Inszeniert von Steven Spielberg, schließt der Film vier Jahre nach dem Desaster im Jurassic Park an. Auf einer nahegelegenen Insel haben die Dinosaurier unbemerkt überlebt und können sich frei bewegen. Doch jetzt droht eine noch viel größere Gefahr - ein Plan, die Dinosaurier einzufangen und auf das Festland zu bringen. John Hammond (Richard Attenborough), der die Kontrolle über seine Gesellschaft "InGen" verloren hat, sieht eine Chance, seine Fehler aus der Vergangenheit wiedergutzumachen und sendet eine Expedition, geleitet von Ian Malcom (Jeff Goldblum), zur Insel, bevor der beauftragte Jagd-Trupp dort ankommt. Die zwei Gruppen stehen sich in extremer Gefahr gegenüber und müssen sich in einem Wettlauf gegen die Zeit zusammenschließen, um zu überleben.
Bonusmaterial
- Making-of - Nicht verwendete Szenen - Illustrationen & Konzeptzeichnungen - Storyboards - Modelle - Die Welt von "Jurassic Park" - Produktionsfotos - Kinotrailer - Dinosaurier-Enzyklopädie - Produktionsnotizen - Schauspielerporträts - DVD-ROM-TeilFrankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 26.05.1997Halali im Paläozoikum
Dinos röhren und grunzen, alle anderen atmen flach: Steven Spielbergs "Jurassic Park"-Fortsetzung "The Lost World"
NEW YORK, 25. Mai
Nur in der Musik fauchen die Crescendi, das Meer wirkt ruhig. Eine Insel taucht auf, am Strand eine englische Familie. Champagnergläser werden gefüllt, Sandwiches gereicht. Jetzt ist es, neben der Musik, das Licht, ein kaltes, fahles Licht aus verhangenem Himmel, das Unheil verkündet. Ein Kind löst sich von der Gruppe, kickt Muscheln im Sand umher. Vom Urwaldrand lockt ein Fiepsen. Ein kleines Tier, kaum größer als ein Lurch mit langem Hals, springt dem Kind entgegen, reißt das Mäulchen auf, läßt sich füttern. Das Kind lacht. Es kommen immer mehr der kleinen, spitz bezahnten Kreaturen, sie schnattern, sie kreischen. Die Kamera schaut nicht hin, als auch das Kind zu schreien beginnt, lange, hell, gequält.
Kinder in Gefahr und Todesangst - das war, ohne daß es damals ein Opfer gab, schon in "Jurassic Park" die beunruhigendste Mischung und Inhalt der spannendsten Szenen. Damals gab es sogar eine Filmfigur, Sam Neill in der Rolle des Dr. Grant, die nicht nur unausgesprochene Tötungsphantasien gegenüber den Kindern einer Kollegin hegte. Doch Dr. Grant rettete sie am Ende vor den Velociraptors, und kein Kind kam zu Schaden. Die Fortsetzung aber, "The Lost World: Jurassic Park", die am Wochenende die amerikanischen Kinos erreichte und als erster großer Sommerfilm die Sollmarke für die Einspielergebnisse der kommenden Spektakel setzte, beginnt mit einem Kindsopfer und etabliert damit einen völlig anderen Ton: dunkler, gefährlicher, blutiger und blutrünstiger.
"Jurassic Park", für alle, die sich an Steven Spielbergs Film aus dem Jahr 1993 nicht mehr erinnern können, war ein für Touristen angelegter Vergnügungspark der Frühgeschichte, von einem Wissenschaftler erträumt, von seiner Firma gebaut, außer Kontrolle geraten und schließlich zerstört. Seine Hauptattraktion waren die Dinosaurier, lebendige, ungeplant zweigeschlechtliche Monster, die aus gentechnisch manipulierten Vogeleiern schlüpften. Gehalten hinter Hochspannungszäunen, liefen sie plötzlich Amok, rissen die Zäune nieder, zertrampelten Autos, fraßen Forscher, vermehrten sich. Am Ende aber schienen sie besiegt, und jeder, der den Kampf mit ihnen überlebt hatte, schwor, niemals wieder einen Fuß auf die Insel vor Costa Rica zu setzen, auf der "Jurassic Park" errichtet worden war.
