Zwei Familien im Ostberlin der 80er Jahre, die Kupfers und die Hausmanns, die gegensätzlicher nicht sein könnten. Familie Kupfer funktioniert als mächtiges Rad im DDR- System, der Vater Hans und der älteste Sohn Falk sind hohe Offiziere im Ministerium für Staatssicherheit. Der jüngste Sohn Martin ist Volkspolizist. Die Hausmanns dagegen stammen aus dem staatskritischen Milieu. Die Mutter Dunja wird als Liedermacherin von der Staatssicherheit über wacht und die hübsche Tochter Julia gilt als potentieller Republikflüchtling. Als sich Martin in Julia verliebt, erschüttert diese Liebe die Fundamente, auf denen die beiden Familien ihr Leben aufgebaut haben.
DVD 1:
1. Operation Juninacht
2. Die verlorene Tochter
3. Alles für die Liebe
DVD 2:
4. Eine alte Leidenschaft
5. Das Konzert
6. Am Ende des Tages
DVD 1:
1. Operation Juninacht
2. Die verlorene Tochter
3. Alles für die Liebe
DVD 2:
4. Eine alte Leidenschaft
5. Das Konzert
6. Am Ende des Tages
Bonusmaterial
- BookletFrankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 28.11.201041. Verrat war ihr Geschäft
Im Sommer, bei der Internationalen Funkausstellung in Berlin, wurde der Schauspieler Florian Lukas nach seiner Rolle in der Fernsehserie "Weissensee" gefragt, die ja eine Ost-West-Geschichte erzähle, und Lukas, der in dieser Serie einen Volkspolizisten spielt, der sich verliebt und seine Familie damit fast zum Zerreißen bringt, antwortete etwas irritiert: Ost-West ja nun gerade nicht, sondern nur Ost.
Und damit hatte er gleichzeitig beantwortet, was diese sechsteilige ARD-Serie zum Ereignis gemacht hatte: Die Konzentration auf einen Ort (die Hauptstadt der DDR), eine Zeit (den Sommer der Olympischen Spiele von Moskau 1980) und eine Handlung, wie man sie sonst eigentlich aus amerikanischen Serien wie "Dallas" oder "Denver" kannte: Liebe, Familie, Karriere. Nur all das nicht im Öl, sondern im Sozialismus.
Der Sohn eines einflussreichen Vaters verliebt sich in die Tochter einer berühmten Mutter, und wie es der Zufall (nein, wie es das exakte Kalkül einer uralten Dramaturgie) so will, kannten sich Sohnvater und Tochtermutter aus einem alten Leben und lieben sich vielleicht bis heute. Aber sie konnten nicht zusammenbleiben, weil er im System Karriere machte und sie gegen die Karriere des Systems ansingt. Und nun bringen ihre Kinder sie wieder zusammen, unter Schmerzen, auch unter Verrat, denn der Vater hat noch einen anderen Sohn, einen etwas weniger geliebten, der nach oben will, um fast jeden Preis. So viel Verrat zeigt "Weissensee", dass man sich wundern konnte darüber, warum manche die Serie für sentimental hielten und Sentimentalität für unvereinbar mit einer aufrichtigen Aufarbeitung der totalitären DDR.
Aber es braucht eben genau diese Sentimentalität, die den Verrat umso größer macht (und andersherum), damit die Leute sich, wie früher, Woche für Woche vor dem Fernseher verabredeten, um "Weissensee" zu sehen. Das brauchte es und großartige Schauspieler wie Uwe Kockisch in der Rolle des Vaters - den man erst gar nicht wiedererkennt, weil man sich so an den Commissario Brunetti gewöhnt hat, den Kockisch sonst in den Donna-Leon-Verfilmungen spielt: In "Weissensee" wirkt er um Jahre gealtert als Hans Kupfer, Generalmajor im Ministerium für Staatssicherheit, einer aus dem Adel der DDR, einer aus der ersten Stunde, Generation Wolfgang Leonhard, aber dageblieben.
Man hat in den letzten zwei Jahren, in denen das deutsche Fernsehen erst zum Mauerfall und dann zur Wiedervereinigung Geschichten aus dem Kalten Krieg erzählte, alle möglichen Beamten der Deutschen Demokratischen Republik erlebt: Stasivernehmer, die sich beim Verhör in ihre Gefangenen verlieben. Sadisten immer wieder. Auch Männer, bei denen der Skrupel erwacht. Eine Figur wie Hans Kupfer aber sah man nicht, der Kästner-Gedichte kennt, mit dem Generalsekretär auf Jagd geht und in einem Haus am Weißensee von Berlin lebt, der fast so mythisch wirkt wie der Weiße Hirsch von Uwe Tellkamp.
