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Ein vornehmes Anwesen in New Orleans steht bereits seit den 20er Jahren in dem Ruf, seine Bewohner in den Wahnsinn zu treiben. Der jüngste Fall betraf einen Jungen, der zunächst seinen Hund erwürgte, dann seinen Vater mit einer Heckenschere erstach und schließlich seine Mutter und sich selbst in Brand setzte. Eine Gruppe von Studenten macht sich auf, um dem Mythos des Hauses auf den Grund zu gehen und erweitert ihn um ein neues, blutiges Kapitel...
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DVD-Ausstattung / Bonusmaterial: - Kinotrailer - Kapitel- / Szenenanwahl - Animiertes DVD-Menü - DVD-Menü mit Soundeffekten

Produktbeschreibung
Ein vornehmes Anwesen in New Orleans steht bereits seit den 20er Jahren in dem Ruf, seine Bewohner in den Wahnsinn zu treiben. Der jüngste Fall betraf einen Jungen, der zunächst seinen Hund erwürgte, dann seinen Vater mit einer Heckenschere erstach und schließlich seine Mutter und sich selbst in Brand setzte. Eine Gruppe von Studenten macht sich auf, um dem Mythos des Hauses auf den Grund zu gehen und erweitert ihn um ein neues, blutiges Kapitel...

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Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 22.07.2004

Der Tod in der Maschine
Experimente im Labor des Horrors: Eine Vorschau auf das diesjährige Fantasy Filmfest

Zwei Phantome machen die Untergrundbahn in Budapest unsicher. Ein "Road Runner" macht sich einen Spaß daraus, die Kontrollorgane der Verkehrsbetriebe erst zu verhöhnen und dann so schnell davonzulaufen, daß ihn niemand einholen kann. Unheimlicher ist jedoch eine Gestalt, die nur ganz selten auftaucht. Zur Gänze in einen langen Mantel mit Kapuze gehüllt, zeigt dieses Wesen niemals sein Gesicht. Immer aber liegt hinterher ein Passagier zerfetzt auf den Gleisen. Handelt es sich um einen hinterhältigen Mörder, oder ist es am Ende der Tod selber, der von Zeit zu Zeit persönlich eingreift? In Nimród Antals "Kontrolle" bleibt diese Frage offen. Bis zum Schluß changiert dieser Film geschickt zwischen schwarzer Komödie, existentialistischem Drama und klassischem Horrorfilm. Das weitverzweigte System der Budapester U-Bahn zwingt die Menschen, die darin arbeiten und verkehren, zu einer nachtseitigen Lebensform. Die Kontrolleure sind alle leicht verwahrlost, manche haben nicht einmal eine Wohnung über Tag, sondern hausen in Kammern am Rande der Schächte. Am Ende der Schicht liefern sie sich gefährliche Wettläufe, bei denen sie im letzten Moment vor dem anfahrenden Zug auf den Bahnsteig springen.

"Kontrolle", der in dieser Woche in München das diesjährige Fantasy Filmfest eröffnet - im August kommt das Programm auch nach Frankfurt, Nürnberg, Hamburg, Köln, Stuttgart und Berlin -, ist eine verzweifelte Farce, für die ein Mann im Vorspann ausdrücklich reklamiert, daß sie "allgemeinmenschlich" sei und nichts mit den ungarischen Verhältnissen im besonderen zu tun habe. Doch Nimród Antal spielt ganz deutlich mit einem Schrecken, der viel tiefer reicht als die Konventionen des Horrorfilms: In der U-Bahn wird ständig der Gesellschaftsvertrag neu ausgehandelt. Mit jedem Einschreiten wird deutlicher, daß sich die Fahrgäste nicht länger an die Regeln halten - sie reagieren patzig, sie demütigen die Kontrollore, sie werden aufsässig, mit einem Wort: Sie proben den Ernstfall einer radikalen Desintegration. Nimród Antal geht es nicht, wie dem oberflächlich ähnlichen argentinischen Film "Moebius", um ein metaphysisches Rätsel. Er erzählt ganz handfest aus dem Alltag, auch wenn seine Figuren grotesk überzeichnet sind.

