Technische Angaben:
Bildformat: 2,35:1 anamorph
Sprachen / Tonformate: Deutsch, Englisch (Dolby Digital 5.1)
Untertitel: Deutsch
Ländercode:2
Extras: Hinter den Kulissen u. a.
Die Maori-Bewohner des kleinen neuseeländischen Küstenortes Whangara führen ihre Herkunft auf den Urahnen Paikea zurück, der - wie es die Legende besagt - einst auf dem Rücken eines Wales von Hawaii nach Neuseeland kam. Seit über tausend Jahren trägt in jeder Generation ein männlicher Nachfahre des Walreiters diesen Titel und ist Oberhaupt des Stammes.
Doch als die Zeit für den neuen Erben kommt, stirbt der Hoffnungsträger bei der Geburt und nur dessen Zwillingsschwester Pai(kea) überlebt. Stammesführer Koro will seine Enkelin nicht als Nachfolgerin akzeptieren und versucht, unter den Jungen des Clans einen Anführer zu finden. Aber das mutige Mädchen lehnt sich gegen überkommene Traditionen auf und kämpft leidenschaftlich um ihre Bestimmung, Anerkennung und die Liebe ihres Großvaters...
Bildformat: 2,35:1 anamorph
Sprachen / Tonformate: Deutsch, Englisch (Dolby Digital 5.1)
Untertitel: Deutsch
Ländercode:2
Extras: Hinter den Kulissen u. a.
Die Maori-Bewohner des kleinen neuseeländischen Küstenortes Whangara führen ihre Herkunft auf den Urahnen Paikea zurück, der - wie es die Legende besagt - einst auf dem Rücken eines Wales von Hawaii nach Neuseeland kam. Seit über tausend Jahren trägt in jeder Generation ein männlicher Nachfahre des Walreiters diesen Titel und ist Oberhaupt des Stammes.
Doch als die Zeit für den neuen Erben kommt, stirbt der Hoffnungsträger bei der Geburt und nur dessen Zwillingsschwester Pai(kea) überlebt. Stammesführer Koro will seine Enkelin nicht als Nachfolgerin akzeptieren und versucht, unter den Jungen des Clans einen Anführer zu finden. Aber das mutige Mädchen lehnt sich gegen überkommene Traditionen auf und kämpft leidenschaftlich um ihre Bestimmung, Anerkennung und die Liebe ihres Großvaters...
Bonusmaterial
Beil.: BookletFrankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 15.08.2003Haben Mädchen etwas Magisches?
Von Mythen und Erkenntnis: "Whale Rider", ein Film aus Neuseeland von Niki Caro
Neuseeland im Film - das waren für das breite Kinopublikum jahrelang die erhabenen Strandbilder aus Jane Campions "Piano", die düster-gewaltigen Wellen, mit denen ein Klavier, Treibgut der Zivilisation, auf den Sand gespült wurde; das waren die tiefgrünen waldigen Hügel, in denen sich die Wurzeln riesiger Bäume vor den Füßen einer flüchtenden Stummen zu verknorpeln schienen, die bei einem Maori, der Klavier spielen wollte, ihren Körper fand. Neuseeland war eine Landschaft, in der wahrscheinlich Geister wohnten, zumindest aber die Mythen, die sie einst bannten.
"Das Piano" entstand in den neunziger Jahren des zwanzigsten Jahrhunderts und spielte in der zweiten Hälfte des neunzehnten. Einige Jahre später, in der Zeitrechnung des Fiktiven aber vor aller Zeit, begannen die Berge in Neuseeland Feuer zu spucken, und die Wälder bildeten Armeen, Elfen schwebten über Strände und Gebirge, und Hobbitts tappten durch das hohe Gras. Das ist der Stand der Dinge bis heute. Das Ende der magischen Zeit ist noch nicht erreicht, im "Herrn der Ringe" nicht und nicht in Neuseeland im Kino.
Auch der Film "Whale Rider", gedreht von der neuseeländischen Regisseurin Niki Caro nach einem Roman von Witi Ihimaera, erzählt von der Magie und ihren Ritualen, die sich im Küstenort Whangara erhalten haben. Dort gehören allerdings auch Hip-Hop, Drogen, hochachsige Jeeps und tiefliegende Straßenkreuzer längst zum Alltag, den die Frauen beim Kartenspiel, in engen Oberteilen und mit Zigaretten im Mundwinkel verbringen. Die Legende erzählt, daß die Maori, die Ureinwohner des Kontinents, im Kanu in Neeseeland ankamen. Die Menschen in Whangara aber glauben, daß ihr Führer, dessen Kanu kenterte, auf dem Rücken eines Wals an Land ritt. In jeder Generation werde ein neuer Häuptling geboren, so erzählt die Legende weiter, der mit ähnlichen Kräften wie dieser erste "Reiter des Wals" ausgestattet sei und Kontakt herzustellen vermöge mit den Vorfahren und den Walen.
