-> Vor dem Sturm (Deutschland 1984, 390 Min., FSK 12):
Der Film "Vor dem Sturm" spielt in einer der bedeutendsten Epochen der deutschen Geschichte: vor den Befreiungskriegen in Preußen 1813 bis 1815. Lewin von Vitzewitz fährt zu Weihnachten hinaus aus Berlin auf das väterliche Gut Hohenvietz. Er passiert Straßen Lazarette, gefüllt mit zurückkehrenden Soldaten der vernichtenden "Grande Armée". Vor der authentischen historischen Kulisse spielt die Liebesgeschichte zwischen Lewin und zwei Frauen: der schönen Polin Katinka und der Jugendfreundin Marie.
-> Der Stechlin (Deutschland 1975, 295 Min., FSK 12):
"Der Stechlin" spielt gegen Ende des 19. Jahrhunderts. Der märkische Adelige Dubslav von Stechlin herrscht über einen kleinen Ort mit demselben Namen in der Grafschaft Ruppin. Das routinierte Leben auf Schloss Stechlin wird durcheinander gewirbelt, als der junge Woldemar von Stechlin mit den Regimentskameraden Czako und Rex zu Besuch kommt. Woldemar verschweigt seinem Vater, der für eine Nachwahl zum Reichstag kandidieren will, dass er in Berlin gleich zwei Damen umwirbt: Melusine und Armgard, die Töchter des Grafen Barby... Die komplexe und spannende Handlung der Geschichte hat Fontane, reichlich lapidar, in einen Satz gefasst: "Zum Schluss stirbt ein Alter, und zwei Junge heiraten sich."
-> Wanderungen durch die Mark Brandenburg (Deutschland 1986, 300 Min., FSK 12):
Erstaunlich, wie gut Fontanes Schilderungen in den "Wanderungen durch die Mark Brandenburg" von damals auf die Bilder der 80er-Jahre im Film und auf heute passen. Er verbindet Episoden aus dem Leben der Bevölkerung im 19. Jahrhundert mit herrlichen Landschaftsimpressionen. Der Erzähler der fünf Teile hält sich exakt an Theodor Fontanes Vorlage. Spielszenen, dramatisierte Anekdoten und eingelagerte Minifernsehspiele sind bewusst komödiantisch, unterhaltsam, heiter und kraftvoll gestaltet. Ein erfrischendes filmisches Werk: Bezaubernde Landschaftsaufnahmen, kombiniert mit berauschend witzigen Anekdoten. Ein Sehgenuss, nicht nur für Fans der Mark Brandenburg.
Der Film "Vor dem Sturm" spielt in einer der bedeutendsten Epochen der deutschen Geschichte: vor den Befreiungskriegen in Preußen 1813 bis 1815. Lewin von Vitzewitz fährt zu Weihnachten hinaus aus Berlin auf das väterliche Gut Hohenvietz. Er passiert Straßen Lazarette, gefüllt mit zurückkehrenden Soldaten der vernichtenden "Grande Armée". Vor der authentischen historischen Kulisse spielt die Liebesgeschichte zwischen Lewin und zwei Frauen: der schönen Polin Katinka und der Jugendfreundin Marie.
-> Der Stechlin (Deutschland 1975, 295 Min., FSK 12):
"Der Stechlin" spielt gegen Ende des 19. Jahrhunderts. Der märkische Adelige Dubslav von Stechlin herrscht über einen kleinen Ort mit demselben Namen in der Grafschaft Ruppin. Das routinierte Leben auf Schloss Stechlin wird durcheinander gewirbelt, als der junge Woldemar von Stechlin mit den Regimentskameraden Czako und Rex zu Besuch kommt. Woldemar verschweigt seinem Vater, der für eine Nachwahl zum Reichstag kandidieren will, dass er in Berlin gleich zwei Damen umwirbt: Melusine und Armgard, die Töchter des Grafen Barby... Die komplexe und spannende Handlung der Geschichte hat Fontane, reichlich lapidar, in einen Satz gefasst: "Zum Schluss stirbt ein Alter, und zwei Junge heiraten sich."