Daß die Geschichte nach einem Roman von Michael Crichton serientauglich war, wußten alle, die den Film gedreht, und alle, die ihn gesehen hatten. Doch es dauerte eine Weile, bis Michael Crichton und Steven Spielberg auf die Idee kamen, daß etwas überlebt haben könnte, nicht im Park selbst, sondern auf einer Nachbarinsel, dort, wo das Genlabor stand. In ein paar Jahren, in denen die Natur und das Labor sich selbst überlassen waren, hat sich dort eine vielfältige Dinosaurierpopulation entwickelt, ohne Zäune, ohne Park, in einer natürlichen prähistorischen Enklave. Was sind das für Geschöpfe, die dort entstanden sind, was fressen sie, wie leben sie, wen jagen sie? Fragen, die nicht einmal den Chaostheoretiker Ian Malcom brennend interessieren, den der "Jurassic Park"-Erfinder Hammond (beide bekannt aus dem ersten Teil und wieder gespielt von Jeff Goldblum und Richard Attenborough) dorthin schicken will, um das Leben der seit Millionen Jahren ausgestorbenen Arten zu dokumentieren. Malcom winkt ab. Doch Sarah, seine Paläontologen-Freundin (Julianne Moore), ist ohne sein Wissen bereits aufgebrochen. Also macht sich auch Malcom auf den Weg - nicht zu einer Forschungsreise, sondern zu einer Rettungsaktion.
Wenn "Jurassic Park" eine verschleierte Fortsetzung zum "Weißen Hai" war, so ist "The Lost World" eine maskierte Folge der "Indiana Jones"-Serie, ein Abenteuer-eher als ein Monsterfilm, atemlos schnell und von technischem Raffinement, das jede Differenz zwischen Live-Aktionen, Robotern und computeranimierten Elementen und Sequenzen vergessen macht. Spielberg muß sein Team - außer dem Kameramann Janusz Kaminski alles Veteranen aus dem ersten Teil - bis zur Erschöpfung gejagt haben, um dieses Tempo zu halten und immer noch ein Stück weiter zu treiben, bis ihm, nach gut zwei Dritteln des Films, doch die Luft ausgeht, eine Weile Stillstand herrscht und auch zum Finale die ursprüngliche Rasanz nicht mehr erreicht wird.
Sehr viel mehr Dinosaurier fressen sehr viel mehr Menschen in diesem Film, der auf der Grundidee aufbaut, die kontemplativen Forscher mit einer Gruppe von Jägern zu konfronieren, die einige Dinosaurier für einen Themenpark in San Diego entführen wollen. Lange atemnehmende Sequenzen einer Safari im Regen rufen "Hatari!" von Howard Hawks in Erinnerung, und am Ende, wenn ein Tyrannosaurus rex tatsächlich San Diego erreicht, sind es "King Kong" und "Godzilla". Der Titel wiederum verweist nun wörtlich auf Arthur Conan Doyles Roman "The Lost World" von 1912 und seine gleichnamige Verfilmung aus den zwanziger Jahren, denen schon der erste Teil fast alles schuldete - außer den bewegten Bildern lebensechter Dinosaurier natürlich, eine animatorische Leistung, die bisher unübertroffen ist.
Die Figuren allerdings bleiben auch im zweiten Teil fast so leblos wie im ersten. Dafür werden die Dinosaurier ein wenig menschlicher, so wie auch "E. T." menschliche Züge hatte, und ausgestattet mit Familiensinn und fürsorglichen Instinkten. Es gibt offenbar keine Brücke, die Spielberg nicht schlagen kann, nicht aus dem Weltall in die Vorstadt und nicht aus der Prähistorie in die Gegenwart.
