Tom Sawyer & Huckleberry Finn - DVD 5Blutrache und 3 weitere FolgenIn St. Petersburg, einem verträumten Städtchen am Mississippi, lebt Tom Sawyer mit seinem Bruder Sid bei seiner Tante Polly. Sein bester Freund ist Huckleberry Finn. Zusammen erleben sie die tollkühnsten und spannenden Abenteuer. Ob eine turbulente Floßfahrt auf dem Mississippi zusammen mit dem entflohenen Sklaven Jim, die Suche nach einem Goldschatz oder ein unerwarteter Überraschungsangriff auf ihrer eigenen Trauerfeier - Tom und Huck geraten von einem verrückten Abenteuer ins Nächste... Episoden:19: Blutrache 20: Die Abrechnung 21: Ein seltsames Paar 22: Shakespeare im Wilden Westen
Bonusmaterial
DVD-Ausstattung / Bonusmaterial: - Kapitel- / SzenenanwahlFrankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 21.11.2011Düster: Hermine Huntgeburths "Tom Sawyer"
Es ist eine kurze Passage im langen "Tom Sawyer", sie besteht aus gerade einmal zwei Sätzen, doch die haben es in sich: "Toms Tage waren Tage des Glanzes und des Frohlockens, seine Nächte aber waren Nächte des Grauens. Indianer-Joe beherrschte alle seine Träume, und stets drohte ihm Verderben."
Tatsächlich gibt es gute Gründe für Glanz und Grauen: Tom hatte durch seine Aussage in letzter Sekunde das Leben des Säufers Muff Potter gerettet, indem er als Augenzeuge für ihn aussagte und den wahren Täter nannte. Dadurch aber muss er die Rache des zwielichtigen Indianer-Joe fürchten, was ihn um den Schlaf bringt. Welche Gefahr ihm tatsächlich droht, bleibt unklar, ist aber auch gar nicht entscheidend: Wichtiger ist, dass für Tom die Welt im Guten wie im Bösen die Magie des Außerordentlichen besitzt. Nichts ist gleichgültig, alles ist bedeutend und birst vor Sensationen. Dass Mark Twain diese so beglückende wie anstrengende Disposition ohne einen falschen Zungenschlag in seinem Jugendbuch eingefangen hat, macht es so einzigartig.
Hermine Huntgeburth hat den vorhandenen Verfilmungen eine weitere hinzugefügt und dabei den Akzent im Zweifel auf die düstere Seite der Sensation gelegt. Natürlich gibt es auch das Zaunanmalen und das Piratenspiel, nur werden beide rasch abgehandelt und der Ausflug auf dem Mississippi auch noch mit der Schatzsuche im Spukhaus verknüpft, bei der Tom und sein Freund Huckleberry Finn ein weiteres Mal mit Indianer-Joe zusammentreffen, so dass die Eskapade ihren finsteren Beigeschmack erhält.
Vor allem aber hat der von Benno Fürmann angemessen kantig gegebene Schurke einen Auftritt nach dem anderen und erheblich mehr Gewicht als alle anderen Figuren außer Tom Sawyer. Das geht so weit, dass er sich aus unklaren Gründen an Toms Tante Polly heranmacht, die hier, gespielt von Heike Makatsch, einmal nicht die ältliche Dame der Vorlage, sondern eine couragierte Enddreißigerin ist, die ebenso souverän Ohrfeigen austeilt wie ihren albtraumgeplagten Neffen tröstet, wenn sie nicht in einem dieser Träume für einen gespenstischen Tanz in den Armen Indianer-Joes liegt und versucht, Tom von der Sinnlosigkeit seines Widerstands gegen den Mörder zu überzeugen. Warum dieser Film mit seinen Morden, Leichen und liebevoll ausgemalten finsteren Visionen die FSK-Freigabe ab 6 erhalten hat, ist rätselhaft. Für sensible Kinder ist er nichts.
