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Im Verleih mit gleicher EAN Nummer ab 06.12.2005.
Eine alte Sockenfabrik in Montevideo ist der ganze Lebensinhalt von Jacobo. Sein Alltag ist geprägt von einer unaufgeregten Routine. Eines Tages kündigt sein Bruder Herman, der in Brasilien erfolgreicher Unternehmer ist, seinen Besuch an. Um nicht als Verlierer dazu-stehen, bittet Jacobo seine loyale Mitarbeiterin Marta, für ein Wochenende seine Frau zu spielen. Bei einem Ausflug zum Meer, den das Trio auf Hermans Vorschlag hin unternimmt, droht das sorgsam austarierte Beziehungsgeflecht aus dem Lot zu…mehr

Produktbeschreibung
Im Verleih mit gleicher EAN Nummer ab 06.12.2005.
Eine alte Sockenfabrik in Montevideo ist der ganze Lebensinhalt von Jacobo. Sein Alltag ist geprägt von einer unaufgeregten Routine. Eines Tages kündigt sein Bruder Herman, der in Brasilien erfolgreicher Unternehmer ist, seinen Besuch an. Um nicht als Verlierer dazu-stehen, bittet Jacobo seine loyale Mitarbeiterin Marta, für ein Wochenende seine Frau zu spielen. Bei einem Ausflug zum Meer, den das Trio auf Hermans Vorschlag hin unternimmt, droht das sorgsam austarierte Beziehungsgeflecht aus dem Lot zu geraten.

Bonusmaterial

DVD-Ausstattung / Bonusmaterial: - Kinotrailer - Kapitel- / Szenenanwahl - Animiertes DVD-Menü - DVD-Menü mit Soundeffekten - Interviews - Texte über die Regisseure und die Produktion - Fotogalerie
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 10.05.2005

Bitte lächeln: "Whisky" ist Kino aus Montevideo

In der Sockenmanufaktur von Don Jacobo in Montevideo arbeiten drei Frauen. Marta ist morgens immer zuerst da. Sie steht schon am Tor, wenn der verdrießliche Patron kommt, um aufzuschließen. Sie bringt ihm den Tee an den Tisch, an dem er die spärliche Geschäftspost tippt. Sie entscheidet, ob die beiden jüngeren Mitarbeiterinnen ein populäres Radioprogramm hören dürfen oder nicht. Abends kontrolliert sie die Taschen, dann entläßt sie ihre Untergebenen mit dem immer gleichen Gruß: "Bis morgen, wenn Gott will."

Es braucht eine Unterbrechung dieser Routine, um Marta auf die Idee zu bringen, daß auch sie selbst etwas wollen kann - eine andere Frisur, eine kleine Reise. Einen Mann? Don Jacobo hat nur eine Scheinehe im Sinn, als er Marta bittet, für ein paar Tage bei ihm einzuziehen. Er erwartet seinen Bruder zu Besuch, der als erfolgreicher Sockenfabrikant in Brasilien lebt. Don Jacobo möchte Herman nicht als älterer Junggeselle gegenübertreten, sondern als Ehemann. Es ist Marta, die begreift, daß es dazu wenigstens ein Hochzeitsfoto braucht. Die Aufforderung zum Lächeln in Spanisch lautet: "Whisky".

"Whisky" bezieht seine Komik aus den kleinen Veränderungen, die in einem erstarrten Leben schon große Umwälzungen darstellen. Don Jacobo Köller (Andres Pazos) hat nach dem Tod seiner Mutter mit dem Leben abgeschlossen. Er möchte es in gebückter Monotonie zu Ende bringen. Nur beim Fußballspiel seiner Mannschaft geht er noch aus sich heraus. Es ist nicht das traditionsreiche Nationalteam von Uruguay, dem er anhängt, sondern eine Truppe, die nicht einmal in der ersten Liga spielt.

Vom Linienrichter, dem seine Beschimpfungen gelten, zeigen die Regisseure Juan Pablo Rebella und Pablo Stoll nur eine Rückenansicht, wie sie überhaupt alles aus ihrem Film aussparen, was nicht strikt auf die kleinen Bedürfnisse ihrer Hauptfiguren bezogen ist. Marta (Mirella Pasqual) war jahrelang so freudlos auf Don Jacobo fixiert, daß ihr der glatzköpfige Bruder Herman (Jorge Bolani, Foto) allein deswegen wie eine Offenbarung erscheint, weil er dem Leben noch etwas abgewinnen möchte. Zwar sind seine Witze äußerst dürftig, aber er trägt sie unverdrossen vor. Und bei der für einen Film wie "Whisky" obligaten Karaoke-Szene singt er immerhin von den Rosen, die Marta von Don Jacobo nie bekommen hat.

Uruguay und Argentinien firmieren als die Produktionsländer von "Whisky". Es steckt aber auch deutsches Fördergeld in Herstellung und Vertrieb dieser prototypischen Arthaus- und Festivalkomödie. Juan Pablo Rebella und Pablo Stoll gründen "Whisky" auf einen Stoizismus, den sie von den Slapstick-Helden entlehnen. Sie bauen darauf aber keine Verfolgungsjagden oder Zerstörungsorgien auf, sondern produzieren lakonische Pointen mit Requisiten wie einem Küchenmagneten, einem Ehering, einem Schokoriegel.

Ein Ausflug in das verschlafene Seebad Piriapolis ist die einzige größere Unternehmung in "Whisky". In einem nahezu leeren Grandhotel mietet sich die Sockendynastie Köller in zwei Zimmern ein. Don Jacobo mit all seinem Mißmut kann diese Abwechslung nur überstehen. Er will zurück in den Trott, er sehnt sich nach dem Ächzen seiner alten Textilmaschinen, er möchte wieder souveräner Herr über seine drei Angestellten sein. Marta aber reagiert anders auf die frische Luft. Sie legt kuriose Talente an den Tag und wagt sich sogar in den Hotelpool. In "Whisky" ist das Leben eine Maschine, die nicht mehr ganz rund läuft. Rebella und Stoll nähern sich diesem Problem nicht wie Mechaniker, sondern wie Bastler. Sie holen aus dem alten Räderwerk genau den minimalen Schwung, der das tägliche "wenn Gott will" unerträglich werden läßt.

BERT REBHANDL

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