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Die Zeit der "Neuen Deutschen Welle" 1981: Tagsüber langweilt sich Harry Pritzel als Bankangestellter, aber kaum ist es Abend, managt er mit dem klangvollen Namen Harry Foyer die Münchner Band "Apollo Schwabing", die es bisher nur in Gemeindezentren schaffte.
Think big, sagt sich der Knabe und bucht den Circus Krone, wo "Apollo Schwabing" als Vorgruppe von "DAF - Deutsch Amerikanische Freundschaft" auftreten soll. Die Sache hat nur einen Haken: DAF weiß von nichts...
Das Herz des 19-jährigen Bankangestellten Harry (Tom Schilling) schlägt ganz im Takt der Neuen Deutschen Welle: Harry
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Produktbeschreibung
Die Zeit der "Neuen Deutschen Welle" 1981: Tagsüber langweilt sich Harry Pritzel als Bankangestellter, aber kaum ist es Abend, managt er mit dem klangvollen Namen Harry Foyer die Münchner Band "Apollo Schwabing", die es bisher nur in Gemeindezentren schaffte.

Think big, sagt sich der Knabe und bucht den Circus Krone, wo "Apollo Schwabing" als Vorgruppe von "DAF - Deutsch Amerikanische Freundschaft" auftreten soll. Die Sache hat nur einen Haken: DAF weiß von nichts...
Das Herz des 19-jährigen Bankangestellten Harry (Tom Schilling) schlägt ganz im Takt der Neuen Deutschen Welle: Harry managt so nebenbei die Münchner Gruppe Apollo Schwabing und will mit seinen Freunden Vince (Robert Stadlober), Melitta (Jessica Schwarz) und Freddie (Marlon Kittel) groß rauskommen - als Vorgruppe der Band DAF, die jedoch von ihrem Glück noch nichts weiß.

Inspiriert von Jürgen Teipels gleichnamigem Doku-Roman erzählt Benjamin Quabeck ("Nichts bereuen") selbstbewusst und witzig wie die NDW die Jugend diesseits und jenseits der Mauer in eine ungeahnte Aufbruchsstimmung versetzte - und das natürlich im passenden Eighties-Retro-Look.



Bonusmaterial

DVD-Ausstattung / Bonusmaterial: - Kapitel- / Szenenanwahl - Animiertes DVD-Menü - DVD-Menü mit Soundeffekten - Musikvideo(s) - Interviews - Blick hinter die Kulissen - Deleted Scenes - Outtakes - Audiokommentar mit Regisseur Benjamin Quabeck und Kameramann David Schultz - Postergalerie - Der Besondere Filmtipp
Autorenporträt
Robert Stadlober, geboren 1982, ist einer der gefragtesten jungen deutschsprachigen Schauspieler. Er spielte zum Beispiel in Sonnenallee, Crazy, Krabat und Jud Süß - Film ohne Gewissen . Er arbeitet auch als Hörbuchsprecher.

Jessica Schwarz, geboren 1977 in Erbach/Michelstadt, begann ihre Karriere als Model und wurde 2000 als Moderatorin bei Viva bekannt. Ihr Filmdebüt gab sie 2001 in "Nichts bereuen" an der Seite von Daniel Brühl. Ab 2002 konzentrierte sie sich ganz auf die Schauspielerei.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 29.06.2003

Ich will mein Leben zurück
Waren die Achtziger wirklich so? Benjamin Quabecks Film "Verschwende deine Jugend" bewältigt die Jüngstvergangenheit

Als die achtziger Jahre begannen, sah die Welt für einen Moment gar nicht so übel aus. Wir hatten die ersten 68er-Lehrer überlebt und die letzten Exemplare jener Generation, die uns morgens noch mit "Vordermann! Hände an die Hosennaht!" begrüßten und von Steckschüssen im linken Bein zu erzählen wußten. Wir waren jung und auch ein bißchen politisch, weil wir lieber Selbstgedrehte rauchten und einen Kanzler, der sich dauernd Mentholzigaretten anzündete, ziemlich unmännlich fanden. Statt Brombeertee aus selbstgetöpferten Bechern tranken wir tiefschwarzen Kaffee, und es gab auch sonst jede Menge Dinge, mit denen man nicht einverstanden war.