Die einzige Brücke, die er nicht mehr schlägt, ist die zwischen seinen verschiedenen Talenten. Sauber trennt er seit der "Begegnung der dritten Art" zwischen seinen technisch immer brillanteren Kinospektakeln mit kaum flach atmendem Personal und den Filmen, in denen es ihm um seine Figuren geht, wie in "Schindlers Liste", den er im selben Jahr wie "Jurassic Park" drehte, oder "Amistad's" über eine Sklavenrevolte, den er in kurzer Zeit fertigstellen wird. Pop gegen Anspruch - die Trennung, die in der amerikanischen Kultur eine soviel geringere Rolle spielt als in der deutschen, hat ausrechnet Steven Spielberg, der beides einst genial zu verbinden wußte, wieder für sich eingeführt. "The Lost World" ist ein spannender Film. Aber kein großes Kino. VERENA LUEKEN
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Dinos röhren und grunzen, alle anderen atmen flach: Steven Spielbergs "Jurassic Park"-Fortsetzung "The Lost World"
NEW YORK, 25. Mai
Nur in der Musik fauchen die Crescendi, das Meer wirkt ruhig. Eine Insel taucht auf, am Strand eine englische Familie. Champagnergläser werden gefüllt, Sandwiches gereicht. Jetzt ist es, neben der Musik, das Licht, ein kaltes, fahles Licht aus verhangenem Himmel, das Unheil verkündet. Ein Kind löst sich von der Gruppe, kickt Muscheln im Sand umher. Vom Urwaldrand lockt ein Fiepsen. Ein kleines Tier, kaum größer als ein Lurch mit langem Hals, springt dem Kind entgegen, reißt das Mäulchen auf, läßt sich füttern. Das Kind lacht. Es kommen immer mehr der kleinen, spitz bezahnten Kreaturen, sie schnattern, sie kreischen. Die Kamera schaut nicht hin, als auch das Kind zu schreien beginnt, lange, hell, gequält.
Kinder in Gefahr und Todesangst - das war, ohne daß es damals ein Opfer gab, schon in "Jurassic Park" die beunruhigendste Mischung und Inhalt der spannendsten Szenen. Damals gab es sogar eine Filmfigur, Sam Neill in der Rolle des Dr. Grant, die nicht nur unausgesprochene Tötungsphantasien gegenüber den Kindern einer Kollegin hegte. Doch Dr. Grant rettete sie am Ende vor den Velociraptors, und kein Kind kam zu Schaden. Die Fortsetzung aber, "The Lost World: Jurassic Park", die am Wochenende die amerikanischen Kinos erreichte und als erster großer Sommerfilm die Sollmarke für die Einspielergebnisse der kommenden Spektakel setzte, beginnt mit einem Kindsopfer und etabliert damit einen völlig anderen Ton: dunkler, gefährlicher, blutiger und blutrünstiger.
"Jurassic Park", für alle, die sich an Steven Spielbergs Film aus dem Jahr 1993 nicht mehr erinnern können, war ein für Touristen angelegter Vergnügungspark der Frühgeschichte, von einem Wissenschaftler erträumt, von seiner Firma gebaut, außer Kontrolle geraten und schließlich zerstört. Seine Hauptattraktion waren die Dinosaurier, lebendige, ungeplant zweigeschlechtliche Monster, die aus gentechnisch manipulierten Vogeleiern schlüpften. Gehalten hinter Hochspannungszäunen, liefen sie plötzlich Amok, rissen die Zäune nieder, zertrampelten Autos, fraßen Forscher, vermehrten sich. Am Ende aber schienen sie besiegt, und jeder, der den Kampf mit ihnen überlebt hatte, schwor, niemals wieder einen Fuß auf die Insel vor Costa Rica zu setzen, auf der "Jurassic Park" errichtet worden war.
