"The Living Matrix" bietet eine hervorragende Einführung in das Wesen und die Wirksamkeit der bioenergetischen Medizin: Anhand nachgewiesener Forschungsergebnisse wird gezeigt, dass nicht unsere Gene, sondern Energie und Informationsfelder unsere Physiologie und unsere Biochemie bestimmen. In ihrer Dokumentation mischen der amerikanische Produzent Harry Massey und der kalifornische Filmemacher Greg Becker Interviews mit Experten und Betroffenen, erfolgreiche Fallbeispiele und vertiefende 3-D-Animationen, welche die neuesten wissenschaftlichen Erkenntnisse einprägsam veranschaulichen. Zu den Experten gehören unter anderem Koryphäen der bioenergetischen Medizin wie Peter Fraser, Professor für Akupunktur, und James Oschman, Biophysiker und Spezialist für Bindegewebsforschung, aber auch international bekannte Heiler wie Dr. Eric Pearl und berühmte Grenzgänger der Wissenschaft wie der Biologe Rupert Sheldrake und der Zellbiologe Dr. Bruce Lipton; des Weiteren die Nullpunkt-Spezialistin Lynne McTaggart und der ehemalige Astronaut Dr. Edgar Mitchell.
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 15.06.2024Neo Noir
Die Wachowski-Geschwister schufen 1999 eine Actionästhetik, die bis heute die Pop- und Filmkultur prägt.
Treffen Gegensätze aufeinander, wie etwas sehr Heißes und etwas extrem Kaltes, kann Gewaltiges entstehen. Das gilt nicht nur für Luftmassen, die aufeinanderprallend Orkane bilden, das lässt sich auch aufs Filmemachen anwenden, wie die Wachowski-Geschwister beweisen. In "Matrix" kombinierten sie hautenge Lack-und-Leder-Ästhetik mit ausgesprochen unterkühlten Neo-Noir-Stadtkulissen - und trafen dabei einen Zeitgeistnerv. Der Film entwickelte sich zum Wirbelsturm, der durch die Kleidervorlieben einer ganzen Generation zur Jahrtausendwende rauschte und bis heute Spuren in der Pop- und Filmkultur hinterlässt.
Kurz nachdem der Film vor genau fünfundzwanzig Jahren im Kino anlief, traf man selbst in der entlegensten deutschen Provinz Menschen in schwarzen Ledermänteln, die von den Fetisch-Ursprüngen ihres Looks nichts ahnten, aber hofften, wie "Matrix"-Held Neo eines Tages der grauen Langeweile des Alltags entfliehen zu können. Neo verkörperte den Prototyp des White-Collar-Ennui: Mitte dreißig, angestellt bei einer New Yorker Softwarefirma, verbringt er sein Leben zwischen Drohungen des Chefs (wenn er nach einer Party zu spät zum Dienst erscheint), einer geisttötenden Arbeit im anonymen, grauen Großraumbüro und nächtlichen Streifzügen im Netz. Ein Typ der späten Clinton-Jahre also, den heutige Amerikaner in seinem Alter, die von Jobsicherheit nur träumen können, fragen würden: Was ist eigentlich dein Problem?
Gleich mehrere Filme aus dem Jahr 1999 zeigten Protagonisten wie Neo, also weiße Mittdreißiger mit langweiligen Bürojobs. Was der Hacker im Gegensatz zu ihnen sucht, ist nicht etwa ein entspannterer Umgang mit seinem Chef (wie in "Office Space") oder ein erotisches ("American Beauty") oder gewalttätiges ("Fight Club") Abenteuer in seinem Privatleben. Nein, Neo will diese Welt der totalen Entfremdung sprengen.
Hilfe erhält er dabei von der so mysteriösen wie schönen Trinity. Carrie-Anne Moss zieht dafür den Heiß-kalt-Gegensatz auf ein eigenes Kunstlevel, spielt diese Frau als androgyne Eisflamme, als Negativbild zum Femme-fatale-Typus. Niemand außer Keanu Reeves könnte bei dieser Ambivalenz mithalten, wenn es darum geht, auch den männlichen Helden ins nächste Jahrtausend zu überführen. Für seinen Neo trennt er die Coolness eines Richard Roundtree in "Shaft" von dessen Machogehabe und den Intellekt von Humphrey Bogarts Philip-Marlowe-Detektiv von dessen Zynismus. Entgegen dem Hacker-Klischee anderer Filme ist Neo also nicht auf der Suche nach Frauen, Sex und Ablenkungen für Ego-Unsicherheiten. Er sucht nach der Wahrheit, und Trinity offenbart ihm, dass seine düsteren Vermutungen stimmen: Die Welt, die er kennt, ist eine Computersimulation. Erdacht von Maschinen, die nach dem Erwachen einer Künstlichen Intelligenz die Herrschaft über die Erde übernommen haben und - an dieser Stelle nimmt das Drehbuch Abschied von physikalischen Realitäten - die Menschheit als Energiequelle anzapfen. Die kleine Rebellengruppe um Trinity ist davon überzeugt, Neo sei der Auserwählte, der die Menschheit aus dem Joch der Maschinen befreien könne.
