350 Stunden Material hatte Claude Lanzmann in über zehn Jahren für sein neuneinhalbstündiges Jahrhundertepos SHOAH gedreht. Zwei weitere eigenständige Dokumentarfilm-Meilensteine entstanden in der Folge aus diesem Material – genauer: aus Interviews, die er 1979 mit zwei sehr unterschiedlichen Gesprächspartnern über zwei Themenkomplexe führte, die in SHOAH schließlich keinen Platz fanden. Vor allem der Häftlings-Aufstand im Lager Sobibor verdiente einen eigenen Film. Aus ganz anderen Gründen wollte auch der Bericht des ehemaligen Delegierten des Roten Kreuzes über seine Besuche in Auschwitz und im »Vorzeigelager« Theresienstadt sich nicht in das Konzept von SHOAH fügen. Beide Filme erscheinen nun auf einer DVD. SOBIBOR, 14. OKTOBER 1943, 16 UHR (2001) setzt an, wo SHOAH (1986) endete: beim jüdischen Widerstand. Der Titel verweist auf Ort, Tag, Monat, Jahr, Stunde des einzigen jemals gelungenen Aufstands in einem Vernichtungslager der Nationalsozialisten. EIN LEBENDER GEHT VORBEI (UN VIVANT QUI PASSE) (1997): Maurice Rossel, ein Offizier der Schweizer Armee, der während des Zweiten Weltkriegs als Delegierter des Internationalen Roten Kreuzes in Berlin stationiert gewesen war, wollte Claude Lanzmann nicht empfangen. So überrumpelte ihn Lanzmann mit einem Überraschungsbesuch, bei dem dieses Filmgespräch in höchst gespannter Atmosphäre zustande kam.