Franz Josef Strauß, von dem mein Vater immer sagte, der habe ja gar keinen Hals, wollten wir nicht, fanden aber den Film "Der Kandidat", den das altgewordene neue deutsche Kino ihm widmete, dann doch zu lahm. Die Friedensdemonstrationen hatten für uns weniger eine politische als eine erotische Komponente, weil schließlich schöne Mädchen auch unter Latzhosen und Palästinenserfeudeln schöne Mädchen blieben. Wir lasen Hegel und Foucault, "Sounds" und Adorno, wir stellten riesige, selbstgebaute Boxen in unsere winzigen Studentenzimmer und hörten "Boys don't cry" von The Cure, The Fall, manchmal auch ein bißchen Free Jazz, und wir diskutierten nächtelang erbittert, ob nicht die Sex Pistols das Kulturindustrie-Kapitel aus der "Dialektik der Aufklärung" endgültig widerlegt hätten. Wir klemmten uns in enge Kneipen und obskure Schuppen, in denen drittklassige Möchtegern-Punk-Kapellen spielten, die zum Teil irrsinnigere Namen hatten als die Bands aus der ersten Reihe; wir mußten für die Top Acts nach Hamburg oder Düsseldorf fahren, weil wir in der Provinz lebten, ob die nun Münster oder München hieß, welches zwar eine Großstadt, aber auf der Landkarte von Pogo, Punk und Neuer Deutscher Welle auch nur ein Dorf war.

Pogo in der Provinz

Und irgendwann in diesen Tiefausläufern des Deutschen Herbstes sperrten wir für kurze Zeit überrascht die Ohren auf, die sonst auf deutsche Texte total allergisch reagierten. DAF, Fehlfarben oder Palais Schaumburg drehten sich auf den Plattenspielern, und aus den Texten hörten wir eine diffuse Wut heraus, in der wir zugleich einen Teil unseres Unbehagens wiederfanden. Die Achtziger wurden dann doch nicht halb so gut und wild, wie es ihr Anfang versprochen hatte, die Neue Deutsche Welle verebbte, mit dem deutschen Kino ging es auch ziemlich bergab, vom Punk blieb nur bis heute die Irokesenbürste inmitten einer räudigen Hundeschar. Draußen im Land sprach Helmut Kohl von der geistig-moralischen Wende, während Frisuren und Sakkos sich nach "Dallas" ausrichteten. Mehltau lag über der Welt, gegen den Mief kämpften vereinzelt die Klimaanlagen der kühlen Bars, und irgendwie hatten wir die Achtziger dann überlebt.

Sie sind deshalb vielleicht nicht gerade die Zeit, die zur Wiedervorlage drängt, dieser "Jüngstvergangenheitsmüll" (Rainald Goetz), der "zur gefälligen Benützung" in der Gegend rumliegt. Nostalgie befällt einen auch nicht gerade, weil einem das jüngere Ich, das da so unscharf wie auf schlechten Polaroids auftaucht, mitunter sehr merkwürdig vorkommt. Die Plattencover sind längst vergilbt, wenn man nicht ohnehin alle LPs längst verkauft hat. Und deshalb war man auch ein wenig verwundert, daß da ein Buch erschien, das mit seinem Titel "Verschwende deine Jugend" die Band Deutsch-Amerikanische-Freundschaft zitierte; daß DAF letztes Jahr in Berlin ein Konzert gab und daß Fehlfarben ein neues Album auf den Markt brachte; daß Punk unter dem Titel "Zurück zum Beton" ins Museum kam und daß ein Film angekündigt wurde, der jetzt ebenfalls unter dem Titel "Verschwende deine Jugend" ins Kino kommt, auch wenn er keine Verfilmung von Jürgen Teipels "Doku-Roman" ist, und in dem lauter Schauspieler auftreten, die damals gerade in den Kindergarten gingen, wenn sie überhaupt schon geboren waren. Aber so sind halt die Zyklen, in denen die Erinnerung funktioniert, nach 20 bis 25 Jahren.

