William Shakespeare war Giuseppe Verdis Lieblingsdramatiker. Doch gleich auf Platz zwei folgte Friedrich Schiller. Mit dem deutschen Schriftsteller und Bühnenautor verband ihn nicht zuletzt der Kampf für Gedankenfreiheit und das unaufhörliche Streben nach Liberalität und Aufklärung. Deshalb war es nur folgerichtig, dass Verdi in seiner Laufbahn als Komponist mehrere Male Theaterwerke von Schiller in Opern verwandelte. Hier wären etwa die Vertonungen von Giovanna d'Arco , Luisa Miller sowie I Masnadieri zu nennen. Und natürlich darf auch Don Carlos nicht unerwähnt bleiben. Aus diesem Bühnenstück machte Giuseppe Verdi eine Oper in fünf Akten -- erste Fassung 1867, später wiederholt überarbeitet --, die inhaltlich die Schwerpunkte im Vergleich zu Schillers Vorlage ein wenig anders setzte. Während Schillers epische Tragödie als intimes Kammerspiel mit streitlustigem Grundton angelegt war, betonte Verdi eher die lyrischen Momente und den Themenkomplex der unerfüllbaren Liebe. Luc Bondy strich in seiner Inszenierung am Pariser Théâtre du Châtelet diesen Aspekt mit erfinderischen Regieeinfällen besonders anschaulich und plakativ heraus. Der gebürtige Züricher, der sich bei den Festspielen in Salzburg, an der Berliner Schaubühne und mit Opernarbeiten wie Lulu und Wozzeck einen Namen gemacht hat, ließ damals seine Akteure den Konflikt zwischen Liebessehnsucht und Liebesentzug in einem stilsicher und geschmackvoll eingerichteten Ambiente austragen. Kostümdesignerin Moidele Bickel und Bühnenbildner Gilles Aillaud haben dafür ein klares Konzept mit strengen, aber wunderschönen Farben und Formen entworfen.