Und da man zwischen realer und Computer-Welt ganz hervorragend springen kann und in einer Cyberwelt die Gesetze der Physik nicht gelten müssen, nimmt sich "Matrix" für seine Verfolgungsjagden und Stunts die größten Freiheiten und erschafft jene Szenen, die dutzendfach kopiert, zitiert und weiterentwickelt wurden. Gleich zu Beginn springt Trinity auf der Flucht vor feindlichen Agenten über Häuserdächer und Straßenschluchten mit der Behändigkeit einer Parkour-Läuferin, lange bevor diese Sportart populär wurde. Im Zweikampf läuft sie Wände hoch, als wären es Spazierwege, oder hebt sich wie ein Adler in die Lüfte, um den Gegner mit gezielten Tritten vor die Brust k. o. zu setzen. Damals wie heute ist es bemerkenswert, wie durchdacht die Choreographie dieser Kampfszenen abläuft. Immer weiß man, wer aus welcher Richtung kommt. Statt Action durch schnelle Schnitte vorzugaukeln, setzt man auf Zeitlupen, friert die Bewegung kurz ein, um die Kamera langsam um die erstarrten Körper führen zu können und Ideen auszubreiten wie "beide Kämpfer springen wie Panther in der Luft aufeinander zu, während die Luftverwirbelungen der Pistolenkugeln sie umgeben". Das ist keine bloße Trickspielerei, sondern durch den Inhalt gedeckt. Wir nehmen Neos Sichtweise ein, wenn er erkennt, dass seine Wahrnehmung schneller ist, als die Computer rechnen können.
Diese klugen Kung-Fu-Choreographien verdankt der Film Yuen Woo Ping, dem Martial-Arts-Spezialisten des Hongkong-Kinos, und einem Stuntteam, zu dem auch Chad Stahelski gehörte. Reeves' Stuntdouble gründete später seine eigene Produktionsfirma, entwickelte gemeinsam mit Reeves die äußerst erfolgreiche Filmreihe um den Auftragskiller John Wick und vermählt nicht nur dort seinerseits das Gegensatzpaar aus zartem Tanz- und hartem Kampfstil. MARIA WIESNER
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Die Wachowski-Geschwister schufen 1999 eine Actionästhetik, die bis heute die Pop- und Filmkultur prägt.
Treffen Gegensätze aufeinander, wie etwas sehr Heißes und etwas extrem Kaltes, kann Gewaltiges entstehen. Das gilt nicht nur für Luftmassen, die aufeinanderprallend Orkane bilden, das lässt sich auch aufs Filmemachen anwenden, wie die Wachowski-Geschwister beweisen. In "Matrix" kombinierten sie hautenge Lack-und-Leder-Ästhetik mit ausgesprochen unterkühlten Neo-Noir-Stadtkulissen - und trafen dabei einen Zeitgeistnerv. Der Film entwickelte sich zum Wirbelsturm, der durch die Kleidervorlieben einer ganzen Generation zur Jahrtausendwende rauschte und bis heute Spuren in der Pop- und Filmkultur hinterlässt.
Kurz nachdem der Film vor genau fünfundzwanzig Jahren im Kino anlief, traf man selbst in der entlegensten deutschen Provinz Menschen in schwarzen Ledermänteln, die von den Fetisch-Ursprüngen ihres Looks nichts ahnten, aber hofften, wie "Matrix"-Held Neo eines Tages der grauen Langeweile des Alltags entfliehen zu können. Neo verkörperte den Prototyp des White-Collar-Ennui: Mitte dreißig, angestellt bei einer New Yorker Softwarefirma, verbringt er sein Leben zwischen Drohungen des Chefs (wenn er nach einer Party zu spät zum Dienst erscheint), einer geisttötenden Arbeit im anonymen, grauen Großraumbüro und nächtlichen Streifzügen im Netz. Ein Typ der späten Clinton-Jahre also, den heutige Amerikaner in seinem Alter, die von Jobsicherheit nur träumen können, fragen würden: Was ist eigentlich dein Problem?
