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Vor acht Jahren verlor Samantha (Geena Davis) ihr Gedächtnis. Als sie in einen Unfall verwickelt wird, flammen einzelne Teile ihrer Vergangenheit wieder auf. Mit Hilfe des eigenwilligen Privatdetektivs Hennessy (Samuel L. Jackson) will sie versuchen, ihre Identität ganz wieder zu finden. Die Gewissheit wird von Tag zu Tag stärker: Sie war eine Agentin des CIA und spezialisiert auf Mordanschläge. Die damaligen Auftraggeber glaubten sie bislang tot - jetzt wird sie gejagt nach allen Regeln der Geheimdienstkunst. Aber ihre damalige Ausbildung war zu gut und ihre Erinnerung wird immer deutlicher.…mehr

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Produktbeschreibung
Vor acht Jahren verlor Samantha (Geena Davis) ihr Gedächtnis. Als sie in einen Unfall verwickelt wird, flammen einzelne Teile ihrer Vergangenheit wieder auf. Mit Hilfe des eigenwilligen Privatdetektivs Hennessy (Samuel L. Jackson) will sie versuchen, ihre Identität ganz wieder zu finden. Die Gewissheit wird von Tag zu Tag stärker: Sie war eine Agentin des CIA und spezialisiert auf Mordanschläge. Die damaligen Auftraggeber glaubten sie bislang tot - jetzt wird sie gejagt nach allen Regeln der Geheimdienstkunst. Aber ihre damalige Ausbildung war zu gut und ihre Erinnerung wird immer deutlicher. Gemeinsam mit ihrem Partner nimmt sie den Kampf auf - nichts kann die beiden aufhalten.

Bonusmaterial

DVD-Ausstattung / Bonusmaterial: - Kapitel- / Szenenanwahl - Animiertes DVD-Menü - DVD-Menü mit Soundeffekten
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 13.12.1996

Das Fest der Hiebe
Mrs. Hydes Tupperparty: Renny Harlins Kinothriller "Tödliche Weihnachten" mit Geena Davis und Samuel L. Jackson

Nirgendwo ist Weihnachten mehr Kulisse als in den Vereinigten Staaten. Und dort nirgendwo mehr als in Hollywood. Der Festschmuck in den Straßen und Häusern glitzert hier noch etwas bunter als im richtigen Amerika, der künstliche Schnee knirscht noch etwas anheimelnder als der echte, und die Menschen sind so freundlich wie sonst nur die Kellner, die von ihrem Trinkgeld leben. Eltern tätscheln und beschenken ihre gut gebügelten Kinder, Gäste und Gastgeber prosten einander mit altem Brandy zu und schnüffeln - ein beliebter Scherz - scheinbar mit Widerwillen an den Socken, die am Kamin hängen.

Dann lachen sie überlaut und bringen Trinksprüche aus, die so tiefgründig sind wie die amerikanische Seele. Hal Caine hat einen Toast parat, der auf wunderbare Weise persönlichen Optimismus mit der Zuversicht einer geschichtsarmen Nation vereint: "Möge das Beste aus deiner Vergangenheit das Schlimmste in deiner Zukunft sein." Dabei schaut Hal seiner lieben Frau Samantha tief in die Augen. Der Spruch ist ein bißchen gemein, denn Samantha leidet an Gedächtnisschwund.

Vor acht Jahren wurde sie an irgendeinem Strand gefunden: ohne Erinnerungen im Kopf, aber mit einem Kind im Bauch. Hal bot ihr und ihrer Tochter Caitlin ein Zuhause, die Kleinstadt Honesdale in Pennsylvania verschaffte ihr einen Job als Grundschullehrerin. Das Gedächtnis aber gibt ihr erst Renny Harlin zurück. Der Regisseur von "Stirb langsam 2" und "Cliffhanger" schickt Samantha auf die Suche nach ihrer Vergangenheit. Spätestens dreißig Minuten und zwanzig Tote später steht fest: Die liebevolle Hausfrau Samantha, für die jede Tupperparty ein Erlebnis wäre, ist in Wirklichkeit Charlene Baltimore, eine kaltblütige Killerin der CIA.

Nach dem Drehbuch von Shane Black hat Harlin eine weibliche Figur geschaffen, die verruchter kaum sein könnte: Sie rammt den Bösewichtern Spritzen ins Auge, wenn sie ihnen nicht das ganze Gesicht wegschießt, sie sprengt Häuser in die Luft, um im Kühlraum nicht zu frieren. Noch im Sterben bringt sie einen Hubschrauber zum Absturz, und sie raucht sogar.

