Technische Angaben:
Bildformat: 16:9 anamorph
Sprache / Tonformate: Deutsch (Dolby Digital 5.1)
Untertitel: Deutsch
Ländercode: 2
Extras: Making of, Interviews mit den Schauspielern, Regiekommentar von Zoltan Spirandelli und Davis Gravenhorst, Beitrag über den Film aus 'Aspekte' (ZDF, März 2002), Künstlerprofile, Kinotrailer, Videovorschau, Kapitelanwahl
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Sprache / Tonformate: Deutsch (Dolby Digital 5.1)
Untertitel: Deutsch
Ländercode: 2
Extras: Making of, Interviews mit den Schauspielern, Regiekommentar von Zoltan Spirandelli und Davis Gravenhorst, Beitrag über den Film aus 'Aspekte' (ZDF, März 2002), Künstlerprofile, Kinotrailer, Videovorschau, Kapitelanwahl
Bonusmaterial
DVD-Ausstattung / Bonusmaterial: - Kinotrailer - Trailer von anderen Filmen - Kapitel- / Szenenanwahl - Making Of - Interviews mit den Schauspielern - Audiokommentar von Zoltan Spirandelli und David Gravenhorst - Beitrag zum Film aus "Aspekte" (ZDF)Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 02.04.2002Singen, springen, kleine Sachen machen
Mönch, bedenk dein Seelenheil: Zoltan Spirandellis Kinodebüt "Vaya con dios"
Vor Jahren wollte Zoltan Spirandelli das Kinopublikum singen lehren. "Der Hahn ist tot" hieß der interaktive Kurzfilm, in dem ein jugendlicher Dirigent die Leute im Saal zum Kanon vereinte. Interaktiv ist nun auch der erste abendfüllende Spielfilm des 1957 im Taunus geborenen Regisseurs geworden - nur daß wir nicht singen, sondern Tränen der Rührung weinen. Ist es nicht herzzerreißend, wenn Arbo, der Klosterschüler auf Reisen, in Chiara, der forschen Fotoreporterin, sein Gegenüber erkennt und sie in ihm? Oder wenn die kleine Mönchsgesellschaft mit dem Gesang des schönen George-Neumark-Liedes "Wer nur den lieben Gott läßt walten" ihren Bruder Benno aus der Verblendung im Schoß einer reichen Abtei aufweckt und die Falsettstimme Arbos den Gemeindegesang wie eine Fanfare überstrahlt?
Benno, der gelehrte Älteste, der bäuerische Tassilo und eben Arbo gehören dem frei erfundenen Orden der Cantorianer an, die Gott allein durch Singen näherkommen wollen. Ihr letzter Stützpunkt in Deutschland - gefilmt wurde im märkischen Kloster Chorin - fällt dem Sparzwang der Sponsorin zum Opfer. Auf dem Weg zu den Glaubensbrüdern in Italien werden sie von Chiara, die einer illegalen Versenkung von Giftfässern auf der Spur war, aufgelesen und bis Stuttgart mitgenommen. Auf der Weiterfahrt bleiben sie in Karlsruhe hängen, wo sie einem Jesuitenabt in die Arme laufen, der sie wegen ihrer ketzerischen Lehre gern in seine Mauern einschließen möchte. Doch weil Arbo dem Ruf seines Herzens folgt, kann daraus nichts werden.
Mönche sind seit der Umberto-Eco-Verfilmung "Im Namen der Rose" im Kino gefragt. Es sieht aus, als erfreue sich eine weitgehend säkularisierte Welt gern an Gestalten von moralischer Festigkeit - oder an ihrer Entblößung. Spirandellis Fabel spielt mit beidem: auf der einen Seite die undogmatischen Glaubensbrüder, deren leicht verständliche Theologie sich auf Gesang und fromme Lebensweise reduziert, auf der anderen die mit Einfluß und Vermögen ausgestattete Kirche, die nichts mehr fürchtet als Gläubige, die den direkten Zugang zu Gott suchen. Das ist zwar ein arges Zerrbild, aber auf Realismus kam es dem Regisseur offenbar wenig an. Geschickt führt Spirandelli seine Geschichte an den seichten Gefilden der Klamotte vorbei. Die äußerlich wie innerlich weltfremden Mönche erwerben sich rasch Sympathie, zudem sich bald zeigt, daß auch sie Kinder dieser Welt sind. Umgekehrt ist aber auch die vergnügungssüchtige Jugend für ein Licht von oben durchaus empfänglich.
Auch dank der vorzüglichen Kamera von Dieter Deventer, dem feinfühligen Schnitt von Magdolna Rokob und der hier besonders wichtigen musikalischen Partitur des filmerprobten Detlef Friedrich Petersen schwebt die Inszenierung leichtfüßig über die Wirklichkeit, um sie nur bisweilen mit den Zehenspitzen zu berühren. Einzig in der Stummfilmreminiszenz einer Verfolgungsjagd, die die Jesuiten zähneknirschend an die Cantorianer verlieren, scheint einmal der Spaß um des nötigen Tempogewinns für den Film zu obsiegen. Über einen Widerspruch stolpert man beim Titel, der allein des Klanges wegen spanisch lautet ("Geh mit Gott"), obwohl Spanien fernab der Handlung liegt und die Mönche nur lateinisch oder deutsch singen. Der Untertitel "Und führe uns in Versuchung" fügt der versteckten Anrufung Gottes keck das Bekenntnis zur sündhaften Welt des Kinobesuchers hinzu.