Sowenig also Hermine Huntgeburth der Glanz interessiert, so wenig hat sie es mit dem städtischen Leben am Mississippi, denn ihr St. Petersburg ist kaum mehr als ein Dorf von mitunter betonter Schäbigkeit. Dafür muss die von Tom angeschwärmte Becky Thatcher, im Roman eines der langweiligsten Wesen des Universums, hier nach dem Frauenwahlrecht fragen und bei der Anbahnung romantischer Treffen eine höchst aktive Rolle einnehmen, während Huck Finn beinahe ins Hintertreffen gerät. Weil auch noch das Ende des Romans mit Toms und Beckys Ausflug in die Tropfsteinhöhle geradezu hastig und unnötig grell abgehandelt wird, wird man der Sache nicht recht froh.
TILMAN SPRECKELSEN
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Es ist eine kurze Passage im langen "Tom Sawyer", sie besteht aus gerade einmal zwei Sätzen, doch die haben es in sich: "Toms Tage waren Tage des Glanzes und des Frohlockens, seine Nächte aber waren Nächte des Grauens. Indianer-Joe beherrschte alle seine Träume, und stets drohte ihm Verderben."
Tatsächlich gibt es gute Gründe für Glanz und Grauen: Tom hatte durch seine Aussage in letzter Sekunde das Leben des Säufers Muff Potter gerettet, indem er als Augenzeuge für ihn aussagte und den wahren Täter nannte. Dadurch aber muss er die Rache des zwielichtigen Indianer-Joe fürchten, was ihn um den Schlaf bringt. Welche Gefahr ihm tatsächlich droht, bleibt unklar, ist aber auch gar nicht entscheidend: Wichtiger ist, dass für Tom die Welt im Guten wie im Bösen die Magie des Außerordentlichen besitzt. Nichts ist gleichgültig, alles ist bedeutend und birst vor Sensationen. Dass Mark Twain diese so beglückende wie anstrengende Disposition ohne einen falschen Zungenschlag in seinem Jugendbuch eingefangen hat, macht es so einzigartig.
Hermine Huntgeburth hat den vorhandenen Verfilmungen eine weitere hinzugefügt und dabei den Akzent im Zweifel auf die düstere Seite der Sensation gelegt. Natürlich gibt es auch das Zaunanmalen und das Piratenspiel, nur werden beide rasch abgehandelt und der Ausflug auf dem Mississippi auch noch mit der Schatzsuche im Spukhaus verknüpft, bei der Tom und sein Freund Huckleberry Finn ein weiteres Mal mit Indianer-Joe zusammentreffen, so dass die Eskapade ihren finsteren Beigeschmack erhält.
Vor allem aber hat der von Benno Fürmann angemessen kantig gegebene Schurke einen Auftritt nach dem anderen und erheblich mehr Gewicht als alle anderen Figuren außer Tom Sawyer. Das geht so weit, dass er sich aus unklaren Gründen an Toms Tante Polly heranmacht, die hier, gespielt von Heike Makatsch, einmal nicht die ältliche Dame der Vorlage, sondern eine couragierte Enddreißigerin ist, die ebenso souverän Ohrfeigen austeilt wie ihren albtraumgeplagten Neffen tröstet, wenn sie nicht in einem dieser Träume für einen gespenstischen Tanz in den Armen Indianer-Joes liegt und versucht, Tom von der Sinnlosigkeit seines Widerstands gegen den Mörder zu überzeugen. Warum dieser Film mit seinen Morden, Leichen und liebevoll ausgemalten finsteren Visionen die FSK-Freigabe ab 6 erhalten hat, ist rätselhaft. Für sensible Kinder ist er nichts.
Sowenig also Hermine Huntgeburth der Glanz interessiert, so wenig hat sie es mit dem städtischen Leben am Mississippi, denn ihr St. Petersburg ist kaum mehr als ein Dorf von mitunter betonter Schäbigkeit. Dafür muss die von Tom angeschwärmte Becky Thatcher, im Roman eines der langweiligsten Wesen des Universums, hier nach dem Frauenwahlrecht fragen und bei der Anbahnung romantischer Treffen eine höchst aktive Rolle einnehmen, während Huck Finn beinahe ins Hintertreffen gerät. Weil auch noch das Ende des Romans mit Toms und Beckys Ausflug in die Tropfsteinhöhle geradezu hastig und unnötig grell abgehandelt wird, wird man der Sache nicht recht froh.
TILMAN SPRECKELSEN
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