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Trotz seiner phantasievollen Ideen ist Theaterautor James M. Barrie (Johnny Depp) im London des Jahres 1903 nur mäßiger Erfolg beim Publikum vergönnt. Die Zufallsbekanntschaft mit der bezaubernden Witwe Sylvia (Kate Winslet) und ihren vier Kindern entwickelt sich zu einer außergewöhnlichen Freunschaft. Inspiriert durch die Abenteuerlust der Kinder erschafft Barrie die fantastische Welt "Nimmerland" und so entsteht eines der wagemutigsten und berühmtesten Meisterwerke der Epoche: Peter Pan. Doch zunächst will niemand an den Erfolg eines solch unkonventionellen Stückes glauben, und selbst seinem…mehr

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Produktbeschreibung
Trotz seiner phantasievollen Ideen ist Theaterautor James M. Barrie (Johnny Depp) im London des Jahres 1903 nur mäßiger Erfolg beim Publikum vergönnt. Die Zufallsbekanntschaft mit der bezaubernden Witwe Sylvia (Kate Winslet) und ihren vier Kindern entwickelt sich zu einer außergewöhnlichen Freunschaft. Inspiriert durch die Abenteuerlust der Kinder erschafft Barrie die fantastische Welt "Nimmerland" und so entsteht eines der wagemutigsten und berühmtesten Meisterwerke der Epoche: Peter Pan. Doch zunächst will niemand an den Erfolg eines solch unkonventionellen Stückes glauben, und selbst seinem loyalen Produzenten Charles Frohman (Dustin Hoffman) fällt es schwer, bei soviel Fantasterei auf einen Premierenerfolg zu hoffen...

Bonusmaterial

- Kapitel- / Szenenanwahl - Animiertes DVD-Menü - DVD-Menü mit Soundeffekten - Filmkommentar mit Regisseur Marc Forster / Produzent Richard Gladstein und Autor David Magee - Auf dem roten Teppich: Ausschnitte von der US-Premiere - Die Magie hinter den Kulissen: Interviews mit den Hauptdarstellern / dem Regisseur und dem Produzenten - Die Erschaffung Nimmerlands: Die visuellen Effekte von „Wenn Träume fliegen lernen" - Pannen vom Dreh - Zusätzliche Szenen mit Audiokommentaren
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 09.02.2005

Der größte Kindskopf von allen
Piraten im Wohnzimmer: Marc Forsters Peter-Pan-Film "Wenn Träume fliegen lernen"

Es ist nicht schwer zu erraten, warum Hollywood so vernarrt ist in Peter Pan und gar nicht genug kriegen kann von dem Jungen, der nicht erwachsen werden wollte. "Finding Neverland", der Originaltitel von Marc Forsters Film, ist durchaus als der Schlachtruf zu begreifen, mit dem die Filmer, von Disney bis Spielberg, zur Eroberung der Kindheit aufriefen. Wobei es keineswegs darum geht, eine heile Welt zu entwerfen, aus der alle Schatten vertrieben sind, sondern jene rege Einbildungskraft zu beschwören, die sich noch an den schlichtesten Dingen zu entzünden vermag und damit den Künstler mit den Kindern gleichsetzen möchte. Mit einer Hingabe widmet sich das Kino der Geschichte von Peter Pan, als handelte es sich um einen filmischen Gründungsmythos, dabei war der Autor J. M. Barrie zunächst einmal der Bühne verpflichtet.