-> Wanderungen durch die Mark Brandenburg (Deutschland 1986, 300 Min., FSK 12):
Erstaunlich, wie gut Fontanes Schilderungen in den "Wanderungen durch die Mark Brandenburg" von damals auf die Bilder der 80er-Jahre im Film und auf heute passen. Er verbindet Episoden aus dem Leben der Bevölkerung im 19. Jahrhundert mit herrlichen Landschaftsimpressionen. Der Erzähler der fünf Teile hält sich exakt an Theodor Fontanes Vorlage. Spielszenen, dramatisierte Anekdoten und eingelagerte Minifernsehspiele sind bewusst komödiantisch, unterhaltsam, heiter und kraftvoll gestaltet. Ein erfrischendes filmisches Werk: Bezaubernde Landschaftsaufnahmen, kombiniert mit berauschend witzigen Anekdoten. Ein Sehgenuss, nicht nur für Fans der Mark Brandenburg.
Bonusmaterial
- 3 Mediabooks im Schuber mit je 4-8-seitigen BookletsFrankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 12.09.2009Hans-Christian Schmids Film "Sturm" seziert das UN-Tribunal
Dieser Film ist wichtig, aber ist er auch richtig? Ist das UN-Kriegsverbrechertribunal in Den Haag tatsächlich eine Schlangengrube, in der pausenlos geneidet und intrigiert, taktiert und juristisch gedealt wird? Kurz vor dem Ende von "Sturm", dem neuen Spielfilm von Hans-Christian Schmid, steht Anamaria Marinca in der Rolle der bosnischen Zeugin Mira, die gegen einen früheren serbischen General aussagen soll, verzweifelt vor der Anklägerin Hannah Maynard und brüllt sie an: "Was ist das für ein Gericht? Wofür ist es eigentlich da?" Eine Antwort hat die Juristin nicht.
Fünf Minuten später gibt sie sie doch noch, indem sie sich nicht ans Drehbuch des vorher abgesprochenen Prozessverlaufs hält. Wie Kerry Fox als Anklägerin das spielt, mit einem winzigen Zögern in Gestus und Stimme, mit ihren Blicken zu den sie belauernden Richtern und Anwälten und dann einer gegen allen Protest der Gegenseite zweimal wiederholten Frage, deren Antwort keinen Einfluss aufs Verfahren haben wird, aber Mira den Glauben an Gerechtigkeit wiedergibt, das ist große Schauspielkunst.
In diesem Film hat sich Fox, die Vertreterin einer bedingungslosen Identifikation mit den jeweiligen Rollen, lange zurückgenommen, hat so graumäusig agiert, wie auch die Gänge, Säle und Büros des Haager Tribunals durch Bogumil Godfrejóws Kamera gezeichnet werden, hat die eigene Erschütterung eingepanzert in strenge Kostüme und bisweilen wild gemusterte Blusen - und dann entsteht aus der plötzlichen Entscheidung zum Aus-der-Rolle-Fallen als Juristin das grandios zu beobachtende In-die-Rolle-Fallen als Akteurin. Nach mehr als anderthalb Stunden. Und so wird der Film gut.
Was er erzählt, ist jedoch nicht gut. Das Kriegsverbrechertribunal ist umstritten, aber ein besseres haben wir nicht. Dass es Spielball großer Politik ist, zeigt Schmids akribisch recherchierter Film, für den er gemeinsam mit Bernd Lange auch das Drehbuch schrieb. Am Schluss bleibt eine vage Hoffnung auch auf juristische Gerechtigkeit, doch die kann ihr Forum bezeichnenderweise nicht mehr in Den Haag finden.
Was man dem Film zum Vorwurf machen kann, ist seine simple Rollenverteilung: Hier der wohlhabende General, der mit der Familie im sonnigen Spanien Zuflucht gesucht hatte, dort die Opfer seiner Grausamkeit, die in mühsam errungener Normalität im tristen Exil leben. Doch Schmid geht es nicht um dramaturgisches Raffinement oder gar Suspense, sondern um eine Beschreibung des Verwaltungsakts Recht. Wie in ihn das menschliche Verlangen nach Gerechtigkeit eindringt und permanent zu scheitern droht, zeigt der Film erst am Beispiel von Alen Hajdarevic, Miras Bruder, der im Wissen um das, was der General seiner Schwester angetan hat, falsch gegen ihn aussagt - weil die Vorwürfe wahr sind. Die Verzweiflung an der rein juristischen Betrachtungsweise von Verbrechen wird Alen in den Tod treiben, aber als mit Mira, die er schützen wollte, dann die unmittelbar Wissende in den Zeugenstand tritt, glaubt man den Prozess auf dem richtigen Weg.
