Produktdetails
- Anzahl: 1 Blu-ray Disc
- Hersteller: Universal Music Vertrieb - A Division of Universal Music GmbH
- Gesamtlaufzeit: 234 Min.
- Erscheinungstermin: 4. Juni 2010
- FSK: ohne Alterseinschränkung gemäß §14 JuSchG
- Bildformat: 1, 78:1, 1080p
- EAN: 0602527355238
- Artikelnr.: 29335180
- Herstellerkennzeichnung
- Universal Music GmbH
- Mühlenstr. 25
- 10243 Berlin
- productsafety@umusic.com
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 16.08.2012Betrachten wir das Triebschicksal mal global: Der Film "360"
Man wird sofort hellhörig, wenn ein Filmregisseur sein neues Projekt mit Schnitzlers "Reigen" vergleicht. Vielleicht gelingt es ja wirklich noch einmal, den traurig-schönen und von Max Ophüls unsterblich verfilmten Abgesang der Liebe in den Zeiten der Massengesellschaft für unsere Epoche zu aktualisieren; vielleicht braucht man dazu nur den richtigen Ort, die richtigen Geschichten, das richtige Gefühl für die Schauspieler und ihre Figuren.
Bei Fernando Meirelles, der seinen Film "360" als kubistische Variation auf Schnitzlers erzählerische Kreisbewegung bezeichnet, gibt es nun aber leider nichts von alledem, obwohl das Geschehen sich auf dem Papier durchaus reigenmäßig liest. Ein Yuppie-Ehepaar in der Krise (Rachel Weisz, Jude Law) versucht erfolglos - sie in London, er auf Geschäftsreise in Österreich -, einander zu betrügen; ein vereinsamter, nach seinem verschwundenen Sohn suchender Brite (Anthony Hopkins) tröstet bei einem Zwischenstopp in Denver eine junge Brasilianerin, die von ihrem Freund verlassen wurde; eine Slowakin, die sich in Wien prostituiert, lernt dort den Mann ihres Lebens kennen.
Das alles ist nach dem Muster des neuen Globalisierungskinos à la "Babel" verstrickt: eingeblendete Uhrzeiten, Wetterdaten, Postkarten-Ansichten, Schicksalsgerede und Geschluchze. Weil aber Meirelles (der mit "City of God" und "Der ewige Gärtner" schon einmal klüger war) jede Figur ins Klischee und jede Episode in eine reichlich vorhersehbare Auflösung treibt, bleibt das groß gedachte filmische Gebilde völlig steril, wie ein Garten, in dem alle Pflanzen die gleiche Höhe haben. Die Schlüsselfigur des Films ist ein verurteilter Triebtäter (Ben Foster), mit dem Meirelles ein bisschen Chaos in seine allzu glatt kalkulierte Ordnung bringen will. Eine Weile schaut man diesem unter Hochdruck stehenden Loser mit irritierter Neugierde zu; aber dann merkt man, dass auch er nur mit der dramaturgischen Heckenschere (Drehbuch Peter Morgan) zurechtgestutzt wurde. Mit "360" will Meirelles einen Blick aufs große Ganze wagen. Aber er puzzelt bloß Kleinigkeiten zusammen. (kil)
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Man wird sofort hellhörig, wenn ein Filmregisseur sein neues Projekt mit Schnitzlers "Reigen" vergleicht. Vielleicht gelingt es ja wirklich noch einmal, den traurig-schönen und von Max Ophüls unsterblich verfilmten Abgesang der Liebe in den Zeiten der Massengesellschaft für unsere Epoche zu aktualisieren; vielleicht braucht man dazu nur den richtigen Ort, die richtigen Geschichten, das richtige Gefühl für die Schauspieler und ihre Figuren.
Bei Fernando Meirelles, der seinen Film "360" als kubistische Variation auf Schnitzlers erzählerische Kreisbewegung bezeichnet, gibt es nun aber leider nichts von alledem, obwohl das Geschehen sich auf dem Papier durchaus reigenmäßig liest. Ein Yuppie-Ehepaar in der Krise (Rachel Weisz, Jude Law) versucht erfolglos - sie in London, er auf Geschäftsreise in Österreich -, einander zu betrügen; ein vereinsamter, nach seinem verschwundenen Sohn suchender Brite (Anthony Hopkins) tröstet bei einem Zwischenstopp in Denver eine junge Brasilianerin, die von ihrem Freund verlassen wurde; eine Slowakin, die sich in Wien prostituiert, lernt dort den Mann ihres Lebens kennen.
Das alles ist nach dem Muster des neuen Globalisierungskinos à la "Babel" verstrickt: eingeblendete Uhrzeiten, Wetterdaten, Postkarten-Ansichten, Schicksalsgerede und Geschluchze. Weil aber Meirelles (der mit "City of God" und "Der ewige Gärtner" schon einmal klüger war) jede Figur ins Klischee und jede Episode in eine reichlich vorhersehbare Auflösung treibt, bleibt das groß gedachte filmische Gebilde völlig steril, wie ein Garten, in dem alle Pflanzen die gleiche Höhe haben. Die Schlüsselfigur des Films ist ein verurteilter Triebtäter (Ben Foster), mit dem Meirelles ein bisschen Chaos in seine allzu glatt kalkulierte Ordnung bringen will. Eine Weile schaut man diesem unter Hochdruck stehenden Loser mit irritierter Neugierde zu; aber dann merkt man, dass auch er nur mit der dramaturgischen Heckenschere (Drehbuch Peter Morgan) zurechtgestutzt wurde. Mit "360" will Meirelles einen Blick aufs große Ganze wagen. Aber er puzzelt bloß Kleinigkeiten zusammen. (kil)
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main