Über den Wolken ist die Freiheit grenzenlos für Ryan Bingham (George Clooney). 322 Tage im Jahr ist der passionierte Vielflieger in der Luft oder in Airport-Hotels, ununterbrochen unterwegs zu Firmen irgendwo in den USA. Dort übernimmt er die unliebsame Aufgabe, Mitarbeiter möglichst schmerzfrei über ihre Entlassung zu informieren. Ryan selbst hat nur ein Ziel: Er will der siebte Mensch werden, der als Frequent Flyer die sagenumwobene 10.000.000-Meilen-Schallmauer durchbricht. Doch dann lernt er auf einer seiner Reisen am Flughafen eine verwandte Seele kennen, die Geschäftsfrau Alex (Vera Farmiga), die eine menschliche Seite in ihm weckt, die er längst vergessen glaubte. Gleichzeitig droht sein Berufsleben aus den perfekt organisierten Bahnen zu geraten, als die ehrgeizige junge Harvard Absolventin Natalie (Anna Kendrick) seinen Chef Craig (Jason Bateman) davon überzeugen kann, in der Firma Modernisierungen durchzusetzen, die Ryan künftig an den Schreibtisch fesseln würden. Sein erfülltes Nomadenleben, in dem Statussymbole den Platz traditioneller Werte eingenommen haben, scheint komplett außer Kontrolle zu geraten: Wo soll ein Mann hin, der kein Zuhause hat?
Bonusmaterial
- Entfernte Szenen - Kommentare der Filmemacher und mehrFrankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 18.07.2010Oben auf der Empore
Kino am Ort des Geschehens: Zur Eröffnung der Frankfurter Kinowoche zeigt das Deutsche Filmmuseum "Up in the Air" im Terminal 1 des Flughafens.
FRANKFURT. Gerade hat es sich Ryan Bingham mit seiner Barbekanntschaft Alex Goran im Hotelbett bequem gemacht, da plappert die Sprecherin des Frankfurter Flughafens reichlich taktlos dazwischen. Man solle bitte das Gepäck nicht unbeaufsichtigt lassen, vielen Dank.
Für Momente wie diesen, in denen das Geschehen auf der Kinoleinwand auf seltsame Art mit der tatsächlichen Umgebung der Zuschauer verschmilzt, hat das Deutsche Filmmuseum die Aufführung von "Up in the Air" in das Terminal 1 des Flughafens verlegt. Denn Bingham, Protagonist des Films und gespielt von George Clooney, ist als smarter, erfolgreicher Junggeselle auf den Flughäfen dieser Welt zu Hause. Er fühle sich erst daheim, wenn er die Luft aus der Klimaanlage atme und das grelle Licht der Röhrenbeleuchtung sehe, sagt er.
Zum Thema Gepäck hat Bingham auch einiges zu sagen in dem knapp zwei Stunden langen Film: In seinen Motivationsseminaren vergleicht er das Leben mit einem Rucksack, der durch emotionale Bindungen an andere Menschen nur unnötig vollgepackt werde.
Schwer zu sagen, ob Bingham sich bei der Frankfurter Kinovorstellung wohl fühlen würde: Auf der vollbesetzten Empore über der Abflughalle A, auf der das Filmmuseum Leinwand, Projektor und Stühle für 200 Zuschauer aufgestellt hat, ist es warm und stickig, ein paar Lampen sind ausgeknipst, der Rest des Terminals ist kino-untypisch hell erleuchtet. Dafür tragen die Kartenkontrolleure Pilotenmützen, und die Getränke werden auf einem Stewardessenwägelchen herangerollt.
"Up in the Air", für den deutschen Markt mit "Ein Mann sucht Anschluss" untertitelt, wurde nach seinem Erscheinen voriges Jahr von den Kritikern hoch gelobt und für sechs Oscars nominiert. Clooney spielt einen "corporate hitman", einen "Auftragskiller der Wirtschaft". Er fliegt von Firma zu Firma und überbringt Mitarbeitern, die entlassen werden sollen, die schlechte Nachricht. Eine Familie oder ein richtiges Heim hat er nicht, sein großes Ziel ist es, zehn Millionen Bonusmeilen zu sammeln.
Ein wenig fühlt sich der Zuschauer wie ein flegelhafter Ruhestörer, als der Film startet und "This Land is Your Land" durchs stille Terminal schallt. Einige Touristen, die eine Etage tiefer unterwegs sind, schauen irritiert nach oben, bald versammelt sich unten zum Mitschauen eine Schar Sicherheitsbeamter, die Köpfe in den Nacken gelegt.
