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Gemeinsam gehen Alexander und Aleksandra auf den Friedhof. Er erzählt von seiner Kindheit in Danzig. Auch die Polin wurde vertrieben. Sie stammt ursprünglich aus dem litauischen Wilna und musste vor den Russen fliehen. Bei dem gemeinsamen Abendessen ist die Sympathie der beiden Verwitweten füreinander unübersichtlich. Zusammen entwickeln sie eine Idee: Was wäre, wenn sie eine Stiftung gründen würden, die Vertriebenen eine Bestattung in ihrer Heimat ermöglicht? Ein Versöhnungsfriedhof für Deutsche in Danzig und Polen in Wilna. Am nächsten Tag machen sie sich auf die Suche nach einem geeigneten…mehr

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Produktbeschreibung
Gemeinsam gehen Alexander und Aleksandra auf den Friedhof. Er erzählt von seiner Kindheit in Danzig. Auch die Polin wurde vertrieben. Sie stammt ursprünglich aus dem litauischen Wilna und musste vor den Russen fliehen. Bei dem gemeinsamen Abendessen ist die Sympathie der beiden Verwitweten füreinander unübersichtlich. Zusammen entwickeln sie eine Idee: Was wäre, wenn sie eine Stiftung gründen würden, die Vertriebenen eine Bestattung in ihrer Heimat ermöglicht? Ein Versöhnungsfriedhof für Deutsche in Danzig und Polen in Wilna. Am nächsten Tag machen sie sich auf die Suche nach einem geeigneten Gelände für ihren Versöhnungsfriedhof.

Wenige Monate später ist aus der Idee Wirklichkeit und aus Alexander und Aleksandra ein Paar geworden. Beide waren nicht untätig. Alexander hat von den deutschen Vertriebenen eine Finanzierung erhalten, gemeinsam haben sie eine Stiftung mit polnischen und deutschen Gesellschaftern gegründet. Auch die Marktfrau Erna sitzt im Vorstand. Als der Versöhnungsfriedhof in Danzig mit der ersten Beisetzung eröffnet wird, haben Aleksandra und Alexander Tränen der Rührung in den Augen. Einen Wermutstropfen gibt es trotzdem: Bei den Russen in Wilna fand die Idee noch keinen Anklang.
Es dauert jedoch nicht lange, da gibt es den ersten Streit unter den Stiftungsmitgliedern.

Alte Gräben brechen wieder auf, der Versöhnungsfriedhof wird mehr und mehr kommerziell vermarktet, während Aleksandras und Alexanders Herzensanliegen der Völkerversöhnung in der Hintergrund gedrängt wird. Aus der gemeinnützigen Stiftung ist ein florierendes Unternehmen geworden ist: Immer mehr Leichen kommen aus Deutschland in Danzig an, Umbettungen längst Verstorbener finden statt. Der Kapitalismus siegt über die ideellen Absichten. Erna Brakup gibt enttäuscht den Vorsitz ab. Und auch Alexander und Aleksandra erklären wenig später ihren Rückzug aus dem Projekt, denn von ihrem Grundgedanken der Versöhnung ist nicht mehr viel übrig geblieben.

Wenigstens haben sie dadurch ihre persönliche Freiheit wieder gewonnen. Sie heiraten. Die Hochzeitsreise führt das glückliche Paar nach Italien. Schöner kann es gar nicht werden. Bei einem Unfall kommen beide ums Leben und werden fernab ihrer Heimat auf einem idyllischen kleinen Friedhof begraben.

Bonusmaterial

DVD-Ausstattung / Bonusmaterial: - Kinotrailer - Kapitel- / Szenenanwahl - Making Of - Animiertes DVD-Menü - DVD-Menü mit Soundeffekten
Autorenporträt
Günter Grass wurde am 16. Oktober 1927 in Danzig geboren, absolvierte nach der Entlassung aus amerikanischer Kriegsgefangenschaft eine Steinmetzlehre, studierte dann Grafik und Bildhauerei in Düsseldorf und Berlin. 1956 erschien der erste Gedichtband mit Zeichnungen, 1959 der erste Roman 'Die Blechtrommel'. 1965 erhielt der Autor den Georg-Büchner-Preis, 1994 den Karel-Capek-Preis. 1999 wurde ihm der Nobelpreis für Literatur verliehen und 2009 wurde er zum Ehrenpräsidenten des P.E.N. ernannt. Günter Grass starb am 13. April 2015 in Lübeck.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 24.09.2005

Unterm Rock
Robert Glínski verfilmt die "Unkenrufe" von Günter Grass

Professor Reschke hat eine Gurke im Mund, als er ins Schleudern kommt. Eigentlich wollte er nach Danzig, doch nun steht sein Auto an der Leitplanke, gegen seine Fahrtrichtung und mit Schrammen, die eine Reparatur erforderlich machen. Wenige Schritte weiter liegt ein Mann im Straßengraben, ein Fahrrad neben sich, doch dieser Unfall hat mit der Gurke von Professor Reschke nichts zu tun. Da hat nur einer zuviel getrunken.

