Andy (Philip Seymour Hoffman) bezieht als Immobilienmakler ein sechsstelliges Jahreseinkommen. Um allerdings seinen extravaganten Lebensstil und seinen exzessiven Drogenkonsum zu finanzieren, hat er Geld seiner Firma veruntreut. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis der Betrug auffliegt. Doch Andy hat eine Idee, wie er seine Probleme lösen kann - zumindest die finanziellen. Er muss nur seinen kleinen Bruder (Ethan Hawke) überreden mitzumachen. Hank soll den Juwelierladen ihrer Eltern ausrauben. Doch der Überfall scheitert blutig, mit verheerenden Konsequenzen. Und bald ist den beiden nicht nur die Polizei auf den Fersen.
Bonusmaterial
DVD-Ausstattung / Bonusmaterial: - Audiokommentar mit Regisseur Sidney Lumet, Ethan, Hawke und Philip Seymour Ho!man - Making Of (ca. 24 Minuten) - Behind the Scenes (ca. 10 Minuten) - Originaltrailer & Deutscher TrailerFrankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 13.04.2011Amerikanische Versager
Sein letzter Film: "Tödliche Entscheidung"
Man muss schon in ganz prekären Nöten stecken, um das elterliche Juweliergeschäft zu überfallen. Andy Hanson (Philip Seymour Hofman) hat bei seinem jüngeren Bruder Hank (Ethan Hawke) leichtes Spiel, weil beide vor den Trümmern ihrer Existenz stehen: Andy, der in seiner Immobilienfirma krumme Geschäfte macht, will mit dem Geld seine schöne, aber unglückliche Frau halten; Hank braucht es, weil die Mutter seiner Tochter ihm wegen der nur ganz unregelmäßig eingehenden Alimentenzahlungen buchstäblich die Hölle heiß macht. Der Druck, unter den Lumet diese beiden uramerikanischen Versager setzt, ist von Anfang an so enorm, die Folgerichtigkeit, mit der ein Überfall als gangbarer Ausweg erscheint, so evident - den Eltern soll weder körperlicher noch, dank einer Versicherung, finanzieller Schaden entstehen -, dass alles Weitere sich zwingend daraus ergibt. Anders, als der Plan es vorsah, steht die Mutter zum Zeitpunkt des in Vor- und Rückblenden erzählten Überfalls aber doch hinter dem Ladentresen und wird von einem hektisch angeheuerten Komplizen tödlich verletzt. Werden die Nerven auch des professionellsten Gangsters durch eine Panne strapaziert, so steigert sich die Überforderung der Brüder nun vollends ins Unerträgliche, wie sich nicht nur beim gemeinsamen Besuch am Sterbebett der Mutter zeigt. Das Gefühl für die Sündhaftigkeit dieses eklatanten Verstoßes gegen das vierte Gebot, das im Zuschauer von Beginn an geweckt ist, findet im Schmerz des hinterbliebenen und vorläufig noch ganz ahnungslosen Vaters (Albert Finney) einen lebenden Vorwurf von alttestamentarischer Wucht. In ihm kommt das klassische Bruderthema von der ungleich verteilten Liebe monströs an die Oberfläche. "Tödliche Entscheidung" verdichtet die besten Beispiele moralischer Ambivalenz aus einem halben Kinojahrhundert, von "Jenseits von Eden" bis zu den "Üblichen Verdächtigen", in unerbittlicher dramaturgischer Strenge zu etwas frappierend Eigenem, extrem Spannendem und ist nicht nur Sidney Lumets letzter, sondern wahrscheinlich auch sein bester Film.
edo.
"Tödliche Entscheidung"
Koch Media. 112 Min., Englisch, Deutsch, Untertitel.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Sein letzter Film: "Tödliche Entscheidung"
Man muss schon in ganz prekären Nöten stecken, um das elterliche Juweliergeschäft zu überfallen. Andy Hanson (Philip Seymour Hofman) hat bei seinem jüngeren Bruder Hank (Ethan Hawke) leichtes Spiel, weil beide vor den Trümmern ihrer Existenz stehen: Andy, der in seiner Immobilienfirma krumme Geschäfte macht, will mit dem Geld seine schöne, aber unglückliche Frau halten; Hank braucht es, weil die Mutter seiner Tochter ihm wegen der nur ganz unregelmäßig eingehenden Alimentenzahlungen buchstäblich die Hölle heiß macht. Der Druck, unter den Lumet diese beiden uramerikanischen Versager setzt, ist von Anfang an so enorm, die Folgerichtigkeit, mit der ein Überfall als gangbarer Ausweg erscheint, so evident - den Eltern soll weder körperlicher noch, dank einer Versicherung, finanzieller Schaden entstehen -, dass alles Weitere sich zwingend daraus ergibt. Anders, als der Plan es vorsah, steht die Mutter zum Zeitpunkt des in Vor- und Rückblenden erzählten Überfalls aber doch hinter dem Ladentresen und wird von einem hektisch angeheuerten Komplizen tödlich verletzt. Werden die Nerven auch des professionellsten Gangsters durch eine Panne strapaziert, so steigert sich die Überforderung der Brüder nun vollends ins Unerträgliche, wie sich nicht nur beim gemeinsamen Besuch am Sterbebett der Mutter zeigt. Das Gefühl für die Sündhaftigkeit dieses eklatanten Verstoßes gegen das vierte Gebot, das im Zuschauer von Beginn an geweckt ist, findet im Schmerz des hinterbliebenen und vorläufig noch ganz ahnungslosen Vaters (Albert Finney) einen lebenden Vorwurf von alttestamentarischer Wucht. In ihm kommt das klassische Bruderthema von der ungleich verteilten Liebe monströs an die Oberfläche. "Tödliche Entscheidung" verdichtet die besten Beispiele moralischer Ambivalenz aus einem halben Kinojahrhundert, von "Jenseits von Eden" bis zu den "Üblichen Verdächtigen", in unerbittlicher dramaturgischer Strenge zu etwas frappierend Eigenem, extrem Spannendem und ist nicht nur Sidney Lumets letzter, sondern wahrscheinlich auch sein bester Film.
edo.
"Tödliche Entscheidung"
Koch Media. 112 Min., Englisch, Deutsch, Untertitel.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main