr. Seltsam" spielte und für die er auch eine Oscar-Nominierung bekam. Der Mann war eine multiple Persönlichkeit, die sich ganz und gar in Filmen auslebte und fürs Privatleben keinen geeigneten Regisseur fand. In Hopkins' Film verbringt Sellers seine Freizeit vor allem damit, Super-8-Filme zu drehen, als könne er auf diese Weise auch sein Leben in eins der Kinoprojekte verwandeln, die eine Rolle für ihn bereithalten.
So bedingungslos ist seine Spielwut, daß er seine Liebesszenen mit Sophia Loren (Sonia Aquino) für "Die Millionärin" mit der Wirklichkeit verwechselt und seine Frau (Emily Watson) und zwei Kinder verläßt, weil er überzeugt davon ist, daß die Loren genauso empfindet wie er. Daß es anders sein könnte, will ihm nicht in den Kopf. Seine Tochter, die ihn fragt, ob er sie denn nicht mehr liebe, bescheidet er ganz arglos, natürlich liebe er sie, nur eben nicht so sehr wie Sophia Loren. So zieht er seine Spur der emotionalen Verwüstung durch den Film, glaubt im Erfolg all die Liebe zu finden, die er braucht, und ist dann immer wieder überrascht, daß sie sich auf Dauer nie ans Drehbuch hält. Ein kurzes Glück findet er an der Seite von Britt Ekland (Charlize Theron), aber nach sechs Wochen ereilt ihn ein Herzinfarkt, nach dem er noch unerträglicher ist, als er je war.
Hopkins durchbricht die Illusion der biographischen Erzählung immer wieder, indem er Sellers heraustreten und in zahllosen Verkleidungen zum Publikum sprechen läßt, als seine eigene Mutter, als Blake Edwards oder als Stanley Kubrick. Natürlich krankt der Film auf Dauer an seinem leeren Zentrum, aber die Spur, die er mit Anspielungen und Zitaten durch die Filmgeschichte zieht, bietet Abwechslung genug, um immer aufs neue das Interesse zu wecken - wie auch die zahllosen vergnüglichen Besetzungen: John Lithgow als Blake Edwards, Stanley Tucci als Stanley Kubrick und Heidi Klum als Ursula Andress.
Peter Sellers' letzter Film hieß im Original übrigens "Being There". Ein frommer Wunsch, der Sellers im eigenen Leben verwehrt blieb: Er war immer anderswo.
MICHAEL ALTHEN
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Die bonbonbunte Kinophantasie "The Life and Death of Peter Sellers" von Stephen Hopkins
Normalerweise werden die Biographien von Prominenten verfilmt, um jenseits ihrer öffentlichen Wirkung ihr wahres Wesen zu erforschen - um also den Menschen hinter der Maske zu erkennen. Bei Peter Sellers ist das jedoch ein hoffnungsloses Unterfangen, denn jenseits seiner Rollen tut sich eine einzige große Leere auf. So zumindest zeigt es der Film "The Life and Death of Peter Sellers", der auf der gleichnamigen Biographie von Roger Lewis basiert, die auf mehr als tausend Seiten zu demselben Ergebnis kam. Sellers selbst hat mal wie im Scherz gesagt, er habe seine Persönlichkeit chirurgisch entfernen lassen - und dabei natürlich gewußt, daß dies die bittere Wahrheit seines Lebens ist.
Für den Hauptdarsteller Geoffrey Rush, der schon David Helfgott, Leon Trotzki und den Marquis de Sade gespielt hat, ist das eine interessante Vorlage, weil er völlig aufgehen kann in den Rollen, die man von Sellers vor Augen hat. Er sieht seinem Vorbild nicht wirklich ähnlich, aber zwischen Inspektor Clouseau und Dr. Strangelove schafft er es, das Timing jenes Mannes einzufangen, der immer irgendwie aus dem Takt geraten war und am Ende dem Puls der Zeit stets seinen eigenen Rhythmus aufzwingen konnte. Sellers war ein hyperaktives großes Kind, das in seiner Begriffsstutzigkeit nie zu realisieren schien, daß es selbst das Chaos verursacht hatte, von dem es umgeben war. Vom Inspektor im "Rosaroten Panther" bis zum Gärtner in "Willkommen, Mr. Chance" lautete seine Losung, daß in einer verrückten Welt nur ein Verrückter es zu etwas bringen kann. All das fängt Rush großartig ein, den mal flackernden, mal erloschenen Blick, das mal idiotische, mal maliziöse Grinsen, die ganze Asynchronität einer Figur, die immer aus der Reihe tanzte.