Die Details der szenischen Komposition sind sorgfältig aufeinander abgestimmt, und die Darsteller verhelfen dem Roadmovie zur in sich stimmigen Überzeugungskraft: Michael Gwisdek als gelehrter Bruder Benno, Matthias Brenner als erdverbundener, aber doch glaubensstarker Bruder Fassilo, Daniel Brühl als staunender Arbo, Chiara Schoras, die in der Rolle der Fotografin eher einem Engel als einer Versucherin ähnelt. Aber Spirandellis Inszenierung fehlt der feste Boden unter den Füßen, der bohrende Zweifel am Morgen nach dem Traum. Interaktiver Filmspaß oder ernsthafte Weltbefragung, wie man sie bei Rossellini, Pasolini, Buñuel oder Tarkowskij findet - der Regisseur wird sich entscheiden müssen.
HANS-JÖRG ROTHER
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Mönch, bedenk dein Seelenheil: Zoltan Spirandellis Kinodebüt "Vaya con dios"
Vor Jahren wollte Zoltan Spirandelli das Kinopublikum singen lehren. "Der Hahn ist tot" hieß der interaktive Kurzfilm, in dem ein jugendlicher Dirigent die Leute im Saal zum Kanon vereinte. Interaktiv ist nun auch der erste abendfüllende Spielfilm des 1957 im Taunus geborenen Regisseurs geworden - nur daß wir nicht singen, sondern Tränen der Rührung weinen. Ist es nicht herzzerreißend, wenn Arbo, der Klosterschüler auf Reisen, in Chiara, der forschen Fotoreporterin, sein Gegenüber erkennt und sie in ihm? Oder wenn die kleine Mönchsgesellschaft mit dem Gesang des schönen George-Neumark-Liedes "Wer nur den lieben Gott läßt walten" ihren Bruder Benno aus der Verblendung im Schoß einer reichen Abtei aufweckt und die Falsettstimme Arbos den Gemeindegesang wie eine Fanfare überstrahlt?
Benno, der gelehrte Älteste, der bäuerische Tassilo und eben Arbo gehören dem frei erfundenen Orden der Cantorianer an, die Gott allein durch Singen näherkommen wollen. Ihr letzter Stützpunkt in Deutschland - gefilmt wurde im märkischen Kloster Chorin - fällt dem Sparzwang der Sponsorin zum Opfer. Auf dem Weg zu den Glaubensbrüdern in Italien werden sie von Chiara, die einer illegalen Versenkung von Giftfässern auf der Spur war, aufgelesen und bis Stuttgart mitgenommen. Auf der Weiterfahrt bleiben sie in Karlsruhe hängen, wo sie einem Jesuitenabt in die Arme laufen, der sie wegen ihrer ketzerischen Lehre gern in seine Mauern einschließen möchte. Doch weil Arbo dem Ruf seines Herzens folgt, kann daraus nichts werden.
Mönche sind seit der Umberto-Eco-Verfilmung "Im Namen der Rose" im Kino gefragt. Es sieht aus, als erfreue sich eine weitgehend säkularisierte Welt gern an Gestalten von moralischer Festigkeit - oder an ihrer Entblößung. Spirandellis Fabel spielt mit beidem: auf der einen Seite die undogmatischen Glaubensbrüder, deren leicht verständliche Theologie sich auf Gesang und fromme Lebensweise reduziert, auf der anderen die mit Einfluß und Vermögen ausgestattete Kirche, die nichts mehr fürchtet als Gläubige, die den direkten Zugang zu Gott suchen. Das ist zwar ein arges Zerrbild, aber auf Realismus kam es dem Regisseur offenbar wenig an. Geschickt führt Spirandelli seine Geschichte an den seichten Gefilden der Klamotte vorbei. Die äußerlich wie innerlich weltfremden Mönche erwerben sich rasch Sympathie, zudem sich bald zeigt, daß auch sie Kinder dieser Welt sind. Umgekehrt ist aber auch die vergnügungssüchtige Jugend für ein Licht von oben durchaus empfänglich.
Auch dank der vorzüglichen Kamera von Dieter Deventer, dem feinfühligen Schnitt von Magdolna Rokob und der hier besonders wichtigen musikalischen Partitur des filmerprobten Detlef Friedrich Petersen schwebt die Inszenierung leichtfüßig über die Wirklichkeit, um sie nur bisweilen mit den Zehenspitzen zu berühren. Einzig in der Stummfilmreminiszenz einer Verfolgungsjagd, die die Jesuiten zähneknirschend an die Cantorianer verlieren, scheint einmal der Spaß um des nötigen Tempogewinns für den Film zu obsiegen. Über einen Widerspruch stolpert man beim Titel, der allein des Klanges wegen spanisch lautet ("Geh mit Gott"), obwohl Spanien fernab der Handlung liegt und die Mönche nur lateinisch oder deutsch singen. Der Untertitel "Und führe uns in Versuchung" fügt der versteckten Anrufung Gottes keck das Bekenntnis zur sündhaften Welt des Kinobesuchers hinzu.
Die Details der szenischen Komposition sind sorgfältig aufeinander abgestimmt, und die Darsteller verhelfen dem Roadmovie zur in sich stimmigen Überzeugungskraft: Michael Gwisdek als gelehrter Bruder Benno, Matthias Brenner als erdverbundener, aber doch glaubensstarker Bruder Fassilo, Daniel Brühl als staunender Arbo, Chiara Schoras, die in der Rolle der Fotografin eher einem Engel als einer Versucherin ähnelt. Aber Spirandellis Inszenierung fehlt der feste Boden unter den Füßen, der bohrende Zweifel am Morgen nach dem Traum. Interaktiver Filmspaß oder ernsthafte Weltbefragung, wie man sie bei Rossellini, Pasolini, Buñuel oder Tarkowskij findet - der Regisseur wird sich entscheiden müssen.
HANS-JÖRG ROTHER
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