Im Frühjahr 1981, wenn der Film beginnt, war der Regisseur vier Jahre alt. Immerhin hat Benjamin Quabeck mit Ralf Hertwig einen Drehbuchautor, der damals Schlagzeuger bei Palais Schaumburg war - eine Karriere, die sich weit freundlicher liest als manche andere, die Teipel in seinem Buch dokumentiert hat. Und da sind Jakob Claussen und Thomas Wöbke zwei Produzenten, welche die Zeit zwar mit einem gewissen Enthusiasmus durchlebt haben, die aber zu erfolgsorientiert sind, als daß sie sich ihre Projekte von den Erinnerungen an die eigene Jugend diktieren ließen. "Verschwende deine Jugend" ist daher eine Art Familienzusammenführung, bei der die MTV-Generation die Kostüme aus dem kurzen Frühling der Anarchie überwirft, wenn sie auf der Leinwand durch München zieht und DAF verehrt. Die Frage ist: Was sollen die jungen Leute damit anfangen, die Kinozielgruppe von heute? Mit den Fortysomethings allein, die noch einmal sehen möchten, wie wild sie womöglich waren, läßt sich kein Geschäft machen.

Anarchie im Daf

Benjamin Quabeck, der 27jährige Regisseur, hat darauf auch keine wirkliche Antwort. "Wir wollten den Film so machen, daß man sich in ihm wiederfinden kann, wenn man die Zeit erlebt hat, und daß man genügend Hintergrund bekommt, wenn man nicht dabei war." Quabeck hat gerade noch die Nachhut der NDW erlebt, die in Gestalt von Nena immer noch da ist. Das erste Revival kam, als er 15 war: "Das ist mir ziemlich auf den Keks gegangen, es hat mich fertiggemacht, daß Dreißigjährige dazu abgingen." Er hat dennoch tapfer aufgearbeitet. "Ich habe erst langsam gerafft, was aus Punk und New Wave entstanden ist, ich mußte es erst zum eigenen Projekt machen." Als Regisseur war Quabeck eine einleuchtende Wahl, da er mit "Nichts bereuen" vor zwei Jahren einen der schönsten deutschen Erstlingsfilme seit langem gedreht hat - autobiographisch und cineastisch, mit Gespür fürs Kino und für das Lebensgefühl seiner Generation. Quabeck wirkt im Gespräch ruhig und besonnen - ihn abgeklärt zu nennen wäre schon wieder ungerecht -, und die Distanz zum Stoff hat ihn in der Inszenierung und in der Mitarbeit am Buch vermutlich Entscheidungen treffen lassen, die passen.

Deshalb ist auch Harry Pritzel das unbestrittene Zentrum des Films. Tom Schilling spielt ihn in zu kurzen Hosen und mit DAF-Sticker am Revers des Konfirmandenanzugs, den er Tag für Tag in der Sparkasse tragen muß. Seine Anarchie reicht kaum über seine Plattensammlung und sein rotgefärbtes Meerschweinchen hinaus. Doch er will sich als Manager einer Band behaupten, die Apollo Schwabing heißt. Sie besteht aus Robert Stadlober als Vince, der wie Schilling schon in "Crazy" dabei war, aus Jessica Schwarz als Melitta und Marlon Kittel als Freddie, die in "Nichts bereuen" mitgespielt haben. Daß Harrys Managementversuche nicht in den Untiefen deutscher Filmkomödie enden, daß das Ganze kein launiger Kindergeburtstag wird, auch das ist wohl Quabeck zu verdanken. Der Kontrast allerdings zwischen Harry und seiner Band ist mitunter etwas grenzwertig, weil nie plausibel wird, wie sie es überhaupt miteinander aushalten.