An diese Geschichte glaubt vor allem natürlich der Stammeshäuptling Koro (Rawiri Paratene). Seine Söhne aber zeigen sich von ihrem magischen Erbe unberührt, so daß er auf einen Enkel wartet. Als seine Schwiegertochter Zwillinge zur Welt bringt, einen Jungen und ein Mädchen, scheint der ersehnte neue Häuptling endlich geboren, doch mit der Mutter stirbt auch er kurz nach der Geburt. Am Leben aber bleibt Paikea, seine Zwillingsschwester.
Daß dies eine Katastrophe für die Zukunft der Tradition in Whangara bedeutet, ist die größte Sorge von Koro. Mit der Geburt Pais, davon ist er fest überzeugt, beginnt für seinen Stamm der Niedergang. Der Rest der Familie aber, vor allem der junge Witwer und Vater von Pai, trauert über den menschlichen Verlust, der so überwältigend ist, daß er Neuseeland verläßt. Er wird Künstler und wird viele Jahre später eine Deutsche heiraten. Für Koro ist klar, daß sein Sohn nie wieder einen Häuptling zeugen wird. Pai wächst bei den Großeltern auf.
Soweit die Vorgeschichte zur eigentlichen Filmhandlung, die beginnt, als Pai zwölf Jahre alt ist. Sie ist ein kluges schmales Mädchen, das seinen Großvater sehr liebt und ihn durch ihre ernste Art offenbar dazu gebracht hat, sie ebenfalls zu lieben. Das heißt aber nicht, daß er ihr Häuptlingstalente zutraute. Selbst die Jungen des Dorfes, von denen die einen zu fett, die anderen fraglos dumm sind, sämtlich etwas ängstlich und ohne auffallende Begabung in irgendeiner Richtung, scheinen ihm eher geeignet, bei entsprechendem Training möglicherweise Führungsqualitäten zu entwickeln, als diese willensstarke Person mit dem falschen Geschlecht. Koro beginnt, die Dorfjungen in althergebrachten Kampfkünsten, Gesängen und Tauchfertigkeiten zu unterrichten, obwohl einige von ihnen nicht einmal schwimmen können.
Pai, gespielt von der elfjährigen Keisha Castle-Hughes, ist vom Lernen ausgeschlossen, aber sie lauscht und übt heimlich. Der Großvater straft sie dafür, doch sie hört nicht auf, darum zu kämpfen, daß er ihre Fähigkeiten anerkennt, sei es bei der Reparatur eines Außenbordmotors, beim Lanzenkampf mit Besenstielen oder beim Rufen der Wale.
In ruhigem Erzählfluß ohne künstliche Höhepunkte entwickelt die Regisseurin die Geschichte eines Heranwachsens als Geschichte von Mythos und Erkenntnis, die sich, da die Erkenntnis hier den Mythos stützt und damit für einige humoristische Wendungen sorgt, mit der Zeit ineinander verschränken. Mit der Zeit - das ist das wichtigste in diesem Film. Die Zeit, die Pai braucht, um Vertrauen in die eigenen Möglichkeiten zu entwickeln, um den Mut zu finden, beim Großvater offen um Anerkennung zu werben, die Zeit, in der Pais Vater (Cliff Curtis) seine Trauer überwinden und seine Heimat, seine Eltern und seine Tochter besuchen kann, die Zeit schließlich, die für Koro fast nicht reicht, um die Vorstellung zuzulassen, ein Häuptling könne auch ein Mädchen sein. Schließlich braucht auch der Zuschauer Zeit, sich in dieser Welt zurechtzufinden, bis er am Ende in der Lage ist, ein Mädchen, das auf einem grobgeschnitzten Walmodell ins Meer hinausreitet, nicht für eine billige Version übergeschnappten Magieverlangens in einer Gegend zu halten, in der sich die Moderne in keiner ihrer attraktiven Formen zeigt, sondern zu verstehen als glückliches Ende des Dramas einer Kindheit.
VERENA LUEKEN
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Von Mythen und Erkenntnis: "Whale Rider", ein Film aus Neuseeland von Niki Caro
Neuseeland im Film - das waren für das breite Kinopublikum jahrelang die erhabenen Strandbilder aus Jane Campions "Piano", die düster-gewaltigen Wellen, mit denen ein Klavier, Treibgut der Zivilisation, auf den Sand gespült wurde; das waren die tiefgrünen waldigen Hügel, in denen sich die Wurzeln riesiger Bäume vor den Füßen einer flüchtenden Stummen zu verknorpeln schienen, die bei einem Maori, der Klavier spielen wollte, ihren Körper fand. Neuseeland war eine Landschaft, in der wahrscheinlich Geister wohnten, zumindest aber die Mythen, die sie einst bannten.
"Das Piano" entstand in den neunziger Jahren des zwanzigsten Jahrhunderts und spielte in der zweiten Hälfte des neunzehnten. Einige Jahre später, in der Zeitrechnung des Fiktiven aber vor aller Zeit, begannen die Berge in Neuseeland Feuer zu spucken, und die Wälder bildeten Armeen, Elfen schwebten über Strände und Gebirge, und Hobbitts tappten durch das hohe Gras. Das ist der Stand der Dinge bis heute. Das Ende der magischen Zeit ist noch nicht erreicht, im "Herrn der Ringe" nicht und nicht in Neuseeland im Kino.