Die Darsteller bleiben in solchen waghalsigen Szenen stets sie selbst, denn die Bildbearbeitung am Computer ersetzt so manchen Stunt: Beim Fenstersturz aus dem dritten Stock eines Bahnhofsgebäudes - der Charlenes Krieg mit dem Bösen auslöst - hängen die Schauspieler an Sicherheitsleinen, die digital ausradiert werden. Dadurch kann die Kamera auch halbtotale Einstellungen zeigen, ohne daß die Gesichter von Puppen oder Doubles sichtbar würden. Der Kameramann Guillermo Navarro liebt es, das zentrale Motiv des Films optisch zu unterstützen. Im gleichen Maße, wie Samanthas Erinnerungen klarer werden oder verblassen, arbeitet Navarro mit Unschärfen und Detailaufnahmen. Das bemühte Drehbuch zwingt ihn aber auch zu geradezu amateurhaften Einstellungen - so wenn er die träumende Hauptdarstellerin als Spiegelbild ihres Alter ego zeigen muß.

In Harlins Film bricht das Identitätsdrama mit seiner ungezügelten Gewalt über eine scheinbar intakte Weihnachtsstimmung herein, in der eigentlich nur die Truthähne um ihr Leben fürchten müßten. Der Regisseur inszeniert den Gegensatz zwischen dem Fest der Liebe und der Welt des Hasses so überzogen, daß er ihn als Marketinggag entlarvt: Mit Weihnachten hat der Film (Originaltitel: The Long Kiss Goodnight) so wenig zu tun wie mit Ostern, aber er muß nun einmal zum Jahresende verkauft werden. Daß der einäugige Fiesling Samantha hinter dem Chor der Weihnachtssinger auflauert, bekommt dem Film ebenso schlecht wie dem Killer: Die junge Frau wirft dem Eindringling zuerst die Festtorte ins Gesicht und bricht ihm dann das Genick.

Die Geschichte eines Menschen, der in seiner Vergangenheit ein anderer war und das erst nach und nach erfährt, wurde auch im Kino oft erzählt. Die Spanne der erträglichen Filme reicht von Hitchcocks "Ich kämpfe um Dich" von 1945 bis zu Wolfgang Petersens "Tod im Spiegel" (1991). Blacks Idee ist eine andere, bessere: Gegenwart und Vergangenheit existieren in der Hauptdarstellerin gleichzeitig. Charlene, die Mrs. Hyde in dieser Doppelrolle, kämpft mit Samantha um die Oberhand in dem schönen Körper. Sie scheint zu obsiegen und unterliegt doch am Ende trotz ihrer physischen Überlegenheit.

Geena Davis hat schon in "Thelma und Louise" ihre Wandlungsfähigkeit von einer naiven, verspielten zu einer starken, männlichen Frau gezeigt. In "Tödliche Weihnachten" baut sie auf diesen Erfahrungen auf. Wenn es überhaupt einen Grund gibt, Harlins Film zu sehen, dann ist es das Mienenspiel der Hauptdarstellerin, wenn aus Samantha Charlene wird: Zur Folter an ein Schaufelrad gebunden, versinkt eine Frau mit panisch verzerrtem und doch weichem Gesicht im eiskalten Wasser, um später mit harten Zügen und bösem Blick wieder aufzutauchen. Daß sie ihren Peiniger sogleich zum Krüppel schießt, ist so überflüssig wie der gesamte zweite Teil des Films: Charlene rettet Amerika vor einem perfiden Terroranschlag, den ihre ehemaligen Freunde und Feinde gemeinsam ausgetüftelt haben.

Harlin hat Geena Davis für diesen Auftrag ein dunkles Make-up für die Augen verpaßt, die Haare gefärbt und ihr eine ganze Waffenkammer umgegürtet - damit auch das Liebespärchen in der letzten Reihe die Metamorphose begreift. Dem Film geht es jetzt um einen ganz anderen Rollenkampf als zu Beginn: Charlene hebt sich nicht länger gegen Samantha ab, sondern gegen ihren männlichen Begleiter, den schwarzen Privatdetektiv Mitch Henessey. Samuel L. Jackson ist - seit er mit John Travolta in "Pulp Fiction" über Fußmassagen philosophierte und dabei Leute erschoß - auf absurde Nebenrollen abonniert. In Harlins Thriller übernimmt er die Funktion des überlegten Zauderers, der - dem Genre völlig fern - besser mit seinem Hirn als mit einer Waffe umgehen kann. Wie alles in diesem Film ist aber auch die Verschiebung der Aufgaben zwischen männlichem und weiblichem Helden bis ins Schmerzhafte überzogen.

Am Ende des Films sehen wir Samantha wieder. Das Haar ist gewachsen, der Schnee geschmolzen, das Familienidyll inmitten blökender Schäfchen wiederhergestellt. Charlene Baltimore ist bei ihrem letzten Einsatz auf der Strecke geblieben. Auf einer Grenzbrücke zwischen Kanada und den Staaten hat die kleine Caitlin so lange auf die Tote eingeredet, bis sie als Samantha neu geboren wurde. In dieser Szene ist der Film zum ersten Mal glaubhaft; denn so etwas kann wirklich nur zu Weihnachten geschehen. CHRISTIAN GEINITZ

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