Eine "hinreißende Komödie" sei "Up in the Air", hieß es in einer der Besprechungen des Films. Tatsächlich wird viel gelacht an diesem Abend, wenn Ryan und Alex über die erotisierende Wirkung von Kundenkarten diskutieren oder Ryan mit sportlichem Ehrgeiz daran arbeitet, die Zeit in der Sicherheitskontrolle zu minimieren: "Stellen Sie sich nie hinter alten Leuten an, die haben den Körper voller Metall." Nach Filmende - "Wenn Sie in den Himmel schauen, sehen Sie vielleicht die Lichter meines Fliegers" sind Binghams letzte Worte - applaudieren die Zuschauer und gehen, meist zu zweit oder in Grüppchen, nach Hause. Es ist inzwischen fast ein Uhr, und die Ray Binghams dieser Welt gießen sich im Frankfurter Hilton vielleicht gerade noch einen Drink aus der Minibar ein.
Die Frankfurter Kinowoche dauert bis nächsten Sonntag. Weitere Informationen zum Programm gibt es im Internet unter www.deutschesfilmmuseum.de/kinowoche.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Kino am Ort des Geschehens: Zur Eröffnung der Frankfurter Kinowoche zeigt das Deutsche Filmmuseum "Up in the Air" im Terminal 1 des Flughafens.
FRANKFURT. Gerade hat es sich Ryan Bingham mit seiner Barbekanntschaft Alex Goran im Hotelbett bequem gemacht, da plappert die Sprecherin des Frankfurter Flughafens reichlich taktlos dazwischen. Man solle bitte das Gepäck nicht unbeaufsichtigt lassen, vielen Dank.
Für Momente wie diesen, in denen das Geschehen auf der Kinoleinwand auf seltsame Art mit der tatsächlichen Umgebung der Zuschauer verschmilzt, hat das Deutsche Filmmuseum die Aufführung von "Up in the Air" in das Terminal 1 des Flughafens verlegt. Denn Bingham, Protagonist des Films und gespielt von George Clooney, ist als smarter, erfolgreicher Junggeselle auf den Flughäfen dieser Welt zu Hause. Er fühle sich erst daheim, wenn er die Luft aus der Klimaanlage atme und das grelle Licht der Röhrenbeleuchtung sehe, sagt er.
Zum Thema Gepäck hat Bingham auch einiges zu sagen in dem knapp zwei Stunden langen Film: In seinen Motivationsseminaren vergleicht er das Leben mit einem Rucksack, der durch emotionale Bindungen an andere Menschen nur unnötig vollgepackt werde.
Schwer zu sagen, ob Bingham sich bei der Frankfurter Kinovorstellung wohl fühlen würde: Auf der vollbesetzten Empore über der Abflughalle A, auf der das Filmmuseum Leinwand, Projektor und Stühle für 200 Zuschauer aufgestellt hat, ist es warm und stickig, ein paar Lampen sind ausgeknipst, der Rest des Terminals ist kino-untypisch hell erleuchtet. Dafür tragen die Kartenkontrolleure Pilotenmützen, und die Getränke werden auf einem Stewardessenwägelchen herangerollt.
"Up in the Air", für den deutschen Markt mit "Ein Mann sucht Anschluss" untertitelt, wurde nach seinem Erscheinen voriges Jahr von den Kritikern hoch gelobt und für sechs Oscars nominiert. Clooney spielt einen "corporate hitman", einen "Auftragskiller der Wirtschaft". Er fliegt von Firma zu Firma und überbringt Mitarbeitern, die entlassen werden sollen, die schlechte Nachricht. Eine Familie oder ein richtiges Heim hat er nicht, sein großes Ziel ist es, zehn Millionen Bonusmeilen zu sammeln.
Ein wenig fühlt sich der Zuschauer wie ein flegelhafter Ruhestörer, als der Film startet und "This Land is Your Land" durchs stille Terminal schallt. Einige Touristen, die eine Etage tiefer unterwegs sind, schauen irritiert nach oben, bald versammelt sich unten zum Mitschauen eine Schar Sicherheitsbeamter, die Köpfe in den Nacken gelegt.
Eine "hinreißende Komödie" sei "Up in the Air", hieß es in einer der Besprechungen des Films. Tatsächlich wird viel gelacht an diesem Abend, wenn Ryan und Alex über die erotisierende Wirkung von Kundenkarten diskutieren oder Ryan mit sportlichem Ehrgeiz daran arbeitet, die Zeit in der Sicherheitskontrolle zu minimieren: "Stellen Sie sich nie hinter alten Leuten an, die haben den Körper voller Metall." Nach Filmende - "Wenn Sie in den Himmel schauen, sehen Sie vielleicht die Lichter meines Fliegers" sind Binghams letzte Worte - applaudieren die Zuschauer und gehen, meist zu zweit oder in Grüppchen, nach Hause. Es ist inzwischen fast ein Uhr, und die Ray Binghams dieser Welt gießen sich im Frankfurter Hilton vielleicht gerade noch einen Drink aus der Minibar ein.
Die Frankfurter Kinowoche dauert bis nächsten Sonntag. Weitere Informationen zum Programm gibt es im Internet unter www.deutschesfilmmuseum.de/kinowoche.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main