The Woke. Nein, The Watch ...
... wo soll ich anfangen? Terry Pratchett hat mit seinen Scheibenwelt-Romanen nicht nur ein eigenes Universum geschaffen, sondern auch einen sehr eigenen Stil. Die Geschichten sind satirisch überdreht, unglaublich phantasievoll konstruiert und er hat eine äußerst
lakonische Art gefunden, sich auszudrücken. Es ist schwierig, solche Stoffe zu verfilmen und nicht immer…mehrThe Woke. Nein, The Watch ...
... wo soll ich anfangen? Terry Pratchett hat mit seinen Scheibenwelt-Romanen nicht nur ein eigenes Universum geschaffen, sondern auch einen sehr eigenen Stil. Die Geschichten sind satirisch überdreht, unglaublich phantasievoll konstruiert und er hat eine äußerst lakonische Art gefunden, sich auszudrücken. Es ist schwierig, solche Stoffe zu verfilmen und nicht immer gelingt es so überzeugend wie kürzlich bei „Good Omen“.
„The Watch“, so lässt schon der Vorspann wissen, ist nur „based on Sir Terry Pratchett“, es ist also keine 1:1-Verfilmung der Romane, aber die Änderungen sind einschneidend: Aus der Zwergin Cheery wurde eine hünenhafte Transe mit Fummel und Nasenring und Lady Ramkin mutiert von der fürsorglichen Mutterfigur zur messerschwingenden Kill-Bill Rächerin. Da wird Pratchett ganz ordentlich durch den Woke-Fleischwolf gedreht.
Wer das akzeptieren kann, bekommt Pratchetts abgedrehte Ideen allerdings mit viel Liebe zur Ausstattung präsentiert. Kulissen und Kostüme sind ordentlich, die Digitaltricks haben Niveau und beeindrucken, jedoch werden nicht alle Schauspieler der gestellten Aufgabe gerecht. Vor allem Richard Dormer als Vimes neigt zu einem fast unerträglichen Overacting, frei nach dem Motto „schaut mich an, ich bin ja so was von kaputt und irre lustig!“. Popeye ist ein Charaktermine dagegen. Jo Eaton-Kent als non-binärer Constable Cheery mit Brusthaar und Lippenstift konzentriert sich dagegen erkennbar darauf, in den High-Heels nicht umzukippen und seinen Text richtig aufzusagen. Von Schauspielen ist das so weit entfernt wie die Oberammergauer Festspiele vom Globe Theater. Aber die restlichen Rollen sind im Typ gut besetzt, da gibt es nichts zu kritisieren.
Die Geschichte ist spannend, hat einige unerwartete Wendungen (ich will gar nicht erst ansatzweise etwas nacherzählen, es würde schnell wirr klingen. Sir Terry halt...) und der absurde Witz von Pratchetts Romanen wird aus meiner Sicht gut ins Bild übersetzt. Es gibt viele skurrile Wesen in der apokalyptischen Handelsmetropole Ankh-Morpork, die Freunde des britischen Humors ganz sicher mögen werden. Wenn man die woke-aktivistischen Untertöne bei der freien Bearbeitung der Originalgeschichte einmal weglässt, ist die Verfilmung eigentlich gar nicht so übel, für Pratchett-Jünger ist es aber wahrscheinlich schwer erträglich. Die BBC hat keine weitere Staffel in Planung.