Regisseur Stephen Hopkins, dessen Karriere zwischen Filmen wie "Lost in Space" und "Under Suspicion" schwankte und mit der Fernsehserie "24" einen seltenen Höhepunkt erreichte, hat sich in diesem Projekt offenbar einen langgehegten bonbonbunten Poptraum erfüllt. Zwischen den britischen Anfängen des Komikers und Sellers' frühem Tod 1980 taucht Hopkins mit besonderer Hingabe in die psychedelischen Farben von "2001" oder "Yellow Submarine" ein, in jenes Flair, von dem Sellers in Hy Averbacks unterschätzter Filmkomödie "I Love You, Alice B. Toklas" sagte: "Ich bin so hip, daß es schon weh tut." Wobei der deutsche Verleihtitel "Laß mich küssen deinen Schmetterling" den Hippie-Irrsinn jener Jahre womöglich noch viel besser einfing.
Von Anfang an hatte Sellers als Stimmenimitator auf der Bühne Erfolg. Seine Lust, in Verkleidungen zu schlüpfen, setzte sich in Clouseau fort und gipfelte in den drei Rollen, die er für Kubrick in "Dr. Seltsam" spielte und für die er auch eine Oscar-Nominierung bekam. Der Mann war eine multiple Persönlichkeit, die sich ganz und gar in Filmen auslebte und fürs Privatleben keinen geeigneten Regisseur fand. In Hopkins' Film verbringt Sellers seine Freizeit vor allem damit, Super-8-Filme zu drehen, als könne er auf diese Weise auch sein Leben in eins der Kinoprojekte verwandeln, die eine Rolle für ihn bereithalten.
So bedingungslos ist seine Spielwut, daß er seine Liebesszenen mit Sophia Loren (Sonia Aquino) für "Die Millionärin" mit der Wirklichkeit verwechselt und seine Frau (Emily Watson) und zwei Kinder verläßt, weil er überzeugt davon ist, daß die Loren genauso empfindet wie er. Daß es anders sein könnte, will ihm nicht in den Kopf. Seine Tochter, die ihn fragt, ob er sie denn nicht mehr liebe, bescheidet er ganz arglos, natürlich liebe er sie, nur eben nicht so sehr wie Sophia Loren. So zieht er seine Spur der emotionalen Verwüstung durch den Film, glaubt im Erfolg all die Liebe zu finden, die er braucht, und ist dann immer wieder überrascht, daß sie sich auf Dauer nie ans Drehbuch hält. Ein kurzes Glück findet er an der Seite von Britt Ekland (Charlize Theron), aber nach sechs Wochen ereilt ihn ein Herzinfarkt, nach dem er noch unerträglicher ist, als er je war.
Hopkins durchbricht die Illusion der biographischen Erzählung immer wieder, indem er Sellers heraustreten und in zahllosen Verkleidungen zum Publikum sprechen läßt, als seine eigene Mutter, als Blake Edwards oder als Stanley Kubrick. Natürlich krankt der Film auf Dauer an seinem leeren Zentrum, aber die Spur, die er mit Anspielungen und Zitaten durch die Filmgeschichte zieht, bietet Abwechslung genug, um immer aufs neue das Interesse zu wecken - wie auch die zahllosen vergnüglichen Besetzungen: John Lithgow als Blake Edwards, Stanley Tucci als Stanley Kubrick und Heidi Klum als Ursula Andress.
Peter Sellers' letzter Film hieß im Original übrigens "Being There". Ein frommer Wunsch, der Sellers im eigenen Leben verwehrt blieb: Er war immer anderswo.
MICHAEL ALTHEN
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