Zur selben Zeit turnen Restauratoren durch die Marienkirche in Danzig. Eine wertvolle Figur hängt hoch über den Bänken, plötzlich lockert sich ein Flaschenzug, und der Steinheilige stürzt ab. Er fällt ins Seil, wenige Zentimeter über dem Boden baumelt er. Dies sind die ersten "Unkenrufe" des Schicksals in der Verfilmung der Novelle von Günter Grass durch Robert Glínski. Man schreibt 1989. Noch steht in Berlin die Mauer, aber das Volk arbeitet schon an der Revolution. Es macht Westpolitik. Der Held der "Unkenrufe" ist auch vor diesem Hintergrund ein Unzeitgemäßer. Der Kunsthistoriker Alexander Reschke (Matthias Habich) ist in Danzig, seiner Geburtsstadt, auf der Suche nach einem Sarkophag mit erotischem Relief. Das Stück stammt aus dem achtzehnten Jahrhundert, einer idealen Epoche im Vergleich zu dem, was das zwanzigste aus Danzig gemacht hat.

Überall stolpert Reschke in Rückblenden, läuft er in einen Zug von Hitlerjungen, sieht er die Marktfrauen seiner Kindheit. In der Marienkirche findet Professor Reschke dann nicht den Sarkophag, sondern die reizvolle Restauratorin Aleksandra Piatkowska (Krystyna Janda). Mit ihr zieht es ihn zuerst einmal auf einen Friedhof. Beim Wein fallen dann die Worte, in denen die Ostpolitik der "Unkenrufe" kulminiert. "Jeder sollte dort leben dürfen, wo er geboren ist." Wichtiger noch: "Jeder sollte dort begraben sein dürfen, wo er geboren ist."

Weil viele so denken, gibt es einen Schollentourismus, und vielleicht gibt es auch wirklich deutsche Urlauber, die in polnischen Hotelfoyers "Lieb Vaterland, magst ruhig sein" singen und dabei tot umfallen. Professor Reschke und Frau Piatkowska jedenfalls ziehen aus diesen Beobachtungen einen richtigen Schluß. Es braucht einen Friedhof, in dem jene Menschen die letzte Ruhe finden können, die Gdánsk noch als Danzig kannten und die nach dem Tod hierher zurückkehren möchten. Mit Revanchismus sollte dieser Friedhof nichts zu tun haben, vielmehr mit Völkerverständigung und Versöhnung.

Während die Idee noch reift, bricht der Sozialismus zusammen und hinterläßt in Polen einen Leerraum, den sich die alten Bürokraten und die neuen Unternehmer teilen. Die Friedhofsgesellschaft von Professor Reschke und Frau Piatkowska findet einen Kapitalisten in dem westdeutschen Baulöwen Vielbrand (Udo Samel). Der tatendurstige Mann reißt gleich auch den Film an sich und macht eine deftige Satire daraus. Matthias Habich fügt sich hingegen in sein Lieblingsfach, den unverstandenen Hagestolz, der in Aleksandra eine wunderbare Partnerin hat, aber auch ihr das Leben schwermacht.

So nehmen die Dinge ihren Lauf, entstehen neue Mauern um neue Gräber. Die Unken sehen sich das von unten an. Sie sind aber nicht die einzige Deutungsinstanz. Weil bei Günter Grass die Weltgeschichte immer unter einen alten Rock passen muß, läuft die Marketenderin Erna Brakup als Orakel durch "Unkenrufe". Sie ist die Hüterin der Erde, die hier postnational neu verteilt wird. Ihre Stimme kommt aus jener anderen Zeit, in die der Film zurückmöchte - weil er dabei auf halbem Wege steckenbleibt und weder in die Gegenwart so richtig paßt noch als historisches Dokument etwas taugt, ist "Unkenrufe" selbst ein touristisches Unternehmen.

BERT REBHANDL

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