Daß die Geschichte nach einem Roman von Michael Crichton serientauglich war, wußten alle, die den Film gedreht, und alle, die ihn gesehen hatten. Doch es dauerte eine Weile, bis Michael Crichton und Steven Spielberg auf die Idee kamen, daß etwas überlebt haben könnte, nicht im Park selbst, sondern auf einer Nachbarinsel, dort, wo das Genlabor stand. In ein paar Jahren, in denen die Natur und das Labor sich selbst überlassen waren, hat sich dort eine vielfältige Dinosaurierpopulation entwickelt, ohne Zäune, ohne Park, in einer natürlichen prähistorischen Enklave. Was sind das für Geschöpfe, die dort entstanden sind, was fressen sie, wie leben sie, wen jagen sie? Fragen, die nicht einmal den Chaostheoretiker Ian Malcom brennend interessieren, den der "Jurassic Park"-Erfinder Hammond (beide bekannt aus dem ersten Teil und wieder gespielt von Jeff Goldblum und Richard Attenborough) dorthin schicken will, um das Leben der seit Millionen Jahren ausgestorbenen Arten zu dokumentieren. Malcom winkt ab. Doch Sarah, seine Paläontologen-Freundin (Julianne Moore), ist ohne sein Wissen bereits aufgebrochen. Also macht sich auch Malcom auf den Weg - nicht zu einer Forschungsreise, sondern zu einer Rettungsaktion.
Wenn "Jurassic Park" eine verschleierte Fortsetzung zum "Weißen Hai" war, so ist "The Lost World" eine maskierte Folge der "Indiana Jones"-Serie, ein Abenteuer-eher als ein Monsterfilm, atemlos schnell und von technischem Raffinement, das jede Differenz zwischen Live-Aktionen, Robotern und computeranimierten Elementen und Sequenzen vergessen macht. Spielberg muß sein Team - außer dem Kameramann Janusz Kaminski alles Veteranen aus dem ersten Teil - bis zur Erschöpfung gejagt haben, um dieses Tempo zu halten und immer noch ein Stück weiter zu treiben, bis ihm, nach gut zwei Dritteln des Films, doch die Luft ausgeht, eine Weile Stillstand herrscht und auch zum Finale die ursprüngliche Rasanz nicht mehr erreicht wird.
Sehr viel mehr Dinosaurier fressen sehr viel mehr Menschen in diesem Film, der auf der Grundidee aufbaut, die kontemplativen Forscher mit einer Gruppe von Jägern zu konfronieren, die einige Dinosaurier für einen Themenpark in San Diego entführen wollen. Lange atemnehmende Sequenzen einer Safari im Regen rufen "Hatari!" von Howard Hawks in Erinnerung, und am Ende, wenn ein Tyrannosaurus rex tatsächlich San Diego erreicht, sind es "King Kong" und "Godzilla". Der Titel wiederum verweist nun wörtlich auf Arthur Conan Doyles Roman "The Lost World" von 1912 und seine gleichnamige Verfilmung aus den zwanziger Jahren, denen schon der erste Teil fast alles schuldete - außer den bewegten Bildern lebensechter Dinosaurier natürlich, eine animatorische Leistung, die bisher unübertroffen ist.
Die Figuren allerdings bleiben auch im zweiten Teil fast so leblos wie im ersten. Dafür werden die Dinosaurier ein wenig menschlicher, so wie auch "E. T." menschliche Züge hatte, und ausgestattet mit Familiensinn und fürsorglichen Instinkten. Es gibt offenbar keine Brücke, die Spielberg nicht schlagen kann, nicht aus dem Weltall in die Vorstadt und nicht aus der Prähistorie in die Gegenwart.
Die einzige Brücke, die er nicht mehr schlägt, ist die zwischen seinen verschiedenen Talenten. Sauber trennt er seit der "Begegnung der dritten Art" zwischen seinen technisch immer brillanteren Kinospektakeln mit kaum flach atmendem Personal und den Filmen, in denen es ihm um seine Figuren geht, wie in "Schindlers Liste", den er im selben Jahr wie "Jurassic Park" drehte, oder "Amistad's" über eine Sklavenrevolte, den er in kurzer Zeit fertigstellen wird. Pop gegen Anspruch - die Trennung, die in der amerikanischen Kultur eine soviel geringere Rolle spielt als in der deutschen, hat ausrechnet Steven Spielberg, der beides einst genial zu verbinden wußte, wieder für sich eingeführt. "The Lost World" ist ein spannender Film. Aber kein großes Kino. VERENA LUEKEN
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