Dass er sich als der falsche erweist, ist die Stärke von "Sturm". Schmid zeigt in lakonischer Ruhe, dass die Grenzen der Zivilisation auch dort erreicht werden können, wo wir den Gipfelpunkt der Zivilisiertheit erreicht haben: im Recht. So ist es recht. Und es ist richtig, dass man es zeigt.
ANDREAS PLATTHAUS
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Dieser Film ist wichtig, aber ist er auch richtig? Ist das UN-Kriegsverbrechertribunal in Den Haag tatsächlich eine Schlangengrube, in der pausenlos geneidet und intrigiert, taktiert und juristisch gedealt wird? Kurz vor dem Ende von "Sturm", dem neuen Spielfilm von Hans-Christian Schmid, steht Anamaria Marinca in der Rolle der bosnischen Zeugin Mira, die gegen einen früheren serbischen General aussagen soll, verzweifelt vor der Anklägerin Hannah Maynard und brüllt sie an: "Was ist das für ein Gericht? Wofür ist es eigentlich da?" Eine Antwort hat die Juristin nicht.
Fünf Minuten später gibt sie sie doch noch, indem sie sich nicht ans Drehbuch des vorher abgesprochenen Prozessverlaufs hält. Wie Kerry Fox als Anklägerin das spielt, mit einem winzigen Zögern in Gestus und Stimme, mit ihren Blicken zu den sie belauernden Richtern und Anwälten und dann einer gegen allen Protest der Gegenseite zweimal wiederholten Frage, deren Antwort keinen Einfluss aufs Verfahren haben wird, aber Mira den Glauben an Gerechtigkeit wiedergibt, das ist große Schauspielkunst.
In diesem Film hat sich Fox, die Vertreterin einer bedingungslosen Identifikation mit den jeweiligen Rollen, lange zurückgenommen, hat so graumäusig agiert, wie auch die Gänge, Säle und Büros des Haager Tribunals durch Bogumil Godfrejóws Kamera gezeichnet werden, hat die eigene Erschütterung eingepanzert in strenge Kostüme und bisweilen wild gemusterte Blusen - und dann entsteht aus der plötzlichen Entscheidung zum Aus-der-Rolle-Fallen als Juristin das grandios zu beobachtende In-die-Rolle-Fallen als Akteurin. Nach mehr als anderthalb Stunden. Und so wird der Film gut.
Was er erzählt, ist jedoch nicht gut. Das Kriegsverbrechertribunal ist umstritten, aber ein besseres haben wir nicht. Dass es Spielball großer Politik ist, zeigt Schmids akribisch recherchierter Film, für den er gemeinsam mit Bernd Lange auch das Drehbuch schrieb. Am Schluss bleibt eine vage Hoffnung auch auf juristische Gerechtigkeit, doch die kann ihr Forum bezeichnenderweise nicht mehr in Den Haag finden.
Was man dem Film zum Vorwurf machen kann, ist seine simple Rollenverteilung: Hier der wohlhabende General, der mit der Familie im sonnigen Spanien Zuflucht gesucht hatte, dort die Opfer seiner Grausamkeit, die in mühsam errungener Normalität im tristen Exil leben. Doch Schmid geht es nicht um dramaturgisches Raffinement oder gar Suspense, sondern um eine Beschreibung des Verwaltungsakts Recht. Wie in ihn das menschliche Verlangen nach Gerechtigkeit eindringt und permanent zu scheitern droht, zeigt der Film erst am Beispiel von Alen Hajdarevic, Miras Bruder, der im Wissen um das, was der General seiner Schwester angetan hat, falsch gegen ihn aussagt - weil die Vorwürfe wahr sind. Die Verzweiflung an der rein juristischen Betrachtungsweise von Verbrechen wird Alen in den Tod treiben, aber als mit Mira, die er schützen wollte, dann die unmittelbar Wissende in den Zeugenstand tritt, glaubt man den Prozess auf dem richtigen Weg.
Dass er sich als der falsche erweist, ist die Stärke von "Sturm". Schmid zeigt in lakonischer Ruhe, dass die Grenzen der Zivilisation auch dort erreicht werden können, wo wir den Gipfelpunkt der Zivilisiertheit erreicht haben: im Recht. So ist es recht. Und es ist richtig, dass man es zeigt.
ANDREAS PLATTHAUS
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main