Auch der Film "Whale Rider", gedreht von der neuseeländischen Regisseurin Niki Caro nach einem Roman von Witi Ihimaera, erzählt von der Magie und ihren Ritualen, die sich im Küstenort Whangara erhalten haben. Dort gehören allerdings auch Hip-Hop, Drogen, hochachsige Jeeps und tiefliegende Straßenkreuzer längst zum Alltag, den die Frauen beim Kartenspiel, in engen Oberteilen und mit Zigaretten im Mundwinkel verbringen. Die Legende erzählt, daß die Maori, die Ureinwohner des Kontinents, im Kanu in Neeseeland ankamen. Die Menschen in Whangara aber glauben, daß ihr Führer, dessen Kanu kenterte, auf dem Rücken eines Wals an Land ritt. In jeder Generation werde ein neuer Häuptling geboren, so erzählt die Legende weiter, der mit ähnlichen Kräften wie dieser erste "Reiter des Wals" ausgestattet sei und Kontakt herzustellen vermöge mit den Vorfahren und den Walen.
An diese Geschichte glaubt vor allem natürlich der Stammeshäuptling Koro (Rawiri Paratene). Seine Söhne aber zeigen sich von ihrem magischen Erbe unberührt, so daß er auf einen Enkel wartet. Als seine Schwiegertochter Zwillinge zur Welt bringt, einen Jungen und ein Mädchen, scheint der ersehnte neue Häuptling endlich geboren, doch mit der Mutter stirbt auch er kurz nach der Geburt. Am Leben aber bleibt Paikea, seine Zwillingsschwester.
Daß dies eine Katastrophe für die Zukunft der Tradition in Whangara bedeutet, ist die größte Sorge von Koro. Mit der Geburt Pais, davon ist er fest überzeugt, beginnt für seinen Stamm der Niedergang. Der Rest der Familie aber, vor allem der junge Witwer und Vater von Pai, trauert über den menschlichen Verlust, der so überwältigend ist, daß er Neuseeland verläßt. Er wird Künstler und wird viele Jahre später eine Deutsche heiraten. Für Koro ist klar, daß sein Sohn nie wieder einen Häuptling zeugen wird. Pai wächst bei den Großeltern auf.
Soweit die Vorgeschichte zur eigentlichen Filmhandlung, die beginnt, als Pai zwölf Jahre alt ist. Sie ist ein kluges schmales Mädchen, das seinen Großvater sehr liebt und ihn durch ihre ernste Art offenbar dazu gebracht hat, sie ebenfalls zu lieben. Das heißt aber nicht, daß er ihr Häuptlingstalente zutraute. Selbst die Jungen des Dorfes, von denen die einen zu fett, die anderen fraglos dumm sind, sämtlich etwas ängstlich und ohne auffallende Begabung in irgendeiner Richtung, scheinen ihm eher geeignet, bei entsprechendem Training möglicherweise Führungsqualitäten zu entwickeln, als diese willensstarke Person mit dem falschen Geschlecht. Koro beginnt, die Dorfjungen in althergebrachten Kampfkünsten, Gesängen und Tauchfertigkeiten zu unterrichten, obwohl einige von ihnen nicht einmal schwimmen können.
Pai, gespielt von der elfjährigen Keisha Castle-Hughes, ist vom Lernen ausgeschlossen, aber sie lauscht und übt heimlich. Der Großvater straft sie dafür, doch sie hört nicht auf, darum zu kämpfen, daß er ihre Fähigkeiten anerkennt, sei es bei der Reparatur eines Außenbordmotors, beim Lanzenkampf mit Besenstielen oder beim Rufen der Wale.
In ruhigem Erzählfluß ohne künstliche Höhepunkte entwickelt die Regisseurin die Geschichte eines Heranwachsens als Geschichte von Mythos und Erkenntnis, die sich, da die Erkenntnis hier den Mythos stützt und damit für einige humoristische Wendungen sorgt, mit der Zeit ineinander verschränken. Mit der Zeit - das ist das wichtigste in diesem Film. Die Zeit, die Pai braucht, um Vertrauen in die eigenen Möglichkeiten zu entwickeln, um den Mut zu finden, beim Großvater offen um Anerkennung zu werben, die Zeit, in der Pais Vater (Cliff Curtis) seine Trauer überwinden und seine Heimat, seine Eltern und seine Tochter besuchen kann, die Zeit schließlich, die für Koro fast nicht reicht, um die Vorstellung zuzulassen, ein Häuptling könne auch ein Mädchen sein. Schließlich braucht auch der Zuschauer Zeit, sich in dieser Welt zurechtzufinden, bis er am Ende in der Lage ist, ein Mädchen, das auf einem grobgeschnitzten Walmodell ins Meer hinausreitet, nicht für eine billige Version übergeschnappten Magieverlangens in einer Gegend zu halten, in der sich die Moderne in keiner ihrer attraktiven Formen zeigt, sondern zu verstehen als glückliches Ende des Dramas einer Kindheit.
VERENA LUEKEN
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main