Die 12-jährige Joanne Conlon hat ein ziemlich "sperriges" Problem. Ihre Kirchengemeinde hat eine alte Statue der Heiligen Jungfrau Maria aussortiert, von der ihre verstorbene Großmutter behauptete, sie haben schon einmal geweint, Joanne sucht nun einen neuen Stellplatz, doch zu Hause geht es nicht, da hängt der Haussegen schief. Ihr arbeitsloser Vater Frank ist extrem eifersüchtig auf die Karriere seiner Frau Sylvia, die als Bingo-Moderatorin die Brötchen verdient. Also stellt Joannes geschäftstüchtige Tante Doreen Mills die Statue in ihrem Pub auf, und prompt beginnt diese wieder zu weinen. Doreens Pub floriert fortan, denn jeder will die weinende Jungfrau von Liverpool sehen. Doch die Kirche enttarnt den Schwindel. Ein von Doreen im Hinterkopf der Statue platzierter nasser Schwamm steckte hinter den Tränen. Jetzt will sie die Statue schnellstens wieder loswerden, und Joanne muss schon wieder einen neuen Platz für sie suchen. Als sie ihn findet, ereignet sich diesmal wirklich ein Wunder...
Bonusmaterial
DVD-Ausstattung / Bonusmaterial: - Kapitel- / Szenenanwahl - Animiertes DVD-Menü - DVD-Menü mit SoundeffektenLisandro Alonsos eisiger Feuerlandfilm "Liverpool"
Wenn man sich mal an Gene Hackmans böses Bonmot aus "Night Moves" hält, wonach Rohmers Filme so wirken, als ob man Farbe beim Trocknen zusähe, dann ließe sich über "Liverpool" behaupten, darin könne man der Farbe beim Abblättern zusehen. Aber so wie Hackmans Bemerkung, die sich eher auf die Alltäglichkeit als auf das Tempo der Filme bezieht, nicht das letzte Wort über Rohmer ist, so liegt auch in Lisandro Alonsos Film in der unendlichen Langsamkeit eine Qualität. Und alltäglich ist das, was er zeigt, schon gar nicht. Oder zumindest ist das, was daran alltäglich ist, von uns kaum zu durchdringen. Und Alonso unternimmt auch nichts, um das Verständnis irgendwie zu erleichtern.
Im Mittelpunkt steht der Matrose Farrel, der zwanzig Jahre auf einem Frachter zur See gefahren ist und nun erstmals wieder seine Heimat in Feuerland aufsucht. Aber diese Beschreibung erfasst schon mal nicht, dass es ungefähr die Hälfte des Films dauert, bis er dort ankommt. Man sieht erst mal die Enge und Einsamkeit auf dem Frachter, ehe sich der Mann auf den Weg macht, von dem man auch nur weiß, dass er zu Farrels Mutter führt, von der er noch nicht einmal weiß, ob sie noch lebt. Man sieht also erst einmal vor allem Kabinen im Neonlicht, nächtliche Hafenanlagen, Containerlandschaften, einen Stripclub, einen verrotteten Bus. Eigentlich sieht man Räumen dabei zu, wie sie Räume sind, in denen Menschen nichts verloren haben. Die Kraft, die der Film dennoch entwickelt, besteht also eher im steten Versuch der Einbildungskraft, irgendwo in diesem Film Halt zu finden.
Auf den Baumstämmen eines Holztransporters trampt der Mann nach Feuerland, wo Schnee liegt. Als er in seinem Dorf ankommt und erst mal etwas isst, gibt es kein Zeichen des Wiedererkennens, geschweige denn der Wiedersehensfreude. Aber es ist sowieso kaum jemand da. Kaum auszumachen, ob das Dorf am Ende der Welt mehr als ein Dutzend Einwohner hat. Es wird jedenfalls gegessen, getrunken, geschwiegen - und an den Wänden blättert die Farbe. Und man erfreut sich an ihrem verwaschenen Grün. Oder später am satten Rot, wenn Farrel seine Mutter besucht. Man wird genügsam in diesem Film.
Später beobachtet Farrel mit einer Flasche Schnaps ein Mädchen, das etwas langsam und ungelenk ist. Könnte sein, dass sie behindert ist. Könnte sein, dass sie seine Tochter ist. Die Vermutung liegt nahe, weil er ihr am Ende etwas schenken wird. Und weil sie sich einmal hinter einen Pfahl kniet, um etwas einzuritzen, so wie er anfangs hinter dem vereisten Pfosten eines Fußballtores hockte und daran herumschabte. Das sieht man in langen Einstellungen, und auf den Gegenschnitt, der das Ergebnis des Geritzes und Geschabes zeigte, wartet man vergeblich. Das hat natürlich System und deswegen auch einen gewissen Reiz, aber manchmal ist es zum Wahnsinnigwerden.
Der Mann verbringt die Nacht mit dem Schnaps draußen und erfriert beinahe. Und wenn er dann von zwei Arbeitern in eine Hütte gebracht wird, bereitet ihm ein alter Mann einen Matetee zu und sagt zum Besinnungslosen, es wäre besser gewesen, wenn er fortgeblieben wäre. Und wenn er später wieder verschwindet, wird man immer noch nicht wissen, warum. Aber das Licht über den Bergen ist sehr schön.
MICHAEL ALTHEN
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