Für das Fantasy Filmfest ist "Kontrolle" ein unerwarteter Eröffnungsfilm, denn eigentlich widmet sich diese mit der Haltung gut informierter Fans auftretende Schau weniger den geographischen Rändern des Kinos als den Extremformen innerhalb bestimmter Genres: Horror, Fantasy, Martial Arts. Asien spielt dabei traditionell eine wichtige Rolle, eine Retrospektive gilt deshalb in diesem Jahr den Shaw Brothers, den legendären Produzenten des Hongkong-Kinos, die in den sechziger und siebziger Jahren das Schwertkampf-Kino zu einer neuen Blüte brachten. Ihre Shaolin-Filme, in Breitwandformat und exaltierten Farben, wurden durch Quentin Tarantinos "Kill Bill" im Westen kanonisch, sind aber wesentlich stärker in einer (chinesischen) Nationalmythologie verwurzelt, als das globalisierte Zitatenkino ihres Epigonen es sein kann.

Auch das amerikanische Kino ist beim Fantasy Filmfest stark vertreten mit Filmen, die kaum einen regulären Verleih finden dürften. "Trespassing" von James Merendino steht für geringfügige Variationen einer Filmformel, in der junge Leute sich naiv in Gefahr begeben. Ein unbewohntes Farmhaus in Louisiana steht angeblich unter einem Fluch. Wer die Grenze des Grundstücks überschreitet, kommt unweigerlich um. In diesem Fall ist das Interesse der fünf Studenten sogar wissenschaftlich begründet: Einer will eine akademische Arbeit über Aberglauben schreiben und deswegen dem Gerede auf den Grund gehen. Vorher wird noch ein Professor konsultiert, der zu Beginn ganz seriös, später aber reichlich sinister erscheint. Eine Zeitlang, vor allem nach Wes Cravens "Scream", sah es so aus, als könnte der Horrorfilm nur in einer postmodernen, selbstironischen Form überleben. Nun aber erweist sich zusehends, daß das Investitionskapital, das in der Filmindustrie zur Verfügung steht, nach einem Genrekino verlangt, das ohne viel Aufwand die alten Geschichten immer wieder neu erzählt. Die libidinöse Energie, die das B-Kino der fünfziger und sechziger Jahre im Rückblick so interessant macht, ist dabei allerdings nicht mehr zu spüren. Es sind kühl kalkulierte Filme, die so unspezifisch bleiben wie ihre Hauptdarsteller.

Zu den Ausnahmen zählt "Saw", eine amerikanische Produktion von James Wan, die so kompromißlos auf ein grimmiges Ende lossteuert, daß kaum auffällt, wie unplausibel elaboriert die Inszenierungen eines Serienkillers sind, die hier zur Aufklärung stehen. "Saw" beginnt mit einer Szene, die an ein Geburtstrauma erinnert: Zwei Männer, die einander nicht kennen, wachen aus einer Betäubung auf und finden sich in einem abgeschotteten Raum wieder, jeweils ein Bein mit einer Stahlkette gefesselt, unerreichbar für direkte Berührung. In ihren Hosentaschen steckt eine Art Regieanweisung: Der Ältere, ein Arzt, soll den Jüngeren töten. Auf diese Weise kann er seine Freiheit wiedererlangen. Aus diesem Gefängnis findet James Wan nun mühelos einige narrative Ausgänge. Die Männer begreifen, daß sie in die Fänge eines Serienmörders gegangen sind, der seine Opfer in komplizierte Selbsttötungsmaschinen steckt. Die Rückblicke auf frühere Fälle erinnern ein wenig an David Finchers stilbildenden "Seven", wie auch das Prinzip, daß der Mörder sich Komplizen erzwingt, indem er ständig die Spielregeln vorgibt. Wie in der grausamen Pointe von "Seven" geht es auch in "Saw" um einen Moment der Erkenntnis, der mit einer körperlichen Verstümmelung einhergeht.

Der Film wirkt selbst auf eine sehr physische Weise, er bedarf des geschlossenen Kinoraums, um die Laborsituation, die der Mörder herstellt, noch stärker nachvollziehbar zu machen. Trotzdem wird "Saw" vermutlich seinen Ort dort finden, wo die meisten Beiträge des Fantasy Filmfests ihre eigentliche Heimat haben: auf dem Datenträgermarkt, auf dem die Filme selbst häufig Phantomen gleichen - sie sind ständig präsent, aber man sieht sie selten.

BERT REBHANDL

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