Nach sechs Folgen bricht die Geschichte ab, aber mit so vielen offenen Fragen, dass es nicht unwahrscheinlich wäre, die Geschichte von Vater und Sohn und Mutter und Tochter (gespielt von Katrin Sass und Hannah Herzsprung) einfach weiterzuerzählen. Bis es dazu kommt, gibt es "Weissensee" jetzt auf DVD.
Tobias Rüther
"Weissensee", 2 DVDs, KNM Home Entertainment
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Im Sommer, bei der Internationalen Funkausstellung in Berlin, wurde der Schauspieler Florian Lukas nach seiner Rolle in der Fernsehserie "Weissensee" gefragt, die ja eine Ost-West-Geschichte erzähle, und Lukas, der in dieser Serie einen Volkspolizisten spielt, der sich verliebt und seine Familie damit fast zum Zerreißen bringt, antwortete etwas irritiert: Ost-West ja nun gerade nicht, sondern nur Ost.
Und damit hatte er gleichzeitig beantwortet, was diese sechsteilige ARD-Serie zum Ereignis gemacht hatte: Die Konzentration auf einen Ort (die Hauptstadt der DDR), eine Zeit (den Sommer der Olympischen Spiele von Moskau 1980) und eine Handlung, wie man sie sonst eigentlich aus amerikanischen Serien wie "Dallas" oder "Denver" kannte: Liebe, Familie, Karriere. Nur all das nicht im Öl, sondern im Sozialismus.
Der Sohn eines einflussreichen Vaters verliebt sich in die Tochter einer berühmten Mutter, und wie es der Zufall (nein, wie es das exakte Kalkül einer uralten Dramaturgie) so will, kannten sich Sohnvater und Tochtermutter aus einem alten Leben und lieben sich vielleicht bis heute. Aber sie konnten nicht zusammenbleiben, weil er im System Karriere machte und sie gegen die Karriere des Systems ansingt. Und nun bringen ihre Kinder sie wieder zusammen, unter Schmerzen, auch unter Verrat, denn der Vater hat noch einen anderen Sohn, einen etwas weniger geliebten, der nach oben will, um fast jeden Preis. So viel Verrat zeigt "Weissensee", dass man sich wundern konnte darüber, warum manche die Serie für sentimental hielten und Sentimentalität für unvereinbar mit einer aufrichtigen Aufarbeitung der totalitären DDR.
Aber es braucht eben genau diese Sentimentalität, die den Verrat umso größer macht (und andersherum), damit die Leute sich, wie früher, Woche für Woche vor dem Fernseher verabredeten, um "Weissensee" zu sehen. Das brauchte es und großartige Schauspieler wie Uwe Kockisch in der Rolle des Vaters - den man erst gar nicht wiedererkennt, weil man sich so an den Commissario Brunetti gewöhnt hat, den Kockisch sonst in den Donna-Leon-Verfilmungen spielt: In "Weissensee" wirkt er um Jahre gealtert als Hans Kupfer, Generalmajor im Ministerium für Staatssicherheit, einer aus dem Adel der DDR, einer aus der ersten Stunde, Generation Wolfgang Leonhard, aber dageblieben.
Man hat in den letzten zwei Jahren, in denen das deutsche Fernsehen erst zum Mauerfall und dann zur Wiedervereinigung Geschichten aus dem Kalten Krieg erzählte, alle möglichen Beamten der Deutschen Demokratischen Republik erlebt: Stasivernehmer, die sich beim Verhör in ihre Gefangenen verlieben. Sadisten immer wieder. Auch Männer, bei denen der Skrupel erwacht. Eine Figur wie Hans Kupfer aber sah man nicht, der Kästner-Gedichte kennt, mit dem Generalsekretär auf Jagd geht und in einem Haus am Weißensee von Berlin lebt, der fast so mythisch wirkt wie der Weiße Hirsch von Uwe Tellkamp.
Nach sechs Folgen bricht die Geschichte ab, aber mit so vielen offenen Fragen, dass es nicht unwahrscheinlich wäre, die Geschichte von Vater und Sohn und Mutter und Tochter (gespielt von Katrin Sass und Hannah Herzsprung) einfach weiterzuerzählen. Bis es dazu kommt, gibt es "Weissensee" jetzt auf DVD.
Tobias Rüther
"Weissensee", 2 DVDs, KNM Home Entertainment
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main