So geht es auch in Marc Forsters "Wenn Träume fliegen lernen" los. J. M. Barrie (Johnny Depp) linst durch einen Logenvorhang und verfolgt nervös die Ankunft des Premierenpublikums zu seinem neuen Stück "Little Mary", statt zusammen mit seiner Frau (Radha Mitchell) die Gäste zu begrüßen. Das Stück fällt durch und stellt den Autor vor die Frage, wie er es beim nächsten Mal besser anstellen könnte. Um es kurz zu machen: Barrie lernt die Witwe Sylvia Llewelyn Davies (Kate Winslet) kennen; die hat vier Söhne, und mit denen wird er wieder zu dem Kind, dessen Fähigkeit, die Welt in einen Abenteuerspielplatz zu verwandeln, er dann in "Peter Pan" zum Thema macht. Die vier Jungen sind ihm Inspiration und Vorlage, wenngleich er selbst der größte Kindskopf von allen ist. Sein Neverland ist aber nicht nur ein Zufluchtsort vor dem Ernst des Lebens, sondern vor allem ein Nährboden für verdrängte Gefühle. Der verschlossene kleine Peter, der mehr als seine Brüder unter dem Tod des Vaters leidet, bekommt vom väterlichen Freund Barrie den Weg gewiesen, sich seiner Trauer und seinen Ängsten zu stellen. So erzählt es Forster, der sich einige dramaturgische Freiheiten herausgenommen hat, um die tröstlichen Freuden der Imagination zu beschwören.

In Wahrheit war "Little Mary" eines von Barries erfolgreichsten Stücken; der Vater der Jungen war bei der Premiere von "Peter Pan" im Jahr 1904 noch am Leben, seine Frau starb ein paar Jahre später. Und Barrie war nicht halb so ansehnlich, wie Johnny Depp es ist; eher im Gegenteil. Aber das spielt keine Rolle, weil es Depp wieder einmal gelingt, an seinem phänomenalen Aussehen quasi vorbeizuspielen. Wie schon "Edward Scissorhands" und "Ed Wood" verleiht er auch Barrie jenen Ausdruck kindlichen Staunens, der zwar nicht so maskenhaft wie bei Buster Keaton wirkt, aber von einer ähnlichen Reinheit des Herzens kündet.

Unter den Schauspielern Hollywoods ist Johnny Depp die begnadete Traumfigur, die schlafwandlerisch zu verwirklichen scheint, wovon diese Filme erzählen. Sein Spiel dementiert auch alle pädophilen Lesarten, welche die Geschichte nicht erst seit Michael Jacksons Neverland-Albträumen von jeher begleitet haben - und nach Auskunft von Andrew Birkins Barrie-Biographie ohnehin unbegründet waren. Der kinderlose Autor fand mit den Jungen das Kinderparadies wieder, aus dem er seit dem Tod seines älteren Bruders vertrieben war.

Marc Forster, ein Schweizer deutscher Herkunft und seit Halle Berrys Erfolg in "Monster's Ball" ein Liebling der Schauspieler, erzählt diese Geschichte eher schematisch, aber am Ende nicht weniger wirkungsvoll. Wenn sich Barrie mit den Jungen tummelt, dann läßt Forster ihre Phantasien wahr werden, indem er ihren Garten in den Wilden Westen verwandelt oder das Wohnzimmer in ein Piratenschiff auf einer Theaterbühne, das von hölzerner Meereskulisse umgeben ist. Das ist schlicht gedacht und gemacht und entfaltet seine Wirkung eher durch die Beharrlichkeit, mit der Forster auf die Mechanik der Einbildungskraft setzt. Wobei es zu eigentümlichen filmischen Doppelbelichtungen kommt, denn natürlich erinnert Depp auf dem Schiff an die "Piraten der Karibik", und Dustin Hoffman in der Rolle des Theater-Produzenten wird überlagert von Erinnerungen an seine Rolle als Hook in Spielbergs Peter-Pan-Film. So weist Forsters Film ständig über sich hinaus.

"Wenn Träume fliegen lernen" gelingt ein Eskapismus ohne Naivität, denn Barrie mag ein Kindskopf sein, aber so kindisch ist er nicht zu glauben, er könne damit den Problemen der Welt entfliehen. Daß er sich seiner zunehmend entfremdeten Frau gegenüber blind stellt, heißt nicht, daß er die Wahrheit nicht sehen würde. Seine Kindereien sind seine Art, Gefühle sichtbar zu machen, denen sich niemand stellen will, und am Ende ist seine Fluchtwelt eine Heimat, in der die Toten mehr Platz haben als im Leben. "It's only a play", heißt es immer wieder. Das versucht auch das Kino uns dauernd weiszumachen.

MICHAEL ALTHEN

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