Gleich mehrere Filme aus dem Jahr 1999 zeigten Protagonisten wie Neo, also weiße Mittdreißiger mit langweiligen Bürojobs. Was der Hacker im Gegensatz zu ihnen sucht, ist nicht etwa ein entspannterer Umgang mit seinem Chef (wie in "Office Space") oder ein erotisches ("American Beauty") oder gewalttätiges ("Fight Club") Abenteuer in seinem Privatleben. Nein, Neo will diese Welt der totalen Entfremdung sprengen.
Hilfe erhält er dabei von der so mysteriösen wie schönen Trinity. Carrie-Anne Moss zieht dafür den Heiß-kalt-Gegensatz auf ein eigenes Kunstlevel, spielt diese Frau als androgyne Eisflamme, als Negativbild zum Femme-fatale-Typus. Niemand außer Keanu Reeves könnte bei dieser Ambivalenz mithalten, wenn es darum geht, auch den männlichen Helden ins nächste Jahrtausend zu überführen. Für seinen Neo trennt er die Coolness eines Richard Roundtree in "Shaft" von dessen Machogehabe und den Intellekt von Humphrey Bogarts Philip-Marlowe-Detektiv von dessen Zynismus. Entgegen dem Hacker-Klischee anderer Filme ist Neo also nicht auf der Suche nach Frauen, Sex und Ablenkungen für Ego-Unsicherheiten. Er sucht nach der Wahrheit, und Trinity offenbart ihm, dass seine düsteren Vermutungen stimmen: Die Welt, die er kennt, ist eine Computersimulation. Erdacht von Maschinen, die nach dem Erwachen einer Künstlichen Intelligenz die Herrschaft über die Erde übernommen haben und - an dieser Stelle nimmt das Drehbuch Abschied von physikalischen Realitäten - die Menschheit als Energiequelle anzapfen. Die kleine Rebellengruppe um Trinity ist davon überzeugt, Neo sei der Auserwählte, der die Menschheit aus dem Joch der Maschinen befreien könne.
Und da man zwischen realer und Computer-Welt ganz hervorragend springen kann und in einer Cyberwelt die Gesetze der Physik nicht gelten müssen, nimmt sich "Matrix" für seine Verfolgungsjagden und Stunts die größten Freiheiten und erschafft jene Szenen, die dutzendfach kopiert, zitiert und weiterentwickelt wurden. Gleich zu Beginn springt Trinity auf der Flucht vor feindlichen Agenten über Häuserdächer und Straßenschluchten mit der Behändigkeit einer Parkour-Läuferin, lange bevor diese Sportart populär wurde. Im Zweikampf läuft sie Wände hoch, als wären es Spazierwege, oder hebt sich wie ein Adler in die Lüfte, um den Gegner mit gezielten Tritten vor die Brust k. o. zu setzen. Damals wie heute ist es bemerkenswert, wie durchdacht die Choreographie dieser Kampfszenen abläuft. Immer weiß man, wer aus welcher Richtung kommt. Statt Action durch schnelle Schnitte vorzugaukeln, setzt man auf Zeitlupen, friert die Bewegung kurz ein, um die Kamera langsam um die erstarrten Körper führen zu können und Ideen auszubreiten wie "beide Kämpfer springen wie Panther in der Luft aufeinander zu, während die Luftverwirbelungen der Pistolenkugeln sie umgeben". Das ist keine bloße Trickspielerei, sondern durch den Inhalt gedeckt. Wir nehmen Neos Sichtweise ein, wenn er erkennt, dass seine Wahrnehmung schneller ist, als die Computer rechnen können.
Diese klugen Kung-Fu-Choreographien verdankt der Film Yuen Woo Ping, dem Martial-Arts-Spezialisten des Hongkong-Kinos, und einem Stuntteam, zu dem auch Chad Stahelski gehörte. Reeves' Stuntdouble gründete später seine eigene Produktionsfirma, entwickelte gemeinsam mit Reeves die äußerst erfolgreiche Filmreihe um den Auftragskiller John Wick und vermählt nicht nur dort seinerseits das Gegensatzpaar aus zartem Tanz- und hartem Kampfstil. MARIA WIESNER
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