Harry, der passend zu seiner Passion einen alten Daf fährt, tut alles, um reinzukommen: in die Disco, wo ihn der Türsteher abweist, und ins Musikgeschäft. Er hat die irrwitzige Idee, ein Konzert im Zirkus Krone auf die Beine zu stellen, mit DAF als Headliner und unbekannten Münchener Bands, er läßt Plakate und Eintrittskarten drucken, bevor er überhaupt mit DAF geredet hat. Harry hat den Starrsinn des Naiven und irgendwann auch den Mut der Verzweiflung, wenn er ziemlich dilettantisch die Sparkassenfiliale ausraubt, in der er arbeitet. Von Liebe und Sex weiß er allerdings so wenig wie vom Nato-Doppelbeschluß, wie überhaupt der ganze Film sich sehr keusch und clean gibt. Melitta schläft mal mit Harry, Vince mit einer gewissen Fiona von der Band Menopause, Harry ist zu verklemmt für die Avancen einer Zufallsbekanntschaft, der Manager von DAF zieht seine Kokslinien - doch daß das damals alles nicht bloß eine Nebenrolle spielte, davon läßt der Film wenig ahnen.

Bekenntnis im Zirkus

Er zieht es vor, ein braver, detailgenauer, wohlwollender Klassenausflug ins Museum der frühen Achtziger zu bleiben. Die Jugend, von der er erzählt, wird weniger verschwendet, als daß sie immer mehr verschwindet. Und wenn Harry am Ende auf die Bühne des Zirkus Krone tritt und ein trotziges öffentliches Bekenntnis seiner Verfehlungen vorträgt, bevor er sich der Polizei stellt, dann tut das dem Film überhaupt nicht gut.

Was "Verschwende deine Jugend" stark macht, schwächt ihn zugleich. Das Wilde, die No-Future-Haltung, die im Titel steckt, ist ihm fremd. Das bewahrt ihn vor Veteranen-Romantik, und das nimmt ihm Feuer und Leidenschaft. Er surft weniger auf der Retrowelle, die derzeit in Shows oder Quizsendungen schwappt, als daß er zur unspezifischen Geschichte vom Erwachsenwerden verwässert - oder "Von der Nutzlosigkeit, erwachsen zu werden", wie dann 1985 ein Roman hieß, der den Zorn von No Future zur stillen Resignation der 30jährigen dämpfte.

Am Ende fällt noch ein wehmütiger Blick auf die erleuchtete Fassade des Zirkus Krone. Das Konzert läuft weiter, der Film ist vorbei. "Das war das Geilste, was ich in meinem Leben gemacht habe", sagt Harry aus dem Off, und auf einmal ist da eine Spur jener härteren, unsentimentalen Traurigkeit, die einen daran erinnert, daß es auch um etwas ging, einer Haltung, die auch aus dem Fazit von Plan-Frontmann Moritz R® in Teipels Buch spricht: "Ich finde es wichtig, daß Punk auch schnell wieder vorbei war. Weil das auch die eigentliche Botschaft war. Daß es nur gut ist, wenn es frisch ist." Die Harry Pritzels aus der Provinz sind heute Anfang 40 und führen vermutlich eine Angestelltenexistenz wie der Fehlfarben-Sänger Peter Hein im Archiv von Rank Xerox. Sie haben sich von ihren Erinnerungen bis heute nicht erholt. So haben die Achtziger ihre Anfänge doch noch besiegt.

PETER KÖRTE

"Verschwende deine Jugend". Ab Donnerstag im Kino. Der Soundtrack erscheint am Montag bei Virgin und umfaßt neben alten Stücken auch die von Lee Buddah für den Film komponierten Songs.

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